Sexueller Missbrauch in der Kirche: In der Verantwortung
Der Fall des Priesters Peter H. zeigt, wie der Klerus sexuellen Missbrauch von Kindern vertuschte. Interne Kirchendokumente aus München und Rom belegen das. Und sie belasten Papst Benedikt XVI.
Es ist kurz nach Weihnachten 2021, die Mail kommt um 10.49 Uhr, es schreibt der Privatsekretär des ehemaligen Papstes. Benedikt XVI. will sich zu seiner Verantwortung im Fall des Missbrauchstäters Peter H. äußern. "Er dankt für Ihre Fragen", schreibt der Sekretär, Erzbischof Georg Gänswein, der ZEIT, "die er allerdings nur knapp und vereinzelt beantworten kann, da er der unabhängigen Untersuchung in München nicht vorgreifen möchte." Es sei Benedikt jedoch ein Anliegen, in Kürze einige Punkte klarzustellen, "zur Vermeidung von Missverständnissen".
Diese Mail könnte das letzte Kapitel einer Geschichte sein, die Benedikt und seine Mitstreiter der Öffentlichkeit jahrelang erzählt haben: Der ehemalige Papst habe von einem Missbrauchstäter nichts gewusst und sei deshalb nicht verantwortlich. Doch ein internes Dokument der Kirche, ein Dekret, sieht ihn sehr wohl in der Verantwortung. Er musste es wissen. Doch davon später mehr.