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Europa sehnt sich danach, seine Reiche wiederaufzubauen

Die Liebe zum Erbe des Heiligen Römischen Reiches ist die Inspiration für vergangene und zukünftige Diktaturen.

Ohne Intervention von außen würde Europa heute wahrscheinlich von einer Art Diktatur regiert werden. Aber das hält die europäischen Führer nicht davon ab, sich von ihrer Geschichte inspirieren zu lassen. Was die europäischen Führer in der Vergangenheit inspiriert hat, inspiriert sie heute wieder. Politiker in der Europäischen Union bis hin zu lokalen Verwaltern lassen das Erbe des Heiligen Römischen Reiches wieder aufleben.

„Die Idee des Imperiums als organisierende Form der Politik erfährt in Brüssel eine Rehabilitierung. Sie wird von den Hofphilosophen des Justus-Lipsius-Hauptquartiers vorangetrieben und von den Vertretern eines muskulösen ‚souveränen Europas‘, das es mit China und Amerika aufnehmen soll, eifrig aufgegriffen“, schrieb Ambrose Evans-Pritchard am 15. Juni im Telegraph.

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Think Tanks und Akademiker verweisen auf das von den Habsburgern geführte Heilige Römische Reich als Modell, dem die EU folgen sollte. Die niederländische Schriftstellerin Caroline de Gruyter führt dieses Argument in ihrem vielbeachteten Buch Beter wordt het niet: Een reis door het Habsburgse Rijk en de Europese Unie (Besser geht‘s nicht: Eine Reise durch das Habsburgerreich und die Europäische Union) aus dem Jahr 2022 an. Es wurde auch ins Französische übersetzt unter dem Titel Monde d‘hier, monde de demain (Welt von gestern, Welt von morgen) und ins Deutsche: Das Habsburgerreich-Inspiration für Europa?

Natürlich ist es nicht dasselbe, das Habsburger Reich als ein Modell der Stabilität zu betrachten, wie die Wiederauferstehung der Inquisition zu fordern, die Ketzer, Muslime, Juden und andere tötete. Die Regierungsform des Reiches zu loben ist auch nicht dasselbe wie die gewalttätigen Episoden der Kriegsführung zu preisen. Aber man sollte sich fragen: Kann man das eine ohne das andere haben?

Ein Teil der relativen Stabilität, die das Imperium mit sich brachte, war die Anwendung von Gewalt. Einige glauben sogar heute, dass dieser Aspekt des Imperiums wiederbelebt werden muss. Deshalb plädierte de Gruyters Kollege Luuk van Middelaar dafür, dass sich die EU die „heroische zivilisatorische Mission“ zu eigen machen sollte. Er sagte: „Jeder, der glaubt, das Gute könne sich in der Welt ohne Kampf oder den Einsatz von Macht durchsetzen, irrt sich. Dazu braucht man vielleicht eine Armee – Napoleon.“

Eine kulturelle Wiederbelebung

Diese Nostalgie für Europas Vergangenheit ist kein Zufall. Im Jahr 2018 startete die EU ein neues Projekt zur Erinnerung an das „kulturelle Erbe“ des Kontinents. In diesem Jahr nahmen über 6,2 Millionen Menschen an mehr als 11 700 Veranstaltungen in 37 Ländern teil, die das „Europäische Jahr des Kulturerbes“ feierten. Seitdem wurden Tausende von ähnlichen Veranstaltungen organisiert.


Im Jahr 2017 reagierte der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg auf die Flüchtlingskrise, indem er dazu aufrief, die Liebe der Europäer zur Geschichte und Kultur wiederzubeleben. „Wenn wir nicht bereit sind, unsere Kultur zu lieben, dann werden andere anfangen, unsere Kultur zu definieren“, sagte er. „Und es kann nicht unser Ziel sein, das, was über Jahrhunderte gewachsen ist und in den Kirchtürmen zu sehen ist, was in der Clubkultur zu sehen ist, was in einer christlich-jüdischen westlichen Gesellschaft gewachsen ist, den anderen zu überlassen, die zu uns kommen.“

Natürlich klingt es gut, die Traditionen einer „christlich-jüdischen westlichen Gesellschaft“ hochzuhalten. Aber ist das wirklich die Geschichte Europas? Die europäischen Führer und die katholische Kirche sind immer wieder mit den Juden aneinandergeraten. Pogrome, Inquisitionen, Kreuzzüge und der Holocaust richteten sich gegen jüdisches Leben und versuchten sogar, das jüdische Volk auszulöschen. Dies geschah im Namen des Christentums, im Namen der Kirchen, im Namen der Clubkultur. Dies gehört ebenso zur Geschichte Europas wie zeitweilige Phasen der friedlichen Koexistenz. Viele wollen den grotesken Teil dieser Geschichte übersehen, wenn sie ihre Wiederbelebung fordern. Die Frage ist: Ist es möglich, das eine ohne das andere zu fördern?

Im Mai sagte der Parteivorsitzende der Alternative für Deutschland, Tino Chrupalla, dem rechtsgerichteten Blog Sezession: „Ich finde es grundsätzlich problematisch, das Gedenken immer mit der Schuldfrage zu verbinden.“ Der Blick Deutschlands auf seine Geschichte müsse sich ändern, erklärte er. „Historische Schuld sollte nicht länger unser Handeln bestimmen.“

Aber die Geschichte selbst warnt davor, das Erbe des Heiligen Römischen Reiches zu verehren. Adolf Hitler zum Beispiel lobte den Herrscher Karl den Großen aus dem späten achten Jahrhundert. Laut dem Professor und renommierten deutschen Mittelalterforscher Johannes Fried waren Hitlers Äußerungen „eine Vorbereitung seiner eigenen Gewaltaktionen, Karl zu loben war eine Legitimationsstrategie.“.

Natürlich ist es heute absurd, Hitler als ein großes Vorbild für Europa zu bezeichnen. Aber die Wahrheit ist, dass die Geschichte Europas voll von Massenmördern ist, die Hitler inspiriert haben. Dieselben Personen wurden von anderen vor ihnen inspiriert.

Kaiser feiern

Würden Karl der Große, Otto der Große oder Napoleon Bonaparte heute leben, würde man sie als intolerante, blutige Diktatoren bezeichnen, die dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ebenbürtig oder sogar noch schlimmer wären. Mit modernen Waffen wären sie wahrscheinlich noch gefährlicher als Adolf Hitler. Karl der Große ordnete die Hinrichtung von 4500 Sachsen an einem einzigen Tag an (ein ziemliches Kunststück vor der Erfindung von Schießpulver und Giftgas). Und doch feiert Europa ihn und andere Führer.

Am 5. Mai 2021 gedachte Frankreich des 200. Jahrestages des Todes von Napoleon Bonaparte. Als Reaktion auf die Kritik sagte der französische Präsident Emmanuel Macron: „Napoleon ist ein Teil von uns." Das bringt auf den Punkt, wie viele in Europa ihre früheren Herrscher sehen.

Im Jahr 2018 veranstaltete der Aachener Dom ein einwöchiges Festival, bei dem der Gründer des Doms im Mittelpunkt stand: Karl der Große. Die Veranstaltung wurde von 73 000 Menschen besucht. Karl der Große vereinte die Europäer durch Krieg und Bekehrung mit dem Schwert. Dennoch wurde er zum Vorbild für spätere Kaiser und die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches wurde ihm zu Ehren angefertigt. Als der damalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz die rotierende EU-Ratspräsidentschaft innehatte, machte er diese Krone zum Kernstück des damit verbundenen Kulturprogramms.

Seitdem haben Österreich und Europa diese Geschichte mehr und mehr hervorgehoben. Im Jahr 2019 feierte Österreich das „Maximilianjahr“ zu Ehren des 500. Todestages des römischen Kaisers Maximillian I. Die katholische Kirche und die österreichischen Behörden organisierten über 100 Festmessen und andere Veranstaltungen. Der katholische Nachrichtendienst Crux schrieb zu dieser Zeit: „Die Entscheidung des Landes, einen ehemaligen katholischen Herrscher, der am 12. Januar 1519 starb, öffentlich zu ehren, markiert eine bemerkenswerte Veränderung in der österreichischen Mainstream-Kultur, die in den letzten Jahrzehnten versucht hat, das Land von seiner christlichen Vergangenheit und nationalen Geschichte zu distanzieren.“

In Österreich gab es sogar eine Sonderausstellung: „Des Kaisers neuer Heiliger: Maximilian I. und Markgraf Leopold III. in Zeiten des Medienwandels“. Die Ausstellung zeigte, wie Maximilian I. Leopold III. (1073-1136), Herrscher von Österreich, verehrte. Aber warum hat er das getan? Die Website World of the Habsburgs (Die Welt der Habsburger) erklärt dies: „Der herrschende Monarch sah sich als Nachfolger der Heiligen, deren Reliquien als Attribute bei der Thronbesteigung des Herrschers als Zeichen der legitimen, göttlich verordneten Souveränität dienten.“

Dies ist eine tiefgründige Einsicht aus der Geschichte, warum europäische Staatsoberhäupter vergangene Kaiser ehren: Sie sehen sich selbst als „Nachfolger der Heiligen“. Es gibt Parallelen zwischen der Verehrung der Habsburger für Leopold III. und der Machtfülle des Heiligen Römischen Reiches. Je mehr sie Leopold verehrten, desto mächtiger und gewalttätiger wurde das Reich. Die Verehrung des Erbes einte die Bürger des Reiches in den Auseinandersetzungen mit Türken, protestantischen Reformatoren und Juden.

Im Jahr 2018 wurde Guttenberg eingeladen, bei einem Fest zum traditionellen regionalen österreichischen Feiertag „Der Leopoldi-Tag“ zu sprechen. Er sagte: „In Deutschland wäre es nicht möglich, St. Leopold auf die Titelseite der Einladung zu drucken. Wir würden eine monatelange Debatte darüber führen, wem wir damit möglicherweise auf die Füße treten könnten.“

Aber Guttenberg ist vielleicht voreingenommen. Im Jahr 1663 wurde der Heilige Leopold von seinem Namensvetter Leopold I. zum Schutzpatron aller österreichischen Länder ernannt. Dieser erhob die Guttenberg-Dynastie auch in den Rang eines Reichsfreiherrn. Guttenberg selbst ist ein Nachkomme eines anderen Leopolds – des Heiligen Römischen Kaisers Leopold II. (1747-1792).

Viele Deutsche sehen ihre Geschichte immer noch kritisch, aber im Jahr 2023 feiern sie Otto den Großen. Der römische Kaiser und König des ostfränkischen Reiches starb vor 1050 Jahren am 7. Mai 973. Um an sein Vermächtnis zu erinnern, haben das Kloster Memleben und das Museum der Kaiserpfalz Sonderführungen veranstaltet, bei denen die Ergebnisse der jüngsten archäologischen Projekte und Forschungen vorgestellt wurden.

„Otto I. aus dem Geschlecht der Liudolfinger war nicht irgendein Regent“, schrieb Spiegel Online zu seinem Jubiläum, „er ist historisch so bedeutend wie Karl der Große. Der Herrscher vereinte die einzelnen Stämme vor allem im Kampf gegen die Magyaren, die jahrzehntelang plündernd und mordend durch Europa gezogen waren. Im Kampf auf dem Lechfeld bei Augsburg soll Otto 955 die ‚Heilige Lanze" gegen die wilden Horden geführt haben – eine Waffe, die heutzutage in der Schatzkammer Wiens ausgestellt wird und angeblich einen Nagel vom Kreuz Christi enthält."

Otto der Große ist ein weiterer Herrscher, der seinen katholischen Glauben nutzte, um Blutvergießen zu legitimieren. Er legte den Grundstein für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. „Seine Untertanen priesen ihn als ‚Haupt der ganzen Welt' und nannten ihn bald ‚den Großen'“, so Die Welt. Dies war in der Tat das Ziel des Heiligen Römischen Reiches und der katholischen Kirche.

Können Sie das eine loben und das andere übersehen? Die Geschichte dieser Herrscher wird in unserem Buch Das Heilige Römische Reich in der Prophezeiung ausführlich erläutert. Ich möchte Sie ermutigen, ein kostenloses Exemplar dieses Buches anzufordern, das die Geschichte dieser Herrscher auf eine Weise beleuchtet, die Sie wahrscheinlich noch nie bedacht haben.

Gefährlicher Präzedenzfall

Europa will heute das Erbe des Heiligen Römischen Reiches wieder aufleben lassen. Aber genau dieses Erbe hat zu einem beispiellosen Blutvergießen geführt. Mehr noch, die Bibel offenbart, dass es wieder geschehen wird. Posaune-Chefredakteur Gerald Flurry erklärt diese Prophezeiung aus Offenbarung 17 in „Das Heilige Römische Reich geht an die Öffentlichkeit – aber hallo!“:

„... Und es sind sieben Könige. Fünf sind gefallen, einer ist da, der andre ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muss er eine kleine Zeit bleiben“ (Vers 10). Das ist der entscheidende Vers, der ausdrückt, was im Heiligen Römischen Reich in dieser Endzeit passieren wird. Gott sagt, dass er, nachdem fünf gefallen sind, einen Mann auf die Weltbühne schicken wird: Herbert W. Armstrong. Zu dieser Zeit führte Adolf Hitler die sechste Wiederauferstehung des Heiligen Römischen Reiches an. Das ist der eine, der da ist – aus Vers 10. Die siebte Wiederauferstehung „ist noch nicht gekommen“, aber diese Wiederauferstehung des Reiches ist gerade im Gange!

Bemerkenswert ist, während sie gerade dabei sind, dieses Reich wiederzubeleben, tun die Europäer etwas, was sie seit dem abscheulichen und mörderischen sechsten „Haupt“ nie wieder getan haben: Sie propagieren das Heilige Römische Reich! Sie propagieren nicht, was Adolf Hitler tat; zu viele Leute erinnern sich an diese blutige Geschichte. Stattdessen bemänteln sie es mit der Tradition Karls des Großen. Und trotzdem ist es dieselbe Geschichte! Im ersten Reich starben noch nicht so viele Menschen, weil man damals noch nicht über die hochentwickelte militärische Technologie von heute verfügte. Aber sie hatten schon denselben Ehrgeiz!

Wir alle brauchen Traditionen und Erbe. Wir alle brauchen ein gutes Verständnis der Geschichte. Aber dieses Verständnis sollte auch die Einsicht beinhalten, dass die Verehrung der Kultur des Heiligen Römischen Reiches dazu führt, dass sich dessen Verbrechen wiederholen.

DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH IN DER PROPHEZEIUNG

Das Heilige Römische Reich hat grundlegende und tiefgreifende Beiträge zur westlichen Zivilisation geleistet – aber seine vielen Wiedergeburten waren auch von schmerzlichen und katastrophalen Folgen begleitet. Europäische Staats- und Regierungschefs haben sich zum Ziel gesetzt, den zersplitterten europäischen Kontinent zu vereinen, indem sie das Vermächtnis dieser außergewöhnlichen Kirche-Staat-Beziehung wiederbeleben. Eine der großen Lektionen dieses Reiches ist, dass es immer wieder zurückkommt. Es gibt jedes Mal eine andere Auferstehung. Das Heilige Römische Reich ist nicht nur ein Relikt der Geschichte. Es ist im Begriff, eine zentrale Rolle im Weltgeschehen zu spielen. Wenn man die Natur und den Charakter dieser mächtigen Institution verstehen lernt, dann verrät es einem genau so viel über die Zukunft wie auch über die Vergangenheit.