Der Papst plant den Coup
Die Diplomaten des Vatikans sind in geheimen Friedensvermittlungen zwischen Russland und der Ukraine aktiv. Nach Wochen der Unterhandlungen verkündet Papst Franziskus nun eine Reise nach Moskau und Kiew, "um zu versuchen, etwas zu helfen". Das Projekt "Augustfrieden" hat begonnen.
Bislang ist kein Papst je nach Russland gereist. Seit zwei Jahrtausenden noch nicht. Doch nun könnte sich das ändern - ausgerechnet jetzt. Mitten im russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine verkündet Papst Franziskus, dass er eine Friedensmission zwischen Moskau und Kiew plane. "Ich würde gerne in beide Hauptstädte reisen", sagte er dem Korrespondenten Philip Pullella in einem 90-Minuten-Interview für Reuters, der weltgrößten Nachrichtenagentur, damit es auch die ganze Welt erfahren soll. Damit zeigt eine wochenlange Geheimdiplomatie zwischen dem Vatikan und den Kriegsparteien offenbar erste Erfolge, denn der Papst würde die Reise nicht ankündigen, wenn er nicht belastbare Zusagen aus Moskau hätte.
Es habe Kontakte zwischen dem vatikanischen Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin und dem russischen Außenminister Sergej Lawrow über einen möglichen Besuch gegeben, präzisierte Franziskus.
Der Vatikan habe bereits zum Kriegsausbruch eine Friedensmission sondiert. Damals sei die russische Antwort gewesen, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt sei. Aber nun habe sich etwas geändert. "Die Tür ist offen", so Franziskus. Man habe Nachrichten ausgetauscht. Nach seiner Rückkehr aus Kanada, wo er vom 24. bis 30. Juli erwartet wird, sei ein Doppelbesuch denkbar. "Als Erstes muss ich nach Russland reisen und versuchen, in irgendeiner Weise zu helfen."
Aus dem Vatikan ist zu hören, dass Moskau inzwischen offen sei für einen Waffenstillstand im August oder im September. Man wolle aus Rom dabei gerne vermitteln, von einem Projekt "Augustfrieden" ist bereits die Rede. Sollte Papst Franziskus die Kriegsparteien tatsächlich zu einem Waffenstillstand bewegen können, wäre das zunächst ein diplomatischer Coup. Bislang haben nach Emmanuel Macron und Olaf Scholz mit ihrer Telefondiplomatie auch Israel und die Türkei, am Ende der Uno-Generalsekretär Antonio Guterres vergebens versucht, Waffenstillstandsverhandlungen voranzutreiben. Allerdings ist die Einigung auf einen Waffenstillstand nicht per se eine gute Lösung. Experten weisen auf die Gefahr hin, dass Putin ihn wie in Syrien lediglich dazu nutzen würde, die Truppen neu aufzustellen und anschließend umso stärker zuzuschlagen.