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Erste Schüsse eines Handelskrieges?
Wäre der Zusammenbruch von 1929 wie einer der vorherigen gewesen, hätten die anschließenden schweren Zeiten in einem Jahr oder in zwei zu Ende sein können. Aber stattdessen verlängerte ein beispielloses wirtschaftliches Herumspielen das Elend auf 12 lange Jahre.
Wie schlimm war die Große Weltwirtschaftskrise? Die an die Ehefrau des Präsidenten Franklin D. Roosevelt geschriebenen Briefe übermitteln die Verzweiflung, die viele fühlten, als die Wirtschaft stockte, die Arbeitslosigkeit anstieg, Banken zusammenbrachen und sich der Hunger über die ganze Nation ausbreitete.
Während der vier Jahre nach dem Börsenzusammenbruch von 1929 entwickelte sich die Nation zurück, wie zu keiner anderen Zeit in ihrer Geschichte. Zweiundvierzig Prozent von Amerikas Banken brachen zusammen. Die Produktion in den Fabriken, Minen und Versorgungseinrichtungen der Nation nahm um mehr als die Hälfte ab. Das real verfügbare Einkommen der Menschen sank um 28 Prozent. Die Börsenpreise fielen auf ein Zehntel ihres Vor-Crash-Wertes. Die Arbeitslosigkeit stieg von 1,6 Millionen im Jahre 1929 auf eine Höhe von 12,8 Millionen im Jahre 1933 — was bedeutete, dass jeder vierte Arbeiter arbeitslos war. Menschen verloren ihre Ersparnisse, ihre Häuser, ihre Gesundheit und ihre Hoffnung.
Aber was machte den Börsenzusammenbruch von 1929 so viel todbringender als die vorherigen kurzlebigen Zusammenbrüche von 1920 und früher?
Nach Meinung vieler Wirtschaftswissenschaftler war der Zusammenbruch von 1929 einzigartig, weil nur Monate später die ersten Schüsse eines Handelskrieges, der die Welt schnell in einen Abgrund stürzte, abgefeuert wurden.
Das industrielle Amerika nach dem Ersten Weltkrieg, das noch von den Auswirkungen des Börsenzusammenbruchs und der anschließenden Arbeitslosigkeit taumelte, verfiel in einen protektionistischen Eifer. Im Gegensatz zur heutigen Situation waren es damals preisgünstige europäische Importe, insbesondere landwirtschaftliche Produkte, aufgrund billiger Arbeit und sinkender europäischer Währungen, die begannen, amerikanische Erzeuger zu unterbieten.
Auf einer populistischen Welle reitend, verhängten US-Politiker den Smoot-Hawley Zolltarif, eine der höchst drakonischen protektionistischen Strategien in Amerikas Geschichte. Geplant, um amerikanische Landwirte und Hersteller vor durch billige Arbeit kostengünstigen europäischen Importen zu schützen, löste Smoot-Hawley stattdessen unbeabsichtigt ein ökonomisches Wettrüsten aus, das half, Amerika — und den Rest der Welt — in ein Jahrzehnt von Depression und Verzweiflung zu stürzen.
Der Historiker Richard Hofstadter beschrieb im Rückblick das Zollgesetz als „eine faktische Handelskriegserklärung gegen den Rest der Welt.“ Und genauso sah es der Rest der Welt. Ausländische Nationen waren empört. Innerhalb von zwei Jahren hatten 25 Länder zurückgeschlagen; Der US- und Außenhandel erlitt massive Verluste. Amerika exportierte 1929 Waren im Werte von 5,24 Milliarden Dollar; bis 1932 war die Gesamtmenge auf gerade mal 1,6 Milliarden Dollar gefallen. Der Welthandel nahm bis 1934 insgesamt um 66 Prozent ab.
Was hat dies alles mit dem Amerika von 2008 tun? Die ersten Schüsse eines globalen Handelskriegs sind im Begriff, abgefeuert zu werden — nur könnte dieses Mal Amerikas fallender Dollar der Auslöser sein.
Sich allmählich ausbreitende Wirkung
Der Dollar ist während der letzten sieben Jahre gegenüber den größeren Welt-Währungen um 40 Prozent gefallen. Sechzehn Prozent dieses Verlustes kamen allein in den letzten eineinhalb Jahren. Gegenüber dem Goldwert schnitt der Dollar noch schlechter ab, er verlor 19 Prozent in diesem Jahr.
Der rasche Fall des Dollar-Wertes verändert drastisch die globale Handelsdynamik. Die unmittelbaren Auswirkungen sind auf höchst dramatische Weise in Europa spürbar.
Der Dollar-Sturz mag für Amerika kurzfristig von Nutzen sein, aber auf lange Sicht könnte es schmerzende politische und wirtschaftliche Folgen haben. Zum Beispiel macht ein fallender Dollar US-Waren verglichen mit ausländischer Konkurrenz viel billiger und kurbelt somit US-Exporte an, dämpft aber ausländische Importe. Aus diesem Grunde beginnt das monatliche Außenhandelsdefizit, das im letzten September zu einer grauenvollen Höhe von 56,5 Milliarden Dollar anschwoll, sich zu verbessern und US-Exporteure beginnen, höhere Gewinne zu ernten.
In Europa hingegen sind die Dinge ziemlich genau das Gegenteil. Der fallende Dollar bereitet der europäischen Industrie Schwierigkeiten.
Der schwache Dollar bedeutet, dass europäische Produkte in Amerika teurer geworden sind, und folglich verkauft Europa weniger Waren an die USA und kauft dort aber mehr Waren ein. Europa schickt durch den Handel mehr Geld nach Amerika, und Amerika sendet weniger nach Europa zurück.
Aber in Wirklichkeit trifft das Europa doppelt so hart, weil China seine Währung lose mit dem Dollar verbindet. Weil der Dollar gefallen ist, ist es auch der chinesische Yuan — dadurch sind europäische Exporte auch in China teurer geworden, und chinesische Waren sind in Europa billiger geworden — das Resultat davon ist, dass Europäer auch China weniger Waren verkaufen, aber mehr aus China kaufen — was bedeutet, dass Europa jetzt im Handel mit China Milliarden verliert. Allein während der ersten acht Monate von 2007 stieg das Außenhandelsdefizit der EU gegenüber China um 25 Prozent.
Aber es macht dort nicht halt. Saudi-Arabien bindet seine Währung auch an den Dollar. Wie der Dollar gefallen ist, so fiel auch der Riyal, was mehr Handelsverluste für Europa bedeutet. Einundzwanzig andere Nationen, einschließlich Jordanien, Venezuela, Belize, Quatar, Oman und Hongkong binden offiziell ihre Währungen an den Dollar. Außerdem gebrauchen 12 weitere Nationen wie z.B. El Salvador, Ecuador und Panama den US-Dollar als Währung. Und noch einige Nationen haben Währungen, die dazu tendieren, mit dem Dollarwert parallel zu laufen.
Aus diesen Gründen ist Amerikas Dollarproblem das Dollarproblem der Welt und besonders Europas Problem. Ein riesiger Anteil der Welt-Währungen verliert gegenüber dem Euro an Wert.
Kein Wunder, dass Europa bald genug hat von der Talfahrt des Dollars.
„Wir denken, dass der Eurobereich nicht Schuld ist an diesem globalen Ungleichgewicht … Wir können nicht die einzigen sein, die die Last der Anpassung unterstützen müssen“, erklärte Joaquín Almunia, europäischer Beauftragter für monetäre Angelegenheiten, den Chinesen bei einem Besuch in Peking im November des Vorjahres. Almunia ist nicht alleine; die Rhetorik von anderen europäischen Führern bestätigt, dass die wirtschaftlichen Bedingungen eine kritische Ebene auf dem Kontinent erreicht haben.
Das Ergebnis von diesem Trend — der zum fallenden Dollar zurückführt — ist, dass das Albtraumszenario eher Realität wird.
Die Alarmglocken des Handelskrieges läuten.
Die Zeichen des Handelskrieges
Während die europäischen Geschäfte leiden, intensiviert das den Druck auf die Politiker, gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen, um den Handel zu schützen. Airbus-Chef Tom Enders bezeichnete den Fall des Dollars als „lebensbedrohliches“ Ereignis für die Gesellschaft. Airbus, mit seinem Hauptsitz in Frankreich und weltgrößter Flugzeughersteller der Welt, verliert etwa 1 Milliarde Euro für jeden 10-Cent-Anstieg des Euros gegenüber dem Dollar. BMW, mit Standort in München sagt, dass es im Jahr 2006 wegen des schwachen Dollars 666 Millionen Euro verlor. Multiplizieren Sie diese Verluste mit Tausenden von anderen Gesellschaften quer durch Europa, und die Handelsverluste werden wirklich schnell gigantisch.
Auch in Deutschland, einer Nation, dessen viele High-Tech-Gesellschaften besser gegen Währungsschwankungen geschützt sind, wächst die Spannung. Laut Stratfor prüft Deutschland einen französischen Vorschlag, eine Zollabgabe unter dem Vorwand einer „Grünen Umwelt-Steuer“ zu erheben, um China unter Druck zu setzen, den Yuan vom Dollar abzukoppeln und ihm zu erlauben, wieder anzusteigen (29. Nov. 2007).
„Die Tatsache, dass die chinesische Währung gegenüber dem Euro an Wert verliert verliert … schafft viele Probleme für die europäische Wirtschaft und als Ergebnis könnten wir auftretenden Protektionismus in Europa haben“, sagte Jean-Claude Juncker, Haupt der Eurogroup der Finanzminister, während derselben Reise wie Almunia im November in Peking.
Aber die vielleicht stärkste Warnung vor einem sich abzeichnenden Handelskrieg kommt vom französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy.
Sarkozy warnte in einer Rede vor dem US-Kongress am 7. November, dass Amerika riskiere, einen „Wirtschaftskrieg“ mit Europa auszulösen, wenn es versuchte, seinen Ausweg aus den wirtschaftlichen Schwierigkeiten in einer Abwertung des Dollars zu finden. „Jene, die die Nation bewundern, die die größte Konjunktur der Welt aufgebaut hat und die nie aufgehört hat, zu versuchen, die Welt von den Vorteilen des freien Handels zu überzeugen, erwarten, dass sie die erste ist, faire Wechselkurse zu fördern“ sagte Sarkozy. „Der Dollar kann nicht nur allein das Problem von anderen bleiben. Wenn wir nicht aufpassen, könnte sich die monetäre Unordnung zu einem Wirtschaftskrieg entwickeln. Wir alle wären seine Opfer“.
Protektionismus
Gleichzeitig fordert der fallende Dollar, während er die US-Exporte belebt, auch innerhalb Amerikas zu wachsendem Handelsprotektionismus auf.
Wenn der Dollar fällt, werden US-gezeichnete Vermögenswerte billiger — und Ausländer beginnen jetzt vollen Vorteil aus dem preisgesenkten Verkauf in Amerika zu schöpfen — nicht nur von Spielzeugen und Schmuckstücken, sondern auch von strategischen Vermögenswerten. Europäer, Chinesen und Araber reißen die US-Infrastruktur in schnellem Tempo an sich. Gestopft bis zum Rand mit abgewerteten Dollars, suchen viele Anleger sie auszugeben, bevor sie noch weniger wert sind (siehe Ergänzungsartikel).
Während Amerika das ausländische Verstaatlichen von Körperschaften der USA miterlebt hat, ist die Wählerangst gewachsen, und Politiker fühlen sich unter Druck gesetzt, die Flut aufzuhalten. Dieses Wahljahr werden Forderungen, Gesetze zum Schutze amerikanischer Vermögenswerte und des Handels zu schaffen, sicher zunehmen. Rufe nach einer Erhebung von Tarifen, Zöllen, Quoten, Subventionen und sogar nach einem gänzlichem Verbot von Eigentumsrecht für Ausländer, werden sicher reichlich vorhanden sein.
Und möglicherweise aus gutem Grund. Amerika verliert jedes Jahr Milliarden im Handel. Darüber hinaus, wie viel strategische Infrastruktur will Amerika, dass sie in ausländischem Besitz ist? Wenn die Zeiten gut sind und jeder im Frieden lebt, kann ausländischer Besitz von strategischer Industrie nur eine kleine unmittelbare Bedrohung darstellen. Aber ist es klug, mit der ansteigenden globalen Flut von Antiamerikanismus, dass Amerika ausländischen Nationen erlaubt, uneingeschränkten Zugang zu amerikanischen Vermögenswerten zu haben?
Ferner könnte ein Handelsprotektionismus in Amerika oder Europa leicht in ein wirtschaftliches Wettrüsten eskalieren, wo Nationen sich nach innen kehren und Barrieren errichten, um lokale Betriebe zu begünstigen und ausländische Gesellschaften am Wettbewerb zu hindern. In solch einem Szenario würde der globale Handel sofort beginnen, sich zurückzuentwickeln und die Börsen mit sich zu ziehen.
Amerika braucht keinen Handelskrieg, besonders jetzt nicht. Die Wirtschaft taumelt bereits am Rande der Rezession. Amerikas Produktionsindustrie ist verkümmert, der Wohnungsmarkt bricht zusammen, das Bankenwesen fährt Verluste ein, die sich wahrscheinlich auf Hunderte von Milliarden von Dollars belaufen werden, und die Inflation ist in Wirklichkeit viel höher als die Regierungsstatistiken vorlegen. Ein Handelskrieg würde jedem kurzfristigen wirtschaftlichen Anreiz, den ein fallender Dollar verschaffen könnte, schnell ein Ende setzen.
Und dennoch zeigt die Bibelprophezeiung, dass Amerika in naher Zukunft von einem Handelskrieg bedrängt sein wird.
In einem Brief vom 16. Mai 1985, beschrieb Herbert W. Armstrong, damals Herausgeber des global verbreiteten Plain Truth Magazins, diese Aussicht: „Langsam, aber sicher entwickeln sich die Ereignisse zu einen Konflikt zwischen Europa und den Vereinigten Staaten, wie es in der Bibel prophezeit wurde. Der amerikanische Arbeitsminister William Brock gab eine öffentliche Erklärung heraus, in der mit einem Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und Europa gedroht wird. Alle diese Ereignisse fördern die Tendenz, Europa und die USA immer weiter voneinander zu trennen. Unheil zeichnet sich deutlich am Horizont ab, wie Gott es warnend prophezeit hat.“
Führer in Amerika und Europa sagen, sie wollen keinen Handelskrieg. Die meisten Volkswirtschaftler und Wirtschaftsführer wollen keinen Handelskrieg, und der durchschnittliche Arbeiter will sicher keinen Handelskrieg — schließlich will niemand an den Bettelstab geraten, um für Kleidung bitten zu müssen oder arbeitslos zu sein. Bei Handelskriegen verliert jeder. Die Frage ist nur, wer verliert am meisten.
Die Bibel sagt, dass ein Handelskrieg kommt — der schließlich zur schlimmsten Depression führen wird, die Amerika jemals erlebt hat. Beweise dafür nehmen zu. Wird der fallende Dollar der Auslöser sein? ▪