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Das Geheimnis des Reiches Gottes (Erster Teil)
Fortgesetzt von Das Geheimnis der Kirche (Achtzehnter Teil)
Was bedeutet das: „Reich Gottes“? Auch dies ist ein ungelöstes Geheimnis, nicht nur für die breite Öffentlichkeit der Welt, sondern auch für alle Kirchen, Theologen und „Bibelwissenschaftler“.
Das Geheimnis hängt zusammen mit dem „verwandten“ Geheimnis, dem Evangelium Jesu Christi.
Wie kommt es, dass sich die Kirchen über den Inhalt des Evangeliums so uneins sind? Eine heftige Kontroverse um das „Evangelium Jesu Christi“ erhob sich schon in den ersten zwanzig, dreißig Jahren nach Gründung der Kirche im Jahre 31. Es folgten hundert Jahre, von denen es keine Geschichtsunterlagen der neutestamentlichen Kirche gibt, eine Zeit, die man „das verlorene Jahrhundert der Kirchengeschichte“ genannt hat. Als sich der Vorhang um die Mitte des zweiten Jahrhunderts wieder hob, kam eine völlig andere Art von Kirche zum Vorschein, eine Kirche, die sich zwar christlich nannte, aber nun hauptsächlich ein eigenes Evangelium über Christus predigte, nicht das Evangelium Christi. Das Evangelium Christi war dasjenige, das Christus selbst gepredigt hat. Jesus war ein Sendbote, von Gott geschickt mit einer Botschaft, und die Botschaft war das Reich Gottes. Christi Botschaft war Christi Evangelium – das Evangelium Christi. Weltweit verkündet wurde es erstmals wieder 1953, als es zum erstenmal seit 1900 Jahren – hundert Zeitzyklen – wieder breites Gehör fand, und zwar über den stärksten Rundfunksender der Welt, Radio Luxemburg.
Wie es scheint, haben heute alle Kirchen das Evangelium Jesu Christi verloren. Sie predigen hauptsächlich ihr eigenes Evangelium über Jesus Christus.
Jesus Christus kam und predigte das Evangelium vom Reich Gottes. Ein heute wenig gepredigtes Wort – denn man hat die Kenntnis davon verloren! Wer außer Gottes wahrer Kirche verkündet heute das wahre Evangelium vom Reich Gottes?
Ein prominenter Evangelist behauptete vor einer weltweiten Rundfunk-Hörerschaft, das Evangelium vom Reich Gottes sei für uns heute nicht gültig. Manche Glaubensgemeinschaften verkünden ein „Gnadenevangelium“, andere ein „Heilsevangelium“, die meisten ein Evangelium über Christus, manche ein Sozialevangelium, manche eine ins Psychologische oder ins „Religiös-Wissenschaftliche“ gehende Botschaft.
Nicht eine hat recht!
Manche Kirche behauptet, entweder sie selbst oder die ganze „Christenheit“ stelle das Reich Gottes dar. Ein prominenter Femseh-Evangelist meinte: „Das Reich Gottes ist in euch.“ Manche beziehen sich dabei auf Lukas 17, 21, wo es in einigen Übersetzungen heißt, das Reich sei „inwendig in euch“. Es muss jedoch (wie z. B. in der Menge-Bibel und anderen eigens angemerkt) „mitten unter euch“ lauten – das heißt, Jesus Christus war unter ihnen. Er ist der König des kommenden Gottesreiches, und in Daniel 7 und an anderen Stellen gebraucht die Bibel die Begriffe „König“ und „Königreich“ austauschbar, das heißt, der König steht repräsentativ für das von ihm regierte Reich.
Keine einzige hat recht! Unglaublich, nicht wahr? Und es gibt etwas noch Unglaublicheres für den im Denken dieser Welt befangenen Menschen: nämlich die Wahrheit darüber, was das Reich Gottes wirklich ist!
Diese Wahrheit ist nicht nur überraschend – sie ist schockierend – verblüffend! Es ist ein großes Geheimnis! Aber es sind wahrlich gute Nachrichten – die wunderbarsten guten Nachrichten, die das menschliche Bewusstsein jemals erfassen wird!
Christi Evangelium
Worin besteht nun das einzig wahre Evangelium Jesu Christi? Die Welt weiß es nicht! Neunzehn Jahrhunderte ist dieses Evangelium – so seltsam es erscheinen mag – nicht gepredigt worden. Schlagen Sie in der Bibel nach. Schlagen Sie „ganz am Anfang“ nach!
„Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus“, werden Sie in Markus 1, 1 lesen. „Nachdem aber Johannes gefangen gesetzt war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium [vom Reich] Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße [=bereut] und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1, 14-15).
An dieses Evangelium zu glauben ist heilsnotwendig! Und wie soll man daran glauben, wenn man es nicht kennt? 1900 Jahre lang hat es die Welt nicht (mehr) gekannt. Dieses Evangelium war unterdrückt und durch ein menschliches Evangelium über Christus ersetzt worden.
Allerorten in seinen Predigten brachte Jesus die gute Nachricht vom Reich Gottes. Auch in seinen Gleichnissen sprach er vom Reich Gottes. Bei der Aussendung der siebzig Jünger gebot er ihnen, das Reich Gottes zu predigen (Lukas 10, 9). Den Aposteln, die mit zum Fundament der Kirche zählen, gebot er, nur das Reich Gottes zu predigen (Lukas 9, 1-2). Nach der Auferstehung, vor der Himmelfahrt, redete er mit den Jüngern vom Reich Gottes (Apostelgeschichte 1, 3).
Ist es nicht erstaunlich, dass die Welt von diesem Evangelium keine Kenntnis mehr hatte?
Der Apostel Paulus predigte das Reich Gottes (Apostelgeschichte 19, 8; 20, 25; 28, 23 u. 31). Und über jeden Engel und jeden Menschen, der ein anderes Evangelium zu predigen wagt, spricht der Allmächtige durch Paulus einen zweifachen Fluch aus (Galater 1, 8-9)!
Warum wagen es dann doch so viele, andere Evangelien zu predigen? Es ist heilsnotwendig, die gute Nachricht vom Reich Gottes zu kennen und zu glauben! Jesus Christus hat das gesagt! Wichtig daher, dass Sie sich Klarheit verschaffen!
Dieses Evangelium – das Reich Gottes – ist Thema dieses Kapitels. Es folgt dem Kapitel über das Geheimnis der Kirche, weil das Reich Gottes der Kirche folgt. Der Zweck der Kirche, wir erinnern uns, ist, die „Herausberufenen“ vorzubereiten auf Lehr- und Herrscherämter im Reich Gottes.
Daniel wusste davon!
Vom Reich Gottes haben Sie vielleicht schon ungefähr so sprechen hören: „Wenn Christen überall zusammenarbeiten, um Weltfrieden, Toleranz und brüderliche Liebe zu schaffen, dann lässt sich das Reich Gottes im Herzen der Menschen aufrichten.“
Da sie vor 1900 Jahren das Evangelium Christi verwarf, musste sich die Welt Ersatz schaffen. Ein neues, ein Schein-Evangelium! So hört man heute vom Reich Gottes häufig nur noch als hübsche Platitüde – als frommes Gefühl im menschlichen Herzen –, reduziert auf ein unwirkliches nebulöses Nichts! Andere vertreten die Irrlehre, dass die „Kirche“ das Reich sei. Andere verwechseln es mit dem Millennium. Und früher, in unserem Jahrhundert, ist sogar behauptet worden, das Reich Gottes sei mit dem Britischen Empire identisch (eine Behauptung, die heute nicht mehr aufgestellt wird). Wie weit kann diese Welt in die Irre geführt werden?
Daniel, der Prophet, der 600 Jahre vor Christus lebte, wusste, dass das Reich Gottes ein wirkliches Königreich ist, ein konkretes Herrschaftsgebilde, das hier auf Erden Völker regieren wird.
Jesus Christus brachte dazu zusätzliche Erkenntnisse – Erkenntnisse, die Daniel vielleicht noch nicht hatte. Dennoch, er wusste: Es wird sich um ein reales, konkretes Reich Gottes auf Erden handeln.
Daniel gehörte zu vier jungen, intelligenten und begabten Juden im babylonischen Exil. Sie lebten am Hof Nebukadnezars, des Königs des Chaldäerreichs, und wurden ausgebildet für hohe Ämter im babylonischen Staat. Daniel war ein Prophet, dem besonders Verständnis für Visionen und Träume gegeben war (Daniel 1, 17).
Nebukadnezar war der erste echte Weltherrscher. Er hatte ein riesiges Reich erobert, darunter auch die Nation Juda. Und nun hatte er einen Traum, so eindringlich, dass er darüber erschrak, in Angst geriet. Von seinen Zauberern, Wahrsagern und Zeichendeutern verlangte er, dass sie ihm den Traum sagten und deuteten. Sie konnten es nicht. Sie standen vor einem Rätsel. Dann brachte man Daniel vor den König.
Als Mensch beanspruchte Daniel für sich keine größeren Fähigkeiten zur Traumdeutung als die chaldäischen Wahrsager. „Aber“, sagte er, „es ist ein Gott im Himmel, der kann Geheimnisse offenbaren. Der hat dem König Nebukadnezar kundgetan, was in künftigen Zeiten [Menge-Bibel: in der Endzeit] geschehen soll“ (Daniel 2, 28).
Gottes Ziel war es zunächst, diesem weltbeherrschenden menschlichen König zu zeigen, dass es einen Gott im Himmel gibt –, dass Gott höchster Herrscher über alle Nationen, Staaten und Könige ist –, dass Gott das Universum regiert. Gott war es, der den Cherub Luzifer auf den Erdenthron setzte und Luzifer, der zu Satan wurde, sitzt nur deshalb noch auf dem Erdenthron, weil Gott es gestattet, und nur noch so lange, bis Gott Jesus Christus sendet, der Satan entmachten und selbst diesen Thron einnehmen wird. Der Chaldäerkönig kannte nur die vielen heidnischen Dämonengötter; vom wahren, lebendigen, allmächtigen Gott wusste er nichts. Wie die heutigen Menschen – und heutigen Verantwortungsträger – wusste er nicht, dass Gott die lebendige, reale, tätige, herrschende und regierende Persönlichkeit ist, die nicht nur alles, was auf Erden ist, sondern das gesamte Universum als höchste Instanz regiert.
Der Traum sollte Gottes Herrschaftsordnung offenbaren – die Tatsache, dass Gott regiert – die Wahrheit vom Reich Gottes – eben den Kern des wahren Evangeliums Jesu Christi! Und er sollte zweitens offenbaren – und schriftlich sollte es uns überliefert werden –, was „am Ende der Tage“, „in der Endzeit“ geschehen soll.
Wird fortgesetzt...