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Das Geheimnis des Menschen (Vierter Teil)
Fortgesetzt von Das Geheimnis des Menschen (Dritter Teil)
Erschaffung des Menschen noch nicht abgeschlossen
Doch damit war und ist die Erschaffung des Menschen noch nicht abgeschlossen. Der Mensch ist damit geistig und geistlich quasi noch nicht „fertig“. Er braucht noch eine Komponente, die hinzutreten muss: den Geist Gottes, der sich mit seinem Geist vereint und ihn als Kind Gottes zeugt – ihn mit seinem Geist vereint, ihm ermöglicht, einmal in die Gottfamilie hineingeboren zu werden.
Beachten Sie hier wieder dieses Zweiheitsprinzip in Gottes Schöpfungsprozess. Der erste Mensch, Adam, war ein physisches Geschöpf mit dem menschlichen Geist als zusätzlicher Komponente. Wenn die Erschaffung des Menschen abgeschlossen ist, wird er ein geistliches Geschöpf sein, ganz aus Geist bestehen.
Wenn der Mensch den Heiligen Geist Gottes empfängt, tritt Gottes ureigenes geistiges Wesen in ihn ein und verbindet sich mit dem menschlichen Geist. In Tiere kann der Geist Gottes nicht eingehen, weil sie keinen eigenen Geist haben, mit dem der göttliche Geist sich verbinden kann.
Lassen Sie mich an diesem Punkt eine Wahrheit einfügen, die gegenwärtig eine der umstrittensten Fragen in der westlichen Welt darstellt – die Frage der Abtreibung.
Vom Augenblick der Empfängnis an besitzt der Embryo den menschlichen Geist. Dieser Geist ist es, mit dem sich, nach der Bekehrung im Erwachsenenalter, der Heilige Geist des großen Schöpfergottes verbinden und im Menschen Gott-Leben zeugen kann, ihn als Kind Gottes zeugen kann, als noch ungeborenes Gottkind. Ein ungeborenes Menschenkind im Mutterleib zu vernichten heißt daher, ein potentielles künftiges Gottwesen zu töten.
Deshalb ist Abtreibung Mord.
Zurück zu unserer letzten großen Frage: „Welchen Wert hat letztlich das menschliche Leben?“
Menschliches Leben ist animalisches Sein, zu dem der menschliche Geist hinzutritt und dem Gehirn intellektuelle Kraft gibt. Der Geist im Menschen ermöglicht die Vereinigung mit dem Heiligen Geist, mit dem Wesen und der Unsterblichkeit Gottes. Wenn der Mensch stirbt, zerfällt sein Leib (wieder) zu Staub, und der Geist kehrt zu Gott zurück.
Leben nach dem Tode
Der Geist, der den Menschen beim Tode verlässt, lässt sich als eine Art geistlicher Gussform begreifen: Er selbst hat kein Bewusstsein, aber er bringt in den Auferstehungsleib alle Erinnerung, alles Wissen, allen Charakter, auch die äußerliche Gestalt und Erscheinungsform wieder ein, die der Verstorbene hatte. Der menschliche Geist selbst kann nicht sehen, hören, denken, wissen. Das einzige wirkliche Leben – inhärentes, aus sich selbst seiendes Leben – liegt im Heiligen Geist Gottes, der sich mit dem menschlichen Geist vereint. Der Wert des menschlichen Lebens liegt im menschlichen Geist und in seinem Vermögen, mit dem Geist Gottes vereint zu werden – sprich: Gott-Wesen, Gott-Leben.
Philosophen messen dem Menschen allerhöchsten Eigenwert, Wert „an sich“, zu. Sie reden von „Menschenwürde.“ Sie reden von schlummernden „göttlichen“ Kräften im Menschen. Sie befürworten Selbstvertrauen, Selbstverherrlichung, geben dem sterblichen Menschen ein Selbstbild, als sei er ein unsterblicher Gott.
Doch ganz im Gegenteil – der einzige Wert des menschlichen Lebens liegt im menschlichen Geist und in dem Potential, von Gott gezeugt und später selbst als Gott geboren zu werden, als Kind der Gottfamilie.
Der Mensch ist nicht innerlich „Gott“, sondern er ist lediglich Fleisch und Blut, mit einem Hirn, das durch den menschlichen Geist mit Intellekt ausgestattet ist.
Daher hat der Mensch an sich zunächst ungleich geringeren Wert, als die selbsternannten Weisen dieser Welt behaupten. Doch einmal vom allerhöchsten Gott gezeugt, gezeugt durch Leben und Geist des lebendigen Gottes, die in ihm wohnen, besitzt der Mensch ein ungleich höheres Potential, als der Welt bewusst ist.
Gottes Schaffen unterliegt, wie schon erklärt, einem Zweiheitsprinzip. Das war und ist auch bei der Erschaffung des Menschen der Fall, die sich in zwei Phasen gliedert: Das ist einmal die physische Phase, die mit dem ersten Menschen, Adam, begann, und zum anderen die geistliche Phase, die mit dem „letzten Adam“, Jesus Christus, begann (1. Korinther 15, 45–46).
Weiter zeigt sich das Zweiheitsprinzip darin, dass der Mensch zwar einen geschaffenen, angeborenen, „menschlichen“ Geist besitzt, aber in diesem Zustand noch geistig und geistlich unfertig ist. Er ist eines zweiten Geistes bedürftig, des Heiligen Geistes Gottes. Und wenn diese Gabe Gottes empfangen wird, gibt dieser Geist „Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind“ (Römer 8, 16) – Kinder im gezeugten (ersten) Stadium der geistlichen Schöpfung
Dies geht auch aus 1. Korinther 2 eindeutig hervor.
„Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz (Verstand) gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben“ – geistliche Erkenntnis (Vers 9).
Der natürliche Menschenverstand vermag materielle und physische Dinge zu erkennen; weiterhin sittlich-ethische Haltungen, künstlerisch-musisches Verständnis zu entwickeln, wie es das Tier nicht kann. Aber im Bereich des Guten und Bösen kann er nur auf menschlicher Ebene des menschlichen Geistes, Gutes erkennen und tun. Und auf dieser Ebene kommt er über einen gewissermaßen urmenschlichen Egoismus nicht hinaus. Liebe haben und Liebe äußern kann er nur auf menschlicher Ebene. Ohne den Heiligen Geist Gottes kann er nicht auf göttlicher Ebene Liebe haben und äußern, und es bleibt ihm auch die geistliche Erkenntnisdimension verschlossen, wie in 1. Korinther 2 offenbart ist.
Nur Gott offenbart
„Uns aber hat es [geistliche Erkenntnis] Gott offenbart durch seinen Geist …“ (Vers 10). Genau beachten: Offenbart wird geistliche Erkenntnis nicht durch eine Person namens „Heiliger Geist“. Offenbart wird sie von Gott, und sie wird uns offenbart „über“ den Heiligen Geist, den der Mensch nur als Gabe Gottes, durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit, empfangen kann. Gott ist der Offenbarer. Und das von ihm Offenbarte gelangt durch den Heiligen Geist als vermittelnde Kraft zum Menschen.
„Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist?“ (Vers 11). Wenn der Heilige Geist die dritte Person einer Dreifaltigkeit ist – ist dann nicht der Geist im Menschen auch ein zweiter, separater Mensch? Eine Kuh, ein Schaf, ein Hund kann nicht wissen, was ein Mensch weiß – und auch der Mensch könnte es nicht, wohnte nicht der menschliche Geist in ihm. Er könnte zum Beispiel naturwissenschaftlich-technologische Erkenntnisse nicht gewinnen. Und ähnlich bleibt auch der natürliche Mensch, mit diesem einen Geist, noch beschränkt – „so weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes.“
Erst wenn der Heilige Geist in den Menschen eingeht und sich mit dem „menschlichen“ Geist verbindet, öffnet sich dem Menschen die geistliche Erkenntnisdimension: „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich verstanden sein“ (Vers 14).
Die Hochgebildeten sehen alles durch die Brille der Evolutionstheorie. Evolution bezieht sich ausschließlich auf materielles Leben, materielle Entwicklung. Sie räumt geistlichem Leben, geistlichen Problemen keinen Raum ein; alle Übel auf der Welt haben jedoch einen geistlichen Kern.
Aus diesem Grund sind die Hochgebildeten letztlich die im wahrsten Sinn Beschränkten – beschränkt auf Erkenntnis des Materiellen und des „Guten“ auf egoistischer Ebene. Gotterkenntnis und Erkenntnis dessen, was „in Gott ist“, ist ihnen eine Torheit. Ja so steht es auch geschrieben: „Denn dieser Welt Weisheit ist Torheit bei Gott“ (1. Korinther 3, 19).
Fortgesetzt in Das Geheimnis des Menschen (Fünfter Teil)