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Das Geheimnis der Kirche (Sechster Teil)
Fortgesetzt von Das Geheimnis der Kirche (Fünfter Teil)
Warum die Pharisäer sich gegen Jesus stellten
Bis nach Jerusalem war die Verkündigung gedrungen. Dort alarmierte sie die Pharisäer, Schriftgelehrten und Sadduzäer. Die Pharisäer waren eine jüdische Sekte, deren Mitglieder zum Teil mindere, aber einflussreiche Staatsämter innehatten. Damals stand Palästina unter römischer Oberhoheit. Die Römer entsandten einen König für das Gebiet und ein kleines Besatzungsheer, das ihre Herrschaft in Judäa sichern sollte. In untergeordneter Stellung ließen sie z. T. Pharisäer zu. Das waren gutbezahlte Stellungen, und die Pharisäer wollten weder ihre Posten noch ihre Macht über das Volk verlieren. Diese jüdischen Herrscher und ihre Hauptpriester haben Jesu Evangelium völlig missverstanden. Sie wussten, er sprach von einer Ordnung, die über alle Nationen der Erde die Macht ergreifen würde. Nur: Sie missverstanden die Zeit und die Art des Gottesreiches. Und das nominelle „Christentum“ von heute missversteht beides immer noch. Sie nahmen an, Jesus sei ein politischer Aufrührer und wolle noch zu seinen Lebzeiten das Römische Reich niederwerfen und sein eigenes Königreich aufrichten.
Sofort fürchteten sie, der Rebellion und Untreue angeklagt zu werden, ihre Stellung zu verlieren, vielleicht sogar als Umstürzler hingerichtet zu werden. Also opponierten sie und verrieten Jesus.
Das traditionalle Christentum hat den eigentlichen Grund für die Opposition der Pharisäer und die Verfolgung Christi niemals richtig verstanden. Unter den Pharisäern befanden sich skrupellose Politiker.
Beim ersten Passah, das in die Zeit des öffentlichen Wirkens Jesu fiel, im Frühjahr 28 (fast genau 100 Zeitzyklen, 1900 Jahre, vor meinem eigenen ersten Passa), ging Jesus nach Jerusalem, um das Fest zu feiern.
Während er dort war, besuchte ihn heimlich bei der Nacht ein angesehener Pharisäer namens Nikodemus. Er wollte nicht, dass anderen Pharisäern zu Ohren kam, dass er mit Jesus sprach.
„Meister“, sagte er, „wir wissen [die Pharisäer], du bist ein Lehrer, von Gott gekommen …“ (Johannes 3, 2).
Die Pharisäer wussten, dass Jesus der Messias war! Sie kannten Jesaja 7, 14; 9, 6-7 u. Kapitel 53. Sie wussten: Jesus ist der prophezeite Messias. Aber sie stellten sich nur ein einziges messianisches Auftreten vor. Daher nahmen sie an, er wolle schon jetzt das Römische Reich niederwerfen!
Natürlich wusste Jesus, was sie dachten. Deshalb erklärte er sofort: Das Reich Gottes, herrschend über alle Nationen, kann erst in der Zeit der geistlichen Neugeburt – der Zeit der Auferstehung – errichtet werden!
Die Frage der „Wiedergeburt“
Jesus antwortete Nikodemus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Vers 3).
Dies begriff Nikodemus nicht. Geborenwerden, das wusste er, war ganz buchstäblich als Geburt zu sehen, als Entbindung von einer Mutter. Die heutigen Theologen wissen nicht einmal das! Sie leugnen eine echte zweite Geburt als Geistwesen. Die Wahrheit deuteln sie weg und behaupten, schon allein das verbale Bekenntnis zu Christus stelle die Wiedergeburt dar. Satan hat sie dazu verführt, und sie wiederum haben Millionen Menschen dazu verführt.
Nikodemus fragte: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?“ (Vers 4).
Jesus machte nun den Sinn klar – und dennoch verstand Nikodemus die klare Sprache nicht, ebensowenig wie die Theologen und religiösen Führer von heute.
„Wahrlich, wahrlich“, erwiderte Jesus, „ … Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist“ (Johannes 3, 5-6, meine Betonung).
Die Pharisäer wussten von der Wassertaufe. Sie praktizierten sie selbst seit Jahren bei der Taufe zum Judentum übergetretener Heiden. Sie wussten von der Taufe Johannes des Täufers – einer Taufe der Reue „zur Vergebung der Sünden“ (Markus 1, 4). Der Sinn der Worte Jesu hätte Nikodemus klar sein müssen – dass die Wassertaufe ein Ritus ist, der die geistliche Wiedergeburt einleitet und vorbereitet.
Doppelt klar machte es Jesus mit den Worten: Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch. Was vom Menschen geboren ist, ist sterblich, menschlich – besteht aus Fleisch und Blut – ist materiell beschaffen. Was vom Geist geboren ist, ist Geist – ist nicht mehr menschlich, sondern geistbeschaffen, unsterblich! Kein Ding mehr aus Materie, aus Fleisch.
Jesus erklärt es noch näher.
„Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden.“ Dann vergleicht er den Wiedergeborenen mit unsichtbarem Wind – dem menschlichen Auge unsichtbar. „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist“ (Johannes 3, 7-8).
So wie Nikodemus können auch unsere heutigen religiösen Führer solch klare Worte nicht verstehen!
Jeder, der dieses Buch liest, sollte auch unsere kostenlose Broschüre lesen Was heißt Wiedergeburt?.
Vor diesem Vertreter der Pharisäer sprach Jesus das „Heil“, die „geistliche“ Phase des Reiches Gottes an. Dieses Reich wird nicht aus sterblichen Menschen bestehen! Es besteht nicht aus Sterblichen aus Fleisch und Blut, die ein „Bekenntnis zu Christus“ ablegen und der Kirche ihrer Wahl beitreten! Dies ist eine Irrlehre, an die heute millionenfach geglaubt wird.
Die Millionen, die das glauben, wissen weder „was“ noch „warum“ die Kirche ist, kennen ihren Sinn und Zweck nicht!
Vergleichen Sie Jesu Erklärung an Nikodemus mit dem „Auferstehungskapitel“ der Bibel, 1. Korinther 15: „Wie geschrieben steht: Der erste Mensch, Adam, ‚wurde zu einem lebendigen [sterblichen] Wesen‘, und der letzte Adam zum Geist, der lebendig macht. Aber der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der natürliche; danach der geistliche. Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch; der zweite Mensch ist vom Himmel. Wie der irdische ist, so sind auch die irdischen; und wie der himmlische ist, so sind auch die himmlischen. Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen. Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können …“ (1. Korinther 15, 45-50).
Ich wiederhole immer und immer wieder: Gott vermehrt sich selbst!
Eine verbreitete Lehre in den Kirchen heute lautet, die Kirche selbst sei bereits das Reich Gottes. Dagegen steht: Fleisch und Blut – sterbliche Menschen – können das Reich Gottes nicht erben – siehe oben!
Noch einmal: Wozu die Kirche?
Aber was ist dann die Kirche? Und warum gibt es die Kirche? Warum sollte es eine Kirche Gottes geben?
Für viele – wahrscheinlich für die meisten – spielt die Kirche in ihrem Leben keine Rolle. In der Tat, Gott spielt in ihrem Leben keine Rolle. Gott existiert nicht wirklich in ihrer Welt, in ihrem Bewusstsein. Es zählen nur Menschen, materielle Dinge und Interessen. Allerdings mag im hintersten Winkel des Unterbewusstseins vieler Menschen eine Ahnung schlummern, dass Gott existiert. Aber er scheint für sie nicht real zu sein.
Das heißt, dass der Durchschnittsmensch darüber keinerlei Vorstellung hat, was er ist, warum er ist oder was der Zweck bzw. die Bedeutung seines Daseins ist.
Aber, es gibt auch die Kirche. Und nochmals die Frage, warum? Was ist sie nun wirklich? Welchen Zweck erfüllt sie?
Wir haben gesehen, dass hier auf Erden ein großes Vorhaben verwirklicht wird. Winston Churchill hat diese Ansicht übrigens einmal vor dem amerikanischen Kongress geäußert. Es gibt einen Grund für das Dasein des Menschen auf der Erde. Und zur Ausführung dieses Vorhabens gibt es einen Meisterplan. Die Kirche ist ein wichtiger Bestandteil dieses Planes.
Verlieren Sie nie die Entwicklung aus den Augen, die zur Gründung der Kirche führte. Behalten Sie im Gedächtnis, wer und was Gott ist – die göttliche Schöpferfamilie, die sich jetzt im Menschen vermehrt.
Behalten Sie ferner im Gedächtnis: Zur Wiederherstellung der Herrschaftsordnung Gottes auf der Erde braucht Christus einen qualifizierten und organisierten Mitarbeiterstab von Gottwesen – die alle vorher Satans falschen Weg zurückgewiesen und ihre Treue zur Ordnung und den gerechten Wegen Gottes bewiesen haben!
Zur Ausbildung dieses engagierten, organisierten Stabes von zukünftigen Gottwesen ist in Gottes Meisterplan die Kirche vorgesehen. In diesem Sinne dient die Kirche als Gottes Werkzeug zur Heilserlangung für alle Menschen.
Zur Verwirklichung seines Vorhabens hat Gott – Sie erinnern sich – einen Zeitraum von 7000 Jahren vorgesehen. Wir haben herausgestellt, dass sein Vorhaben lautet: Selbstvermehrung. Dazu ist letztlich nötig, dass die ganze Welt von der Sünde zu Gottes Gerechtigkeit bekehrt wird; dass den potentiellen Kindern Gottes, die einmal in die Gottfamilie hineingeboren werden sollen, der vollkommene geistliche Charakter Gottes eingeflößt wird.
Wie nun Gott sein Schöpferwerk in verschiedenen Phasen vollbrachte, so bringt er auch der Welt das Heil in verschiedenen Phasen. Für die Heilserlangung der ganzen Welt ist die Kirche Voraussetzung und Mittel. Deshalb sei noch einmal betont, dass die Kirche nicht nur Instrument zur Erlangung des Heils für die Hineinberufenen selbst ist, sondern ebenso Schulungsanstalt für die Hineinberufenen, Ausbildungsstätte für Personen, deren sich Gott bedienen wird, die Welt zum Heil zu führen.
Wird fortgesetzt...