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Das Geheimnis Der Engel Und Bösen Geister (Sechster Teil)
Fortgesetzt von Das Geheimnis Der Engel Und Bösen Geister (Fünfter Teil)
Satans Erdenthron
Wir kommen zu Vers 12. Hier überträgt sich das menschlichirdische Symbol Satans plötzlich auf Satan selber – den einstigen Erzengel Luzifer:
„Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie wurdest du zu Boden geschlagen, der du alle Völker niederschlugst!“ Niedergeschlagen hat Luzifer sie durch den menschlichen politisch-militärischen Führer in seinem Bann, jene Gestalt, von der die ersten elf Verse sprechen.
Luzifer, dieser Name bedeutet „Lichtbringer“ oder „leuchtender Morgenstern“, wie Gott ihn ursprünglich geschaffen hatte. Vers 13: „Du aber gedachtest in deinem Herzen: Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne [Engel] Gottes erhöhen.“
Wir sehen: Luzifer hatte einen Thron, er war ein Herrscher. Sein Thron stand auf der Erde, denn er wollte ja in den Himmel aufsteigen. Weiter: „Ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung [Gottes himmlischen Thron] im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten“ (Vers 14). Klar wird Luzifers Plan: Er wollte den Schöpfer entthronen und sich selbst zum Gott erheben. Zum Herrscher über das ganze Universum, an Gottes statt!
Und schließlich, hier kehrt der Kontext wieder zu der menschlichen Symbolgestalt zurück: „Ja, hinunter zu den Toten [hebr. scheol] fuhrest du, zur tiefsten Grube!“ (Vers 15).
Von hier an ist wieder der menschliche König gemeint. Luzifer war das höchste Meisterstück der Schöpfungskraft Gottes, was einzeln geschaffene Wesen betraf; wie Frankensteins Monster kehrte er sich gegen seinen eigenen Herrn und Schöpfer – suchte die Macht über das Universum an sich zu reißen.
Die Prophezeiung spricht von einem Krieg im Himmel, einem Krieg in der jetzigen Zeit, von dem auch in Offenbarung 12, 7-9 die Rede ist: „Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten wider den Drachen. Und der Drache stritt und seine Engel und siegten nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel. Und es ward gestürzt der große Drache, die alte Schlange, die da heißt Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt. Er ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.“ Und in Daniel 12, 1-2: „Zu jener Zeit wird Michael, der große Engelfürst, der für dein Volk eintritt, sich aufmachen. Denn es wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen. Und viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande.“
Satans Rebellenregiment gründete sich nicht auf das Prinzip Liebe, auf Geben, auf selbstloses Interesse am Wohl anderer, sondern auf Ichbezogenheit, auf Eitelkeit, Wollust und Gier, auf Eifersucht und Neid, auf Konkurrenzgeist, Hass, Gewalt und Zerstörung, auf Finsternis und Unwahrheit statt auf Licht und Wahrheit, auf Hässlichkeit statt auf Schönheit.
Wieder zu beobachten: das Prinzip der Dualität. Der Text von Jesaja 14, 12-14 bezieht sich auf eine vor der Erschaffung des ersten Menschen Adam liegende Zeit. Doch in Offenbarung 12, 7 und in Daniel 12, 1 versucht Satan nach Ablauf seiner sechstausend Herrscherjahre auf dem Erdenthron erneut, Gottes Thron im Himmel zu erobern.
Luzifer: ein geschaffenes Wesen
Ein Blick auf weitere Bibelpassagen, die uns ein Bild von der höchsten Engelschöpfung Gottes geben, und zwar in Hesekiel 28.
Zum Zusammenhang: Hesekiel 26 spricht von Tyrus, der großen Handelsstadt der Antike. Sie war das Wirtschaftszentrum der alten Welt, wie Babylon das politische Zentrum war. Tyrus war das New York, das London, das Tokio oder das Paris des Altertums. Tyrus, Welthafen und Handelsmetropole, sonnte sich in seiner Schönheit wie heute Paris.
Kapitel 27 fährt fort mit Vergleichsstellen zum 18. Kapitel der Offenbarung, die von einer kommenden politisch-religiösen Führergestalt sprechen (Vers 9-19).
Im 28. Kapitel kommen wir dann näher an die Zeit, die direkt vor uns liegt, dieselbe Zeit, die in Jesaja 14 geschildert ist. Hesekiel 28 spricht vom Fürsten von Tyrus, einem irdischen Herrscher, dessen Symbol und Vorläufer der antike König von Tyrus war. Gott spricht zum Propheten Hesekiel: „Du Menschenkind, sage dem Fürsten zu Tyrus [gemeint: ein mächtiger religiöser Führer, der bald, in unserer Zeit, auftreten wird]: So spricht Gott der Herr: Weil sich dein Herz überhebt und spricht: ,Ich bin ein Gott, ich sitze auf einem Göttersitz mitten im Meer‘, während du doch ein Mensch und nicht Gott bist; dennoch überhebt sich dein Herz, als wäre es eines Gottes Herz, – siehe, du hältst dich für klüger als Daniel, dass dir nichts verborgen sei und durch deine Klugheit und deinen Verstand habest du dir Macht erworben und Schätze von Gold und Silber gesammelt und habest in deiner großen Weisheit durch deinen Handel deine Macht gemehrt; nun bist du so stolz geworden, weil du so mächtig bist; – darum spricht Gott der Herr: Weil sich dein Herz überhebt, als wäre es eines Gottes Herz, darum siehe, ich will Fremde über dich schicken, die Gewalttätigsten unter den Völkern … Sie sollen dich hinunterstoßen in die Grube, dass du den Tod eines Erschlagenen sterbest mitten auf dem Meer“ (Hesekiel 28, 2-8.). (Vergleichen wir mit 2. Thessalonicher 2, 3-4: Dort ist von einem Menschen der Sünde die Rede, „der da ist der Widersacher und sich überhebt über alles, was Gott … heißt, so dass er sich setzt in den Tempel Gottes und vorgibt, er sei Gott“.)
Welch ein übermächtiges Wesen!
An diesem Punkt springt – wie in Jesaja 14 – der Textsinn vom menschlichen Symbol zum dahinter stehenden großen Geistwesen. Nicht mehr vom Fürsten zu Tyrus – das war ein Mensch –, sondern vom König von Tyrus spricht der Text jetzt. Damit ist Luzifer gemeint.
Der Prophet Hesekiel fährt hier fort:
„Und des Herrn Wort geschah zu mir: Du Menschenkind, stimm ein Klagelied an über den König von Tyrus und sprich zu ihm: So spricht Gott der Herr: Du warst das Abbild der Vollkommenheit, voller Weisheit und über die Maßen schön“ (Vers 11-12).
Bitte lesen Sie das noch einmal! Dies würde Gott niemals von einem Menschen sagen. Ein Geistwesen ist gemeint, Inbegriff aller Vollkommenheit, Weisheit und Schönheit, Höhepunkt und Meisterstück der Schöpfung Gottes als einzeln geschaffenes Wesen, das Höchste, das Gottes Allmacht zu erschaffen vermochte! Das Tragische: Dieses Wesen warf sich gegen seinen Erschaffer auf.
Vers 13: „In Eden warst du, im Garten Gottes [das Wesen hatte die Erde bewohnt, hier stand sein Thron], geschmückt mit Edelsteinen jeder Art … am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet.“ Er war ein geschaffenes Wesen – nicht als Mensch geboren. Er war ein Geistwesen – nicht ein Mensch aus Fleisch und Blut. Große Genialität und Begabung im Bereich der Musik war ihm gegeben worden. Jetzt, da er in all seinem Denken, Handeln und Sein pervertiert worden war, wurde er zum wahren Urheber der modernen pervertierten Musik und dem modernen Rock-Beat – von disharmonischem Gejaule, Schreien und Stöhnen, physisch und emotional aufpeitschenden Rhythmen, Stimmungen der Entmutigung und der Niedergeschlagenheit. Denken Sie nur an die allerhöchsten Qualitäten, die er hatte – und alles umgeschlagen ins Ungute, in Hass, Zerstörungslust, Hoffnungslosigkeit!
Dennoch: Fassen wir Mut. Unser phantastisches Potential als Mensch – es muss uns nur genug daran liegen, so dass wir Satans üblen Anschlägen widerstehen und auf Gottes Weg bleiben – steht ungleich höher als dasjenige Luzifers, höher noch als sein Ursprungspotential, ehe er der Rebellion und Missetat verfiel!
Aber um mit der speziellen Offenbarung dieser hochwichtigen fehlenden Erkenntnisdimension fortzufahren: „Du warst ein glänzender, schirmender Cherub“, sagt Gott von Luzifer. Dies führt uns zurück zu 2. Mose 25, zu den Bauanweisungen für die Bundeslade. Die Beschreibung beginnt in Vers 10, und die Verse 18-20 zeigen im materiellen Abbild die beiden Cherubim, die im Himmel am Thron Gottes stehen – dem Herrscherthron Gottes über das gesamte Universum. Schirmend strecken sich die Flügel der Cherubim über den Thron.
Ausgebildet am Herrschersitz des Universums
Luzifer hatte also am Thron Gottes gestanden, war ausgebildet und erfahren als Sachwalter der göttlichen Herrschaft. Ein solches Wesen, gut geschult und erfahren, wählte Gott zum König über die Engel, welche die Erde bevölkerten.
Auf den „heiligen Berg hatte ich dich gesetzt … [und du] wandeltest inmitten der feurigen Steine [von keinem Menschen ist hier die Rede]. Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, als du geschaffen wurdest, bis an dir Missetat [Gesetzlosigkeit] gefunden wurde“ (Hesekiel 28, 14 -15). Dieser Engel hatte umfassendstes Wissen, Erkenntnis und Weisheit. Doch er hatte auch Eigenwillen, Denk- und Entscheidungsvermögen. Obwohl er alles im Voraus wusste, die Folgen und Konsequenzen kannte, lehnte sich dieses hohe Wesen, das höchste, das Gott zu erschaffen imstande war, gegen seinen eigenen Schöpfer auf – gegen den Weg, der zu allem Guten führt. Er verfiel der Gesetzlosigkeit. Ausgebildet war Luzifer in der Anwendung vollkommenen Rechts, vollkommener Ordnung. Solange er dabei blieb, herrschten Glück und unsagbare Freude auf der ganzen Erde, Frieden, beglückende Harmonie, vollkommene Liebe, Zusammenarbeit. Die Herrschaftsordnung Gottes hatte einen perfekten Glückszustand zur Folge – solange Luzifer seinen Pflichten als Sachwalter Gottes treu blieb.
Fortgesetzt in Das Geheimnis Der Engel Und Bösen Geister (Siebter Teil)