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Aufstandsmünzen und der Fall von Jerusalem

YANIV DAVID LEVY/ISRAEL ANTIQUITIES AUTHORITY

Aufstandsmünzen und der Fall von Jerusalem

Zwei neue Entdeckungen beleuchten eine der turbulentesten Epochen Jerusalems.

Der Große Aufstand war eine dramatische Zeit für Israel. Vier Jahre lang (66-70 n. Chr . ) leistete die jüdische Bevölkerung erbitterten Widerstand gegen die römische Herrschaft und war entschlossen, ihre Unabhängigkeit zu wahren und ihren Anspruch auf Jerusalem zu verteidigen. Nur wenige archäologische Funde verdeutlichen die Entschlossenheit der Juden in dieser Zeit so anschaulich wie die Münzen der Revolte.

Nach dem Beginn der Großen Revolte wurde bestimmten lokalen Herrschern eine begrenzte Prägung von Bronzemünzen zugestanden. Um ihre Vorherrschaft und Unabhängigkeit zu behaupten, begannen die jüdischen Rebellen, ihre eigene Währung zu prägen.

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Aufstandsmünzen wurden entweder aus Silber oder Bronze hergestellt. Aber der Wert einer solchen Münze war größer als nur das Metall, aus dem sie hergestellt war. „Münzen sind sehr symbolisch“, sagte der Numismatik-Experte Dr. Yoav Farhi Ende letzten Jahres in einem Interview mit dem Armstrong Institute of Biblical Archaeology. „Die Prägung einer neuen Münze war nicht unwichtig; sie bot den Juden die Möglichkeit, ihr eigenes nationales Symbol zu entwickeln. Mit dieser Münze zeigten sie den Römern nicht nur: ‚Wir können Silbermünzen ohne eure Erlaubnis prägen‘, sondern sie ersetzte auch die etwas anstößigen Münzen, die für die Tempelsteuer verwendet wurden.“

Die Römer verwendeten auf ihren Münzen Darstellungen von Tieren, Herrschern und Göttern. Die Thora verbietet jedoch solche Abbildungen von Gottheiten und vergöttlichten Herrschern. Die Juden verwendeten pflanzliche und tempelbezogene religiöse Motive. Außerdem verwendeten sie die archaische hebräische Schrift für ihre Münzen, was ihren Trotz und ihren Wunsch, zu ihren administrativen Wurzeln aus vergangenen Jahrhunderten zurückzukehren, unterstrich.

Zwei neue Entdeckungen, die kurz vor Tisha B‘Av – dem Trauertag zum Gedenken an die Zerstörung des Tempels in Jerusalem – veröffentlicht wurden, sind eine wichtige und ernüchternde Erinnerung an diese Geschichte.

„Heiliges Jersualem“

Eine silberne Halb-Schekel-Münze aus dem ersten Jahr des großen Aufstands wurde im En Gedi Naturreservat entdeckt.

Seit sechs Jahren führt die Israel Antiquities Authority (IAA) zusammen mit dem Ministerium und dem Archäologiestab der Zivilverwaltung die „Vermessung der Judäischen Wüste“ durch. Ziel dieses Projekts ist es, archäologische Schätze zu bergen, bevor Plünderer sie finden.

Die Münze aus den Jahren 66-67 v. Chr. trägt auf der einen Seite eine Inschrift in althebräischer Schrift mit der Aufschrift „Heiliges Jerusalem“ sowie eine Gravur von drei Granatäpfeln. Auf der anderen Seite ist ein Kelch mit dem hebräischen Buchstaben „Aleph“ abgebildet, was darauf hinweist, dass die Münze im ersten Jahr des Aufstandes geprägt wurde.

Da sie am Eingang einer der Höhlen gefunden wurde, vermuten Archäologen, dass sich diese in Jerusalem geprägte Münze in der Tasche eines Rebellen befand und auf der Flucht in die Wüste herausgefallen ist.

„Die Entdeckung der Halb-Schekel-Münze ist ein Beweis aus erster Hand, für eine turbulente Zeit in der Geschichte unseres Volkes vor 2000 Jahren, in einer Zeit der Extreme und Auseinandersetzungen, die die Nation spaltete und zur Zerstörung führte“, sagte der Direktor der israelischen Altertumsbehörde Eli Eskosido. „Nach zwei Jahrtausenden sind wir in unser Land zurückgekehrt, und das Heilige Jerusalem ist wieder unsere Hauptstadt. Der Fund der Münze in diesen Zeiten erinnert uns daran, was in der Vergangenheit geschehen ist und lehrt uns, wie wichtig es ist, auf die Einheit hinzuarbeiten.“

Freiheit von Zion

Archäologen, die unter der Leitung der IAA arbeiteten, stießen bei Ausgrabungen an der Hauptstraße des Jerusalem der zweiten Tempelzeit (heute als „Pilgerstraße“ bezeichnet) auf Überreste eingestürzter Gebäude. Im Inneren der Gebäude entdeckten die Archäologen Holzkohle, Fragmente von verzierten Steingefäßen, ein Steingewicht, einen Schmelztiegel und eine Bronzeschale.

Die vielleicht faszinierendste Entdeckung war jedoch eine Münze aus dem zweiten Jahr des großen Aufstands, die die Inschrift trägt: „Für die Freiheit von Zion“.

Ein Schlüsselmerkmal der Münze, das sie besonders interessant macht, ist ein Loch in der Mitte. Yaniv David Levy, ein Forscher in der Münzabteilung des IAA, sagte: „Es ist klar, dass die Münze absichtlich durchbohrt wurde und dass das Loch nicht das Ergebnis einer natürlichen Abnutzung des Materials ist. Die Münze wurde absichtlich durchbohrt, damit sie aufgehängt werden konnte. Die Identität der Person, der die Münze gehörte, wird wahrscheinlich nie bekannt werden, aber das Aufbewahren von Gegenständen als Souvenir ist kein neues Phänomen.“ Es ist klar, dass diese Revolutionsmünze als Gegenstand des Stolzes aufgehängt wurde (vielleicht um den Hals).

Die Leiter der IAA-Ausgrabungen Shlomo Greenberg und Rikki Zalut Har-Tuv schlussfolgern: „Alle diese Funde zusammen ergeben ein Bild vom Leben der Bewohner Jerusalems kurz vor der Zerstörung. Nach 2000 Jahren nach Jerusalem zurückzukehren und die Überreste der Zerstörung wiederzuentdecken, insbesondere bei einer Ausgrabung, die kurz vor Tischa B‘Av stattfindet, ist eine sehr bewegende Erfahrung, die uns nicht gleichgültig lassen kann.“