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Kann Joe Biden die Welt retten?

Spencer Platt/Getty Images

Kann Joe Biden die Welt retten?

Die amerikanische Politik leidet an einer wütenden Epidemie der Prahlerei.

Wichtigtuerei war einmal ein Übel, nicht wahr? Heute scheint sie in Amerika Voraussetzung zu sein, um irgendein öffentliches Image aufrecht zu erhalten. Demut ist anscheinend für Schwächlinge.

Moderne politische Kampagnen haben eine Art, diese Widerlichkeit zur Schau zu stellen. Unter dem grellen Schein der Nachrichtenmedien stoßen sich die Kandidaten gegenseitig, wenn sie für sich selbst die Werbetrommel rühren und schamlos für ihre eigenen wunderbaren Talente werben, als die einzige Lösung zur Verhinderung von nationalem Selbstmord.

In einem kürzlich gegebenen Interview im CNN Election Express, sagte der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden: „Meine Partei hat die Chance, jemanden zu nominieren, um die Welt zu retten. Im wörtlichen Sinne. Die Welt retten. Die Richtung, in der sich diese Welt bewegt, ist ein absolutes Desaster. Desaster. Und weitere vier Jahre dieser Art könnten nicht rückgängig zu machen sein.“

Die Interviewerin, Candy Crowly, fragte ganz offen: „Kann Joe Biden die Welt retten?“

„Ja“, sagte Biden ausdruckslos, ohne eine Nanosekunde zu zögern.

Wieder zurück. Die Welt retten? Was führt einen Mann in seiner Position überhaupt dazu, solch einer anmaßenden, reinen Eingebildetheit, in den Tiefen seines Herzens einen festen Platz zu gewähren?

Ich glaube, es ist das System. Dies ist nur ein Beispiel – ein einzelnes Niesen in der U-Bahn – getragen von einem politischen System, das auf eine ganze Kultur, die an einer wütenden Epidemie der Prahlerei leidet, reagiert.

Wie viele Menschen blicken überhaupt noch auf einen Politiker, der sich als der neue Messias der Nation anbietet? Dieser Gedanke ist wirklich nicht all zu ungewöhnlich in einer Gesellschaft, die eine Religion aus Selbstliebe gemacht hat. Großtuerei füllt unsere Gerichte genau so wie unsere Sportarenen; das Selbstwertgefühl füllt unsere Sitzungssäle, so wie unser „Reality-TV“. Und es ist kaum verwunderlich: Stolz ist die orthodoxe Anleitung in unserem Bildungssystem. Wir verwöhnen und loben unsere Schüler vom Kindergarten bis zur Hochschule einfach dafür, weil sie selbst einzigartig sind.

Die besten Staatsmänner hatten im Gegensatz dazu immer einen Sinn für Bescheidenheit gehabt. Ein Grundverständnis ihrer menschlichen Zerbrechlichkeit, eine Bescheidenheit über ihre Macht, die Welt zu ändern, ein Gefühl, in Gottes Schatten zu leben – sogar inmitten des Prunks des Spitzenamtes.

Einer von Amerikas größten Präsidenten war auch einer seiner zurückhaltendsten. Warum? Als er im Jahre 1789 sein Amt zögernd annahm, sagte George Washington, dass ihm „diese Kompetenz des politischen Geschicks, die Fähigkeiten und das Talent, die notwendig sind, um das Steuer zu führen, fehlte.“ Washingtons ehrliche Einschätzung seiner eigenen Grenzen hinderte ihn nicht daran, in seinen Aufgaben hervorragend zu sein. Ganz im Gegenteil. Es ehrte seine Präsidentschaft mit Würde, Aufrichtigkeit und Zurückhaltung und verhinderte wahrscheinlich eigenhändig Amerikas mächtigste Position von einer Umwandlung in eine Art Neue-Welt-Monarchie.

Solch eine edle Sanftmut kennzeichnete auch Lincolns Administration, erkennbar in praktisch jeder Rede und jedem Brief, die er verfasste. „Ich behaupte nicht, die Ereignisse kontrolliert zu haben, sondern bekenne klar, dass die Ereignisse mich kontrolliert haben“, schrieb er an einen Zeitungsredakteur in Kentucky, tief inmitten des Bürgerkriegs. „Wenn Gott jetzt die Abschaffung eines großen Unrechts will und auch möchte, dass wir vom Norden, ebenso wie auch ihr vom Süden für unsere Mitschuld an diesem Unrecht gerecht bezahlen sollen, wird die unparteiische Geschichte darin einen neuen Grund finden, die Gerechtigkeit und Güte Gottes zu bezeugen und zu ehren.“

Wenn man weiter zurückblickt in der Geschichte, haben wir den ergreifenden biblischen Bericht des weisen Königs Salomo. Als ihm die Verantwortung gegeben wurde, die Nation Israel zu regieren, fiel er auf seine Knie im aufrichtigen Gebet. „Ich aber bin noch jung, weiß weder aus noch ein“, sagte er laut, 1. Könige 3. „Und dein Knecht steht mitten in deinem Volk, das du erwählt hast, einem Volk, so groß, dass es wegen seiner Menge niemand zählen noch berechnen kann. So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtiges Volk zu richten?“ Ist da nicht tiefer Trost in dem Wissen, dass ein Führer nicht sich selbst als die ultimative Quelle weltrettender Weisheit betrachtet, sondern sich demütig der Führung und Zurechtweisung einer weit größeren Macht als der eigenen fügt?

Die Geschichte liefert ein weiteres, sogar noch besseres Beispiel, nämlich den wirklichen Messias. Er sagte: „Ich kann nichts von mir aus tun“. Das mag wie falsche Bescheidenheit klingen von einem Mann, der Leprakranke heilte, Blinden das Augenlicht zurückgab, Tote auferweckte und für die Sünden der Welt starb. Aber was es tatsächlich war, war ein tiefgründiges Verständnis der angeborenen, erdrückenden Eingeschränktheit des Fleisches.

Hätte Candy Crowly es geschafft und ein Interview bekommen und ihn direkt fragen können: „Kann Jesus Christus die Welt retten?“ Das ist die Antwort, die sie bekommen hätte: „Ich kann nichts von mir aus tun“.

In einem heutigen Wahlkampf wäre eine solche Behauptung Selbstmord. Die Politik bestraft Selbstverleugnung und belohnt Arroganz.

Es lohnt sich, die enormen Kosten unseres Selbstgefälligkeitskults ins Auge zu fassen. Neben würdelos und vulgär zu sein, hat es eine unheimliche Seite, die es enorm gefährlich macht.

Das natürliche menschliche Widerstreben, Fehler zuzugeben – das größte Hindernis persönlichen Wachstums und geistiger Reife – braucht sehr wenig Pflege, um sich zu einer unmöglichen Sturheit zu entwickeln. In der Tat, trotz Opposition an der Wahrheit festzuhalten, ist eine Tugend. Aber unsere Nation wird von selbst gemachten Problemen auf jeder Ebene geplagt: erdrückende Schulden, wirtschaftliche Instabilität, zügellose Unmoral, Zerfall der Familie, Zuwanderung und Rassenprobleme, ein überfordertes Militär – alles inmitten tollwütigem Antiamerikanismus und den sich abzeichnenden existentiellen Bedrohungen des Terrorismus und der Ausbreitung von Massenvernichtungswaffen. Über einen Zeitraum von Generationen haben wir einen riesigen Berg von Beweisen angehäuft, die unsere völlige Unfähigkeit, unsere eigenen Probleme zu lösen, bestätigen.

Aber wer wird es zugeben? Die Leute reden, als ob all diese Probleme mit unserem gegenwärtigen Präsidenten entstanden wären und alles was wir brauchen, ist ein geeigneter Ersatz. Jeder Kandidat für diese Aufgabe predigt von ganzem Herzen die gleiche Botschaft. Ja, die Probleme sind schlimm. Gewiss, die Richtung in der sich diese Welt bewegt, ist eine absolute Katastrophe! Deshalb ist es so entscheidend, dass Sie mich wählen.

Es klingt so hohl. Wir wissen, dass es falsch ist – oder nicht?

Wahrhaftig – ist dies die Zeit für Selbstwerbung und unmögliche Versprechen? Glaubt irgendjemand wirklich, dass wir einen potentiellen Präsidenten in dieser Gruppe sehen, der – vergessen Sie das Retten der Welt – nur eine von dieser Unzahl von Krisen erfolgreich entschärfen kann, denen diese Nation gegenübersteht?

Wichtigtuerei ist das Problem, nicht die Lösung. 

PosauneKurzmitteilung

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