Bizarres Schauspiel
Scholz überlässt Biden die Führung bei Nord Stream 2 – so als sei Deutschland in der Sache nur ein Subunternehmer. Aber auch der amerikanische Präsident fällt beim Besuch des Kanzlers mit Merkwürdigkeiten auf.
Was sich beim Antrittsbesuch von Olaf Scholz im Weißen Haus zugetragen hat, war schon ein etwas bizarres Schauspiel. Da sagt der amerikanische Präsident ohne Umschweife, dass Nord Stream 2 beendet werde, falls Putin in der Ukraine einmarschiere – und der deutsche Bundeskanzler steht daneben und sagt nichts dazu. Er sagt nur, dass man gemeinsam handeln werde. Er nennt die Gasleitung, die nicht nur bei den Partnern in Washington so viel Misstrauen hervorruft, nicht einmal beim Namen.
Wohlgemerkt, es geht hier nicht um ein amerikanisches Projekt mit Russland. Nord Stream 2 ist ein deutsch-russisches Projekt, und die erste Instanz, die über das Schicksal der Pipeline zu entscheiden hätte, wäre die deutsche Bundesregierung. Biden aber lässt keinen Zweifel daran, dass Washington die Leitung schließen würde – so als sei Deutschland in der Sache nur ein Subunternehmer. …
Scholz reist nächste Woche nach Moskau. Auch da wird man ihn fragen, wie er es mit Nord Stream 2 hält, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen: Putin will eine Bestandsgarantie für das Projekt. Mal sehen, was Scholz dann (nicht) sagt.