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Einstige und künftige Hauptstadt Europas

Vatican Sunset by Giorgio Galeotti on flickr/CC by 2.0

Einstige und künftige Hauptstadt Europas

Die historische Stadt bereitet sich auf ihren letzten Anlauf vor.

Das letzte Mal dass ich Rom besucht hatte war vor vier Jahren gewesen. Seitdem habe ich es mit einem gewissen Abstand von jenseits des Atlantiks im Auge behalten, seine Politik aufmerksam verfolgt und war gebannt von den wachsenden Anzeichen seiner Widerbelebung. Gewiss, das Begräbnis des Papstes hat die Aufmerksamkeit der gesamten Welt auf die Stadt mit den sieben Hügeln gezogen, zu der, wie die Tradition behauptet, alle Straßen führen. Auf diese Weise erhielt die Stadt vor kurzem weltweite Gratisreklame im Wert von mehreren Millionen Dollars von der globalen Medienindustrie freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Die anderen Religionen der Welt durften nur zusehen, wie ein religiöses Spektakel – beispiellos seit der Einführung der Massenmedien – die Welt in ihren Bann zog. Mögen Sie es Islam, Buddhismus, Schintoismus, Taoismus, Hinduismus, Protestantismus oder irgeneinen anderen „Ismus“ nennen, was die Verwirrung betrifft, die in den religiösen und ideologischen Kulturen dieser Welt vertreten ist – keine konnte zu dem ungeheuren Reichtum, der Pracht und dem glanzvollen Zauber dieses großen römischen Ereignisses auch nur das Wasser reichen.

Wenn man Rom beobachtet und die Berichte verfolgt über die emsige Bautätigkeit, die Renovierung und das Aufräumen, das gegenwärtig dort stattfindet, dann wird es offensichtlich, dass etwas tief greifendes mit dieser alten Stadt geschieht. Ohne Zweifel regte Papst Johannes Paul II die Verbesserung von Roms Erscheinungsbild für seine großen Millenniums-Feiern an, während wir die Schwelle vom 20. ins 21. Jahrhundert überschritten. Auf alle Fälle scheint es dort zu diesem Zeitpunkt eine besondere Vitalität aufgrund der anhaltenden Renovierung Roms zu geben. Es legt seine modrige Hülle ab. Diese alte und historische Stadt, geistige Hauptstadt des alten „Heiligen“ Römischen Reichs, modernisiert sich in fieberhaftem Tempo. Seine märchenhaften Schätze an hoher Kunst und Architektur werden umgeben von modernen Bauwerken im neuesten Stil des 21. Jahrhunderts.

Stimuliert vom tausendjährigen Jubeljahr des Vatikans und beeinflusst von der Dynamik des Bürgermeisters der Stadt, Walter Veltroni, ist der Bau von neuen Gebäuden rasch vorangeschritten. Und dennoch, obwohl aggressiv, diese Gebäudeinitiative ist von einer starken kulturellen Besonderheit geprägt. Wie Veltroni erklärte, „unser Plan ist, das Beste aus dem historischen Charakter der Stadt zu machen, diesen zu schützen und gleichzeitig mit der Modernität der Stadt in Einklang zu bringen. Es gibt keinen Konflikt zwischen den beiden“ (Condé Nast Traveler, März 2005).

Es scheint nur wenig Zweifel daran zu geben, dass die Stadt Rom für ihren letzten Anlauf, geistige Hauptstadt dieser Welt zu werden, vorbereitet wird.

Stadtikonen

Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich Endzeitprophezeiungen in Rom, Berlin und Paris zusammenfügen. Dies sind die westlichen Hauptstädte der wichtigsten Nationen, die die Triebkraft der Europäischen Union sind. Alle anderen Nationen nehmen einen Platz ein hinter dem italienisch-deutsch-französischen Lastzug. Madrid hat sich zunehmend zu diesem Triumvirat gesellt, seit José Rodríguez Zapatero im Vorjahr zu Spaniens Regierungschef gewählt wurde. Während der frühere Premierminister mehr darauf bedacht war, Großbritannien in wichtigen Angelegenheiten zu unterstützen, ist Zapatero mühelos in Gleichschritt mit dem deutsch-französischen Bündnis gefallen.

Paris begann seine große Säuberung des in Jahrhunderten angesammelten Schmutzes in den 1960er Jahren unter Charles de Gaulle. Das Ergebnis war eine Enthüllung von architektonischer Brillanz, die versteckt gewesen war unter dem Ruß, Schmutz, Staub und Moder, produziert von den Menschenmassen der Stadt, Jahrhunderten von Kohlegefeuerten Öfen und der Patina der industriellen Revolution. Keine Stadt dieser Erde kann sich mit Paris im goldigen Frühlingsglanz vergleichen.

Und trotzdem ist es nicht Paris, auf das die Welt blicken wird während der Zeit von Europas letzter Herrschaft als die letzte Auferstehung des „Heiligen“ Römischen Reiches.

Wir dachten schon für einige Zeit, dass Spanien seine Macht als Haupteinfluss bei der Einsammlung von Lateinamerika zurück in den Schoß Europas geltend machen würde. Die Endzeitprophezeiung zeigt, dass die globale Geopolitik entlang religiöser Linien brechen wird. Da Lateinamerika der einzige Kontinent auf dem Planeten mit nur einer dominierenden Sprache und Religion ist – Spanisch und Römischer Katholizismus – führen alle Hinweise zu dem Schluss, dass diese Region durch den alten imperialen Einfluss Spaniens unter den Schirm der EU gezogen wird. Dennoch, wo Spanien ein engagiertes EU-Mitglied und das schwächste der führenden vier EU-Nationen ist, gibt es offensichtlich keine Hoffnung, dass Madrid sich als die Hauptstadt des auerstehenden Europäischen Reichs durchsetzt.

Somit fällt es den beiden anderen dominierenden Nationen Europas zu – die eine, die ihre traditionelle Religion geltend macht, Italien; die andere, die es wirtschaftlich, politisch und, zu gegebener Zeit, militärisch dominiert, Deutschland – sich als die Stadtikonen darzubieten, zu denen die Welt hinsehen kann. Es ist dann kein bloßer Zufall, dass sowohl Rom als auch Berlin zurzeit inmitten einer großen Renovierung sind.

Seit dem Fall der Berliner Mauer am 9. Nov 1989 waren Pläne im Gange, Berlin als die politische Hauptstadt der EU wiederherzustellen. Jahrelang – und bis zum heutigen Tage – hatte Brüssel, Belgien, diese Ehre gehabt. Dennoch, während der 1990er Jahre und bis in das 21. Jahrhundert hinein, war Berlin eine riesige Baustelle. Alte Gebäude wurden abgerissen und neue, futuristische Gebäude errichtet und wiederum andere von historischer Bedeutung – einschließlich des verrufenen Reichstags – wurden renoviert und erneuert. Berlin hat sogar die entstaubten und aufpolierten Statuen von Deutschlands militärischen Helden, die infolge des 2. Weltkriegs verbannt gewesen waren, wieder ausgestellt. Die Zukunft dieser Stadt als die grandiose Hauptstadt eines wiedererblühten, wiedervereinigten Deutschlands wurde gefestigt, als Gerhard Schröder das Hauptquartier der deutschen Regierung vom harmlosen und trüben Bonn, der Hauptstadt während des Kalten Krieges, zurück in jene Stadt umsiedelte, die Deutschlands Hauptstadt sowohl unter Kaiser Wilhelm als auch unter Hitler gewesen war: Berlin.

Aber es ist nicht Berlin – noch nicht – auf welchem die Augen der Welt ruhen. Es ist Rom. Rom, wo am 8. April das größte Medienspektakel aller Zeiten anlässlich des Begräbnisses von Papst Johannes Paul II stattfand. Rom, das ein massives Verschönerungsprogramm erlebt, welches ohne jeglichen Zweifel ein passender Hintergrund für die Machenschaften des neuen Papstes sein wird.

Wie ein Journalist der Associated Press kommentierte, die letzten Tage des Papstes „lösten einen anhaltenden Gefühlserguss der Verehrung, sowohl für ihn als auch für die Römisch-Katholische Kirche aus …“ (3. April). Das Symbol dieser Religion und ihres alten Imperiums ist die Stadt Rom.

Dennoch, bei all dem reichen Erbe dieser Stadt mit den sieben Hügeln – bei all der Macht und dem Überfluss ihrer dominierenden Kirche – der reichsten Institution auf dieser Welt – wird dieser alten Stadt prophezeit, in einer Stunde zu fallen, am Ende eben dieser Stunde in der Geschichte, in welcher wir alle in diesem Augenblick leben (Offenbarung 18,10). Was für ein spektakulärer Tag dieser Tag für diese Welt sein wird!