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An wen wenden sich die Deutschen, wenn sie sich Sorgen machen?

UNKEL/ULLSTEIN BILD/GETTY IMAGES

An wen wenden sich die Deutschen, wenn sie sich Sorgen machen?

Deutschland sucht nach alternativen Verbündeten.

Europa war nicht begeistert, als der Präsident der Vereinigten Staaten Donald Trump aus dem Iran-Deal ausscherte. Das kommt zum Teil davon, dass Europa konkret an dem Deal interessiert ist. Europäische Firmen haben schon viel Geld mit dem Iran verdient und wollen nicht, dass wieder Sanktionen verhängt werden.

Aber das wirft auch immer mehr Fragen über Europas Rolle in der Welt auf. Jahrzehntelang ist Amerika Europas Beschützer gewesen. Wenn Europa meinte, Probleme wie zum Beispiel in Jugoslawien müssten gelöst werden, dann hat Amerika immer einen Großteil der Arbeit übernommen. Wenn der Nahe Osten zu explodieren drohte, hat Amerika mit mehr oder weniger großem Erfolg interveniert, bevor der Flächenbrand Europa erreichen konnte.

Die Spaltung wegen des Iran-Deals folgt der Spaltung wegen des Klimaabkommens und der Aussicht auf einen Handelskrieg zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten. Es droht das Gespenst eines noch viel tieferen und weitgehenderen Bruches mit den USA.

Zum ersten Mal in 70 Jahren ist die Rolle Deutschlands in der Welt unbestimmt. Es ist offen für zukünftige Verbündete. An wen wird es sich wenden?

Die deutsche Kanzlerin hat mit ihren Reisen nach Übersee gezeigt, wie sie auf dieses Dilemma reagiert. Sie hat sich an Russland und an China gewandt.

Präsident Trump kündigte am 8. Mai seinen Austritt aus dem Iran-Deal an. Am 16. Mai traf sich Frau Merkel mit europäischen Regierungschefs auf einem vordisponierten Gipfel in Sofia, Bulgarien. Danach besuchte sie am 18. Mai den russischen Präsidenten Putin in Sotschi. Und am 24. Mai besucht sie Xi Jinping in Peking.

Das Bündnis mit dem Osten – oder die Ostpolitik, wie es die Deutschen nennen – war lange der Notplan des Landes. Wie Tim Marshall in seinem Buch Prisoners of Geography (Gefangene der Geografie) bemerkt. „Durch die EU und die NATO ist Deutschland in Westeuropa verankert, aber Anker können sich bei stürmischem Wetter lösen und Berlin kann sich bei seiner geografischen Lage auch dem Osten zuwenden und engere Beziehungen mit Moskau pflegen.“

Das könnte möglicherweise bereits im Gange sein. In seinem Artikel Zeihan über Geopolitik schrieben Peter Zeihan, Melissa Taylor und Michael N. Nayebi-Oskoui:

Frau Merkel hat mit zunehmendem Entsetzen beobachtet, dass die Amerikaner aufgehört haben, die Europäer als Verbündete oder sogar als Partner zu behandeln und stattdessen als ihre Konkurrenten auftreten.

Dazu sagte sie zwei Tage nachdem die Amerikaner von dem Iran Deal zurückgetreten waren, dass „die Amerikaner uns nicht länger so einfach beschützen werden. Wir müssen einsehen, dass Europa, was seine gemeinsame Außenpolitik angeht, immer noch in den Kinderschuhen steckt...“

Wenn man sich nicht mehr darauf verlassen kann, dass die Amerikaner Europa obenan stellen, haben die Deutschen keine andere Wahl als zu handeln, um zu verhindern, dass eine umfassende Koalition die deutschen Interessen einschränken könnte. Das heißt, Deutschland muss um neue Alliierte werben – auch außerhalb Europas. Und so reiste Frau Merkel, nachdem sie geäußert hatte, Europa müsse mehr zusammenhalten, nicht nach Brüssel. Und auch nicht nach Paris.

Sie reiste nach Moskau.

Nun reagieren Sie nicht gleich ablehnend! Ich sage nicht, dass Molotov-Ribbentrop Nummer zwei kurz bevorsteht. Ich sage nur, dass selbst nach sieben Jahrzehnten unter den strategisch günstigsten Bedingungen, die sich Europa nur erträumen konnte, ein wirklicher strategischer und politischer Zusammenschluss immer noch nicht stattgefunden hat...

Für Deutschland heißt das, dass sich ihm Möglichkeiten erschließen, die absolut nichts mit Europa zu tun haben. Das bedeutet wirtschaftliche Beziehungen zu Russland und Inanspruchnahme seiner Energielieferungen. Das heißt aber auch, dass man die strategischen russischen Interessen berücksichtigen muss, was die Länder zwischen Deutschland und Russland angeht.

Also, das mag sich ja tatsächlich nach einer Wiederbelebung von Molotov-Ribbentrop anhören.

Man darf nie vergessen, dass es das Gründungskonzept der EU und der NATO war, die Amerikaner drin zu halten, die Russen rauszuhalten und die Deutschen am Boden zu halten. Alle drei Stützpfeiler sind nun nicht mehr da.

Einer der wichtigsten Punkte auf der Tagesordnung ist die Nord Stream 2 Pipeline, die Russland mit Deutschland verbinden wird. Diese Pipeline ermöglicht es Putin, die osteuropäischen Ländern von der Versorgung mit russischem Gas abzuschneiden, während er Westeuropa über Deutschland weiter versorgen kann. Das verwandelt seine Waffe, die Gasversorgung, in ein Präzisionsinstrument. Derweil erhält Deutschland billigeres Gas zum Antrieb seiner Exportmaschine und wird zur Drehscheibe für den Vertrieb russischen Gases in Europa.

Amerika hasst diesen Deal mit Russland und versucht Deutschland dazu zu bringen, ihn aufzukündigen. Das Wall Street Journal berichtete am 17. Mai, dass Herr Trump will, dass Deutschland die Pipeline fallen lässt und Amerika im Gegenzug dafür aufhört, Deutschland mit einem Handelskrieg zu drohen. Aber Deutschland schien eher bereit zu sein, Russland den USA vorzuziehen – trotz des Risikos von US-Sanktionen. Berlin Policy Journal beschreibt das Treffen:

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag ließen Merkel und Putin klar erkennen, dass Pragmatismus auf der Tagesordnung steht. Die bilateralen Interessen ihrer Länder überwiegen die Differenzen – sie tun sich gegen Trumps Weißes Haus zusammen.

Frau Merkels nächste Reise ging nach China – ihre elfte Reise in den zwölf Jahren, die sie jetzt Kanzlerin ist. Der chinesischen Premierminister Li Keqiang versprach, die Türen seines Landes würden sich für Deutschland noch weiter öffnen.

Diese Besuche sind Zeichen eines Wandels in Deutschland, das sich von den Vereinigten Staaten weg auf die Allianz der Feinde Amerikas zubewegt. Wie ich schon letztes Jahr schrieb, ist die Beziehung Deutschlands zu Russland die wirkliche Komplizenschaft, die uns Sorgen bereiten sollte:

Im Mai 1962 schrieb der Plain Truth – Vorgänger der Posaune: „Wenn das von Deutschland beherrschte Europa einmal voll entwickelt ist, wird Deutschland bereit sein, mit Russland zu verhandeln und sich zu einigen – wenn nötig, auch hinter dem Rücken der westlichen Alliierten.“

„Wenn ein russisch-deutsches Abkommen geschlossen wird, können Sie sicher sein, dass sich der Untergang der Vereinigten Staaten und Großbritanniens ankündigt“, warnte dieser selbe Artikel.

Klingt weit hergeholt? Angesehene Experten für internationale Beziehungen haben dieselbe Warnung ausgesprochen. Für Morgentau bedeutet so ein Abkommen „eine drastische Verschiebung der politischen Macht in der Welt“. Spykman warnte, die fehlende Einigung in Europa oder in Ostasien sei „eine absolute Grundvoraussetzung für die Unabhängigkeit der neuen Welt und der Erhaltung der Machtposition der Vereinigten Staaten.“

„Die Vereinigten Staaten müssen sich ein für alle Mal klar darüber werden, dass die Machtkonstellation in Europa und in Asien ihnen immer Sorgen bereiten wird, sowohl in Kriegszeiten als auch im Frieden“, schrieb Spykman.

Amerikas wichtigstes Interesse ist bedroht: Es geht um sein nacktes Überleben!

Diese kommende russisch-deutsche Allianz wird nur solange Bestand haben, wie das im Interesse beider Länder ist. Historisch ist das nie lange gewesen.

„Sehen Sie sich die Geschichte an“, warnte der Chefredakteur der Posaune Gerald Flurry. „Jedes Mal, wenn die Konkurrenz zwischen Russland und Deutschland heftiger wird, schließen sie ein Abkommen – kurz bevor sie in den Krieg ziehen!“ (Russland und China in der Prophezeiung).

Diese Kriege haben sich über die Welt ausgebreitet und haben diese Zweck-Alliierten auf verheerende Weise gegeneinander aufgebracht.

Es gibt starke Anzeichen dafür, dass die beiden Seiten bereits Gespräche führen und verhandeln. Deutschland hat sich seit kurzem als Europas führender Opponent von Russland herausgestellt. Auch wenn es andere Länder dazu gebracht hat, erdrückende Sanktionen zu verhängen, hat Deutschland selbst weiter an den potentiell lukrativen Pipeline-Deals mit Russland gearbeitet.

Aber es baut sich nun Druck auf diese beiden Mächte auf, die dadurch enger zusammenarbeiten werden – eine Entwicklung, die sehr bald die Welt verändern wird.

Zeihan erkennt die möglicherweise revolutionäre Natur dieser Beziehung. Im ersten Teil des oben zitierten Artikels stellte er fest:

Die Amerikaner hinterlassen ein Machtvakuum und man weiß ja, was mit einem Machtvakuum passiert.

Ich habe in den letzten zehn Jahren über dieses kommende „Ende“ gesprochen und geschrieben. Das Lustige dabei, was mich gesund erhält, ist die Tatsache, dass alles sehr abstrakt ist. Ich kann munter schreiben, dass es Kriege geben wird, dass die lebenswichtige Versorgung zusammenbrechen wird, dass die Lichter ausgehen werden und dass es unvermeidlich zu Hungersnöten kommen muss. Aber solange der Zeitrahmen unklar ist und die Orte weit weg sind, kann man leicht mit einem gewissen Abstand darüber reden und schreiben. Aber das kümmert mich nicht, und jetzt weniger als je zuvor.

Ich fürchte, ich werde diesen Abstand bald verlieren. Das Ende ist sehr nah...

Die Bibel prophezeit ebenfalls wirtschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und China. In Jesaja 23 wird Tyros beschrieben, was sich auf eine moderne Wirtschaftsmacht bezieht, die in Europa entsteht und den „Markt der Nationen“ mit Chittim bildet, einem antiken Namen Chinas. Andere Schriftstellen reden von Russland, das sich mit China verbündet, was darauf hinweist, dass Russland ebenfalls ein Teil dieses Marktes sein wird.

In seiner Broschüre Isaiah’s End Time Vision (nur in Englisch) schrieb Herr Flurry:

Es gibt viele Prophezeiungen in der Bibel darüber, dass eine europäische Macht Amerika überfällt – und andere Prophezeiungen darüber, dass Amerika belagert wird.

Hier kommen nun China und die Giganten Asiens ins Bild. Wenn das Heilige Römische Reich Amerika angreift, wird aus Asien keine Hilfe oder Sympathie kommen. Angesichts der Tatsache, dass China die wichtigsten strategischen Punkte und Meerengen kontrolliert (die paradoxerweise früher von Großbritannien und Amerika kontrolliert wurden), glauben wir, dass es zu einer kurzen Allianz zwischen dem von Deutschland angeführtem Heiligen Römischen Reich und gewissen asiatischen Mächten (Russland, China, Japan – die Könige des Ostens) kommen wird. Sollte Europa, das wiederauferstandene Heilige Römische Reich, einen Weg finden, auch nur für kurze Zeit die Schlüsselressourcen und strategischen Errungenschaften Chinas, Russlands und Japans zu nutzen, hätte es mehr als genug Macht, die angelsächsischen Länder zu belagern und zu versklaven.

Das ist das „Ende“, vor dem Zeihan warnte. Aber die Bibel hat mehr zu bieten als nur eine genaue Beschreibung, wie das Ende sein wird. Sie bietet auch Hoffnung darauf, was danach geschehen wird. 

DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH IN DER PROPHEZEIUNG

Das Heilige Römische Reich hat grundlegende und tiefgreifende Beiträge zur westlichen Zivilisation geleistet – aber seine vielen Wiedergeburten waren auch von schmerzlichen und katastrophalen Folgen begleitet. Europäische Staats- und Regierungschefs haben sich zum Ziel gesetzt, den zersplitterten europäischen Kontinent zu vereinen, indem sie das Vermächtnis dieser außergewöhnlichen Kirche-Staat-Beziehung wiederbeleben. Eine der großen Lektionen dieses Reiches ist, dass es immer wieder zurückkommt. Es gibt jedes Mal eine andere Auferstehung. Das Heilige Römische Reich ist nicht nur ein Relikt der Geschichte. Es ist im Begriff, eine zentrale Rolle im Weltgeschehen zu spielen. Wenn man die Natur und den Charakter dieser mächtigen Institution verstehen lernt, dann verrät es einem genau so viel über die Zukunft wie auch über die Vergangenheit.