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Die Exkommunizierung Putins

Der russische Präsident Wladimir Putin im Luzhniki-Stadion in Moskau am 18. März. [KREMLIN PRESS OFFICE / HANDOUT/ANADOLU AGENCY VIA GETTY IMAGES]

Die Exkommunizierung Putins

Wie der Krieg in der Ukraine einen der größten Umbrüche im Christentum seit dem Mittelalter bringen könnte

Wenn Sie eine beliebige Person fragen würden, wer weltweit das menschliche Oberhaupt des Christentums ist, würden Sie eine Vielzahl von Antworten erhalten. Ein Katholik würde höchstwahrscheinlich den Papst nennen. Ein Anglikaner würde Königin Elisabeth II. , das Oberhaupt der Kirche von England, nennen. Viele könnten diese Frage möglicherweise gar nicht beantworten.

Stellen Sie sich nun vor, Sie würden in der Zeit vor 150 Jahren nach Istanbul, Sankt Petersburg oder Belgrad reisen. Und Sie würden den Menschen dort auf der Straße dieselbe Frage stellen – die Antwort fiele ganz eindeutig aus: Der russische Zar.

Seit dem Fall von Konstantinopel an die Türken im Jahr 1453 hat Russland einen besonderen Status in der orthodoxen Welt. Es war das größte orthodoxe Land und das einzige, das frei von den muslimischen Türken war. Moskau wurde als „drittes Rom“ bezeichnet und löste Rom und Konstantinopel als geistige Hauptstadt der Welt ab. In einem Vertrag von 1774 mit den Türken beanspruchte Russland die geistliche Gerichtsbarkeit über die orthodoxen Untertanen des Reiches, die vom Balkan bis in den Nahen Osten zu finden waren. Als Russland im späten 19. Jahrhundert half, Bulgarien von den Türken zu befreien, waren die Bulgaren so dankbar, dass sie ihre neue Kathedrale in Sofia nach Alexander Newski, dem Schutzpatron des russischen Militärs, benannten.

Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche war der Zar. Die Zaren sind nun Geschichte, aber Russland wird immer noch informell als das Zentrum der orthodoxen Welt bezeichnet.

Der Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Ukraine hat das geändert.

Die Ukraine ist ein mehrheitlich orthodox-christliches Land. Einige Ukrainer gehören der Russisch-Orthodoxen Kirche an. Andere wiederum gehören der Orthodoxen Kirche der Ukraine an. Die Russisch-Orthodoxe Kirche und einige andere orthodoxe Kirchen erkennen die Kirche der Ukraine nicht als rechtmäßig an. Dennoch schockiert der Einmarsch Russlands in ein orthodoxes Land die orthodoxe Gemeinschaft.

Der Russisch-Orthodoxe Patriarch Kirill unterstützt die Invasion lautstark und bezeichnete die ukrainische Opposition als „böse Kräfte, die schon immer gegen die Einheit Russlands und der russischen Kirche gekämpft haben“. Er betete, dass „der Herr das russische Land bewahren möge“. Er führte weiter aus: „Wenn ich ‚russisch‘ sage, [meine] ich ... das Territorium, das jetzt Russland, die Ukraine, Weißrussland und andere Stämme und Völker umfasst.“

Die meisten anderen in der orthodoxen Welt sind mit Kirills Aussagen nicht einverstanden. Der Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., das Aushängeschild der orthodoxen Kirche, nannte die Invasion einen „nicht provozierten Angriff“ und eine „Verletzung der Menschenrechte“. Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche der Ukraine, Epiphanius i., sagte, dass „der Geist des Antichristen im Führer Russlands wirkt“.

Was jedoch am meisten überraschen mag, ist die starke Gegenreaktion, die Kyrill innerhalb der Russisch-Orthodoxen Kirche selbst erfährt.

Deren Gemeinde in Amsterdam in den Niederlanden hat angekündigt, dass sie ihre Verbindung zu Moskau abbrechen und sich dem Patriarchen von Konstantinopel unterstellen will. „Der Klerus hat einstimmig verkündet, dass es ihm nicht mehr möglich ist, innerhalb des Moskauer Patriarchats zu wirken und unseren Gläubigen ein geistlich sicheres Umfeld zu bieten“, heißt es in einer Erklärung auf der Website der Gemeinde. „Diese Entscheidung ist für alle Beteiligten äußerst schmerzlich und schwierig.“ Die Gemeinde benötigt die Erlaubnis sowohl der Russisch-Orthodoxen Kirche als auch des Patriarchats von Konstantinopel.

Noch überraschender ist die Ablehnung durch das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche in der Ukraine. Der Metropolit Onufry Berezovsky schrieb in einer Online-Erklärung: „Zum größten Bedauern hat Russland mit militärischen Aktionen gegen die Ukraine begonnen und in dieser schicksalhaften Zeit fordere ich Sie auf, nicht in Panik zu geraten, mutig zu sein und Liebe für Ihr Heimatland und füreinander zu zeigen.“ Er bat die ukrainischen russisch- orthodoxen Christen, für das ukrainische Militär zu beten. Er appellierte sogar an Putin, den Krieg zu beenden. „Der Krieg zwischen [Ukrainern und Russen] ist eine Wiederholung der Sünde Kains, der seinen eigenen Bruder aus Neid getötet hat“, sagte er. „Ein solcher Krieg ist nicht zu rechtfertigen, weder vor Gott noch vor den Menschen“.

Das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche in Litauen, der Metropolit Innocent von Vilnius, distanzierte sich ebenfalls von Moskau. Er sagte, Kirills „politische Äußerungen über den Krieg“ seien eine „persönliche Meinung“, die von anderen nicht akzeptiert werde. Er sagte, die Kirche in Litauen werde unter seiner Leitung „nach größerer kirchlicher Unabhängigkeit streben“.

Putins Handlungen haben eine orthodoxe Spaltung geschaffen, die wahrscheinlich nicht geheilt werden kann. Georgy Kovalenko, der ehemalige Sprecher der Russisch-Orthodoxen Kirche in der Ukraine, schrieb in einem Facebook-Post: „Durch sein Handeln hat sich Putin selbst bereits aus dem Christentum exkommuniziert, zusammen mit denen, die ihn für diesen Krieg segnen.“

Die Russisch-Orthodoxe Kirche hatte schon vorher wackelige Beziehungen mit dem Rest der orthodoxen Welt. Im Jahr 2018 stimmte Bartholomäus zu, der orthodoxen Kirche in der Ukraine die Autokephalie, also die Trennung von der russischen Kirche, zuzugestehen. Kirill reagierte daraufhin mit dem Abbruch der Beziehungen zum Patriarchat von Konstantinopel. Als immer mehr orthodoxe Kirchen die Unabhängigkeit der Kirche in der Ukraine anerkannten, setzte Kyrill die Trennung weiter fort. Er tat dies auch mit der griechisch-orthodoxen Kirche (mit Sitz in Athen) und dem Patriarchat von Alexandria. Ähnliche Maßnahmen traf er auch gegenüber der Kirche von Zypern.

Nicht alle orthodoxen Kirchen sind verärgert über Kyrill. Die orthodoxen Christen in Serbien und Syrien stehen Russland nicht nur religiös, sondern auch politisch nahe. Aber der Krieg in der Ukraine scheint die Spaltung zwischen der Russisch-Orthodoxen Kirche und einem Großteil der übrigen östlichen Orthodoxie bestätigt zu haben.

Dies stellt nun ein Dilemma für orthodoxe Christen außerhalb Russlands dar. Die traditionell führende Nation dieser Religion hat sich von Konstantinopel losgesagt und Millionen von orthodoxen Christen mit sich gerissen. Die östliche Orthodoxie ist führungslos und ihre Mitgliederzahl ist stark geschrumpft. Sie hat zwar immer noch den Patriarchen von Konstantinopel, aber dessen Rolle als „Führer“ ist hauptsächlich zeremoniell und Bartholomäus hat keine wirkliche Macht.

An wen wird sich die orthodoxe Ostkirche also wenden, um die Führung zu übernehmen?

Während sich die Beziehungen zu Kyrill verschlechtern, hat Bartholomäus eine gute Arbeitsbeziehung zu Papst Franziskus. Beide Kirchenoberhäupter setzen sich für die Wiederherstellung der Gemeinschaft zwischen der östlichen Orthodoxie und der katholischen Kirche ein. Der Papst steht auch in gutem Einvernehmen mit den Oberhäuptern der Kirche von Griechenland und der Kirche von Zypern, den Kirchen, zu denen Kyrill die Beziehungen abgebrochen hat. Ein Großteil der orthodoxen Welt scheint dem Papst näher zu stehen als der russisch-orthodoxen Kirche.

Die Katholische und die Orthodoxe Kirche trennten sich im Jahr 1054. Sie sind historische Feinde und haben immer noch eine Reihe von Differenzen. Aber die Beziehungen zwischen den beiden waren noch nie so gut wie heute. Gleichzeitig waren die Beziehungen zwischen Russland – seit Jahrhunderten das inoffizielle Oberhaupt der östlichen Orthodoxie – und dem Rest der orthodoxen Welt noch nie so schlecht wie heute.

Wladimir Putins Krieg in der Ukraine könnte der nötige Katalysator sein, um Rom und Konstantinopel wieder zu vereinen. Der russische Präsident könnte ungewollt zu dem Mann werden, der für einen der größten religiösen Wendepunkte der Geschichte verantwortlich ist.

Einer zuverlässigen Quelle zufolge werden sich Rom und Konstantinopel wieder vereinigen. Es ist eine Quelle, die sowohl katholische als auch orthodoxe Christen als ihr Erbe beanspruchen. Diese Quelle ist die Heilige Bibel.

Jesaja 47 prophezeit über die „Jungfrau, die Tochter Babel“ (Vers 1). In der biblischen Symbolik ist eine Frau ein Symbol für eine Kirche (z. B. 2. Korinther 13, 1-3; Epheser 5, 22-33). Babylon war die politische und religiöse Hauptstadt der antiken Welt. Diese „Jungfrau, die Tochter Babel“ erfüllt eine ähnliche Rolle. Jesaja 47, 1 zeigt, dass diese Kirche auf einem „Thron“ sitzt. In Vers 5 wird sie als „die Herrin der Königreiche“ bezeichnet.

Diese Frau ist die Römisch-Katholische Kirche.

Beachten Sie Vers 8: „So höre nun dies, die du in Wollust lebst und so sicher sitzt und sprichst in deinem Herzen: Ich bin‘s und sonst keine; ich werde keine Witwe werden noch ohne Kinder sein.“

Wenn diese „Frau“ die Katholische Kirche ist, wer sind dann ihre „Kinder“? Die Kirchen, die sich vor langer Zeit von ihr abgespalten haben und inzwischen erwachsen geworden sind. Die östliche orthodoxe Kirche ist eine der größten davon.

Hier nun, was die Plain Truth, unser Vorgängermagazin, in der Ausgabe vom November 1963 bezüglich Prophezeiungen wie die in Jesaja 47 schrieb:

Der endgültige – wenn auch nur kurzlebige – Triumph des Katholizismus wird in buchstäblich Dutzenden von biblischen Prophezeiungen beschrieben. Gerade jetzt – ob wir es glauben wollen oder nicht – werden die Weichen für die größte religiöse Revolution gestellt, die die Welt je erlebt hat. ... Das gewaltige Problem, die Einheit zu erreichen, hat zwei Seiten. Erstens geht es um die Beilegung des orthodoxen Schismas, das offiziell im Jahr 1054 seinen Anfang nahm und die Kirchen im Osten spaltete ... Zweitens geht es um die Wiedereinbindung des gesamten Protestantismus, der sich ab 1517 entwickelt hat, in die römische Gemeinschaft.

Wie sich dies im Einzelnen gestalten wird, bleibt abzuwarten. Die Beziehungen zwischen Rom und Konstantinopel haben sich weiter vertieft. Und der Krieg in der Ukraine treibt die orthodoxen Christen näher und näher an den Westen.

Wenn Sie mehr über die biblisch fundierten Prognosen der von Chefredakteur Herbert W. Armstrong geleiteten Plain Truth erfahren möchten, bestellen Sie bitte ein kostenloses Exemplar unserer Broschüre He Was Right (Er hatte Recht – zum jetzigen Zeitpunkt nur auf Englisch erhältlich, schon bald aber auch auf Deutsch). In Teil eins, Abschnitt 3 „Returning to the Fold“ (Zurück in die Herde) finden Sie weitere Informationen über die kommende katholisch-orthodoxe Wiedervereinigung.

DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH IN DER PROPHEZEIUNG

Das Heilige Römische Reich hat grundlegende und tiefgreifende Beiträge zur westlichen Zivilisation geleistet – aber seine vielen Wiedergeburten waren auch von schmerzlichen und katastrophalen Folgen begleitet. Europäische Staats- und Regierungschefs haben sich zum Ziel gesetzt, den zersplitterten europäischen Kontinent zu vereinen, indem sie das Vermächtnis dieser außergewöhnlichen Kirche-Staat-Beziehung wiederbeleben. Eine der großen Lektionen dieses Reiches ist, dass es immer wieder zurückkommt. Es gibt jedes Mal eine andere Auferstehung. Das Heilige Römische Reich ist nicht nur ein Relikt der Geschichte. Es ist im Begriff, eine zentrale Rolle im Weltgeschehen zu spielen. Wenn man die Natur und den Charakter dieser mächtigen Institution verstehen lernt, dann verrät es einem genau so viel über die Zukunft wie auch über die Vergangenheit.