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Massenproteste: Werden sie die Welt gerechter machen?

GENYA SAVILOV/AFP VIA GETTY IMAGES

Massenproteste: Werden sie die Welt gerechter machen?

Auf den Straßen überall in Asien, Europa, Südamerika, dem Vorderen Orient und auch andernorts fordern Menschenmengen Veränderungen. Werden sie damit Erfolg haben?

Massenproteste füllen die Straßen in Hong Kong und Kairo, Santiago de Chile und St. Petersburg, Bratislava, Barcelona und Beirut—in Asien, in Europe, in Südamerika, in der Karibik und im Nahen Osten. „2019 ist zum Jahr der Straßenprotestler geworden“, schreibt die Washington Post.

Die besonderen Gründe für den Protest sind so unterschiedlich wie die Orte. Aber bei diesen unterschiedlichen Protestkundgebungen gibt es grundsätzliche Gemeinsamkeiten, die uns wichtige Dinge lehren können.

„In Hong Kong war es ein komplizierter Streit um die Auslieferung von Mordverdächtigen. In Beirut war es eine vorgeschlagene Steuer auf den beliebten WhatsApp Messenger Service. In Chile war es eine Erhöhung der U-Bahn-Tarife um 4 Cent“, berichtet Associated Press. „In den vergangenen Wochen erlebte man Massenproteste und Unruhen an weit voneinander entfernten Orten ausgelöst von scheinbar unbedeutenden Maßnahmen, die aber alle das Glas zum Überlaufen brachten. Die Demonstrationen wurden von lokalen Missständen ausgelöst, aber sie zeigen auch die globale Frustration über die wachsende Ungleichheit, über die korrupten Eliten und über nicht eingehaltene Versprechen“ (26. Oktober).

„Während die vergangenen Protestwellen wie der arabische Frühling oder die Kundgebungen, die den Zusammenbruch der Sowjetunion beschleunigten, gegen Diktaturen gerichtet waren, so erschütterten die jüngsten Demonstrationen jetzt auch gewählte Regierungen. Die Unruhen auf drei Kontinenten zusammen mit den toxischen Funktionsstörungen in Washington und London bereiten neuerlich Sorgen darüber, ob die liberale internationale Ordnung mit freien Wahlen und freien Märkten immer noch einhalten kann, was sie verspricht“ (ebd.; Hervorhebung hinzugefügt). Jawohl, viele fundamentale Aspekte der Regierung, Wirtschaft und Gesellschaft – Prinzipien, Ideen und Institutionen, die über Generationen die Funktionsweise der Welt untermauert haben, werden jetzt herausgefordert – ja angeprangert. Und abgesehen von diesen Sorgen geschieht all das begleitet von einer erheblichen politischen Instabilität, die die Fähigkeit der Amerikaner und Briten, sich selbst zu regieren, untergraben hat.

Sehen wir uns schnell nochmal die verschieden Orte an:

  • In Hong Kong haben seit Juni gewaltige Protestkundgebungen stattgefunden. Sie wurden davon ausgelöst, dass die Stadtverwaltung ein Gesetz verabschiedete, das die Einwohner der Stadt dem chinesischen Rechtssystem unterstellte. Die Regierung der Stadt ließ dieses Gesetz wieder fallen; trotzdem gingen die Proteste weiter und verlangten jetzt mehr Autonomie, Demokratie und Freiheiten.
  • Im Libanon protestieren die Menschen gegen eine Regierung, die ihnen erhebliche Etatkürzungen und Sparmaßnahmen verordnet, während die korrupten Staatsbeamten sich überreichlich dafür belohnen, dass sie das Regime aufrechterhalten.
  • Im Irak haben finanzielle Misswirtschaft und Korruption der Regierung dazu geführt, dass die Menschen verarmen und die öffentlichen Dienste und die Infrastruktur bankrottgehen, während die führenden Politiker sich an dem Öl des Landes bereichern. Die irakischen Sicherheitskräfte haben vor kurzem ihre Maßnahmen gegen die Protestler verschärft und dabei fast 200 Iraker getötet.
  • In Spanien wurde die katalanische Separatistenbewegung nach Jahren friedlicher Proteste letzte Woche gewalttätig, und zwar wegen der verhängten hohen Gefängnisstrafen gegen die Anführer der Separatisten. Die neuen Anführer der Aktivisten riefen zu zivilem Ungehorsam auf. Eine Gruppe, das demokratische Tsunami, „borgte sich einige der Taktiken und der Rhetorik bei den Protestlern in Hong Kong – die Protestler haben an beiden Orten ihre Demonstrationen auch zur Unterstützungen der anderen veranstaltet... Dass eine Bewegung gegen die Herrschaft des Einparteiensystems in China kämpft und die andere sich gegen eine europäische Demokratie erhebt, ist ein Unterschied, der in den Wolken des Tränengases verloren ging“ (ebd.).
  • In Bolivien zweifeln viele Leute das Resultat der Wahl vom 20.Oktober an, bei der Evo Morales für eine vierte Amtszeit zum Präsidenten gewählt wurde. Am 23. Oktober begannen Arbeiter einen Generalstreik und in einigen Regionen kam es zu gewalttätigen Protesten. Bei Konflikten zwischen den Anhängern von Morales und seinen Gegnern gab es viele Verletzte.
  • In Ecuador schaffte die Regierung die Treibstoffsubventionen ab, was diesen Monat Proteste auslöste, bei denen acht Menschen getötet und 1340 verletzt wurden. Der Präsident gelangte zu einer Vereinbarung mit den Anführern der Demonstration, worauf die Regierung die Subventionen wieder einführte.
  • In Chile nahmen Proteste wegen der steigenden U-Bahn-Gebühren und wegen der zunehmenden Ungleichheit immer mehr zu. Der Präsident nahm die Gebührenerhöhung zurück und machte weitere Zugeständnisse, aber die Proteste gingen weiter. Letzten Freitag gingen geschätzte 1,2 Millionen Chilenen zu einer Protestkundgebung in der Hauptstadt Santiago auf die Straße. Einige von ihnen brannten Dutzende von U-Bahn-Stationen nieder und es kam zu Konflikten mit der Polizei. Dabei wurden über 7000 Personen verhaftet. Hunderte wurden verletzt und mindestens 19 Menschen getötet. Dies ist eins der reichsten Länder Südamerikas, in dem die Armutsrate über die letzte Generation von 50 Prozent auf 6 Prozent gefallen ist.

Warum geschieht das alles gerade jetzt und zur selben Zeit? Diese unterschiedlichen Situationen haben einige gemeinsame Faktoren – der Wichtigste: Es sind hauptsächlich junge Leute.

In einem Artikel vom 26. Oktober vermerkte der Guardian, dass in den meisten dieser Erhebungen sich „junge Leute an der vordersten Front der Forderungen nach Veränderungen befinden“. Und heutzutage gibt es mehr junge Leute als jemals zuvor: Ungefähr 41 Prozent der gesamten Weltbevölkerung ist unter 24 Jahre alt, bemerkt der Guardian. In Afrika sind 41 Prozent der Bevölkerung jünger als 15 Jahre alt.

Die große Mehrheit dieser jungen Leute wächst in Ländern auf, in denen die Regierungen gegen Rezessionen und stagnierenden oder sinkenden Lebensstandard und die daraus folgende Armut kämpfen. „Als Resultat davon sind gemeinsam erlittene Missstände wie die wirtschaftliche Ungleichheit bei den Jobs die Ursache vieler dieser Proteste“, schrieb der Guardian. „In Tunesien, dem Ursprungsort des gescheiterten arabischen Frühlings und vor kurzem auch in dem benachbarten Algerien waren die Proteste auf den Straßen von jungen Leuten und Studenten angeführt, die wegen der überhöhten Preise und Steuererhöhungen verärgert waren – und im weiteren Sinne auch über die nicht eingehaltenen Reformversprechen. Chile und der Irak erlebten letzte Woche ähnliche Erhebungen.“

„Dieses globale Phänomen der unerfüllten Illusionen des jugendlichen Ehrgeizes führt zu politischen Zeitbomben. In Indien werden jeden Monat eine Million Menschen 18 und dürfen daher wählen. Im Nahen Osten und in Nordafrika werden geschätzte 27 Millionen junge Leute in den nächsten fünf Jahren anfangen zu arbeiten. Jede Regierung, ob nun gewählt oder nicht, der es nicht gelingt, ordentlich bezahlte Arbeitsplätze und Wohnungen zu beschaffen, wird großen Ärger bekommen.“

Andere wichtige Faktoren verstärken diese Trends noch mehr. „Abgesehen von den Zahlen hat die jüngere Generation noch etwas, was der älteren fehlte: Sie sind miteinander verbunden. Mehr Leute als je zuvor haben Zugang zu höherer Schulbildung. Sie sind auch gesünder. Anscheinend sind sie auch weniger an gesellschaftliche Konventionen und Religionen gebunden. Sie haben ein gemeinsames Bewusstsein. Und sie haben höhere Erwartungen.“

„Das kommt daher, dass dank der sozialen Medien, der enormen Verbreitung des Englischen als eine gemeinsame Sprache, der Globalisierung des Internets und der Demokratisierung der Information junge Leute jedweder Herkunft und aller Schichten jetzt weit offener für alternative Lebensentscheidungen sind. Sie sind mehr auf die ‚universellen‘ Rechte und Normen eingestimmt wie zum Beispiel die freie Meinungsäußerung und ein Existenzminimum für alle und sie sind weniger bereit zu akzeptieren, dass ihnen das verweigert wird.“

Lesen Sie diese beiden letzten Absätze noch einmal. Denken sie über diese Faktoren nach, die die Ursache dafür sind, dass junge Leute sich in Protesten erheben.

Setzen sie das nun in den historischen Zusammenhang. Die Ungleichheit ist vorherrschend in der menschlichen Erfahrung – bei allen Völkern und in jeder Generation (auch wenn der Lebensstandard heute weit höher ist, als er für Milliarden Menschen während der gesamten Geschichte jemals war). Tausende von Jahren haben sich ganze Generationen Regierungen unterworfen, die mindestens so korrupt waren wie sie es heute sind. Viele hatten auch gar keine Wahl, aber gleichzeitig ist auch offensichtlich, dass selbst überaus schlechte Regierungen immer noch besser waren als gar keine Regierungen.

Die heutige Generation hat denn auch weit höhere Erwartungen. Daher sind viele Menschen, denen es im historischen Vergleich doch weit besser geht, trotzdem unzufrieden und verärgert.

“Hong Kong und Ägypten, Chile und Libanon haben zwei Dinge gemein: Allgegenwärtige soziale Medien und eine aufwachsenden Generation unzufriedener junger Leute, die darin Meister sind“, schrieb die Washington Post. „Die Kombination dieser beiden Dinge hat das Machtgleichgewicht zwischen den Regierungen und der Gesellschaft sowohl in den demokratischen als auch in den autoritären Ländern verändert“ (27. Oktober).

„Protestdemonstrationen in Chile begannen nicht mit Gewerkschaften oder Oppositionsparteien, sondern mit Schülern und Hochschulstudenten, die die sozialen Medien nutzten, um die Fahrgäste aufzufordern, Drehsperren in der U-Bahn zu überspringen, um gegen zu hohe Fahrpreise zu protestieren. ... So ähnlich begannen die Unruhen im Libanon, als junge Leute anfingen, sich über eine Steuer auf WhatsApp -Telefonanrufe zu ärgern“, schrieb die Post weiter. „In Ägypten waren es tausende meist junge, männliche Fußballfans, die als Reaktion auf einen Aufruf eines bis dahin unbekannten Geschäftsmannes protestierend auf die Straße gingen, weil dieser auf YouTube Videos gepostet hatte, die die Korruption aufzeigten.“ In einem Land mit beträchtlicher Opposition war das „ein völlig neuer Kanal der Unzufriedenheit“. In Hong Kong nutzten Aktivisten die Technologie geschickt, um die Demonstrationen zu koordinieren und die Polizei zu meiden. „Wie anderswo auch, waren junge Leute das Rückgrat der Bewegung, Teenager eingeschlossen.“

„Dies ist eine motivierte Generation, die nach drastischen Veränderungen des politischen Status quo strebt“, schrieb die Post. „In diesem Sinne ist die Jugend von 2019 ein wenig wie die jungen Leute 1968. Ihre Kontrolle über die neuen Kommunikationstechnologien macht es ihnen leicht, Gefolgsleute anzulocken, die üblichen Kanäle der öffentlichen Debatte zu umgehen und die Regierungen zu überrumpeln. Sie sind in der Lage, viele Menschen wegen relativ unbedeutender Angelegenheiten zu mobilisieren und sich die allgemeine Unzufriedenheit zunutze zu machen, die sonst vielleicht unausgesprochen geblieben wäre.“

Diese Technologien und die Tatsache, dass besonders die jungen Leute sie nutzen, bringen unsere Welt durcheinander – auf unvorhersehbare, durchschlagende Weise. Einige Regierungen greifen zu drakonischen Maßnahmen, um sie zum Schweigen zu bringen und sie abzuschalten. Besonders China benutzt technologische Maßnahmen wie in 1984 von George Orwell. Aber die Protestler sind clever und diese Technologien können sehr schwer zu beherrschen sein, wenn sie erst einmal aus der Kiste entsprungen sind.

Tatsache ist, dass wir gerade die Geburtswehen einer neuen Ära politischer Unruhen erleben. Die oben beschriebenen Faktoren werden nicht von alleine wieder verschwinden, jedenfalls nicht ohne drastischen, radikalen Autoritarismus. Sie werden die Welt noch weit mehr durcheinanderbringen, als wir bisher erlebt haben. Manche Leute spenden diesem Trend anerkennend Beifall. Und das wird sich bei mutigen Leuten, die der echten Tyrannei trotzen, natürlich durchsetzen. Gewisse fundamentale Aspekte sollten uns jedoch zu denken geben.

„Vielleicht werden diese Proteste eines Tages zu einer vereinten globalen Revolte verschmelzen – gegen Ungerechtigkeit, Ungleichheit, gegen eine zerstörte Umwelt und gegen unterdrückerische Mächte“, schrieb der Autor im Guardian, der offenbar davon überzeugt war, dies sei eine positive Entwicklung.

Die Geschichte hat leider wenig Gutes über die Weisheit der Massen zu sagen. Eine „globale Revolte gegen die Ungerechtigkeit und Ungleichheit“ würde sich auf einige sehr gefährliche Annahmen gründen. Was ist Gerechtigkeit und Gleichheit? Jeder hat davon eine andere Vorstellung. Und in der Vergangenheit haben die Anstrengungen, diese unterschiedlichen Vorstellungen durchzusetzen, jedes Mal zu mehr Ungerechtigkeit und größerer Ungleichheit geführt.

Der Guardian kam zu dem Schluss: „Die erdrückende Stille, die über Nordkoreas Gulag, Chinas Xinjiang Region und dem Tibet liegt und über dunklen und verborgenen Orten in Syrien, Eritrea, dem Iran und Aserbaidschan, könnte auf uns alle herabsinken. Was uns hilft, uns davor zu schützen, ist der lautstarke, lebensbejahende Dissens der jungen Leute.“ Intellektuelle scheinen immer auf die Weisheit des jugendlichen Zorns zu vertrauen.

Dies ist ein komplexer Trend, der Menschen in ganz unterschiedlichen Verhältnissen überall auf der Erde einschließt. Aber er ähnelt dem Trend in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien – Länder in denen Millionen von zynischen, wütenden und entrechteten jungen Leuten aufwachsen. Immer mehr dieser jungen Leute sind nicht in Familien verwurzelt, haben keine positiven Mentoren und niemanden, der sie etwas lehrt. Es mangelt ihnen an der moralischen Basis einer fundierten Religion. Sie bewohnen ein gottloses, unmoralisches Universum. Sie lernen keine Geschichte, kennen sie nur als etwas, das es zu kritisieren gilt. Sie haben keinen Respekt für Institutionen und somit keine Kontinuität. Sie misstrauen der Autorität und halten grundsätzlich alle Privilegierten für korrupt und ungesetzlich. Es wird ihnen systematisch beigebracht, Missstände zu fabrizieren und die moralische Empörung der Opfer zu beschwören. Sie erkennen Probleme und urteilen und verdammen instinktiv – oft unter Einsatz digitaler Megafone. Sie fordern Veränderungen und empfinden die aufregende Hektik der Revolution.

Das ist ein fruchtbarer Boden für den Teufel, der die giftigen Emotionen schürt und der Unzufriedenheit, Ärger und Wut anfacht, die die Nationen zerstören. Und dieses Projekt fördert er mit großem Eifer.

Um einen klaren Blick für die Aufwallung der wütenden Massen zu bekommen, sehen Sie sich die Geschichte an. Sie ist voller Beispiele von Leuten, die sich wegen der Ungerechtigkeit und Ungleichheit der herrschenden Ordnung gegen diese Ordnung erhoben haben. Leute, die danach strebten, den Status quo zu zerstören. Sie waren genial, wenn es darum ging, Probleme, Irrtümer und Fehler zu erkennen. Aber bei der Lösung der Probleme haben sie immer und immer wieder immer versagt. Sie haben sich als vollständig unfähig erwiesen, das gebräuchliche System durch etwas Besseres zu ersetzen.

Menschenmengen und Massenbewegungen können zerstören, versagen aber kläglich beim Aufbauen. Revolutionäre wissen, was sie stört, können aber bewusst keine wirklichen Verbesserungen erzielen. „Der Reformer erkennt sehr gut, was verkehrt läuft“, sagte G.K. Chesterton, „aber für gewöhnlich erkennt er nicht, was richtig ist.“

„Rechtfertigt die Geschichte Revolutionen?“ fragten Will und Ariel Durant in ihrem ausgezeichneten Buch Lektionen der Geschichte. Sie nennen mehrere Beispiele historischer Figuren, die radikale Veränderungen bewirkten und andere, die eine „geduldige und ordentliche Reform“ – oder Kontinuität – verteidigten. „In manchen Fällen scheinen überholte und starre Institutionen einen gewalttätigen Umsturz zu rechtfertigen, wie 1917 in Russland. Aber in den meisten Fällen wären die Ergebnisse einer Revolution auch ohne Revolution allmählich durch die wirtschaftliche Entwicklung erreicht worden... Schlagartig mit der Vergangenheit zu brechen, heißt immer auch, den Irrsinn zu verherrlichen, der durch den plötzlichen Schlag und die Zerstörungen entsteht.“ Das ist eine Wahrheit, die uns zahllose schmerzhafte und blutige Ereignisse in allen Ländern über die Jahrtausende gelehrt haben.

„Genau wie sich die geistige Gesundheit eines Individuums auf der Kontinuität seiner Erinnerungen gründet, so beruht auch der gesunde Menschenverstand eine Gruppe auf der Kontinuität ihrer Traditionen. In beiden Fällen führt ein Bruch in dieser Kette zu einer neurotischen Reaktion, wie zum Beispiel zu dem Massaker der französischen Revolution in Paris im September 1792“ (ebd.).

Es gibt Probleme auf der Welt – schließlich ist es Satans Welt. Er beherrscht sie im wahrsten Sinne des Wortes und hat Einfluss auf sie (2. Korinther 4, 4; Offenbarung 12, 9). Viele dieser Protestler reagieren auf reale Probleme.

Aber sie irren sich, wenn sie annehmen, dass alles, was die Lücke füllt, automatisch auch eine Verbesserung darstellt. Es ist ein Irrtum zu glauben, gewalttätiger Widerstand sei rechtschaffen. Sie irren sich, wenn sie denken, die Ergebnisse, die das bringt, seien es wert – wenn sie überhaupt so weit denken.

Die Durants machten eine kluge Aussage: „Gewalttätige Revolutionen schaffen es nicht, die Reichtümer umzuverteilen. Vielmehr zerstören sie sie. Es mag zu einer Umverteilung des Landbesitzes kommen. Aber die natürliche Ungleichheit der Menschen führt sehr bald wieder zur ungleichen Verteilung der Besitztümer und Privilegien und bringt nur eine neue Minderheit an die Macht, die im Wesentlichen dieselben Instinkte zeigt wie die alte.“

Bei praktisch allen historischen Beispielen führt Aufruhr wie die, die wir heute erleben, in Wirklichkeit nur zu größerer Tyrannei. Wenn die Regierungen dazu in der Lage sind, unterdrücken sie sie. Wenn nicht, führt die Unordnung nur zum Aufstieg neuer Tyrannen. Anarchie ist unerträglich und die Leute sind ihrer sehr bald überdrüssig. Und dann kommt bald jemand, der die Ordnung wiederherstellt, was oft nur mit höheren Kosten und größerem Leid verbunden ist.

Die Prophetie der Bibel ist eine mächtige Unterstützung der Lektionen der Geschichte. Sie offenbart uns klar die Zustände, die durch die heutigen Störungen entstehen werden. Es wird eine Zeit der Trübsal und des Leidens kommen, schlimmer als je zuvor in der Menschheitsgeschichte! (Matthäus 24, 21; Daniel 12, 1; Jeremia 30, 7). Die Instabilität, die ein Land nach dem anderen heimsucht, verheißt, dass noch weit ernstere Probleme auf uns zukommen werden.

Sich nur zwischen der Regierung und den Protestlern zu entscheiden, heißt, dass man nicht viel aus diesen Ereignissen gelernt hat: Die Welt braucht dringend eine perfekte Regierung, die von der einzigen Quelle der wirklichen Lösungen für ihre Ungerechtigkeiten und Probleme errichtet wird. Glücklicherweise wird sie bald kommen.

PosauneKurzmitteilung

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