Italiens Flirt mit dem Atom-Comeback
Italien ist das einzige große Industrieland, das aus der Atomenergie ausgestiegen ist – schon vor Jahrzehnten. Nun aber nimmt die Debatte über einen möglichen Wiedereinstieg Fahrt auf: Nach der Entscheidung in Brüssel, Atomkraft als „grüne Energie“ einzustufen, könnte sich der Wind drehen.
Während Deutschland sich von der Atomkraft verabschiedet, beginnt Italien, wieder mit ihr zu liebäugeln. Das ist mehr als beachtenswert, denn Italien ist neben Deutschland das einzige große europäische Land, das sich für einen Abschied von der Atomenergie entschieden hat – und das sogar ganze 24 Jahre vorher.
Bereits 1987 stimmten die Italiener unter dem Eindruck des Reaktorunglücks von Tschernobyl in einer Volksabstimmung dafür, ihre existierenden Atomkraftwerke zu schließen und keine neuen mehr zu bauen. Diese Entscheidung wurde 2011 in einem weiteren Referendum bestätigt. Anschließend galt das Thema Atomkraft in Italien endgültig als beerdigt.
Doch nun hat sich entfacht, was die Tageszeitung „la Repubblica“ als den perfekten Sturm bezeichnet: Die Kombination aus stark ansteigend Energiepreisen und dem Vorstoß der EU-Kommission, Atomenergie in seiner Taxonomie als „grüne Energie“ einzustufen, gibt den Atom-Befürwortern Auftrieb. Nun mehren sich in Italien die Stimmen, die am Nein zur Atomkraft zweifeln.