Das Ende des Internets wie wir es kennen
Wir nähern uns dem Ende des freien Internets. Einem Internet, auf dem jeder alles posten kann und jeder das auch finden und lesen kann. Das Weiterbestehen dieser Online-Freiheit (und all der guten, schlechten und hässlichen Dinge, die daraus erwachsen) wird von vielen Seiten ernsthaft bedroht. Große Firmen, die bestimmen, was die Leute lesen, verscheuchen viele Nutzer von ihren angestammten Plätzen. Die Freiheit, die uns das Internet gewährt, wird zur Freiheit dieser großen Firmen, uns auszuspionieren. Aber eine der größten Bedrohungen des Internets kommt von den Regierungen.
Autoritäre Regierungen haben schon immer versucht zu kontrollieren, was die Leute sagen. Wenn die Menschen frei planen und organisieren können, könnten sie ja auch Pläne schmieden, die Regierung zu stürzen. Diktatoren neigen auch dazu, die Presse zu kontrollieren. Aber das ist weit weniger wirkungsvoll, wenn die Bürger online gehen können und so die Wahrheit herausfinden.
Ein freies Internet gibt es in China schon lange nicht mehr und China versucht inzwischen sogar, wichtige Teile der Infrastruktur des Internets auch weit außerhalb seiner Grenzen unter seine Kontrolle zu bringen. Anfang Mai erließ die russische Regierung ein neues Gesetz, das auch dort die Freiheit des Internets stark einschränkt. Auch die Europäische Union nutzt ihre Macht, um das Internet zu regeln. Das Ende des Internets, so wie wir es kennen, rückt näher.
Die große Firewall
Fast eine Milliarde Menschen in China nutzen das Internet, aber ihr Internet ist nicht wie unser Internet. Die Regierung blockiert viele Webseiten. Seiten, die zwar erlaubt, aber nicht chinesischen Ursprungs sind, laden viel langsamer. Und die Regierung überwacht alles, was Sie online ansehen: Google, Facebook, YouTube, Wikipedia und auch unsere eigene Seite, die Posaune.com sind alle blockiert. Einige Firmen stellen nur stark eingeschränkte Versionen ihrer Webseiten zur Verfügung. All das ist, wie Elizabeth Economy, leitendes Mitglied des Rats für außenpolitische Beziehungen es ausdrückte, ein Teil der „größten und raffiniertesten Zensuroperation der Welt“. 2013 schätzten Experten, dass in China über zwei Millionen Menschen mit der Online-Zensur beschäftigt sind. Die lesen sämtliche Posts in den sozialen Medien und löschen auch viele.
Die führenden chinesischen Politiker sind so erfolgreich beim Blockieren von Nachrichten, von denen sie nicht wollen, dass ihre Bürger sie lesen, dass diese Fachkenntnisse schon zum neuesten Exportschlager „Made in China“ geworden sind.
„Mit anderen Worten scheint China die erste konkurrenzfähige Alternative zum offenen Internet anzubieten – ein Modell, das sich inzwischen überall auf der Welt weiterverbreitet“, schrieb Samm Sacks vom Zentrum für strategische internationale Studien 2018 im Atlantic. „Wenn sich dieses Modell ausbreitet, ganz gleich, ob nun durch Pekings eigene Bestrebungen oder durch die Attraktivität dieses Modells für bestimmte Entwicklungsländer, die China ähnlicher sind als den westlichen Ländern, dann können wir nicht davon ausgehen, dass das Internet auch weiterhin ein Ort der freien Meinungsäußerung bleiben wird, an dem offene Märkte blühen können.
Partner Chinas wie Äthiopien, Sudan und Ägypten üben ebenfalls eine rigorose Kontrolle der Inhalte aus“, schrieb Sacks. Foreign Policy schrieb 2018: „Überall in der Sahara-Region Afrikas wird die Redefreiheit ungerechtfertigt beschnitten und das Internet wird von den Autoritäten in zunehmendem Maße dazu benutzt, die Bürger zu zensieren und zu überwachen.“ Möglich wird das oft nur durch chinesische Experten. 2015 begann China Tansania dabei zu helfen, seine eigene große Internet-Firewall aufzubauen.
Der eiserne Vorhang im Internet
Anfang Mai unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin ein neues Gesetz, mit dem er Russland aufforderte, sein eigenes Internet zu entwickeln. Unter dieser Voraussetzung sollte Russland in der Lage sein, sich vollständig von dem World Wide Web abzuschotten, wodurch alle Webseiten innerhalb Russlands trotzdem weiterhin funktionieren würden. „Das neue Gesetz würde eine zentrale Kontrolle des gesamten Internetverkehrs garantieren und im Wesentlichen dafür sorgen, dass keine Daten zu Servern in Übersee geschickt werden oder von dort empfangen werden müssen“, erklärte Forbes. Diese Kontrolle würde eine Überwachung des Verkehrs und eine strenge Zensur aller Webseiten einführen, die von russischen Nutzern besucht werden können.
Auch die russische Regierung blockiert bereits Webseiten, wenn auch nicht in dem Maße wie in China. Noch sehr viel ehrgeiziger sind jedoch die Bestrebungen dieses neuen Gesetzes. „Kein Land hat bisher jemals versucht, seine eigene Internetarchitektur aufzubauen“, schrieb die Time. „Selbst China, das auf der Welt führend in Internet-Zensur ist, hat seine ‚große Firewall‘ auf dem existierenden globalen dns [Domain Namen-System] aufgebaut. Der Datenverkehr wird gefiltert, ist aber immer noch Teil des weltweiten Adressensystems.“
Der russische Versuch, so ehrgeizig wie er auch sein mag, könnte leicht fehlschlagen. Der frühere Geschäftsführer von Google Eric Schmidt warnte davor, dass sich das Internet in 10 oder 15 Jahren in zwei Teile spalten könnte. Eine Version würde dann frei und offen sein und sich auf Amerika konzentrieren. Die andere Version wäre stark eingeschränkt und würde hauptsächlich von China genutzt.
Der Aufbau eines neuen Internets
Abgesehen von diesen Befürchtungen bleibt die Tatsache, dass China buchstäblich dabei ist, ein neues Internet aufzubauen.
Die Bestrebungen der chinesischen Firma Huawei, das 5G – Internet überall auf der Welt aufzubauen, ist der sichtbare Beweis für diese Entwicklung.
Die Internet-Infrastruktur 5G (der fünften Generation) ist eine erhebliche Verbesserung, die es erlaubt, Informationen sehr viel schneller zu übermitteln. Ein Smartphone sollte bei 5G eine durchschnittliche Geschwindigkeit beim Download von 1 Gigabyte pro Sekunde erreichen – schneller als die gegenwärtig schnellstmögliche Glasfiberoptik- Verbindung bei Ihnen zu Hause.
So können auch mehrere verbundene Geräte versorgt werden. Daher wird es das Rückgrat des „Internets der Dinge“ werden. Wenn Autos, Straßen und sogar Kühlschränke anfangen, miteinander zu kommunizieren, werden sie dafür größtenteils das 5G Netzwerk nutzen.
„Wir glauben, dass die Anforderungen an die 5G Technologie wegen all der Dinge, die wir in den kommenden Jahren auf dieser Technologie aufbauen werden, kaum höher sein könnten“, sagte Rob Strayer, der stellvertretende Staatssekretär für Cyber- und internationale Kommunikationen im Außenministerium der Vereinigten Staaten in einem Interview mit der BBC. „Das ist wahrhaftig eine monumentale Entscheidung, die jetzt getroffen werden muss.“
Huawei ist der weltgrößte Hersteller von Telekommunikationsartikeln und steht wie alle großen chinesischen Firmen unter der Kontrolle der Regierung. Die CIA behauptet, dass Huawei Geld von Chinas Sicherheitsdiensten bekommt. Trotzdem wird sie einen erheblichen Teil der 5G Infrastruktur aufbauen. Europa erwägt ernsthaft, Huawei daran zu beteiligen. Sogar das Vereinigte Königreich hat sich entschlossen, Huawei zu nutzen, auch wenn das die engen Verbindungen mit den Vereinigten Staaten gefährden könnte.
Aber das ist nicht das einzige Teilstück der chinesischen Kontroll-Infrastruktur. Als Teil seines Seidenstraßen-Projekts ist China dabei, überall in Zentralasien Netzwerke aufzubauen und zu modernisieren. Ein Bericht des Pentagons warnte im Januar davor, dass dieses „digitale Seidenstraßenprojekt eine politisch motivierte Zensur möglich machen könnte“.
Huawei ist auch auf hoher See präsent. Huawei Marine hat an über hundert Unterseekabelprojekten gearbeitet und wurde dabei zur viertgrößten Unterseekabelfirma der Welt. „Während die Vereinigten Staaten einen Kampf auf höchstem Niveau ausfechten, um aus Furcht vor Spionage Chinas Huawei Technologieunternehmen vom Bau der Handynetze der nächsten Generation fernzuhalten, ist das Unternehmen bereits dabei, sich in den Unterseekabelnetzen, über die praktisch alle Internetdaten der ganzen Welt übermittelt werden, fest zu verankern“, berichtete das Wall Street Journal im März. Die Zeitschrift warnte davor, „die Kenntnisse und der Zugriff des Unternehmens auf die Unterseekabel könnte es China erlauben, dort Geräte anzuschließen, die den Datenverkehr umlenkten und überwachten – oder, im Falle eines Konflikts, die Verbindungen zu ganzen Ländern zu unterbrechen. Solche Eingriffe könnten sogar ferngesteuert durchgeführt werden….“
Großbritanniens nationaler Sicherheitsberater Mark Sedwill warnte schon 2017, dass Angriffe auf diese Kabel „eine ähnlich verheerende Wirkung haben könnten wie zum Beispiel im zweiten Weltkrieg die Bombardierung der Londoner Hafenanlagen oder die Zerstörung von Kraftwerken“.
China könnte schon bald mit all seiner Erfahrung, die es durch das Ausspionieren der Nutzung des Internets seiner 1,3 Milliarden Einwohner schon hat, die ganze Welt ausspionieren.
Die große Kanone
Im März 2015 enthüllte China eine neue Waffe – seine „große Kanone“. Als erstes nahmen sie damit die ausländischen Webseiten aufs Korn, die den chinesischen Internetnutzern halfen, die Firewall zu umgehen. Die „Kanone“ benutzte dazu Chinas 800 Millionen Internetnutzer. Sie leitete die Nutzer von „Baidu“, Chinas Pendant zu Google, direkt zu den ausländischen Zielwebseiten. Nach kurzer Zeit waren diese Webseiten mit Verkehr total überflutet – mehr als sie verarbeiten konnten und sie gingen daher offline. In seinem Buch Die Große Firewall Chinas beschreibt James Griffiths das als den entscheidenden Moment, „in dem die Architekten der Großen Firewall sich dem Rest der Welt zuwandten und plötzlich nicht mehr bereit waren zu tolerieren, dass irgendwelche Leute ihre Herrschaft in Frage stellten, ganz gleich, woher sie auch kämen.“
„Es war eine Kampfansage“, schreibt Griffith, „eine neue Front des chinesischen Krieges im Internet.“
Schon jetzt müssen Firmen sehr vorsichtig damit sein, was sie online tun. Letztes Jahr erlaubte sich ein Angestellter, der das Twitter-Konto von Marriott International führte, ein „Like“ für eine tibetanische Separatistengruppe zu posten. Das zu tun, erschien ihm angebracht: Diese Gruppe hatte Marriott gelobt, weil sie Tibet als ein von China getrenntes Land aufgelistet hatten. Die chinesische Regierung reagierte darauf, indem sie Marriotts Webseite und seine Handy-App für eine Woche blockierte. Marriott entließ den Angestellten und postete eine reumütige Mitteilung auf Twitter.
China kontrolliert das Internet immer mehr. Wird diese Offensive also so weitergehen? Wie lange wird es noch dauern, bis die großen Firmen keine Inhalte mehr ins Netz stellen, mit denen China nicht einverstanden ist? Die Posaune ist in China verboten – könnte China nicht auch Webseiten wie unsere außerhalb seiner Grenzen gezielt blockieren?
Eine große Hungersnot
Das Internet war für die Posaune eine große Hilfe. Wie alle Nachrichtenorganisationen müssen wir mit großen Herausforderungen fertig werden. Wie kann man eine vielfach unpopuläre Botschaft bekannt machen, wenn so viele andere Inhalte sich um Aufmerksamkeit bemühen? Aber zumindest steht unsere Botschaft noch allgemein zur Verfügung und ist für die daran interessierten Leute leicht zugänglich.
Das wird nicht immer so sein. Die Bibel warnt davor, dass eine Zeit kommen wird, in der diese Botschaft nicht mehr so frei zugänglich ist.
„Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der Herr, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des Herrn, es zu hören“ (Amos 8, 11).
Es wird eine Zeit kommen, in der „viele Hunderte und Tausende Bücher und Broschüren nicht mehr länger verfügbar sein werden“, erklärte Mark Sarange in unserer Zeitschrift über das christliche Leben Royal Vision. „Die Millionen Zeitschriften, die wir heute noch haben, werden dann nicht mehr verschickt werden. Der Schlüssel Davids, den wir heute haben, wird nicht länger verbreitet werden. Die Stimme von Gottes Diener wird nicht mehr zu hören sein, wie sie es heute noch ist“ (Hesekiel 33, 31-33).
Diese Prophezeiung stimmt mit einigen unserer wichtigsten Vorhersagen überein. Die Bibel sagt voraus, dass wir in eine Zeit der autoritären Regierungen eintreten – die keine Redefreiheit mehr erlauben werden – weder Online noch Offline.
Der Aufstieg dieser starken Männer wird am meisten in Ländern wie Russland und China sichtbar. Und dasselbe passiert mit der Internet-Zensur. Die Weichen sind gestellt, damit sich das immer weiter ausbreitet. In der nächsten Ausgabe der Posaune wird der Chefredakteur Gerald Flurry einen Artikel über Europas Tendenz zur Internet-Zensur veröffentlichen – und wie das die Macht verrät, die dort gerade aufsteigt. Ein weiterer wichtiger Trend ist der Aufstieg der radikalen Linken in Amerika, die sich ebenfalls darauf konzentriert, Dinge zu unterdrücken, mit denen sie nicht einverstanden ist.
Die Zustände im Internet heute unter diesen starken Männern zeigen uns, wie das Internet sein wird – im kommenden Zeitalter dieser starken Männer.
Sie werden nicht für immer freien Zugang zu dieser Botschaft haben. Deshalb ist jetzt der Moment, uns kennenzulernen. Wenn Sie gern mehr über die Posaune erfahren wollen – darüber, was wir tun und warum wir es tun, dann besuchen Sie doch bitte unsere Seite Über uns. Dort werden Sie über unser Werk unterrichtet und wir teilen Ihnen auch mit, wie Sie daran mitarbeiten können, es weiter zu verbreiten, solange noch Zeit ist.▪