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Der Aufstieg und Fall eines Imperiums
Stellen Sie sich vor, Sie würden die Welt im Jahr 1500, 1600, 1700 oder sogar 1800 erforschen. Welche Nation würde Ihrer Meinung nach das größte Imperium der Weltgeschichte bilden? Wahrscheinlich nicht Großbritannien.
Noch um 1800 hatten viele Länder eine größere Bevölkerung, ein größeres Militär, eine produktivere Industrie und reichere Regierungen als diese kleine Ansammlung von Inseln vor Westeuropa.
Unzählige Bücher sind geschrieben worden, um herauszufinden, warum die Briten und nicht die Franzosen, Chinesen oder andere Völker die Welt in den nächsten 100 Jahren beherrschten. Einige dieser Bücher liefern hervorragende Argumente. Aber nur ein Buch nennt den wahren Grund: Die USA und Großbritannien in der Prophezeiung. In diesem Buch lieferte Herbert W. Armstrong einen Beweis nach dem anderen dafür, dass die Bibel den Aufstieg Großbritanniens prophezeite – und sogar genau angab, wann dieser stattfinden würde.
Der Hauptgrund für den Aufstieg Großbritanniens waren keine besonderen geografischen Merkmale der britischen Inseln, keine einzigartigen britischen Charakterzüge oder gar britische Institutionen. Der Grund ist, dass das britische Volk vom alten Israel abstammt. Gott versprach Abraham, dass einige seiner Nachkommen das mächtigste Reich der Weltgeschichte bilden würden. Das Israel der Antike hat diese verheißenen Segnungen nicht erhalten. Auch die Juden haben sie nicht erhalten. Diese Segnungen wurden innerhalb kürzester Zeit über Großbritannien und Amerika ausgegossen.
Doch die Bibel prophezeite nicht nur den Aufstieg Großbritanniens und Amerikas in außerordentlicher Ausführlichkeit, sondern auch ihren Untergang. „Glauben Sie, dass solch ein gewaltiger Untergang über große Mächte wie Großbritannien und Amerika nicht hereinbrechen könnte?“ fragte Herbert W. Armstrong. „Sagen Sie vielleicht, das kann in diesen Ländern unmöglich geschehen? Glauben Sie, dass der große Gott, der diesen Nationen solch beispiellose Weltführerschaft und Macht und solchen Reichtum geben konnte, es ihnen nicht wieder wegnehmen und sie wie ihre Vorfahren zurück in die Sklaverei bringen könnte? Es ist eine feststehende Tatsache, dass Großbritanniens einstige Größe bereits vergangen ist.“ (Hervorhebung durchgehend hinzugefügt.)
Der Fall Großbritanniens ist eine Warnung für Amerika und die Welt. Aber er offenbart auch Gottes inspirierenden Gesamtplan für die Menschheit und ist direkt mit der Botschaft des Evangeliums verbunden.
Sonnenuntergang
Winston Churchill bezeichnete den Zweiten Weltkrieg als die „große Stunde“ des britischen Empire.
Rund um den Globus kämpften 15 Millionen Männer des Empire gegen die Tyrannei, nicht nur für sich selbst und ihre eigenen Freiheiten, sondern für die ganze Welt. Die Zivilisation kann dankbar sein, dass sie erfolgreich waren. Doch der Krieg erschöpfte das Britische Empire und das Commonwealth. Dennoch konnten damals nur wenige Menschen ahnen, dass die „große Stunde“ des Empire auch seine letzte sein würde.
„Im Spätsommer 1945 erstreckten sich das Britische Empire und das Commonwealth ... über fast ein Drittel des Globus“, schreibt der Historiker Paul Johnson in seinem Buch Modern Times. „Kein Nation hatte jemals eine so weitreichende Verantwortung getragen. Fünfundzwanzig Jahre später war alles vergangen. Nie zuvor hatte die Geschichte einen Wandel von solchem Ausmaß und solcher Schnelligkeit erlebt.“
Johnson benennt die Ursache für diesen Zusammenbruch: „Es war ein Verschwinden der Vision, ein Niedergang des Willens.“
Die Bibel stellt genau dieselbe Diagnose.
In 3. Mose 26 – das Herr Armstrong als die zentrale Prophezeiung des Alten Testaments bezeichnete – zählt Gott die Segnungen auf, die Er seinem Volk geben würde, wenn es Ihm gehorcht; aber auch die Flüche, wenn es nicht gehorcht. Einer der ersten Flüche steht in Vers 19: „dass ich eure stolze Macht breche“ (Lutherbibel 2017)
Die Chronologie von 3. Mose 26 ist wichtig: Je länger Israel ungehorsam sein würde, desto schlimmer würden die Flüche werden. Der gebrochene nationale Wille geht vielen anderen Flüchen voraus.
Gottes Gesetz ist ein Gesetz von Ursache und Wirkung. Es ist der Weg, der zum Glück führt, individuell oder national. Eine Abkehr von diesem Weg führt zu Flüchen. Die Lebensweise Großbritanniens brachte eine willensschwache Nation hervor. Mangelnder Wille und fehlende Vision führen zu anderen Flüchen.
In Vers 21 sagt Gott, dass, wenn das Volk nicht umkehrt und sich Ihm wieder zuwendet, seine Strafe siebenfach härter sein würde. „Um uns die Lektion zu lehren, die wir aus unserer Erfahrung nicht gelernt haben, wird Gott unsere Völker siebenfach mehr plagen, als unsere Sünden uns bereits geplagt haben – eine siebenfach härtere Strafe, als wir selbst über uns gebracht haben“, schrieb Herr Armstrong. Gott verschärft auf übernatürliche Weise diese selbstverschuldeten Flüche. Diese Strafe soll uns wachrütteln, damit wir die einzig wahre Lösung erkennen: Die Hinwendung zu Ihm.
Moralischer Zusammenbruch
Gott hat Großbritannien nicht wegen seiner nationalen Rechtschaffenheit gesegnet. Aber vor Jahrzehnten, als das Land auf seinem Höhepunkt war, bemühten sich die Briten viel mehr, das zu befolgen, was sie unter biblischer Moral verstanden.
Im Jahr 1851 schätzte eine Stichprobenerhebung, dass etwa 40 Prozent der Bevölkerung an jedem Wochenende den Gottesdienst besuchten. In den 1980er Jahren lag der Anteil der Kirchenbesucher noch bei 12 Prozent. Im Jahr 2015 war er auf 5 Prozent gesunken.
Das soll nicht heißen, dass diese Kirchen Gottes Wahrheit lehrten. Aber die Nation war sich zumindest viel mehr bewusst, dass es einen Schöpfer gibt und kannte einige Seiner Gesetze. Eine Umfrage aus dem Jahr 2016 ergab, dass nur noch 28 Prozent der Befragten an Gott oder eine höhere Macht glaubten.
Das Familienleben hat einen ähnlichen Niedergang erlebt. Großbritannien war zu keinem Zeitpunkt ein Vorbild für biblische Familienwerte. Aber im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts endete nur eine von 450 Ehen mit einer Scheidung, und nur eines von 20 Kindern wurde unehelich geboren. Noch im Jahr 1978 lag diese Zahl bei einem von zehn Kindern. Heute enden 40 Prozent der Ehen mit einer Scheidung. Und unehelich geborene Kinder sind fast schon die Mehrheit.
Das Vereinigte Königreich ist nicht mehr religiös und wird schnell auch zur postfamiliären Gesellschaft. Linksradikale, familienfeindliche Gesetze übernehmen die Schulen, und die Familien sind nicht stark genug, um diesen Lehren zu Hause zu widerstehen. Eine Umfrage aus dem Jahr 2018 ergab, dass sich mehr als ein Drittel der Briten unter 22 Jahren als nicht heterosexuell identifiziert.
Herr Armstrong warnte, dass unser rückläufiges Familienleben „schnell zu einer größeren Bedrohung für die Menschheit werden wird als die Wasserstoffbombe!" Die Zerrüttung der Familie hat sich als weitaus zerstörerischer erwiesen als alle anderen Waffen, mit denen das britische Empire konfrontiert war.
Ein Blick in das Leben britischer Jugendlicher zeigt, wie zerstörerisch dieser Niedergang ist. Um nur zwei anschauliche Beispiele zu nennen: Eine 2018-2019 durchgeführte Studie mit 10 000 17-Jährigen ergab, dass 28 Prozent der Mädchen und 20 Prozent der Jungen angaben, sich irgendwann im vergangenen Jahr absichtlich verletzt zu haben. Eine andere Studie ergab, dass 7 Prozent der britischen Kinder einen Selbstmordversuch unternehmen, noch bevor sie 17 Jahre alt werden. Diese nüchternen Zahlen stehen für Hunderttausende von Jugendlichen, die in großen Schwierigkeiten stecken.
Dieser moralische Verfall hat zu weiteren alarmierenden kulturellen Veränderungen geführt. In seinem Buch The Welfare State We're In schreibt James Bartholomew: „Es geht nicht zu weit zu sagen, dass es in den letzten 60 Jahren eine Revolution in der Kultur und im Charakter der Briten gegeben zu haben scheint. Die Beweise sind überwältigend, dass sie weniger höflich und gleichzeitig gewalttätiger geworden sind. ... Es entsteht das Bild eines Landes, das brutal und sogar degeneriert geworden ist, verglichen mit dem, wie es zuvor war... Ein Land, das eine bemerkenswerte Geschichte und einen bemerkenswerten Charakter hatte, scheint das inzwischen einfach nur entsorgt zu haben."
Die Degeneration der britischen Gesellschaft ist kein Hirngespinst der älteren Generationen. Im Jahr 1889 wurden in England und Wales 4221 Gewaltverbrechen registriert. Diese Zahl blieb in den folgenden 50 Jahren im Wesentlichen unverändert. Vor dem Zweiten Weltkrieg begann sie zu steigen, aber nach dem Krieg ging es dann steil bergauf. Bis 1999 überstieg diese Zahl 330 000. Im Jahr 2021 waren es fast 1,8 Millionen. 1935 schrieb ein internationaler Beobachter noch, dass englische Fußballfans „so geordnet wie Kirchenversammlungen“ seien. Kein Beobachter würde heute einen Fußballmob mit einem Gottesdienst vergleichen.
Unabhängig davon, inwieweit die britische Gesellschaft als Ganzes in der Vergangenheit versucht hat, Gott zu gehorchen, hat sie diese Tugend doch nicht hoch genug eingeschätzt und die Wahrheit, die sie besaß, vernachlässigt. Diese Lockerung der Moral ist nicht nur eine private Angelegenheit oder ein „Lebensstil“. Ihre Auswirkungen sind global.
Jesaja 3 prophezeit den Fluch der schwindenden männlichen Führung in den Familien des modernen Israel. Das gleiche Kapitel beschreibt einen völligen Mangel an Staatsmännern und echter Führung. Die beiden gehören zusammen. Starke Familien bringen starke Führer hervor. Eine Nation mit starken Familien hat einen starken Willen und eine starke Moral. Der Niedergang der britischen Moral bedeutet einen gebrochenen britischen Willen. Und die Folgen haben die Welt erschüttert.
Eine sich selbst zugefügte Wunde
Das britische Weltreich in seiner Blütezeit vermittelte den britischen Untertanen ein über den persönlichen Bereich hinausgehendes Zielstreben und eine edle Vision, der Welt und künftigen Generationen zu helfen. Als die Briten dieses Zielgefühl verloren, wandte sich die Nation nach innen.
Entgegen der Behauptung, es habe seine Kolonien beraubt, war das Empire in Wirklichkeit eher eine Belastung für die britischen Ressourcen. Der Historiker Patrick K. O'Brien schätzt, dass der britische Steuerzahler 25 Prozent weniger Steuern hätte zahlen können, wenn sich Großbritannien 1845 aus seinem Empire zurückgezogen hätte. Aber solche Opfer waren Teil der Verantwortung, die eine imperiale Macht mit sich bringt.
Hundert Jahre später beschlossen viele, dass sie dieses Geld lieber nicht ausgeben wollten. Anstatt Hunderte und Tausende von Kilometern entfernt Menschen zu verteidigen und aufzubauen, wollten sie Sozialprogramme. Churchill, ein unerschütterlicher Verteidiger des Empire, wurde abgewählt, sobald der Zweite Weltkrieg vorbei war. Die Wähler entschieden sich stattdessen für die Labour-Partei und ihre großzügigen Versprechen für Sozialausgaben.
Die Labour-Regierung baute den Wohlfahrtsstaat auf. Sie führte den Nationalen Gesundheitsdienst und ein neues Sozialversicherungssystem ein, bei dem die Beiträge zur Sozialversicherung für die Zahlung von Renten und Arbeitslosenunterstützung verwendet wurden. Außerdem verstaatlichte sie Hunderte von britischen Unternehmen.
In den folgenden Jahrzehnten führte die Schwächung der britischen Familien dazu, dass sich immer mehr Menschen an den Staat wandten, in ihr Alltagsleben einzugreifen. Im Jahr 1900 verbrauchten die britischen Wohlfahrtsprogramme 12 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Im Jahr 1985 waren es bereits 45 Prozent. Letztes Jahr waren es sogar mehr als 50 Prozent. Allein auf den Nationalen Gesundheitsdienst entfällt etwa die Hälfte der gesamten Staatsausgaben.
Die Hinwendung zum Sozialismus bedeutete den Rückzug aus dem Empire. Die neue Regierung gewährte Indien 1947 die Unabhängigkeit. Dieser Schritt, der eine Generation zuvor noch undenkbar gewesen wäre, war im Parlament nicht einmal umstritten. Es gab so wenige Gegner, dass das Parlament nicht einmal eine formelle Abstimmung durchführte.
Großbritanniens Rückzugsgeist zeigte sich vor allem in der Suez-Krise 1956, als es vor dem Widerstand der Vereinigten Staaten kapitulierte und Ägypten erlaubte, den Kanal zu besetzen. Das war ein deutliches Zeichen dafür, dass die Nation nicht mehr die Kraft oder den Mut hatte, Risiken einzugehen.
Die Regierung zog immer mehr Geld aus der Verteidigung ab und steckte immer mehr Geld in die Wohlfahrt, wodurch Großbritannien als Großmacht immer unbedeutender wurde. Im Januar 1968 verkündete Premierminister Harold Wilson, dass das Land alle Streitkräfte östlich des Suezkanals abziehen würde. Die britischen Truppen verließen ihre Stützpunkte im gesamten Nahen Osten und in Asien.
US-Außenminister Dean Rusk war fassungslos. Er sagte, er könne „nicht glauben, dass kostenloses Aspirin und falsche Zähne wichtiger seien als Großbritanniens Rolle in der Welt“.
Premierminister Wilson war nicht dieser Meinung, wie wahrscheinlich auch eine große Mehrheit der Wähler in Großbritannien heute.
1968 (wenn nicht schon 1956) war das britische Empire verschwunden.
Erstaunlich ist, dass es unter all den Nationen und Völkern, die Teil des Empire waren, kaum Hinweise darauf gibt, dass die meisten britischen Untertanen das nicht wollten. Tatsächlich hatte das Volk im gesamten Empire gerade seine Unterstützung auf die stärkste Weise demonstriert: Es wies die Achsenmächte zurück (die tatsächlich versucht hatten, es gegen Großbritannien aufzuhetzen), kämpfte stattdessen gegen sie und opferte sogar sein Leben für das Empire. Nach dem Krieg waren es nicht die Massen, sondern die Eliten, die auf lärmende Minderheiten reagierten, die das Empire in Friedenszeiten demontierten.
Die Briten hatten einfach den Willen verloren, für das Empire zu kämpfen. Es war nicht einmal notwendig, dass sie physisch kämpften – es ging einfach darum, moralisch für die höheren Ideale des Empire einzutreten. Es ging darum, die moralischen und intellektuellen Argumente zu verstehen und zu vertreten. Es ging darum, dafür einzustehen, dafür auszuhalten, sich dafür zu opfern, wie es der junge Churchill tat, weil man wusste, dass die Welt und die Zukunft dadurch besser werden würden.
Aber es war einfacher, sich dem Sozialismus zu verschreiben und das gute Leben zu leben.
Die Verantwortung aufgegeben
Die Völker des Empires zahlten den Preis dafür. Als Großbritannien zum Beispiel Indien verließ, explodierten die ethnischen Spannungen. Ungefähr eine Million Menschen wurden getötet. Etwa 5 Millionen sahen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Indien und Pakistan führten daraufhin vier Kriege und befinden sich derzeit in einem nuklearen Patt.
1960 bereiste Premierminister Harold Macmillan Afrika und erklärte vollmundig: „Wir haben das Erwachen eines nationalen Bewusstseins bei Völkern erlebt, die jahrhundertelang in Abhängigkeit von einer anderen Macht gelebt haben.“ Dies war Wunschdenken. Ein neuer Kader von Eliten erkannte die Gelegenheit, Großbritannien zu vertreiben und die Macht an sich zu reißen. Dies führte zum Aufstieg von Despoten und zu Bürgerkriegen. Der ugandische Diktator Idi Amin tötete annähernd eine halbe Million seiner eigenen Landsleute. Der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser versuchte wiederholt, Israel anzugreifen. Südrhodesien erkannte nach Macmillans Rede die kommende Katastrophe und versuchte, sich durch Abspaltung zu retten. Eine Zeit lang gelang das auch – bis Großbritannien den Terroristenführer Robert Mugabe im neuen Staat Simbabwe an die Macht zwang. Wie die Rhodesier es vorausgesehen hatten, begann Mugabe fast sofort mit dem Völkermord.
Es ist schwer, in dem, was Amerika im vergangenen Sommer in Afghanistan getan hat, keine Anklänge an den imperialen Rückzug Großbritanniens zu erkennen. (Joe Biden vollzog einen besonders unehrenhaften Abgang – aber schon Donald Trump plante einen Rückzug.) Die USA zogen sich zurück, weil es zu schwierig war und weil sie die Ressourcen lieber in revolutionäre Sozialprogramme wie den „Build Back Better-Plan“ stecken wollten. Das Leid der Zurückgebliebenen ist unübersehbar. Die Erfahrung des britischen Empire lehrt uns, dass dieses Leiden gerade erst beginnt.
„Deshalb sind sie Gott im Grunde niemals wirklich dankbar gewesen und haben auch nie begriffen, dass sie mit dem reichen Segen auch die Verantwortung zu dessen rechtem Gebrauch trugen. Wenige nur verstehen, dass jeder Besitz zugleich Verantwortung mit sich bringt“, schrieb Herr Armstrong. „In ähnlicher Weise schenkte Gott dem amerikanischen und dem britischen Volk mehr Macht, Wohlstand und Größe als jedem anderen Volk in der Geschichte. Aber wussten diese beiden Völker das zu würdigen? Zeigten sie Verantwortungsbewusstsein beim Gebrauch dieser Gaben? Leider nicht! Sie erkannten nicht einmal, wie gewaltig dieser Segen war, ganz zu schweigen von ihrer Verpflichtung demjenigen gegenüber, der ihnen alle diese Schätze gegeben hatte!“
Großbritannien wich dieser Last aus und lehnte die Verantwortung ab. Die Welt hat darunter gelitten.
Die Europäische Union
In früheren Jahrhunderten stieg Großbritannien zur Macht auf, weil es seine Einzigartigkeit in Europa erkannte und sich vom Kontinent distanzierte. In jüngerer Zeit, als der Stolz auf die eigene Macht gebrochen war, tat es das Gegenteil. Die Nation verlor den Willen, ihren eigenen Weg zu gehen. Es gab kein Gefühl mehr für eine einzigartige nationale Mission. Stattdessen suchte sie die Sicherheit seiner europäischen Nachbarn.
Am 1. Januar 1973 trat Großbritannien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft bei. In einem in jenem Jahr veröffentlichten Artikel in der „Plain Truth“ (Klar & Wahr) warnte Herr Armstrong, das Land werde auf diesen Tag „als ein höchst tragisches historisches Datum zurückblicken – ein Datum, das mit unheilvollem Potenzial behaftet ist!“
Durch den wirtschaftlichen Beitritt zu Europa wurden viele enge Handelsbeziehungen Großbritanniens zu den Ländern des Commonwealth abrupt abgebrochen. Die Besonderheit seines Rechtssystems, seine größere Liebe zur Freiheit und zum freien Unternehmertum erodierte, um sich den restriktiveren europäischen Systemen anzupassen.
Großbritannien hatte sich bereits den Sozialismus zu Eigen gemacht. Doch die EU-Mitgliedschaft trug dazu bei, ein stark reguliertes Wirtschaftssystem in das britische Rechtssystem und die Lebensweise zu integrieren. Als das Vereinigte Königreich 2016 für den Austritt aus Europa stimmte, stammten bereits 60 Prozent der Gesetze aus der EU. Die europäische Regulierung hat die britische Wirtschaft in den Würgegriff genommen; sie hat aber auch dazu beigetragen, eine Kultur der britischen Eigenständigkeit zu schaffen.
In der Zwischenzeit wurde ein neuer, von der EU aufgestellter Menschenrechtskodex zu einem vorherrschenden Teil auch des britischen Rechts. Dieses europäische System fördert nicht einige unumstößliche Rechte, sondern führt eine Vielzahl von Rechten ein, die miteinander konkurrieren. Das Ergebnis ist ein Durcheinander, bei dem beispielsweise das Recht eines Terroristen auf ein Familienleben (was in der Praxis das Recht auf eine Katze bedeuten kann) seine Abschiebung verhindert, während keine Menschenrechte der Verhängung von Hausarrest gegen ein ganzes Volk im Wege stehen, wie es im Rahmen der Covid-19-Beschränkungen geschehen ist. Diese Gesetze, die angeblich die Menschenrechte garantieren sollen, haben in Wirklichkeit den Schutz der Nationen vor Tyrannei geschwächt.
Die EU-Mitgliedschaft veränderte Großbritannien auf grundlegendere und sichtbarere Weise. Die Menschenrechtsgesetze verhinderten die Abschiebung vieler Einwanderer aus ärmeren Ländern, so dass echte, aber auch nur so genannte Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Nordafrika ins Land strömten. In den 1990er und 2000er Jahren verwandelten die Labour-Regierungen den Zustrom absichtlich in eine Flut. Im Jahr 2004 traten 10 neue Mitgliedstaaten, zumeist ärmere Länder, der EU bei. Die meisten Mitgliedsstaaten schlossen ihre Grenzen zu diesen neuen Mitgliedsstaaten, um ihre eigenen Arbeitnehmer zu schützen. Großbritannien war jedoch eines von nur drei Ländern, die ihre Grenzen weit offenhielten. Andrew Neather, ein Redenschreiber für Tony Blair und andere führende Labour-Politiker, sagte, seine Partei verfolge eine „bewusste Politik ... zur Öffnung des Vereinigten Königreichs für die Massenmigration“ und wolle „der Rechten die Diversität unter die Nase reiben.“
Großbritannien nimmt heute alle drei Jahre etwa 1 Million Menschen auf. Das entspricht der jährlichen Zuwanderung einer Großstadt. Weit über ein Viertel aller Geburten in England und Wales gehen auf Mütter zurück, die außerhalb des Vereinigten Königreichs geboren wurden. Eines von fünf Grundschulkindern spricht Englisch nicht als erste Sprache. In 2000 Schulen spricht die Mehrheit kein Englisch als Muttersprache und in 200 Schulen sprechen 90 Prozent überhaupt kein Englisch.
Es ist nicht schwer, die britische Geschichte von vor ein paar Jahrzehnten zu lesen und das Gefühl zu haben, man lese über ein anderes Land. Auf eine sehr reale und buchstäbliche Weise ist das auch der Fall.
Als der Migrations-Tsunami anschwoll, schrieb der Chefredakteur der Posaune Joel Hilliker: „Anstatt eine stärkere, einheitlichere, harmonischere, friedlichere und wohlhabendere Nation hervorzubringen, hat der Diversitätskult unermesslichen Schaden angerichtet. ... Der obligatorische Multikulturalismus hat Ghettos geschaffen, die britische Gesellschaft zersplittert und die gefährlichsten und radikalsten Ideologen gestärkt“ (18. Februar 2008).
Damit erfüllte sich einer der Flüche, von denen Gott prophezeite, dass sie auf ein ungehorsames Volk fallen würden: „Der Fremdling, der bei dir ist, wird immer höher über dich emporsteigen; du aber wirst immer tiefer heruntersinken“ (5. Mose 28, 43; siehe auch Hosea 7, 8).
Warum Flüche?
Großbritannien hat zwar den Mut aufgebracht, aus der EU auszutreten, aber den angemessenen Stolz auf seine Macht hat es nicht wiedergefunden. Die Enkel derer, die Großbritanniens große Stunde erlebt haben, unterwerfen sich nun ihrem falschen Gott der medizinischen Tyrannei und schließen sich in ihren Häusern ein.
Gott hat in 5. Mose 28, 3-6 materiellen Wohlstand versprochen und das britische Finanzsystem hat zum Aufbau des britischen Empire beigetragen. Im Gegensatz dazu versprach Er Schulden als einen Fluch für Ungehorsam (Vers 44) – und heute ist die Staatsverschuldung so hoch wie nie zuvor in Friedenszeiten. Gott warnte auch davor, dass Er starke Anführer, militärische Segnungen und Furchtlosigkeit wegnehmen würde (3. Mose 26, 14-17; Jesaja 3, 1-4). Er warnte davor, dass die britische Gesellschaft gewalttätiger werden würde. „… Verfluchen, Lügen, Morden, Stehlen und Ehebrechen haben überhandgenommen, und eine Blutschuld kommt nach der anderen“ (Hosea 4, 2). Die britische Außenpolitik sei wie eine „törichte Taube, die sich leicht locken lässt“ (Hosea 7, 11). Er sagte, Großbritannien sei wie ein „Brotfladen, der nicht gewendet wurde“ (Vers 8; Elberfelder Bibel): Äußerlich ansprechend, aber angebrannt und innen teigig.
Beschreibt dies nicht das heutige Großbritannien?
Dieselben Prophezeiungen besagen, dass die Lage für Großbritannien, Amerika und die ganze Welt noch viel schlimmer werden wird. Für Großbritannien haben sich bereits so viele Prophezeiungen bewahrheitet, dass es gute Gründe gibt, die noch nicht erfüllten sehr ernst zu nehmen.
Aber es gibt noch einen weiteren entscheidenden Grund. In Geheimnis der Zeitalter erklärt Herr Armstrong, warum Gott den Nachkommen Israels solch spektakuläre Verheißungen von nationaler Größe, Macht und Reichtum gegeben hat. „Bereits erwähnt habe ich, dass die Intellektuellen und Gelehrten dieser Welt glauben: Genügend Wissen vorausgesetzt, kann der fleischlich-sterbliche Mensch alle Probleme lösen“, schrieb er. „Gott ließ Israel und Juda über viele Generationen und viele Jahrhunderte hinweg den praktischen Beweis führen, dass ohne Gottes Heiligen Geist auch die allerbesten Menschen die Übel und Missstände auf Erden nicht zu lösen vermögen!“
Großbritannien erfuhr Segnungen wie keine andere Nation auf der Erde. Doch selbst mit diesen Segnungen in der Hand war Großbritannien nicht in der Lage, sie auch zu behalten. Stattdessen gab es seine Zielstrebigkeit auf, fügte sich selbst Wunden zu, machte sich Versagensmuster und Flüche zu Eigen und bricht nun unter seinem eigenen Gewicht zusammen. Ein Imperium kann so stark sein, dass es ein Viertel der Welt und fast ein Viertel der Weltbevölkerung beherrscht – und sich dennoch selbst zerstört. Gott fügt jetzt Flüche hinzu, um Großbritannien zu helfen, zu erkennen, wie zerstörerisch sein Verhalten ist und wie sehr die Menschen, trotz aller Vorteile, Gott dringend brauchen!
Das ist die grundlegende Lektion, die Gott den Menschen seit dem Garten Eden erteilt hat. Wir Menschen sind von Natur aus nicht in der Lage, dauerhafte Stabilität, Wohlstand oder Glück zu schaffen. Wir brauchen Gott.
Herr Armstrong beschrieb Großbritannien und Amerika so: „Sie erfüllen ihre Rolle trotz ihrer selbst“. Sie hätten ihre Macht für das Gute nutzen und ihre Mitmenschen auf ihren Schöpfer hinweisen können. Aber sie haben versagt. Doch selbst in ihrem Ungehorsam weisen der Niedergang und der Fall dieser Nationen die Welt unvermeidlicherweise auf Gott hin!
„Gott ist auch der Gott aller anderen Völker!“ schrieb Herr Armstrong. „Er sorgt sich um das Wohl der „Heiden“ (Nichtisraeliten) genauso sehr wie um das Wohl der Israeliten. Alle Menschen sind nach dem Bilde Gottes erschaffen; alle haben die Möglichkeit, Gott charakterlich ähnlich zu werden und nach Seinem Geist zu verlangen“ (ebd.). Die modernen Völker Israels werden nicht bevorzugt behandelt, vielmehr erteilen sie allen Völkern der Welt diese unschätzbare Lektion.