JULIA GODDARD/DIE POSUANE/CORBIS/CORBIS VIA GETTY IMAGES
Russland und Deutschland: Komplizen
Deutschland und Russland sind im Begriff, neuerlich ein Bündnis zu schließen, das die Welt erschüttert. Das jüngste gemeinsame Projekt dieser beiden Länder, die Nord Stream 2-Pipeline, scheint ein reines Wirtschaftsprojekt zu sein. Ist es aber nicht. In der Tat haben es Analysten und Behördenvertreter inoffiziell als „Molotow-Ribbentrop-Pipeline“ bezeichnet, in Anlehnung an den Pakt zwischen Adolf Hitler und Joseph Stalin, der den Zweiten Weltkrieg ermöglichte.
Die bereits fertiggestellte, aber noch nicht in Betrieb genommene Nord Stream 2 wird Erdgas direkt von Russland durch die Ostsee nach Deutschland transportieren, wobei Polen und die Ukraine umgangen werden. Die Pipeline wird es Russland ermöglichen, mittel- und osteuropäische Länder zu erpressen, indem es ihre Gasversorgung unterbricht, während es weiterhin Gas an lukrativere westeuropäische Kunden verkauft und so seine wirtschaftliche und politische Macht gegenüber den Ländern ausbaut, die es nach dem Zerfall der Sowjetunion verloren hat.
Wenn Nord Stream 2 in Betrieb geht, wird Russland Osteuropa – und Deutschland das übrige Europa – noch stärker dominieren, als sie es jetzt schon tun.
Die frühere deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, sie unterstütze die Pipeline nicht, könne sie aber auch nicht verhindern (siehe Artikel auf Seite 2). Das wirft die Frage auf, wer Deutschland wirklich in dieses neue Bündnis drängt. Und warum.
Der Hauptfinanzier der Pipeline ist Gazprom, das von der russischen Regierung kontrolliert wird und – bezeichnenderweise – den ehemaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder als Vorsitzenden von Nord Stream beschäftigt. Die beiden nächstgrößeren Geldgeber sind Wintershall Dea und E.ON, die zusammen mehr als 30 Prozent der Finanzierung beisteuern. Wintershall Dea gehört zum deutschen Unternehmen BASF, dem größten Chemieunternehmen der Welt. E.ON ist ein europäisches Elektrizitätsversorgungsunternehmen, ebenfalls mit Sitz in Deutschland.
Gerhard Schröder: Schröder wurde 2005 abgewählt, doch bevor er die Macht an die neue Regierung übergab, unterzeichnete er in aller Eile eine Übereinkunft zum Bau der ersten Nord Stream-Pipeline von Russland nach Deutschland.
„Das ist eine hässliche Sache für einen Politiker“, schrieb 2018 der Chefredakteur der Posaune, Gerald Flurry. „Er wusste, dass das Volk ihn bereits abgewählt hatte, und dennoch entschied er sich, dieses Projekt auf den Weg zu bringen. Das zeigt, was mit dieser von Deutschland geführten europäischen Macht passiert: Sie wird von Anführern gekapert, die nicht immer nur im Interesse ihres Volkes handeln!“ (Posaune, September 2018).
Bemerkenswerterweise haben auch die Politiker, die in den letzten 17 Jahren auf Schröder gefolgt sind, das Projekt weiterhin unterstützt.
Wintershall: Das ist der größte deutsche Öl- und Gasproduzent. Die Muttergesellschaft BASF ist ebenfalls in hohem Maße auf Erdgaslieferungen aus Russland angewiesen, um ihre Vormachtstellung als weltgrößter Chemieproduzent zu behaupten. Mit einem Jahresumsatz von rund 67 Milliarden Dollar und 122 000 Beschäftigten weltweit, davon etwa die Hälfte in Deutschland, hat die BASF einen großen Einfluss auf die deutsche Politik.
Wintershall arbeitet seit Jahrzehnten mit der russischen Gazprom zusammen und besitzt Anteile an zwei großen Erdgasfeldern in Westsibirien, die an die ursprüngliche Nord Stream-Pipeline angeschlossen sind. Wintershall-Chef Mario Mehren sagte 2018: „Russland ist die wichtigste Region für Wintershall! Und Russland wird die wichtigste Region für Wintershall bleiben“ (Hervorhebung hinzugefügt). Das ist eine vielsagende Aussage. Offensichtlich ist Russland für diese deutschen Wirtschaftsführer ein wichtigerer Partner als die Vereinigten Staaten oder der Rest der Europäischen Union.
OMV: Das österreichische Energieunternehmen OMV, das sich zu einem Drittel im Besitz der österreichischen Regierung befindet, ist mit 10 Prozent an Nord Stream 2 beteiligt. Vorstandsvorsitzender war bis September 2021 Rainer Seele, der zuvor Vorstandsvorsitzender von Wintershall war. Er hat beide Unternehmen in enger Zusammenarbeit mit Russland geführt. Seele ist auch Präsident der Deutsch- Russischen Auslandshandelskammer, die 50 000 Mitglieder hat und vom deutschen Wirtschaftsministerium unterstützt wird. Sicherlich wir er die Macht und den Druck dieser mächtigen Lobbygruppe nutzen, um die Nord Stream 2-Pipeline auf den Weg zu bringen.
Aber die Unternehmen, die direkt am Projekt Nord Stream 2 mitwirken, sind nicht die einzigen, die eine Annäherung zwischen Deutschland und Russland vorantreiben.
Eine intensive Beziehung
Etwa 4000 deutsche Unternehmen sind in Russland vertreten und investieren zusammen jährlich fast 4,5 Milliarden Dollar. „Kein anderes europäisches Land ist in Russland so präsent wie Deutschland“, schrieb der Economist letztes Jahr. „Die meisten dieser Unternehmen haben nicht die Absicht, Russland zu verlassen. Im Gegenteil, es könnten noch mehr dazukommen“ (27. März 2021).
Eine Studie von Ernst & Young ergab, dass deutsche Unternehmen in den letzten 20 Jahren mehr als 400 Projekte in Russland gestartet haben, mehr als in jedem anderen europäischen Land. Das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung stellte fest, dass deutsche Familienunternehmen Russland als den Schwellenmarkt bezeichneten, dem sie am meisten vertrauten.
Die deutschen Supermärkte Metro und Globus beschäftigen in Russland jeweils über 10 000 Mitarbeiter. Deutsche Hersteller von Grundnahrungsmitteln, Gips, Präzisionsmessgeräten, Arzneimitteln, landwirtschaftlichen Geräten, Wasserpumpen und Heizungsanlagen haben sich in Russland niedergelassen.
Das Zentrum für strategische and internationale Studien berichtet: „Viele der größten deutschen Unternehmen haben auch umfangreiche Geschäftsbeziehungen zu Russland. ... Der Einfluss des Großkapitals in Merkels Christdemokratischer Union (CDU) hat den Hang dieser Mitte-Rechts-Partei ... zu einer konfrontativen Haltung gegenüber Moskau gebremst, obwohl die Kanzlerin selbst doch vergleichsweise kämpferisch ist.“ Diese Unternehmen haben erheblichen Einfluss auf die deutsche Außenpolitik gegenüber dem östlichen Nachbarn.
Der Einmarsch Russlands auf der Krim im Februar 2014 hat gezeigt, wie dieser politische Druck funktioniert.
Engagement für Russland
Nachdem Russland die Krim gewaltsam annektiert hatte, marschierte es in die Ostukraine ein. Die Welt war empört. Viele Liberale waren schockiert, denn sie hatten geglaubt, diese Art von nackter Aggression gehöre der Vergangenheit an. Politiker aus Deutschland, Europa und den Vereinigten Staaten planten Wirtschaftssanktionen, um Russland zu bestrafen.
Doch dann traten deutsche Unternehmen in Aktion, um die Sanktionen zu vereiteln. Es begann im März desselben Jahres, auf dem Höhepunkt der Krise, als der Siemens-Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser den russischen Präsidenten Wladimir Putin besuchte. Dies war keine unbedeutende Geste. Achtzig Prozent der russischen Kraftwerke arbeiten mit modernen Turbinen von Siemens. Das deutsche Unternehmen war maßgeblich an der Modernisierung der russischen Verkehrsinfrastruktur beteiligt. BNE IntelliNews, eine Website, die sich auf Wirtschaftsnachrichten in Schwellenländern konzentriert, schrieb: „Siemens hat wahrscheinlich eine der besten und engsten Beziehungen zum Kreml von allen ausländischen Unternehmen, die in Russland arbeiten“ (17. April 2018). Kaesers Besuch war eine sehr öffentliche Botschaft, dass Siemens unabhängig von der Entscheidung der Politiker daran arbeiten würde, die Geschäfte wie gewohnt weiterzuführen.
Kaeser wurde wegen des Besuchs heftig kritisiert, aber der Ton war gesetzt. Viele andere Unternehmen haben ähnliche, wenn auch weniger öffentliche Maßnahmen ergriffen. „Obwohl deutsche Unternehmen ihre öffentliche Kritik an den Sanktionen abgeschwächt haben, seit der Vorstandsvorsitzende von Siemens in der Presse für sein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Ende März so geschmäht wurde, bleibt die Lobbyarbeit hinter den Kulissen doch in vollem Gange“, berichtete CNBC. „Außerhalb der Öffentlichkeit ... warnen Lobbyisten der deutschen Industrie weiterhin lautstark vor Schritten, die zu einer ausgewachsenen wirtschaftlichen Konfrontation mit Russland führen könnten, in der Hoffnung, dass Merkel einlenken könnte“ (16. Mai 2014).
Die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer, die damals über 800 Unternehmen vertrat (heute sind es über 1000), schickte ein privates Papier an die deutsche Regierung, in dem sie davor warnte, dass die bestehenden Sanktionen „massive Auswirkungen“ auf die deutsche Wirtschaft hätten und ihre Verlängerung „irreparablen Schaden“ anrichten würde.
Diese Lobby-Anstrengungen haben Frau Merkel nicht daran gehindert, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Aber sie sorgten dafür, dass die Sanktionen den deutsch-russischen Handel nicht völlig zum Erliegen brachten. Und Frau Merkel selbst bestätigte, dass die Lobby der Wirtschaft direkt zum Erfolg eines der geopolitisch bedeutendsten Projekte der jüngeren Geschichte beigetragen hat.
Eine historische Partnerschaft
Die Vorstellung, dass Deutschland eine besondere Beziehung zu Russland und eine besondere Bestimmung im Osten hat, reicht Jahrhunderte zurück. Ab dem 13. Jahrhundert dominierte die deutsche Hanse den Osthandel. Die älteste Stadt Russlands, Nowgorod, wurde zum Zentrum des Ost-West-Handels, der von dieser Liga der großen deutschen Handelsstädte dominiert wurde.
Moskau beherbergte seit dem 16. Jahrhundert deutsche Kolonien, als deutsche Geschäftsleute und Siedler sich in der russischen Hauptstadt niederließen. Zar Peter der Große (1682-1725) war ein regelmäßiger Besucher dieser Kolonien. Er beauftragte deutsche und italienische Architekten mit der Gestaltung seiner neuen, europäisch anmutenden Hauptstadt: St. Petersburg. Peters Wertschätzung für die deutsche Kolonie führte zu einer engen politischen Beziehung zwischen Russland und Deutschland. Er schloss Bündnisse mit den deutschen Fürstentümern. Seine Kinder heirateten alle in deutsche Fürstenfamilien ein.
Russlands andere „Große“, Katharina die Große (1762-1796), war selbst eine deutsche Prinzessin. Sie führte in Russland Schulen nach deutschem Vorbild ein. Sie ermutigte deutsche Handwerker, in ihr Reich zu kommen, so dass russische Wörter für Berufe, die zu ihrer Zeit üblich waren, deutsche Ursprünge haben. Sie holte auch eine große Zahl deutscher Einwanderer ins Land und versprach, sie von der Wehrpflicht und vielen Steuern zu befreien. Ihnen wurde sogar relative Religionsfreiheit gewährt. Als Russland Ende des 19. Jahrhunderts seine erste Volkszählung durchführte, gaben etwa 2 Millionen in Russland lebende Menschen Deutsch als ihre erste Sprache an.
Diese geschäftlichen und persönlichen Verbindungen trugen dazu bei, dass Deutschland und Russland häufig Allianzen bildeten, die Europa beherrschten und es zwischen beiden aufteilten. Unter Katharina der Großen teilten Russland, der deutsche Staat Preußen und Österreich Osteuropa unter sich auf – und trennten große Teile Polens ab, bis 1795 nichts mehr davon übrig war. Otto von Bismarck, der wohl erfolgreichste deutsche Staatsmann, witzelte: „Das Geheimnis der Politik? Schließe einen guten Vertrag mit Russland.“
Weniger bekannt ist, wie Deutschland mit Russland zusammenarbeitete, um nach dem Ersten Weltkrieg wieder an die Macht zu kommen. Am 16. April 1922 unterzeichneten Deutschland und Russland den Vertrag von Rapallo. Der Vertrag machte Deutschland zu Russlands wichtigstem Handelspartner in Europa. Das volle Ausmaß der Zusammenarbeit wurde jedoch erst viel später aufgedeckt. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der deutsche Hersteller Junkers innerhalb weniger Monate illegal deutsche Flugzeuge und Krupp-Artillerie in Russland produzierte. Deutsche Industrielle halfen Stalins Fabriken, den Anschluss an die westliche Welt zu finden.
Im Geheimen führte Deutschland in Russland militärische Forschung, Entwicklung und Ausbildung durch, was durch den Vertrag von Versailles am Ende des Ersten Weltkriegs eigentlich verboten war. Im Gegenzug wurde Russland von der deutschen Armee ausgebildet und an den militärischen Fortschritten beteiligt. Deutschland richtete in Russland geheime Stützpunkte, Fabriken und Flugplätze ein.
Das war 20 Jahre, bevor Deutschland gegen die Vereinigten Staaten kämpfen würde. Adolf Hitler, gerade 33 Jahre alt, hatte noch nicht einmal seinen Aufstieg zur Macht begonnen. Doch Russland und Deutschland hatten sich bereits gegen den Westen verschworen. Dieses Geheimbündnis war einer der Hauptgründe dafür, dass Deutschland nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler 1933 so schnell so mächtig werden konnte.
Als sich deutsche und sowjetische Minister am 23. August 1939 trafen, um Osteuropa unter sich aufzuteilen, war dies nicht etwa der Beginn einer neuen Beziehung. „Zwei Jahrzehnte lang war dieser böse Strom des Austauschs im Untergrund geflossen“, schreibt der Historiker Paul Johnson in Modern Times. „Jetzt drang er endlich an die Oberfläche.“
Das als Molotow-Ribbentrop-Pakt oder Hitler-Stalin-Pakt bekannt gewordene Abkommen wurde als „Nichtangriffspakt“ bezeichnet. Er war genau das Gegenteil: Er legte fest, welche Teile Osteuropas Russland mit deutscher Zustimmung angreifen durfte und umgekehrt.
Er ebnete auch den Weg für die weltweite kommunistische Unterstützung für Nazideutschland. Stalin schickte Deutschland 1 Million Tonnen Getreide, 900 000 Tonnen Öl, 500 000 Tonnen Eisenerz und andere Mineralien, so dass Russlands enormer Rohstoffreichtum die deutsche Kriegsmaschinerie antreiben konnte.
Dies war genau die Art von Beziehung, die die Strategen des Kalten Krieges fürchteten. Hans Morgenthau warnte, dass ein Übereinkommen Deutschlands mit Russland „eine drastische Veränderung in der Verteilung der Kräfte in der Welt bedeuten würde.“ Er warnte, dass Deutschland „rationale Argumente ... für eine Ostorientierung“ habe.
Im Jahr 1953 sprach T. H. Tetens in Germany Plots With the Kremlin ähnliche Warnungen aus. Er sagte, dass „die Deutschen, nachdem sie uns alle möglichen Zugeständnisse abgepresst haben, nachdem sie weitere Milliarden Dollar erpresst haben und nachdem wir wichtige Kontrollrechte aufgegeben haben, werden sie uns den Rücken zukehren und mit dem Kreml verhandeln. Eine solche Entwicklung würde nicht nur den Untergang unserer ganzen Politik der Eindämmung in Europa bedeuten, sondern auch zu einer neuen Bedrohung durch einen deutsch dominierten dritten Machtblock führen.“
Diese Befürchtung erwies sich als wohlbegründet. Das deutsch-russische Einvernehmen gab beiden Nationen für kurze Zeit die Möglichkeit, ihre militärische Macht anderweitig einzusetzen – letztlich auf Kosten von Dutzenden Millionen Menschenleben.
Heute spielt sich ein ähnliches Szenario ab und unter scharfen Analytikern leben dieselben Befürchtungen und Ängste wieder auf. Andrew A. Michta, Dekan des Kollegs für internationale und sicherheitspolitische Studien am George C. Marshall European Center for Security Studies, warnte kürzlich, dass Putin darauf abzielt, „Berlin zu einem ‚neobismarkschen‘ Übereinkommen zu überreden, das Europa faktisch in zwei Einflusssphären aufteilen und die Vereinigten Staaten für das strategische Gesamtgleichgewicht in Europa zunehmend irrelevant machen würde“.
„Das obige Worst-Case-Szenario ist weniger weit hergeholt, als es scheinen mag“, schrieb Michta. „Es beruht auf historischen Mustern des russischen Imperialismus, die drei Jahrhunderte zurückreichen und hat seine Wurzeln darin, wie Moskau die Rolle Deutschlands in Europa seit der Vereinigung der deutschen Staaten durch Preußen versteht“ (19forty-five, 27. Dezember 2021). Eine solche Vereinbarung würde die USA aus Europa vertreiben und Deutschland und Russland die Vorherrschaft überlassen.
Harte Forderungen
Damit ein Deutsches Reich wieder entstehen und Europa dominieren könnte, müsste es die Vereinigten Staaten verdrängen. Der beste Weg dazu wäre eine Partnerschaft mit Russland. Es ist kein Zufall, dass einige prominente Persönlichkeiten aus der Wirtschaft daran arbeiten, dieses Bündnis zu unterstützen.
Russland arbeitet aktiv an der Zerstörung der NATO. Zurzeit stehen russische Truppen an der Grenze zur Ukraine in Bereitschaft. Und Putin drängt die USA, eine Liste von demütigenden Zugeständnissen zu akzeptieren (siehe Artikel Seite 10). Für den Fall, dass diese Forderungen nicht erfüllt werden, hat Russland eine „militärische Antwort“ von ähnlichem Ausmaß wie bei der Kuba-Krise versprochen.
Diese Forderungen allein lassen den Eisernen Vorhang und den Warschauer Pakt nicht wieder auferstehen, aber wenn die USA nachgeben, wäre das ein bedeutender Schritt in diese Richtung. Die Ukraine und andere Länder würden zu Staaten zweiter Klasse, die ohne russische Zustimmung keine Entscheidungen über ihre Souveränität treffen könnten. Es käme einer öffentlichen Erklärung der USA und der NATO gleich, dass Russland der Oberherr Osteuropas ist und dass die USA dort nur mit Russlands Erlaubnis operieren könnten. Sollten diese Forderungen erfüllt werden, würde die NATO als Verteidigungsbündnis effektiv zerstört.
Es ist bezeichnend, dass Russland mit diesen Forderungen bis zur Fertigstellung der Nord Stream 2-Pipeline gewartet hat. Aber als dann der Winter kam – wenn die Länder Energie brauchen und erpressbar sind – ging Putin in die Offensive. Nord Stream 2 spielt eindeutig eine wichtige Rolle in seinem Plan. Diejenigen, die die Pipeline gebaut haben, haben Putin bei der Ausweitung seines Imperiums ein enormes Druckmittel in die Hand gegeben.
Wenn die Vereinigten Staaten verdrängt werden, würde Deutschland als die natürliche Führungsmacht in Europa erheblich gestärkt werden. Die osteuropäischen Nationen, die sich nicht auf die USA verlassen können, müssten sich an Deutschland wenden. Und Deutschland wäre ohne den Schutz Amerikas gezwungen, militärisch erheblich aufzurüsten.
Siedende Unzufriedenheit
1870 versuchte Bismarck, die geteilten deutschen Staaten zu vereinen. Dazu brauchte er einen Feind. Bismarck provozierte Frankreich dazu, Preußen anzugreifen, und nutzte den darauffolgenden Konflikt, um ein neues, geeintes Deutschland zu schaffen. Heute hoffen die deutschen Eliten, eine ähnliche Einheit – nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern in ganz Europa – mit Hilfe Russlands zu erreichen. Sie wissen, dass die Ermächtigung Putins ein kalkuliertes Risiko ist. Sie wissen auch, dass Deutschland und Russland nicht nur Freunde, sondern auch Feinde gewesen sind. Aber bisher ist es Deutschland nicht gelungen, Europa als Großmacht unter sich zu vereinen. Es braucht ein stärkeres Instrument, um mehr Druck auf die europäischen Staaten auszuüben, damit sie ihre Differenzen beiseitelegen und sich zusammenschließen.
In der Posaune, Ausgabe November-Dezember 2008, schrieb Chefredakteur Gerald Flurry: „Wussten Sie, dass Deutschland und Russland ihre dringlichsten Differenzen wahrscheinlich bereits beigelegt haben? ... Ich glaube, dass Deutschlands Anführer möglicherweise bereits einem Abkommen mit Russland zugestimmt haben könnten, einem modernen Hitler-Stalin-Pakt, bei dem Deutschland und Russland Länder und Ressourcen unter sich aufteilen. Diese Vereinbarung würde es beiden Seiten ermöglichen, andere Ziele ins Visier zu nehmen. Jedes derartige Abkommen, das zwischen Deutschland und Russland geschlossen wurde, ist eine Vorstufe zum Krieg!“
Russland wartete bis zur Fertigstellung von Nord Stream 2, bevor es diese Forderungen erhob. Aber als der Winter kam, ging Putin zur Offensive über.
Sollte ein solches Abkommen zustande kommen, müsste es auch die Aktivitäten Russlands in Osteuropa abdecken. Bedeutet die Fertigstellung von Nord Stream 2, dass wir eine neue Phase in dieser Partnerschaft erreicht haben? Russland hat bereits erhebliche Vorarbeit geleistet. Unter dem Titel „Putin‘s Other European Invasion“ stellt der Atlantische Rat fest, dass Putins Regime an Einfluss auf europäische Banker, Anwälte und andere Eliten gewinnt. Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder, der ehemalige französische Premierminister François Fillon und die ehemalige österreichische Außenministerin Karin Kneissl sind jetzt alle Vorstandsmitglieder von Energieunternehmen, die von der russischen Regierung kontrolliert werden.
In seinem 2018 erschienenen Artikel „Deutschlands und Russlands geheimer Krieg gegen Amerika“ stellte Herr Flurry fest, dass nicht nur Russland, sondern auch Deutschland die Absicht zu haben scheinen, die NATO zu zerstören. „Nord Stream 2 verbindet Russland und Deutschland auf eine Weise, die die NATO untergräbt.“ schrieb er. „Auch wenn Russland und Deutschland das niemals so sagen würden, so ist dieses Pipeline-Projekt doch tatsächlich klar dafür gedacht, die NATO zu ruinieren...
„Viele deutsche Eliten haben das Gefühl, dass ihr Land nun alles von den USA bekommen hat, was es bekommen konnte. Daher sind sie jetzt bereit, sich auch anderen Ländern zuzuwenden. Einige mächtige Deutsche denken heute immer mehr an das Heilige Römische Reich und sie wollen, dass das moderne Deutschland im Geiste dieses Reiches mehr eigene Macht bekommt. Sie wollen Europa als eine gewaltige, von Deutschland angeführte Supermacht etablieren. ...
„Die Geschichte zeigt, dass Deutschland und Russland eigentlich keine Partner sind. Wenn sie Friedensverträge abschließen und wirtschaftliche Partnerschaften eingehen, ist das ein Zeichen dafür, dass einer von ihnen oder beide das für weitere imperialistische Eroberungen nutzen werden. Das macht den Nord Stream 2-Deal so überaus besorgniserregend.“
In diesem Artikel bezog sich Herr Flurry auf Jeremia 1, 13, in dem Gott uns eine prophetische Vision gab über einen „siedenden Kessel, der von Norden her überkocht.“ „Diese symbolische Sprache beschreibt das moderne Deutschland“, warnte Herr Flurry. „Unter der Oberfläche ist dieses Land voller siedender Unzufriedenheit über die gegenwärtige Weltordnung. Die Deutschen ärgern sich über die USA und sind besonders wütend auf Präsident Trump. Der imperialistische Ehrgeiz, der Deutschland dazu brachte, beide Weltkriege anzufangen, ist noch lebendig und präsent – und im Begriff „überzukochen!“
Auch die Hinweise auf einen deutsch-russischen Pakt sind Zeichen für diesen siedenden Kessel: Sie legen offen, wie eifrig beide Länder daran arbeiten, die von den USA geführte Weltordnung zu stürzen.
Wohin dieser Pakt führt
Die Prophezeiung warnt davor, dass ein von Deutschland geführtes Europa im Begriff ist, „überzukochen“ und seine Macht über die ganze Welt auszudehnen. Sie warnt auch vor einem „Fürsten von Rosch“ oder Russland (Hesekiel 38, 1-2), dessen Aggression sich ebenfalls über die ganze Welt ausdehnen wird.
Die Geschichte zeigt, dass die Deutschen und die Russen Geheimverträge abschließen, die jahrzehntelang im Verborgenen bleiben. Moderne Beobachter denken gerne, dass alle den Frieden wollen und dass alle Nationen einfach nur gut miteinander auskommen wollen. Vergangene und gegenwärtige Ereignisse zeigen das Gegenteil. Nationen wollen Macht und sie werden sich verschwören und in den Krieg ziehen, um sie zu bekommen.
Im Mai 1962 schrieb die Plain Truth – die Vorgängerin der Posaune, die von Chefredakteur Herbert W. Armstrong geleitet wurde: „Sobald ein von Deutschland dominiertes Europa vollständig etabliert ist, wird Deutschland bereit sein, mit Russland zu verhandeln und übereinzukommen – wenn nötig, hinter dem Rücken der westlichen Verbündeten.“
Die Geschichte enthält unheilvolle Warnungen über die Folgen solcher Abmachungen. Die deutsch-russischen Beziehungen standen im Mittelpunkt der zerstörerischsten Konflikte in der Geschichte der Menschheit.
Die Bibel spricht dieselbe Warnung aus, aber sie enthält auch eine wunderbare Hoffnung. Herr Flurry schloss seinen Artikel: „Die Menschen werden auch weiterhin vergeblich versuchen, Frieden zu schließen. Sie werden weiter leiden müssen, bis Jesus Christus zurückkehrt. ... Aber Seine Rückkehr ist mit diesen aufsteigenden Mächten verknüpft – mit Deutschland und mit Russland. Er sagt, Er würde zurückkehren, bevor der Krieg alles menschliche Leben vernichtet hat! (Matthäus 24, 22). Die Streitkräfte Russlands und Europas werden ein Gutteil dazu beitragen, dass Christi Rückkehr unerlässlich sein wird.
„Gott will, dass wir uns Ihm zuwenden. Er sagt, dass Er uns mit allem helfen wird, was wir brauchen, wenn wir Ihm nur gehorchen. „Denn warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel?“ fragt Gott Hesekiel in Hesekiel 18, 31. Er will nicht, dass irgendjemand von uns leiden muss! Er ist eifrig bemüht, uns die verheerende Gewalt zu ersparen und uns zu segnen.
„Wir müssen diese biblischen Prophezeiungen richtig verstehen. Sie sind die Wegbereiter für das Zweite Kommen Jesu Christi auf diese Erde. Das bedeutet, dass all die schlechten Nachrichten bald vorbei sein werden. Er wird für immer Frieden, Freude und Glückseligkeit in diese Welt bringen.“
Wenn Russland und Deutschland sich zusammentun, ist Vorsicht geboten.
Deutschland und Russland haben vor dem Zweiten Weltkrieg paktiert, um ihre Eroberungen in diesem Krieg zu maximieren. Jetzt ist ein moderner „Molotow-Ribbentrop-Pakt“ in Kraft, der die Welt in einen weiteren Krieg steuert. Um mehr darüber zu erfahren, bestellen sie Ihr kostenloses Exemplar von Russia and China in Prophecy (nur auf Englisch erhältlich).