Gary Dorning/Posaune
Begraben in Afghanistan
Konflikte kommen und gehen – und kommen erneut – in Afghanistan. Mächte steigen empor und fallen, Invasoren erscheinen und verschwinden, Besatzer dringen ein und verlassen es. Hier ist der Ort, wo Supermächte hingehen, um erniedrigt zu werden und dann in die Vergessenheit abzutauchen. Und ein Grabstein nach dem andern wird auf diesem Friedhof der Imperien errichtet.
Am 26. Oktober wurde Großbritannien der Liste jener erniedrigten Weltmächte hinzugefügt, denen es nicht gelungen ist, ihre Militärmission in Afghanistan zu erfüllen. Es war das vierte Mal in Großbritanniens Geschichte. Nach acht Jahren endeten die Kampfeinsätze Großbritanniens mit einem dramatischen Rückzug von seiner gewaltigen Militäranlage Camp Bastion in der Provinz Helmand. Marinesoldaten der Vereinigten Staaten im benachbarten Camp Leatherneck verließen dieses auf ähnliche Weise, fast ohne sich zu verabschieden.
Im Jahr 2001 schloss sich Großbritannien den Vereinigten Staaten im „Kampf gegen den Terror“ in Afghanistan an. 2006 schlugen die Briten ihr Lager in der Provinz von Helmand auf und bauten einen Militärstützpunkt von der Größe einer kleinen Stadt, um von dort aus die Taliban in ihrer Hochburg zu bekämpfen. Camp Bastion beherbergte 26.000 Soldaten und wurde Großbritanniens größter Auslands-Militärstützpunkt seit dem ZweitenWeltkrieg. Die Amerikaner bauten ihre angrenzende Militärstadt genauso groß: ein Kraftwerk; Wasser- und Kläranlagen; Lebensmittelgeschäfte; Kinos; Turnhallen; Kirchen; eine $ 34 Millionen teure, zweistöckige, fast 4.275 Quadratmeter große Einsatzzentrale; Asphaltstraßen und Straßen mit Ampelanlagen und Namen wie Echo oder Fünfte.
Jetzt sind diese Stützpunkte größtenteils staubige Geisterstädte.
Nach dem Abzug der Truppen ist es vielleicht an der Zeit zu fragen: Zu welchem Preis? Einige dieser Kosten sind bezifferbar. Der finanzielle Wert: 30 Milliarden $ für die Briten und mehr als 760 Milliarden $ für die Amerikaner. Der Blutzoll: 453 Briten, 2.350 Amerikaner und zehntausende afghanische Verbündete.
Was das Ansehen betrifft: unberechenbar.
Was gewonnen wurde, ist schwer festzustellen und noch schwerer zu bemessen – besonders wenn man die Umstände ihres Abzugs in Betracht zieht.
Die britischen Truppen führten das Ritual der Flaggeneinholung in Helmand sehr diskret aus wegen der ernsten Sorge, dass die Taliban den britischen Abzug mit einem Angriff stören könnten. Der hinterlassene Eindruck war, dass sich Britannien aus Afghanistan mit eingezogenem Schwanz davongeschlichen hat. Britische Beamte hielten nicht einmal eine Rede während der Zeremonie – nur ein US-General tat es. Zurück in England sollte es keine Fanfarenklänge geben oder jubelnde Menschenmassen oder Märsche oder großartige Reden oder Formations- Schauflüge, um die Burschen zu Hause willkommen zu heißen.
Brig. Gen. Robert Thomson, leitender Offizier in Camp Bastion, wusste, wie die Situation aussah. Deshalb versicherte er dem Telegraph: „Dies ist keine Evakuierung. Ich stehe hier ohne kugelsichere Weste und wir bewegen uns im Schritttempo.“
Doch der Himmel über ihnen war voll von Kampfhubschraubern und Kampfflugzeugen, um den Start von Dutzenden von C-30 Frachtflugzeugen, schweren Chinook Schwerlasthubschraubern und anderen Militärtransportflugzeugen abzuschirmen, während sie Armeeangehörige in einer weniger als ruhmvollen, 20 Stunden dauernden Luftparade wegbrachten.
Trotz General Thomsons Versicherung erinnerte die Szene offensichtlich an 1975 und den endgültigen Abzug der USA aus Saigon, Vietnam. Mit dem Näherrücken der Nordvietnamesen begannen die USA mit der größten Helikopter-Evakuierung aller Zeiten. Die Nordvietnamesen hatten erfolgreich die Flughafenlandebahnen angegriffen und somit den USA als einzige Option den Rückzug per Helikopter gelassen. Sogar die Hubschrauber wurden, Berichten zufolge, von vietnamesischen Flugabwehrbatterien aufgespürt, aber anstatt sich zum Feuern zu entscheiden waren die Kommunisten damit zufrieden, die letzten Amerikaner davonlaufen zu lassen.
Sie ließen Millionen von Menschen in den Fängen der Vietkong und der Roten Khmer-Monster zurück, die zehntausende oder hunderttausende von Zivilpersonen – Männer, Frauen, Kinder und Babys – folterten, verstümmelten, niedermetzelten, zergliederten und ermordeten.
„Es war ein erstaunlicher Moment, aber unwirklich“, sagte Capt. Anthony Nguyen, ein vietnamesischer Amerikaner, nachdem er von Helmand kommend auf dem Kandahar Flugfeld in Afghanistan gelandet war. „Wir sind weder Flüchtlinge noch irgendetwas anderes, aber es erinnerte mich irgendwie an Szenen in Vietnam, wo Menschen zu den Hubschraubern rannten.“
Die Leichen in den Gräbern
Schon von Anbeginn des aktuellen Krieges in Afghanistan wussten die Koalitionstruppen welche Herausforderungen auf sie zukamen. Die Vereinigten Staaten und Großbritannien wussten, dass Menschen ums Leben kommen würden. Sie wussten, dass Milliarden von Dollars aufgewendet werden müssten. Und sie kannten ebenfalls die Natur ihrer Feinde: die Taliban, al Qaida und ihre Sympathisanten. Sie wussten Bescheid, weil es dieselben Leute waren, denen die CIA geholfen hatte, die Sowjets zu bekämpfen. Sie kannten die zerklüfteten geographischen Hindernisse, mit denen sie zu kämpfen hatten. Und sie wussten, dass dieses Terrain berüchtigt war, Imperien zu verschlingen.
Bei all dieser Vorkenntnis ist es verwunderlich, wie Kommandeure und Politiker es zuließen, dass der Afghanistanfeldzug in dem Maße abflaute wie es der Fall war. Aber es bekräftigt die Richtigkeit der biblischen Prophezeiungen bezüglich der heutigen Völker England und Amerika. Wie Herbert W. Armstrong es in seinem Buch Die USA und Großbritannien in der Prophezeiung bewiesen hat, stammen diese Nationen von Abraham ab. Sie sind die Empfänger der nationalen Segnungen, die Gott ihm für seinen unerschütterlichen Gehorsam versprochen hatte. Aber jetzt, weil Abrahams moderne Nachkommen ganz eindeutig und beharrlich ungehorsam sind, nimmt Gott diese Segnungen weg und ersetzt sie durch Flüche. (Bestellen Sie Ihr kostenloses Exemplar des Buches Die USA und Großbritannien in der Prophezeiung.)
Kurz nach dem 11. September 2001 erklärte der damalige Außenminister Colin Powell der Nation auf NBCs Meet the Press: „Ich kann Ihnen versichern, dass unser Militär Pläne haben wird, die gegen die Schwächen der Feinde gerichtet sein werden und es nicht in Fallen geraten wird in einer Weise, wie es vorherigen Armeen in Afghanistan ergangen ist.“
Diese vorherigen Armeen, die in Afghanistan in die Falle gerieten, reichen zurück bis zur hellenistischen Armee von Alexander dem Großen. Afghanistan war einer der schwierigsten Feldzüge Alexanders, wie Seth Jones in seinem Buch In the Graveyard of Empires: America’s War in Afghanistan, bemerkt. „Seine Gegner waren keine herkömmlichen europäischen Armeen, sondern Stammesangehörige und Reiterkrieger, welche die Steppen und Berge der Region bewohnten. Beide Seiten kämpften erbarmungslos. Alexanders Armee war den örtlichen Streitkräften, denen sie gegenüberstanden, technologisch überlegen, aber sie musste ein ausgedehntes Gebiet säubern und halten. … Trotz des Aderlasses gelang es seiner Armee nicht, die afghanische Bevölkerung zu bezwingen, und sein schwacher Griff auf diese Region zerbrach nach seinem Tod im Jahre 323 v. Chr.“
Auch die britischen und amerikanischen Streitkräfte waren technologisch überlegen.
Nach Alexander wurde Afghanistan größtenteils alleingelassen, bis etwa 652 n. Chr., als arabische Armeen von Mohammeds Anhängern die Stadt Herat im westlichen Afghanistan eroberten. Aber auch sie konnten die Bergstämme dieses Landes nicht überwältigen.
Ein Lernen aus der Geschichte ist allerdings weder Amerikas noch Englands Stärke. Die Briten sind früher schon einmal in Afghanistan eingedrungen – auch zu ihrem Schaden. Während des ersten anglo-afghanischen Krieges von 1839- 1849 wurde in einer einzigen Schlacht das 16.000 Mann starke britische Heer völlig ausgelöscht, es gab nur einen einzigen Überlebenden. Der zweite anglo-afghanische Krieg von 1878 war eine weitere Patsche, die wieder mit dem Abzug einer technologisch überlegenen Armee endete.
Die Sowjetunion gab ihr Bestes in einem Feldzug gegen die Mudschaheddin, beginnend im Jahre 1979. Er endete 1989 in einer schmachvollen Pattsituation. Monate später fiel die Berliner Mauer und das Sowjetimperium brach zusammen.
Als der Krieg gegen den Terror begann, hätten die USA und Großbritannien aus dieser Geschichte lernen können. Aber sie marschierten ein. Und jetzt ziehen sie sich von dort zurück.
Nur Nationen, die unter einem Fluch stehen, würden eine derart tragische Geschichte wissentlich wiederholen. Die Bibel zeigt, dass Gott, nachdem er einst die USA und Großbritannien überaus segnete, er diese Segnungen jetzt zurücknimmt. Er entfernt „Helden und Kriegsleute, Richter und Propheten, Wahrsager und Älteste, Hauptleute über fünfzig und angesehene Leute, Ratgeber und weise Werkleute und kluge Redner“ aus der Führerschaft dieser Nationen (Jesaja 3,2-3). Er wird den „Hochmut ihrer Stärke brechen“ und als Folge werden diese Nationen: „ihre Kraft umsonst verbrauchen“ (3. Mose 26,19-20).
Etwas, um es vorzuzeigen?
England und die USA haben wenig vorzuweisen für all ihren Aufwand in Afghanistan. Die Wiederaufbaubemühungen waren kostspielig – und weitgehend erfolglos.
Nehmen Sie beispielsweise die Bemühungen zum Wiederaufbau der afghanischen Armee. Im Oktober berichtete das Amt des Sondergeneralinspektors für den Wiederaufbau Afghanistans dem Kongress, dass afghanische Sicherheitskräfte mit beträchtlichen Kriegsopfern und hohen Ausfallraten konfrontiert wären. Zwischen März 2012 und August 2014 starben über 2.850 Soldaten im Kampf, und zwischen September 2013 und August 2014 desertierten über 36.000 Soldaten oder wurden entlassen.
Was die Fähigkeiten des afghanischen Militärs angeht, das wird die Öffentlichkeit wohl nie genau erfahren, weil diese Information schlagartig von der US-geführten Koalition unter Verschluss genommen wurde. Ein Sprecher der US-Armee erklärte, dass diese Entscheidung beabsichtigt war, um „die Verantwortung“ der Koalitionstruppen zu erfüllen, „die Daten zu schützen, die die Einsatzsicherheit unserer afghanischen Partner gefährden könnte“ während der Übertragung der Sicherheitsverantwortungen. Es war eher beabsichtigt, die Perspektive zu verschleiern, dass die afghanische Armee – wie die irakische Armee und die südvietnamesische Armee davor – nach dem Abzug der westlichen Truppen zusammenbrechen wird.
Das wird erneut eine Bevölkerung in den blutbefleckten Händen der Taliban zurücklassen, dessen religiöse Führer verantwortlich sind für Selbstmordbombenattentate, Versklavung, Hungertod, systematische Massaker, Vergewaltigung, Folter, Mord und Terrorismus – hauptsächlich finanziert durch den Anbau narkotischer Pflanzen, die dann Heroinsüchtigen zugänglich gemacht werden.
Spricht man von der Lieblings-Anbaupflanze der Taliban, so stellt sich die Frage, hat die Koalition Afghanistans den Mohnanbau eingedämmt? Leider, selbst nachdem $ 10 Milliarden für die Drogenbekämpfung während des letzten Jahrzehnts ausgegeben wurden, hat sich die Opium-Anbaufläche mehr als verdoppelt – von 91.000 Hektar im Jahr 1999 auf 209.000 Hektar im Jahr 2013. Das ist genug Opium, um 90 Prozent der Weltnachfrage zu liefern – während die Taliban dadurch finanziert werden. Und welche afghanische Provinz baut 48 Prozent der Opium produzierenden Pflanzen dieser Nation an? Die Helmand Provinz.
Ein weiteres beschämendes Debakel war die Krise in der afghanischen Staatsführung. Eine Präsidentenwahl sollte Af- ghanistans allerersten friedlichen demokratischen Machtübergang ermöglichen. Und trotzdem, als die beiden Gegenkandidaten Abdullah Abdullah und Ashraf Ghani die Ergebnisse einer Abstimmung durch Stichwahlen ablehnten, brachten sie die Nation praktisch an den Rand eines ethnischen Bürgerkriegs.
Diese Turbulenzen waren eine weitere Demonstration einer angeblich befreiten Nation die aus den Angeln gerät, und die Taliban genossen es. Nach der Bombardierung von Regierungsgebäuden am 4. September gab die Regierung eine Erklärung ab, die eine Verhöhnung der auf einem NATO-Gipfel in Wales versammelten Staatenlenker war: „Ihre 13 Jahre dauernde Besetzung wird jetzt als historische Schande betrachtet.“ Die Taliban spotteten: „Es war geplant, dass Afghanistans nächster Führer am Wales-Gipfel teilnehmen würde. Jetzt sind ihre Pläne unerfüllt geblieben.“
Nach einem dreimonatigen Gezerre schälte sich am 21. September endlich eine gemeinsame Regierung heraus, mit Ashraf Ghani an der Spitze. Ghani ersetzte Hamid Karzai – Afghanistans einziger Präsident seit 2001. Nach 13 Jahren und all den Bemühungen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und ihrer Alliierten, machte Karzai diese erstaunliche Bemerkung während seiner Abschiedsrede am 23. September: „Wir haben keinen Frieden, weil die Amerikaner keinen Frieden, haben wollten. … Wenn die USA Afghanistan als guten Freund haben wollen, müssen sie ihren Worten Taten folgen lassen.“
Anders formuliert, sogar Amerikas angebliche Verbündete – die Menschen zu denen wir hin gingen um ihnen zu helfen – verschmähen dies.
In seinem Buch Die USA und Großbritannien in der Prophezeiung erklärte Herbert W. Armstrong ausführlich die Rollen von Amerika und Großbritannien in der biblischen Prophezeiung. Er erklärte, wie diese Nationen die nationalen Segnungen, die Abraham versprochen wurden, genau zu dem in der Bibel offenbarten Zeitpunkt geerbt haben!
Er schrieb: „Bald besaßen Großbritannien und die USA gemeinsam mehr als zwei Drittel – fast drei Viertel – aller Reichtümer und Bodenschätze der Erde [um 1804]. Alle anderen Nationen zusammen besaßen kaum mehr als ein Viertel. Großbritannien beherrschte die Meere. Die Schifffahrt aber war die Grundlage des Welthandels. Über dem britischen Besitz ging die Sonne nie unter. … In der Tat. Und doch ist, genau wie vorhergesagt, Großbritanniens Sonne untergegangen.“
Und so ist Amerikas Sonne untergegangen. „Heute sieht sich Amerika in all den Problemen und Schwierigkeiten verstrickt, die sich aus den internationalen Verwicklungen dieser chaotischen und gewalttätigen Welt nach dem Zweiten Weltkrieg ergaben“, schrieb Herr Armstrong. „Und die Vereinigten Staaten haben ihren letzten Krieg gewonnen – selbst das kleine Nordvietnam hat sie in Schach gehalten.“
Im Nachrichtenmagazin Plain Truth, dem Vorgänger der Philadelphia Trumpet, schrieb Herr Armstrong im Oktober 1961: „Außer wenn, oder bis die Vereinigten Staaten in ihrer Ganzheit bereuen und zu dem zurückkehren, was zu einer leeren Devise auf ihrem Dollar geworden ist, nämlich ‚Wir vertrauen auf Gott‘, haben die Vereinigten Staaten von Amerika ihren letzten Krieg gewonnen!“ Die Vereinigten Staaten und Großbritannien mögen Schlachten und Konflikte seit dem 2. Weltkrieg gewonnen haben, aber sie haben keinen Krieg mehr gewonnen – von Korea bis Kuba, bis Vietnam, bis zu den Balkanstaaten, bis Somalia, bis zum Irak, bis Libyen und nun Afghanistan.
Die Vereinigten Staaten und Großbritannien waren mächtige Imperien, weil Gott die Menschheit großzügig segnen kann und möchte. Afghanistan zeigt, dass Gott Amerika und Großbritannien bestimmt nicht mehr segnet. In der Tat, dieser Friedhof der Imperien zeigt, wie sehr Gott diese Nationen jetzt verflucht.
Und dennoch, so sicher wie Gott sie in der Vergangenheit gesegnet hat, wird er sie in der nahen Zukunft wieder segnen, sobald diese Nationen lernen, Gott zu gehorchen. Der Unterschied ist, dass dann – in der neuen Welt, die nach der Rückkehr Christi auf Erden errichtet wird – diese Segnungen großartiger und dauerhaft sein werden. Das ist die prophezeite Zukunft der Vereinigten Staaten und Großbritanniens. ▪