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Das Geheimnis der Kirche (Fünfter Teil)
Fortgesetzt von Das Geheimnis der Kirche (Vierter Teil)
Der Titanenkampf aller Zeitalter
40 Tage und 40 Nächte fastete Jesus – keine Nahrung, kein Wasser. In dieser physischen Schwäche wurde er geistlich stark gemacht. Satan zog nun alle Register seiner hinterhältigen, feingesponnenen Verführungskunst. Er muss geglaubt haben, Christus tatsächlich überlisten, geistlich zu Boden schlagen zu können. Sehr gut wusste er, dass es sich hier um die Entscheidungsschlacht, um die Herrschaft auf Erden handelte.
Satans erster Angriff zielte auf die geistlich und physisch vermeintlich schwächsten Stellen des Gegners. Ein Mensch, der 40 Tage gefastet hat, dachte er, erliegt wohl jeder Versuchung, die mit Nahrung zu tun hat. Und geistlich heißt der wundeste Punkt: Eitelkeit!
„Wenn“, höhnte Satan mit verlockender Stimme – er gebrauchte dieses bedeutsame kleine Wort WENN – „WENN du der Sohn Gottes bist“ – ein normaler Mensch wäre beleidigt, empört gewesen. Er hätte trotzig dagegen gehalten: Was meinst du damit, WENN ich der Sohn Gottes bin? Ich werde dir zeigen, dass ich der Sohn Gottes bin!“
Satan sagte bei seiner ersten Attacke: „Wenn du der Sohn Gottes bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden.“ Mit anderen Worten: „Der Sohn Gottes kann Wunder wirken. Beweise mir, dass du der Sohn Gottes bist! Du hast bohrenden Hunger. Tu ein Wunder. Schaff dir Nahrung durch ein Wunder!“
Doch Jesus antwortete nur dadurch, dass er das Wort Gottes zitierte und befolgte: „Es steht geschrieben: ,Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.‘“
Satans erster Angriff war ins Leere gegangen. Aber Satan gibt niemals auf. Er führte Jesus nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und zog auch hier seine Gottessohnschaft in Zweifel:
„Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: ,Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.‘“ Hier zitiert Satan sogar die Schrift. Aber er zitiert sie in falschem Sinn und reißt sie aus dem Zusammenhang, wie es unter seinem Einfluss viele Gelehrte auch tun.
Jesus gab zurück: „Wiederum steht auch geschrieben: ,Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.‘“ Dies Zitat stammt aus 5. Mose 6, 16 und spricht von JHWH (hebräisch Jahwe), der Gottperson, die zu Christus wurde.
Doch Satan gab immer noch nicht auf.
Er führte Jesus nun auf einen hohen Berg und zeigte ihm „alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit“, mit dem grandiosen Versprechen: „Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“
Jesus bestritt nicht, dass Satan tatsächlich Herr über alle Reiche der Welt war. Dies war eine Versuchung zur unmittelbaren „Machtübernahme“. Sehr gut wusste Satan, dass Jesus diese Reiche mehr als 1900 Jahre später erben würde. Aber er versuchte Jesus damit, ihn – Satan – beim Wort zu nehmen und Reich und Weltmacht jetzt schon in Empfang zu nehmen: aus Satans Hand. Doch Jesus wollte dem titanischen Kampf um die Weltherrschaft ein Ende machen.
Er sprach einen Befehl aus, eine Order, die zeigte, dass er Herr über Satan war!
„Weg mit dir, Satan!“ gebot er mit höchster Autorität! Und geschlagen schlich Satan davon. Aber er gab nicht auf. Bis heute hat er nicht aufgegeben. Noch immer kämpft er gegen Gottes Kirche!
Jesus hatte sich qualifiziert
Jesus Christus aber, der letzte Adam, hatte sich qualifiziert! Erst von diesem Augenblick an konnte der Welt die gute Nachricht vom kommenden Reich Gottes verkündet werden. Nun hatte der Gottessohn Satan überwunden – hatte sich als fähig erwiesen, Gottes Herrschaftsordnung wiederherzustellen und das Reich Gottes auf Erden zu errichten! Doch nun muss sich auch noch die Kirche dafür qualifizieren, mit ihm zu herrschen!
Auch deshalb kam Jesus: um seine Kirche aus der Welt herauszuberufen. Die Herausberufenen waren „in“ und „von“ der Welt gewesen. Jeder hat durch Sünde die höchste Strafe, die Todesstrafe auf sich gezogen. Nun ist es aber so, dass Gott alle Dinge durch das Wort, das Jesus Christus wurde, geschaffen hat; daher war Christi Leben mehr wert als das Leben aller Menschen zusammen!
Stellen Sie sich einmal vor: Hier der Sohn des reichsten, mächtigsten Mannes der Welt. Er wird einmal das Vermögen seines Vaters erben. Schon jetzt, als Erbanwärter, kann er über einen beträchtlichen Teil davon verfügen. Dieser junge Mann ist mit einem anderen jungen Mann befreundet. Sein Freund hat ein Delikt begangen, hat sich in Millionenhöhe verschuldet und ist zahlungsunfähig. Er bereut von Herzen, kann sich aber nicht vor der Strafe schützen. Aus Mitleid mit seinem Freund zahlt der Sohn nun die Millionenschuld aus eigener Tasche. Damit ist die Schuld des Freundes beglichen . Schuld und Schulden hängen nicht mehr über ihm – er ist frei, braucht nichts mehr zu begleichen und zu bezahlen!
Die ganze Menschheit hatte es Vater Adam nachgetan – hatte die höchste Strafe, die Todesstrafe über sich gebracht. Bevor Jesus (das „Wort“), jetzt Gottes Sohn, die Kirche gründen konnte, mussten die aus der Welt in die Kirche Hineinberufenen zunächst von der Todesstrafe befreit werden, damit sie das ewige Leben erben konnten!
Jesu Auftreten als Mensch auf Erden diente unter anderem dem Zweck, diese Strafe – die Todesstrafe – zu entrichten, und zwar nicht nur für die in die Kirche Berufenen, sondern letztlich zur Befreiung aller Menschen zu aller Zeit.
Da mit der Übernahme der Todesstrafe für die sündige Menschheit dem Leben Jesu (dem Leben als Mensch) ein Ende gesetzt wurde, musste dies notwendigerweise die letzte seiner menschlichen Taten sein, nachdem alle anderen Sinngebungen seines menschlichen Lebens erfüllt waren.
Dies mag dem Leser einen Begriff davon geben, wie gross der Jesus ist, der kam, um die Kirche Gottes zu gründen!
Denken Sie bitte immer daran: Als Mensch war Jesus bei Beginn seines öffentlichen Wirkens zwar erst dreißig Jahre alt, aber er war ja gleichzeitig auch der Ewiglebende, der „Herr“, der seit Ewigkeit existierte. Wie groß war dieses dreißigjährige Menschenleben!
Und dieser Jesus, der in der Stadt Nazareth herangewachsen war, hatte seit seiner Geburt als Mensch Satan widerstanden und überwunden, hatte Satans selbstsüchtigen Weg des „Nehmens“ verworfen und sich in der letzten titanischen Auseinandersetzung dafür qualifiziert, die Herrschaftsordnung Gottes wiederherzustellen und auf Erden das Reich Gottes aufzurichten, ein Reich, das sich auf diese Ordnung gründet! Wo der erste Adam versagt hatte, hatte der zweite Adam sich bewährt.
„Petrus“: ein Führungsanspruch
Kurz nach der entscheidenden Auseinandersetzung mit Satan suchten zwei Jünger Johannes des Täufers, zusammen mit Johannes, Jesus auf. Jesus bat sie in sein Haus. Einer von ihnen war Andreas, Sohn des Johannes. Er rief seinen Bruder Simon und führte ihn zu Jesus.
Jesus sah Simon an und sprach: „Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du wirst Kephas heißen [griech.: Petrus], was übersetzt wird: Stein“ (Johannes 1, 42, rev. Elberfelder Übers.).
In Markus 3, 14-16 lesen wir: „Und er [Jesus] setzte zwölf ein, die er auch Apostel nannte, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete zu predigen … Und er … gab Simon den Namen Petrus … “ Hier handelt es sich um einen Beinamen, abgeleitet von einer Funktion.
„Petrus“ bezeichnet seit Jahrhunderten einen religiösen Führer, ein religiöses Oberhaupt oder Hauptsitz. Petrus war der erste Apostel – Hauptapostel. Apostel: das bedeutet Verkünder, Prediger, Sendbote.
So wählte Jesus zu Beginn seines Wirkens, gewissermaßen als Fundament für die Kirche, seinen Hauptapostel unter den Menschen, dazu die anderen elf in ihrer ursprünglichen Zahl. Zusammen mit den Propheten – deren Schriften aus der Zeit der ersten erwählten Gemeinde Gottes, des Volkes Israel, erhalten waren – sollten sie den Grund der Kirche Gottes bilden. Jesus selbst sollte nicht nur Gründer, sondern Haupt und „Eckstein“ der Kirche sein (Epheser 2, 19-21; 5, 23).
Wichtigkeit des festen Fundaments
Bis zum Alter von dreißig Jahren war Jesus Zimmermann gewesen – hatte mit Holz, aber auch mit Stein gearbeitet. Er wusste, dass man immer erst das Fundament legen muss, ehe man bauen kann.
Jesus selbst hatte sich die Apostel gewählt. Er sagte ihnen später: „Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe euch erwählt …“ (Johannes 15, 16 u. 19).
Nun begann Jesus das Evangelium zu verkünden, die Botschaft, die Gott der Vater durch ihn als Boten (Maleachi 3, 1) in die Welt sandte.
Wir lesen davon bei Markus, Kapitel 1: „Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus … [Jesus kam] nach Galiläa und predigte [verkündete, lehrte] das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße [= bereut] und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1, 1 u. 14-15)
Und bei Matthäus: „Und Jesus ging umher im ganzen galiläischen Lande, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich …“ (Matthäus 4, 23).
Diese prophetische Botschaft (Evangelium) wird im siebten Kapitel näher zur Sprache kommen. Sie besteht in der guten Nachricht von der zukünftigen Errichtung der Herrschaftsordnung Gottes auf Erden, wiederhergestellt und geleitet von der Gottfamilie – in der Nachricht vom Reich Gottes, das an die Stelle der heutigen bösen Welt Satans treten soll.
Jesu Verkündigung dieser Nachricht sorgte – samt seinen Wundern: Heilen, Wasser in Wein verwandeln und andere – für beträchtliches Aufsehen. Große Menschenmengen folgten ihm und seinen Jüngern. Er predigte seine Botschaft in der Öffentlichkeit und schulte gleichzeitig die Jünger zu Aposteln.
Wird fortgesetzt...