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Erstgeburtsrecht 2520 Jahre vorenthalten (dritter Teil)
Fortgesetzt von Erstgeburtsrecht 2520 Jahre vorenthalten (zweiter Teil)
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ieder Götzendienst
Die erste Generation von Israeliten, die aus Ägypten auszog, durfte das verheißene Land nicht betreten. Sie verbrachten vierzig Jahre in der Wüste. Erst ihre Kinder zogen unter Josuas Führung nach Kanaan hinein.
Und was geschah dann?
Zunächst standen die Israeliten so sehr unter dem Eindruck der Landnahme und waren sich beim Vertreiben der dort ansässigen Völker so sehr ihrer Abhängigkeit von Gottes Hilfe bewusst, dass sie, wenigstens solange Josua lebte und auch noch eine Zeitlang danach, Gott treu blieben. Das Ergebnis: Sie blühten und gediehen. Sie waren auf dem besten Wege, schon damals die unermesslichen Segnungen des Erstgeburtsrechts zu erben.
Doch nachdem auch Josua und seine Zeitgenossen gestorben waren, vergaß Israel wieder sehr rasch, wer Gott war und was er für Israel getan hatte. „Da taten die Kinder Israel, was dem Herrn missfiel, und dienten den Baalen und verließen den Herrn, den Gott ihrer Väter … So entbrannte denn der Zorn des Herrn über Israel, und er gab sie in die Hand von Räubern, die sie beraubten, und verkaufte sie in die Hände ihrer Feinde ringsumher. Und sie konnten nicht mehr ihren Feinden widerstehen, sondern sooft sie auszogen, war des Herrn Hand wider sie zum Unheil, wie denn der Herr ihnen gesagt und geschworen hatte. Und sie wurden hart bedrängt“ (Richter 2, 10-15).
Damit war eingetreten, wovor Gott sie in 3. Mose 26,14-17 gewarnt hatte: Sie wurden „mit Schrecken heimgesucht“, sie hatten „ihren Samen umsonst gesät“, und Gott hatte „sein Antlitz wider sie gerichtet“.
Für Israel bedeutete diese Entwicklung jedoch nicht das Ende. Gott ist ein gnädiger, vergebender Gott. Er bot seinem Volk wiederholt eine neue Gelegenheit zur Umkehr. So lesen wir z. B. in Richter 2, 16-17: „Wenn dann der Herr Richter erweckte, die ihnen halfen aus der Hand der Räuber, so gehorchten sie den Richtern auch nicht, sondern liefen anderen Göttern nach und beteten sie an und wichen bald von dem Wege …“
Diese Geschichte wiederholte sich immer wieder. Jedesmal, wenn sie unter das Joch eines anderen Volkes gerieten, baten sie Gott um Erlösung. Dann aber, nachdem Gott sie befreit hatte, wandten sie sich bald wieder von ihm ab. Jedesmal, sobald die Dinge besser zu stehen schienen, wandte sich das Volk erneut dem Götzendienst zu.
Heute verhalten sich die Menschen nicht anders. Die meisten suchen Gott nur, wenn sie sich in Schwierigkeiten befinden und am eigenen Leibe spüren, wie sehr sie Gott nötig haben.
Obwohl Israel sich ständig beklagte, Gott misstraute und wiederholt dem göttlichen Willen zuwiderhandelte, akzeptierte es doch bis zu dieser Zeit immerhin noch Gott als seinen einzigen Herrscher.
Israel weist Gott als König zurück
Dann aber, in den Tagen Samuels, war es soweit: Die Israeliten wiesen Gott als König zurück. Statt dessen verlangten sie einen Menschen als König, wie das bei den umliegenden heidnischen Völkern der Fall war. Wir lesen darüber in 1. Samuel 8, 1- 7. Das Datum: wahrscheinlich Ende des Jahres 1112 v. Chr.
Gott als Herrscher zu verwerfen war die größte Sünde. Bis dahin hatten sie ihn wenigstens formell anerkannt and keinen anderen als König gewollt. Hier scheint der große, totale Abfall begonnen zu haben, für den Gott sie strafte.
Dennoch: Sie standen nach wie vor unter dem „Alten Bund“ vom Sinai, waren Gottes Volk. Gott blieb weiter in Fühlung mit ihnen. Erst 721-718 v. Chr. „schied“ er sich von ihnen, wie wir sehen werden.
Zunächst musste Israel unter Saul leiden; unter David ging es dann aufwärts, und während der Regierungszeit Salomos gelangte Israel sogar zu beträchtlichem Wohlstand. Dennoch – die verheißene Vormachtstellung in der Welt, die Segnungen des Erstgeburtsrechts, erlangten sie noch nicht. Unter Salomo verfielen sie erneut dem Götzendienst. Wieder einmal hielten die Israeliten die Bedingungen zur Entgegennahme des Erstgeburtsrechts nicht ein.
Als Salomos Sohn Rehabeam König geworden war und dem Volk drastische Steuererhöhungen ankündigte, fielen, wie wir gesehen haben, zehn Stämme von Rehabeam ab und setzten Jerobeam vom Stamm Ephraim als König ein.
Ein geteiltes Volk
So hatte denn der Zerfall seinen Anfang genommen. Um die Davidische Dynastie zu erhalten, wurde Juda abgetrennt. Zusammen mit einem Großteil der Stämme Benjamin und Levi entstand ein neues Reich – das Königreich Juda. Es führte nicht die Bezeichnung „Israel“, jedenfalls nicht als politische Einheit. Vielmehr sind seine Bürger diejenigen, die als die Juden bekannt wurden. Die Angehörigen des Königreiches Israel dagegen, die den nördlichen Teil Palästinas bewohnten, wurden niemals als Juden bezeichnet.
Erinnern wir uns kurz: Die Verheißungen des Erstgeburtsrechts und des „Zepters“ waren nun auf zwei Völker verteilt. Ephraim und Manasse erhielten gemeinsam das Erstgeburtsrecht. Hätten sie ihr Erbe schon damals angetreten, dann hätten die anderen Stämme des Volkes Israel alle diese Segnungen zwangsläufig mit ihnen geteilt. Sie waren ja Angehörige desselben Volkes und hatten noch nicht verschiedene Wege eingeschlagen.
Unter Jerobeam jedoch brachen die zehn Stämme des Hauses Israel alle Gesetze Gottes ohne Ausnahme, ganz besonders die beiden „Testgebote“ hinsichtlich des Sabbats und des Götzendienstes. Eine der ersten Amtshandlungen Jerobeams war die Aufstellung von Götzenbildern. Dann verlegte er Gottes Herbstfest (das Laubhüttenfest) vom siebenten auf den achten Monat (1. Könige 12, 32-33). Auch gibt es Hinweise darauf, dass er den Sabbat vom siebenten auf den „achten“ (eigentlich den ersten) Tag der Woche verlegte.
Doch auch jetzt noch gab Gott dem Volk jede Möglichkeit, die Vorbedingungen zu erfüllen und die überreichen Segnungen des Erstgeburtsrechts doch noch zu ernten. Während der Regierungszeit von neunzehn Königen aus sieben verschiedenen Dynastien ermahnte Gott das Haus Israel immer wieder durch seine Propheten. Aber dieses aufsässige Volk zeigte keinerlei Bereitschaft, zu den Wegen Gottes zurückzukehren. Zwar wurde es wiederholt bestraft, doch weigerte es sich konstant, die Lehre aus seinen Erfahrungen zu ziehen.
Das prophetische „siebenmal“
Zurück zu 3. Mose 26: „Wenn ihr mir aber auch dann noch nicht gehorcht, so will ich euch noch weiter strafen, siebenfältig [Jubiläumsbibel: siebenmall, um eurer Sünden willen …: (Vers 18).
„Siebenfältig“ bzw. „siebenmal“: dieser Ausdruck bedarf näherer Erläuterung.
Das Wort geht zurück auf das hebräische sheva, ein Wort mit doppelter Bedeutung. Es kann einerseits siebenfältig, d. h. siebenfach, andererseits siebenmal heißen. Mit „siebenmal“ ist die Zeitdauer (Fortsetzung oder Wiederholung) der Strafe angesprochen. Mit „siebenfach“ dagegen die Intensität der Strafe – eine siebenfach stärkere Strafe. In dem Sinn etwa, wie König Nebukadnezar in Daniel 3, 19 befiehlt, den Ofen, in den Daniels Freunde geworfen werden sollen, „siebenmal heißer“ zu machen.
Zur Bedeutung „siebenmal“: Da es sich hier um eine Prophezeiung handelt, sind sieben „Male“, sieben prophetische „Zeiten“ gemeint. Eine prophetische „Zeit“, das ist ein prophetisches Jahr mit 360 Tagen. Und während Israels Bestrafung in der Wüste entsprach jeder Tag einem erfüllten prophetischen Jahr.
Dieses Prinzip „ein Tag für ein Jahr“ wird auch noch an zwei anderen Bibelstellen deutlich, die sich mit der Zeitdauer der Bestrafung Israels befassen. Eine davon haben wir bereits kennengelernt. Gott strafte die Israelitengeneration, die unter Mose aus Agypten ausgezogen war, dadurch, dass er ihr das Gelobte Land vierzig Jahre vorenthielt: das Gelobte Land, das sie erben sollte als Teil des Erstgeburtsrechts. Und zwar strafte er sie nach dem Grundsatz ein Jahr für jeden Tag – vierzig Jahre Strafe für vierzig Tage Sünde.
„Ein Tag für ein Jahr“ bei Heseklel
Um dem Propheten Hesekiel die ganze Schwere und die Bedeutung der Aufsässigkeit Israels einzuprägen, gebot Gott dem Propheten Hesekiel, den Grundsatz „ein Tag soll ein Jahr gelten“ umzukehren in „ein Jahr soll einen Tag gelten“ und auf sich selbst anzuwenden – wie, das werden wir gleich sehen.
Seit das Haus Israel 390 Jahre zuvor Gott als seinen König verworfen hatte, sündigte es ohne Unterlass. Hesekiel sollte für jedes Jahr, das Israel gesündigt hatte, die Sünden dieses Volkes einen Tag lang tragen, also insgesamt 390 Tage lang. Auch hier galt der Grundsatz „ein Tag soll ein Jahr gelten“.
„Du sollst dich … auf deine linke Seite legen und die Schuld des Hauses Israel auf dich legen. So viele Tage du so daliegst, so lange sollst du auch ihre Schuld tragen. Ich will dir aber die Jahre ihrer Schuld auflegen, für jedes Jahr einen Tag, nämlich 390 Tage. So lange sollst du die Schuld des Hauses Israel tragen. Und wenn du dies vollbracht hast, sollst du danach dich auf deine rechte Seite legen und sollst tragen die Schuld des Hauses Juda vierzig Tage lang; denn ich gebe dir hier auch je einen Tag für ein Jahr“ (Hesekiel 4, 4-6).
Sowohl die Formulierung in 3. Mose 26 „… so will ich euch noch weiter strafen, siebenfältig, um eurer Sünden willen“ als auch die geschichtlichen Ereignisse selbst, nämlich die Erfüllung dieser Prophezeiung, beweisen, dass hier von der Dauer sieben prophetischer „Zeiten“ (Jahre) die Rede ist. Sieben Jahre von je 360 Tagen sind insgesamt 2520 Tage. Wenn nun jeder Tag ein Jahr Strafe bedeutet (in diesem Falle, wie auch in 4. Mose 14, 34, ist es die Vorenthaltung eines versprochenen Segens), dann bedeutet 3. Mose 26, dass die verheißenen Segnungen für die Zeitdauer von 2520 Jahren vorenthalten bleiben sollten.
Genau das ist eingetreten! ▪
Wird fortgesetzt...