Michael Luddeni
Erinnerung an das antike Silo
Im Laufe der Jahre haben Archäologen, darunter Prof. Israel Finkelstein, Dr. Scott Stripling und andere, eine Reihe wichtiger Ausgrabungen im antiken Silo durchgeführt. Bei diesen Ausgrabungen wurden zahlreiche Ruinen und Artefakte freigelegt, die einen Großteil der in der Bibel beschriebenen Geschichte von Silo belegen.
Funde wie ein Granatapfel aus Keramik (eine Frucht, die mit der Stiftshütte und priesterlichen Gewändern in Verbindung gebracht wird), Tausende von Tierknochen, die mit dem Opferdienst in der Stiftshütte in Verbindung gebracht werden, und ein Trio seltener Altarhörner stammen höchstwahrscheinlich aus der Zeit, als die Stiftshütte in Silo stand.
Dr. Stripling hat auch teilweise ein großes Gebäude oder eine Plattform freigelegt. Dieses Gebäude hat bemerkenswert ähnliche Abmessungen wie die Stiftshütte, es stammt aus der gleichen Zeit wie die Stiftshütte und ist von Osten nach Westen ausgerichtet, genau wie die Stiftshütte. Im Juni wird Herr Stripling die nächste Phase seiner Ausgrabungen in Silo beginnen und diese große Plattform weiter ausgraben. Bleiben Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden über Dr. Striplings Arbeit: Er könnte kurz davor stehen, etwas wirklich Sensationelles zu entdecken!
Während diese Wissenschaftler die archäologische Geschichte des antiken Silo wieder aufleben lassen, ist es ein guter Zeitpunkt, sich auch an die biblische Geschichte dieser wichtigen Stadt zu erinnern. Die Geschichte von Silo enthält eine Menge Unheil und Verzweiflung. Aber sie enthält auch viel Hoffnung – viel mehr, als die meisten Menschen wissen. Einige der größten je von Gott inspirierten Botschaften wurden den Menschen in Silo übermittelt!
Das geistige Hauptquartier Israels
Silo liegt 43 Kilometer nördlich von Jerusalem. Es wird in den Büchern Josua und Richter mehrmals erwähnt. Nachdem die Israeliten das Gelobte Land erobert und das Gebiet nach Stämmen aufgeteilt hatten, wurde Silo die Hauptstadt Israels und der Ort, wo sich die Stiftshütte und die Bundeslade befand.
Die Bundeslade symbolisierte die Gegenwart Gottes in Israel. In ihr befanden sich drei Gegenstände: einerseits die beiden steinernen Tafeln mit den Zehn Geboten, dann Aarons Stab als Symbol für die Regierung, die die Zehn Gebote anwendet, umsetzt und durchsetzt und schließlich der goldene Topf mit Manna als Symbol für die geistige Nahrung von Gott. Alle drei Gegenstände waren für die Religion Israels von entscheidender Bedeutung.
Da es die Bundeslade beherbergte, war Silo auch das religiöse und geistliche Hauptquartier der Nation. Ungers Bibel Wörterbuch nennt es „die Stätte des frühen Heiligtums Israels in der Zeit der Richter“ und sagt: „Es war der Mittelpunkt der Stammesorganisation Israels vor der Errichtung des Königreichs.“
Die „Zeit der Richter“ begann nach dem Tod Josuas und der Ältesten, die unter ihm dienten. Das Buch der Richter beginnt damit, dass Israel stark und mutig ist. Aber die Bedingungen verschlechterten sich rasch: Das Volk entfernte sich von Gottes Gesetz und verfiel in schrecklichen Götzendienst und andere Sünden. Was folgte, war die blutigste Zeit in der Geschichte Israels.
Kompromisse mit dem Gesetz
Richter 1, 19 vermittelt das erste Anzeichen von Schwierigkeiten. Dort heißt es, dass Juda „die Bewohner der Ebene nicht vertreiben [konnte], weil sie eiserne Wagen hatten.“ Dies zeugt von einer gewissen Glaubenslosigkeit. Hätten sie sich auf Gott verlassen, hätten keine Waffen des Feindes sie aufhalten können.
In Vers 21 lesen wir: „Aber die Benjaminiter vertrieben die Jebusiter nicht, die in Jerusalem wohnten, sondern die Jebusiter wohnten bei den Benjaminitern in Jerusalem bis auf diesen Tag.“ Das war ein schwerer Fehler. Als David einige Jahrzehnte später kam, waren die Jebusiter immer noch da und machten Probleme. Aber David ging mit der Situation ganz anders um (2. Samuel 5).
Das Verhalten Israels während der Zeit der Richter zeigt, dass es für Menschen sehr schwierig ist, einfach das zu tun, was Gott befiehlt. Den Menschen fehlt der Glaube und sie neigen dazu, selbst zu überlegen, wie die Dinge gehandhabt werden sollten. In dieser schrecklichen Zeit gab es ein paar gute Richter, wie Jephthah und Samson. Doch auch sie begingen schwere Sünden.
Gott benutzte den Richter Gideon auf eine mächtige Weise (Richter 6-8). Das ist eine besonders interessante Geschichte, weil Gideon solch ein Feigling war. Durch Gideon sehen wir, dass Gott mit den Niedrigen dieser Welt arbeitet und sie zu mutigen Kriegern macht.
Ein weiteres bemerkenswertes Richteramt war das von Debora (Richter 4). Sie war eine Prophetin, und die Israeliten konnten erkennen, dass Gott sie benutzte und ihr Wahrheiten offenbarte (Verse 4-5). Gott wollte Barak benutzen, um Israel zu befreien. Debora gab ihm Gottes Anweisungen, wie er das tun sollte. Aber Barak war so schwach, dass er es nicht tun wollte, es sei denn, Debora ging mit ihm und hielt ihn an der Hand! (Vers 8). Debora tadelte ihn wegen seines Mangels an Männlichkeit (Vers 9). Israel hatte 10 000 Soldaten, aber hier war eine Frau, die alles leitete, und sie war offenbar die Einzige, die dazu in der Lage war!
Nachdem Gott Israel den Sieg in dieser Schlacht geschenkt hatte, sangen Debora und Barak ein Siegeslied. Es ist eine wunderschöne Poesie, die Gottes Macht beschreibt!
Der Kernpunkt des Buches der Richter wird hier zwecks Hervorhebung wiederholt: „In jenen Tagen war kein König in Israel. Jeder tat, was recht war in seinen Augen.“ (Richter 17, 6; 21, 25; siehe auch Richter 18, 1; Elberfelder Bibel). Diese Geschichte zeigt anschaulich die schrecklichen Folgen einer solchen Gesetzlosigkeit. Wenn Gottes Regierung nicht vorhanden ist und Sein Gesetz ignoriert wird – wenn jeder das tut, was in Seinen Augen richtig ist –, dann herrscht elende Anarchie.
Das Schönste an dieser biblischen Geschichte ist, zu sehen, wie Gott Israel wieder auf den richtigen Weg brachte. Das Priestertum war degeneriert, aber Gott beschloss, etwas zu ändern. Die Regierung war in Aufruhr, aber Gott wollte einen König einsetzen. Es ist bemerkenswert, wie Gott schon in der Antike damit begann, die Dinge umzukehren. Es begann mit einer Familie – und alles drehte sich um Silo.
Die Lösung
Der Übergang von der Zeit der Richter zur Zeit der vereinigten Monarchie wird in 1. Samuel beschrieben. In 1. Samuel 1 wird uns ein Mann namens Elkana vorgestellt, der zwei Frauen hatte. Jedes Jahr opferte Elkana „dem Herrn Zebaoth“ in Silo (Vers 3). In Vers 5 wird berichtet, dass Gott den Schoß einer von Elkanas Frauen, Hanna, verschlossen hatte. Für eine Frau, die sich leidenschaftlich nach Kindern sehnt, ist das eine echte Krise. Für Hanna war es das auf jeden Fall. Aber Gott tat es aus einem bestimmten Grund, und diese Prüfung motivierte sie weit mehr als die meisten Frauen.
Hanna weinte aus Kummer darüber. „Elkana aber, ihr Mann, sprach zu ihr: Hanna, warum weinst du und warum isst du nichts? Und warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?“ (Vers 8). Elkana erkannte, dass die Grundlage einer Familie der Ehemann und die Ehefrau sind. Dennoch war Hanna betrübt, weil sie keine Kinder hatte, obwohl sie offenbar einen wunderbaren Ehemann hatte.
Hanna ging zur Stiftshütte in Silo und betete dort und flehte Gott an, ihr ein männliches Kind zu schenken. Während dieses innigen Gebets in Silo legte Hanna ein entscheidendes Gelübde ab. Sie sagte Gott, dass sie das Kind Gott übergeben würde, wenn Er ihr Gebet erhören würde, und zwar „sein Leben lang“ (Verse 9-11). Hanna war eine gläubige Frau, und als sie ging, wusste sie, dass ihr Gebet erhört worden war (Vers 18).
Als ihr Sohn geboren wurde, nannte Hanna ihn Samuel, was so viel bedeutet wie „von Gott erhört“. Gott hat tatsächlich auf Hannas Flehen geantwortet. Es ist erstaunlich, was Er für diese Frau getan hat. Hanna muss eine gute Mutter gewesen sein, denn sie hat ihr Gelübde gehalten. Sie kümmerte sich gewissenhaft um Samuel und war fest entschlossen, wenn es an der Zeit war, ihn zur Stiftshütte nach Silo zu bringen, ihn dort zu lassen – „damit er vor dem Herrn erscheine und dort für immer bleibe“ (Vers 22). Und genau das hat Hanna getan – Samuel war noch ein Kleinkind, als seine Mutter ihr Versprechen an Gott einlöste und ihn bei Eli, dem Priester, in Silo zurückließ (Verse 26-28). Was für eine Mutter!
Hannas Prophezeiung
Genau dort in Silo sprach Hanna einen Gebetspsalm, der zu den tiefgründigsten Prophezeiungen der Bibel gehört. Sie können ihn in 1. Samuel 2, 1-10 nachlesen. „Der Herr tötet und macht lebendig, führt ins Totenreich und wieder herauf.“ (Vers 6). Hanna wusste, dass Gott Macht über das Leben hat.
Sie fuhr fort: „Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse. Denn der Welt Grundfesten sind des Herrn, und er hat die Erde darauf gesetzt.“ (Vers 8). Hier prophezeit Hanna über den Messias, der kommen und Seine Regierung auf der Erde errichten wird.
Am Ende von Vers 10 heißt es: „Der Herr wird richten der Welt Enden. Er wird Macht geben seinem König und erhöhen das Horn seines Gesalbten.“ Wovon sprach Hanna hier? Dies war eine direkte, spezifische Prophezeiung über König David!
David war noch gar nicht auf der Bildfläche erschienen. Aber Gott begann, Seinen Plan für König David, für den Thron und das Haus Davids genau hier in Silo zu offenbaren, viele Jahrzehnte bevor David überhaupt geboren wurde. So kam es, dass Hannas Sohn, das Kleinkind, das zum großen Propheten Samuel wurde, schließlich David zum König salbte!
Ein treuer Priester
Hanna prophezeite all dies in Silo, ganz am Ende der Richterzeit. Hanna durchlebte eine katastrophale Zeit. Doch mitten in all dieser Tragödie trat diese eine Frau auf den Plan und begann, den Lauf der Geschichte in Israel zu verändern. Was für eine Frau!
In dieser Zeit kam ein Mann Gottes und überbrachte Eli das Urteil Gottes. In dieser Botschaft sagte Gott folgendes: „Ich aber will mir einen treuen Priester erwecken, der wird tun, wie es meinem Herzen und meiner Seele gefällt. Dem will ich ein beständiges Haus bauen, dass er vor meinem Gesalbten wandle immerdar.“ (1. Samuel 2, 35).
Dies ist eine Prophezeiung über Zadok, den Krieger-Priester, der dem König David treu blieb. Als Davids Sohn Adonja rebellierte, schloss sich Abjatar, der Hohepriester, dieser Revolution an. Zadok jedoch blieb treu. Er blieb dem Thron Davids treu, solange David lebte!
Das geschah etwa 100 Jahre nach Elis Tod; doch dieser Mann Gottes prophezeite über den Priester, der Abjatar ersetzen würde. Gott blickte über Abjatar und seine Rebellion hinaus, hin zu Zadok und Er sagte sinngemäß: „Ich will mir einen treuen Priester erwecken, der David und seinem Thron für immer treu sein wird!“
Das ist eine unglaubliche Geschichte, und so vieles davon hat sich in Silo abgespielt, das jetzt Stein für Stein freigelegt wird!
Zerstörung von Silo
Samuel wuchs in Silo auf und wurde in der Stiftshütte erzogen. Als Samuel in Silo war, erschien ihm Gott zweimal (1. Samuel 3:10, 21). Dies ist ein Grund, warum diese archäologischen Ausgrabungen in Silo so inspirierend sind: Dr. Stripling deckt den Ort auf, an dem der junge Samuel lebte und wirkte!
In 1. Samuel 4 lesen wir, dass die Philister angriffen, und die Israeliten beschlossen – ohne Gott zu fragen – die Bundeslade aus Silo zu holen und mit in die Schlacht zu nehmen, als ob dieser physische Gegenstand sie retten würde. In der darauffolgenden Schlacht erbeuteten die Philister die Bundeslade. In Ungers Bibel Wörterbuch heißt es: „Silo wurde zerstört ... vermutlich durch die Philister, als die Bundeslade weggetragen wurde (1. Samuel 4).“
Beweise für dieses Ereignis wurden in Silo gefunden. Archäologen haben eine auf diese Zeitspanne datierte Brandschicht freigelegt – ein Beweis dafür, dass Silo zerstört wurde.
Silo war verwüstet und die Bundeslade war weg. Das war für Samuel zutiefst deprimierend. „Der Untergang von Silo markierte einen Wendepunkt in der Geschichte jener Zeit“, so Unger weiter. Es war ein einschneidendes Ereignis für Israel. Und nachdem die Philister die Bundeslade zurückgebracht hatten, wurde sie nie wieder in Silo aufgestellt. Silo blieb zwar weiterhin bewohnt, wurde aber nie wieder zum Sitz von Israels Obrigkeit.
Gott ist König!
Nach der Zeit der Richter, in der jeder tat, was recht war in seinen Augen, gebrauchte Gott Samuel dazu, um ein Hauptquartier-Werk aufzubauen, auf das sich alle in Israel fokussieren konnten. In der Bibel steht, dass Samuel ein College errichtete. In dieser Schule bildete er viele der führenden Männer Israels aus und institutionalisierte die Wahrheit Gottes (1. Samuel 7, 16; 10, 5; 19, 18-20).
Leider haben sich Samuels eigene Söhne nicht gut entwickelt (1. Samuel 8, 1-3). Das Volk Israel nahm dies Samuel übel und es trug dazu bei, dass sich deren Haltung gegenüber Gottes Regierung verschlechterte. Sie sagten Samuel, dass sie lieber von einem König regiert werden wollten, als von Gott durch Seinen Propheten.
Das Volk fühlte sich im Recht, wenn es Samuel bat, zurückzutreten und stattdessen einen König an der Spitze haben wollte. Aber Gott, obwohl Er verärgert darüber war, was Samuels Söhne taten, stimmte nicht mit dem Volk überein. Er sagte zu Samuel: „Nicht dich haben sie verworfen, sondern sie haben mich verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll“ (Vers 7). Das war die Realität! Das Volk wollte nicht Gottes Gesetz und Seine Regierung!
Das war die Kardinalsünde Israels! Sie lehnten Gott als ihren König ab!
Israel lehnte Gott ab und folgte Saul – einem körperlich beeindruckenden Menschen, auf den sie anstelle von Gott blicken konnten – in die Tiefe der Schande.
Nach Saul machte Gott David zum König von Israel – und in diesem Moment erfüllte sich die große Prophezeiung, die Hanna in Silo ausgesprochen hatte. Gemeinsam machten Gott und David Israel zu einer regionalen Macht. „Er (Gott) wird Macht geben seinem Könige und erhöhen das Horn seines Gesalbten.“ (1. Samuel 2, 10).
Stellen Sie sich vor, wie besonders es für Samuel gewesen sein muss, David zum König zu salben! In diesem Moment erfüllte sich die Prophezeiung, die seine Mutter ausgesprochen hatte: Gott benutzte Samuel, um David zum König zu salben und diese ewige Königsdynastie zu gründen. Und das alles begann in der Stadt Silo!
Wenn man diese Geschichte versteht, kann man die Bedeutung der derzeitigen archäologischen Ausgrabungen in Silo richtig einschätzen und verstehen. Prof. Finkelstein, Dr. Stripling und all die anderen, die in Silo gegraben haben, stoßen nicht nur auf alte Tierknochen, verfallene Mauern oder unscheinbare Tongegenstände: Sie legen eine der eindrucksvollsten biblischen Geschichten frei, über die man jemals lesen konnte!