ELIYAHU YANAI, CITY OF DAVID
König Josia erneut bewiesen!
Jerusalem
E r war König, als das Königreich Juda seinen letzten Atemzug in Freiheit tat. Sein Ableben war das Todesurteil für das Königreich. Jetzt haben archäologische Entdeckungen in Jerusalem und in seiner Nähe der epischen Herrschaft des Königs Josia Leben eingehaucht. Der jüngste Beweis für Josias Herrschaft und für den Bericht darüber in der Bibel ist ein Siegelabdruck mit dem Namen Nathan-Melech.
Dr. Yiftah Shalev, Kodirektor der Ausgrabungen in Jerusalem, bei denen das Artefakt freigelegt wurde, berichtete der Posaune Anfang April: „Das ist ein relativ seltener Name. Es ist das erste Mal, dass er sich auf irgendeinem Dokument außerhalb der Bibel findet. ... In der Bibel selbst wird er auch nur ein einziges Mal erwähnt.“
Diese Aufzeichnung findet sich in 2. Könige 23, 11: „Und er schaffte die Rosse ab, die die Könige von Juda für den Dienst der Sonne bestimmt hatten am Eingang des Hauses des Herrn, bei der Kammer Netan-Melechs [Nathan-Melechs], des Kämmerers, die am Parwarhaus war, und die Wagen der Sonne verbrannte er mit Feuer“ (Lutherbibel, Ausgabe 1984).
Normalerweise finden Archäologen Siegelabdrücke aus Ton erst, nachdem die ausgegrabene Erde in einem Sieb mit Wasser ausgewaschen wurde und die Überreste dann sorgfältig untersucht werden. Überraschenderweise wurde das Siegel von Nathan-Melech, das einen Durchmesser von etwas mehr als einen Zentimeter hat, auf einem archäologischen Feld entdeckt. Ein Arbeiter fand die Bulle während einer Ausgrabung in einer Zerstörungsschicht eines öffentlichen Gebäudes, das im achten Jahrhundert v.Chr. erbaut worden war und dann während der babylonischen Belagerung 585 v.Chr. zerstört wurde. Shalev und Kodirektor Yuval Gadot von der Universität Tel Aviv waren sofort in der Lage, die antike hebräische Inschrift zu lesen und ihre Bedeutung zu erkennen.
Die Bulle enthält sowohl den Namen Nathan-Melechs als auch seinen Titel: „Diener des Königs“. Shalev erklärt, das bedeute, dass „dieser Mann ein hoher Beamter am Hof“ gewesen war. Das entspricht dem „Kämmerer am Hof des Königs Netan-Melech“, der in 2. Könige 23, 11 erwähnt wird.
„Hier haben wir einen relativ selten erwähnten Namen, der sowohl auf der Bulle als auch in der Bibel auftaucht“, sagte Shalev. „Das Datum auf der Bulle ist der Epigrafik [der Form der Buchstaben] zufolge die zweite Hälfte des siebten Jahrhunderts, respektive das frühe sechste Jahrhundert. Das ist genau die Zeit, zu der dieser Mann [der biblische Nathan-Melech] hier in Jerusalem tätig war. Und das Datum des Umfelds, der Struktur selbst, ist ebenfalls die zweite Hälfte des siebten Jahrhunderts, respektive das frühe sechste Jahrhundert.“
Shalev sagte, dass alle notwendigen Elemente vorhanden seien, um „mit großer Wahrscheinlichkeit“ zu bestätigen, dass dieser Siegelabdruck dem in der Bibel erwähnten Mann gehörte.
Die Archäologie bestätigt Josias Regentschaft
Die Entdeckung der Nathan-Melech Bulle ist eine weitere archäologische Bestätigung des biblischen Berichts über König Josias Regentschaft.
Der Beginn von Josias Herrschaft 640 v.Chr. war eine schwierige Zeit. Achtzig Jahre vorher hatte das assyrische Reich das Königreich Israel erobert und die Israeliten gefangen genommen – im Norden und ganz in der Nähe des Königreichs von Juda. Etwa zur selben Zeit hatte Josias Großvater, König Manasse, Juda den Assyrern unterworfen. Der biblische Bericht über König Manasses Ehrerbietung Assyrien gegenüber wird durch ein Tonprisma des assyrischen Königs Essar-Haddon bestätigt.
Die Bibel beschreibt Manasses Regierungszeit als eine Zeit zügelloser Götzenanbetung und heidnischer Verehrung, die sich bis in die Regentschaft von Josias Vater Ammon fortsetzte. Nach nur zwei Jahren ersetzte das judäische Volk Ammon durch dessen nur acht Jahre alten Sohn Josia. Zu dieser Zeit befand sich das assyrische Reich im Niedergang und das babylonische Reich war im Begriff aufzusteigen. In dieser Zeit des Umbruchs verfügte Josia das umfassendste Wiederaufleben der Religion in Judas Geschichte.
Das Buch der zweiten Chronik beschreibt, wie Josia im zwölften Jahr seiner Herrschaft sogar über die Nordgrenze Judas hinaus weiter den Heidenkult eliminierte, wobei er auch in das Territorium des früheren Königreichs Israel eindrang und die Zentren der heidnischen Verehrung vernichtete: „So tat er auch ringsumher in den Städten Manasses, Ephraims, Simeons und bis nach Naftali auf ihren Plätzen. Und als er im ganzen Lande Israel die Altäre und Bilder der Aschera abgebrochen und die Götzenbilder zertrümmert und zermalmt und alle Rauchopfersäulen umgehauen hatte, kehrte er zurück nach Jerusalem“ (2. Chronik 34, 6-7).
Inmitten dieser Wiederbelebung dehnte Josia das judäische Territorium auch noch weiter nach Norden und nach Westen aus. Die Archäologie liefert uns Beweise für diese Ausweitung.
Mesad Hashavyahu Ostracon
1960 wurde eine Festung aus der Zeit Josias an der Mittelmehrküste südlich ganz in der Nähe von Tel Aviv entdeckt. Die meisten Archäologen bestätigen, dass der Fundort zum judäischen Territorium gehörte. Hebräische Inschriften und judäisches Material, das an diesem Ort gefunden wurde, beweisen, dass er ein Teil des erweiterten Königreiches Josias war.
Eine an dem Ort gefundene Inschrift bezeugt, dass die Bewohner den Sabbat einhielten – die älteste Referenz außerhalb der Bibel und ein weiterer Beweis für Josias religiöse Reform. Die Inschrift befand sich auf einer bereits entsorgten Tonscherbe und bestätigt nicht nur, dass Josia dieses Territorium eroberte, sondern auch, dass er das biblische Gebot des Sabbats durchsetzte. Die Inschrift bezieht sich auch auf das biblische Gebot, das verbietet, nach Sonnenuntergang zusätzliche Kleidung anzubehalten (Exodus [2. Buch Mose] 22, 25-26): „Wenn du den Mantel deines Nächsten zum Pfande nimmst, sollst du ihn wiedergeben, ehe die Sonne untergeht, denn sein Mantel ist seine einzige Decke für seinen Leib; worin soll er sonst schlafen?“
Die Bulle des Gemarjahu, der Sohn des Schafan
Im 18. Jahr seiner Regierungszeit widmete König Josia seine Aufmerksamkeit der Wiederherstellung des Tempels in Jerusalem. Während einer Reinigung des Tempels entdeckte der Hohepriester ein Manuskript des Buches der Gebote. Die Bibel berichtet, das Schafan, der Schriftgelehrte, das Manuskript zu König Josia brachte. Eine Generation später setzte Schafans Sohn Gemarjahu die Familientradition fort und diente ebenfalls als königlicher Schriftgelehrter (Jeremia 36, 10).
In den 1980er Jahren fand Yigal Shiloh bei der Ausgrabung „Die Stadt Davids“ ein Geheimversteck von über fünfzig guterhaltenen Stempelsiegeln aus Ton – gerademal 100 Meter entfernt von dem Ort, wo die Nathan-Melech Bulle gefunden wurde. Eine Bulle trug die folgende Inschrift: „Gehört Gemarjahu, dem Sohn Schafans“. Dieser Mann war ein Schriftgelehrter, der zusammen mit seinem Vater in Jeremia 36 erwähnt wird. Wie auch die Bulle von Nathan-Melech lag auch diese Bulle in der Asche und in dem Brandschutt der babylonischen Zerstörung Jerusalems (586-585 v.Chr.), was dabei behilflich war, die Bulle der entsprechenden Gestalt in der Bibel zuzuordnen. Das war die erste Bulle, die während der Ausgrabung „Die Stadt Davids“ gefunden wurde und die eindeutig einer Person in der Bibel zugeordnet werden kann.
Die Schriftrollen des Ketef Hinnom
In demselben Jahr, in dem Schafan, der Schriftgelehrte das Buch der Gebote König Josia vorlas, stellte der König auch den korrekten Gebrauch in einem Bereich des Tempels wieder her, der zur Aufbewahrung von Streitwagen und Pferden benutzt wurde, die dem Sonnenkult dienten. Die Bibel beschreibt das als „am Eingang des Hauses des Herrn, bei der Kammer Netan-Melechs...“(2. Könige 23, Vers 11). Beweise für diesen Aspekt von Josias religiöser Wiederbelebung finden sich in den Ketef Hinnom Schriftrollen.
Während einer archäologischen Ausgrabung wurde 1979 von dem Team von Prof. Gabriel Barkay am Rand des Tals von Hinnom, nicht weit außerhalb der antiken Mauern Jerusalems, ein umfangreiches geheimes Schatzversteck in einer Grabstätte gefunden. In diesem Versteck befanden sich auch zwei winzige Schriftrollen aus 99 prozentigem, fast reinem Silber. Diese wurden in einem Labor mit äußerster Sorgfalt geöffnet – ausgerollt maßen sie etwa 2,5 mal 10 Zentimetern. Die Inschriften enthalten Teile der Heiligen Schrift. Auf einem der Amulette stand: „Möge Jahwe dich segnen und behüten. Jahwe möge [Sein Angesicht] über dir leuchten lassen.“ Numeri [4. Buch Mose] 6, Verse 24 und 25 lauten: „Jahwe segne dich und behüte dich; Jahwe lasse Sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig“ (Gesellschaft für jüdische Veröffentlichungen).
Durch das Studium der Artefakte in der unmittelbaren Umgebung haben Wissenschaftler diese Schriftrollen auf das späte siebte Jahrhundert bis in das frühe sechste Jahrhundert datiert, irgendwann zwischen 650 und 585 v.Chr. Bibelkritiker sagen, dass sei unglaubwürdig, weil die Bibel vermutlich erst im zweiten und im dritten Jahrhundert zu Ende geschrieben und verbreitet wurde. Aber der technologische Fortschritt in letzter Zeit ermöglichte es, die Herstellung der Schriftrollen präzise auf das siebte Jahrhundert zu datieren. Neue, hochauflösende Fotografien wurden von vier Wissenschaftlern von vier unterschiedlichen Instituten untersucht, die zu dem Schluss kamen, dass die neuen Technologien es ihnen ermöglichten, „erneut und mit großer Zuversicht zu bestätigen, dass die späte Vorexilzeit der korrekte chronologische Kontext dieser Artefakte ist.“ Sie sind also noch 400 Jahre älter als die Schriftrollen vom Toten Meer und daher die ältesten biblischen Texte, die je gefunden wurden.
Tonsiegel, Tonprismen, Festungen am Meer und Schriftrollen aus Silber: All diese archäologischen Entdeckungen bestätigen die Exaktheit der biblischen Geschichte, die vor mehr als 2600 Jahren niedergeschrieben wurde. Diese Entdeckungen aus der Zeit König Josias beweisen, dass die Bibel keineswegs nur eine Sammlung einiger von Menschen erfundener Märchen ist, die von jüdischen Schriftgelehrten hunderte von Jahren nach den Ereignissen fabriziert wurde. Sie stellt vielmehr einen historisch präzisen Bericht dar, der durch den permanenten Strom archäologischer Entdeckungen bewiesen wird. ▪