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Die Siebte und Letzte Wiederauferstehung – Jetzt Hier (Dritter Teil)
Fortgesetzt von Die Siebte und Letzte Wiederauferstehung – Jetzt Hier (Zweiter Teil)
Der Einzug von Papst Franziskus
Jahrzehntelang hatte Herbert Armstrong vorhergesagt, dass zwei spezielle Bedrohungen Europa anspornen würden, zu einer globalen Supermacht zusammenzuwachsen und sich unter der Führung des Vatikans als die letzte Wiederauferstehung des Heiligen Römischen Reichs zu offenbaren.
1984 warnte Herr Armstrong, dass eine massive Bankenkrise plötzlich dazu führen könnte, dass die europäischen Länder sich zu einer neuen Weltmacht vereinigen, die größer als die Sowjetunion oder die Vereinigten Staaten wäre (Mitarbeiterbrief vom 22. Juli 1984). Wir haben diese Krise gerade erlebt. Die Bankenkrise, die 2008 in Amerika begann, griff schnell auf Europa über und richtete dort furchtbaren Schaden an, was größere politische und finanzielle Veränderungen auslöste. Wenn auch in Stößen und Schüben, unter großer Anspannung und mit vielen Debatten, zwingt sie doch zu weiterer Integration und Föderalisierung der europäischen Volkswirtschaften und Finanzmärkte. Der globale finanzielle Umbruch wird Europa jetzt und auch in näherer Zukunft in eine finanzielle Supermacht verwandeln.
Herr Armstrong warnte auch davor, dass ein immer mächtiger werdendes Russland Europa dazu bringen wird, sich zu vereinigen. In einem Brief an seine Mitarbeiter vom 23. Januar 1980 warnte er davor, dass die Angst vor Russland der Auslöser wäre, der die führenden Köpfe in den europäischen Ländern zusammen mit dem Vatikan dazu bringen werde, die Vereinigten Staaten von Europa zu gründen. Auch das passiert soeben. Das aggressive Verhalten des russischen Präsidenten Vladimir Putin beunruhigt Europa. Russlands Auftreten als aggressive Supermacht verwandelt Europa immer mehr in eine mächtige, politisch und militärisch leistungsstarke Supermacht.
Auch wenn diese zwei Krisen Grund genug für Europa wären, sich zu vereinigen, müssen wir uns doch daran erinnern, woher die geistige Führerschaft und Inspiration für diese Integration rührt. Wie schon so oft in der Vergangenheit ist der Vatikan der kritische Faktor, der Europa hilft, sich zu integrieren und auf die doppelte Bedrohung des finanziellen Ruins und eines angriffslustigen Russlands zu reagieren. Betrachten wir die Werke des Papstes Franziskus.
Die Wahl des argentinischen Kardinals Jorge Bergoglio zum Nachfolger von Papst Benedikt im März 2013 hat viele überrascht. Er ist der erste nicht europäische Papst nach mehr als 1.200 Jahren, der erste Papst aus Südamerika überhaupt und genau das Gegenteil des Ultra-Traditionalisten, den sich viele als Nachfolger Benedikts XVI. vorgestellt hatten. Mit seiner eher unauffälligen und bescheidenen Erscheinung überraschte Bergoglio viele Leute, denn er hatte weder besonderes Ansehen, noch eine theologische Abstammung, Charisma oder Persönlichkeit. Viele fragten sich: Würde Bergoglio, ein Außenseiter, ein Nicht-Europäer, scheinbar mehr interessiert an den Armen als an Politik, wohl in der Lage sein, die Macht des Vatikans zu stärken, den Kontinent zu einen und das vorhergesagte Heilige Römische Reich anzuführen?
Sie brauchten nicht lange auf die Antwort zu warten. Bereits acht Monate nach seiner Wahl zum Papst war Franziskus wohl der populärste und meistgeliebte Mensch auf Erden, die Hoffnung von Millionen von Menschen und der Mann des Jahres des Time Magazins. Die Begeisterung, die er in die Kirche einbrachte, ist so dramatisch, dass sie schon einen eigenen Namen trägt: Der Franziskus-Effekt.
Überall auf der Erde nimmt die Unterstützung für die katholische Kirche zu. Die Kirchen werden besser besucht. Mehr Leute werden bekehrt. Der Papst wird überall verehrt und bewundert, sogar von Leuten, die gar nicht katholisch sind. Franziskus hat bei dem halbherzigen, enttäuschten Laienstand der Kirche Wunder bewirkt. „Was den Papst so bedeutend macht, ist, wie schnell er die Phantasie von Millionen von Menschen für sich gefangen genommen hat – Menschen, die schon all ihre in die Kirche gesetzten Hoffnungen aufgegeben hatten“, schrieb Time (11. Dezember 2013).
Die Freude des Evangeliums
Die Freude des Evangeliums (Evangelii Gaudium) war der Titel des apostolischen Schreibens des Papstes vom November 2013, ein Dokument, das die Vision des Papstes Franziskus für die Menschheit enthält. Seine Botschaft ist mächtig, umgestaltend und im Zusammenhang mit Geschichte und Bibelprophetie höchst besorgniserregend. John Travis, Schriftsteller und Vatikanexperte, beschreibt das päpstliche Schreiben als „bemerkenswertes und radikales Dokument, weitreichend und auf allen Ebenen eine Herausforderung an die Selbstzufriedenheit.
Er bezeichnet es als die „Magna Charta der Kirchenreform“ (Reuters, 26. November 2013).
Evangelii Gaudium war die direkte Antwort auf die globale Finanzkrise. Das Schreiben behandelt eine Reihe von Themen, aber besonders erstaunlich ist seine harte und kompromisslose Einschätzung des globalen Finanzwesens, insbesondere des Kapitalismus. Franziskus greift den zügellosen Kapitalismus als „eine neue Tyrannei“ an. Er verurteilt die Ungleichheit der Einkommen, die „Wohlstandskultur“ und „ein Finanzwesen, das eher die Menschen beherrscht als ihnen zu dienen.“
Getarnt als Verteidigung der Armen wurde das Sendschreiben von vielen als Anklage des Kapitalismus verstanden. Papst Franziskus verlangte, in den Worten von Reuters, „eine Überarbeitung des Finanzwesens“ (op. cit.).
Auch wenn die Botschaft des Papstes im aktuellen Kontext radikal klingen mag, so ist sie doch nichts anderes als eine Neuformulierung der althergebrachten katholischen Soziallehre. Das neue Finanzwesen, das der Papst fordert, ist im Wesentlichen nichts anderes als das System, das die katholische Kirche auch bei allen anderen Wiederauferstehungen des Heiligen Römischen Reichs benutzt hat.
In den ersten Wiederbelebungen dieses Reichs war das System der Feudalismus. Innerhalb dieses Systems ist der Papst als „Gottes Vertreter auf Erden“ die höchste Instanz. Er delegiert einen Teil seiner Autorität an die Könige, die ihrerseits diese Autorität an die Fürsten weitergeben, diese wiederum an die Ritter usw. 1891 brachte Papst Leo XIII. dieses System in Einklang mit dem modernen Zeitalter von Firmen, Gewerkschaften und Geschäftsleuten. Der Feudalismus wurde aktualisiert und zum katholischen Prinzip der untergeordneten Wichtigkeit gemacht. Die Analyse von Papst Leo ergab folgendes: Der Marxismus scheiterte, weil er den nationalen Anführern zu viel Macht verlieh; er gibt ihnen die Fähigkeit, zu großes Übel anzurichten und nichts kann sie davon abhalten. Der Kapitalismus vermeidet das; sein Problem ist jedoch, dass er vom Wesen her selbstsüchtig ist und die Betreuung der Armen vernachlässigt. Die katholische Lösung ist ein starker, fast marxistischer Staat mit dem nötigen Reichtum und der Macht, sich um die Armen zu kümmern. Um die nationalen Anführer an einer ungerechten Ausübung ihrer beträchtlichen Macht zu hindern, hätte die katholische Kirche auch die größere Macht. Auf diese Weise verhindert das „Gute“ in der Kirche, dass die nationalen Anführer ihre Macht missbrauchen. Diese „wohlwollenden“ Herrscher wären dann eine Garantie dafür, dass jedermann gerecht behandelt wird.
Das ist einfach nur eine Modernisierung desselben katholischen Wirtschaftssystems, das in Europa bereits sechs Mal zuvor regiert hat. Die katholische Kirche nutzt die Not der Armen, um ihre zentrale wirtschaftliche Rolle zurückzugewinnen.
Da Europa mit hohen Arbeitslosenquoten zu kämpfen hat, ist die Botschaft des Papstes über eine Veränderung des weltweiten Finanzwesens zum Schutz der Armen sehr populär. Franziskus ist ein ausgesprochener Vorkämpfer der Armen und Arbeitslosen Europas. Die Wirtschaftskrise wird sich weiter verschärfen, bis der Papst sich schließlich darin bestärkt sieht, seine Lösung durchzusetzen. Das ist verständlich, denn Millionen Menschen sind verwirrt und enttäuscht von dem gegenwärtigen politischen und finanziellen System. Aber während das aktuelle System ungeeignet, ja ausgesprochen mangelhaft und völlig untragbar ist, ist die Lösung des Vatikans dann die Richtige für die Menschheit?
Die katholische Religion hat in der Vergangenheit den Vorsitz über viele Regierungen, Gesellschaften und Wirtschaftssysteme geführt. Aber keines davon hatte Erfolg. ▪
Wird fortgesetzt...