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Warum die Türkei von Bedeutung ist
Mit einem Male befindet sich die Türkei in allen Schlagzeilen.
Die meisten Amerikaner würden dazu tendieren, ihre Bedeutung zu unterschätzen. Aber warum drehte sich Mitte Oktober ein Ausbruch der öffentlichen Diskussion darum, ob die Tötung von Armeniern durch die Türken während des ersten Weltkriegs als „Völkermord“ eingestuft werden sollte? Warum erwähnte der US-Kongress die Angelegenheit und warum drängte das Weiße Haus, sie zu unterdrücken?
Der Kern der Debatte beruhte auf der Möglichkeit, die Hilfe der Türkei im Irak-Krieg zu verlieren. Ihre Rolle als unentbehrliche Versorgungsroute für die US-Truppen lag im Mittelpunkt. In der Tat, einige Analytiker deuteten an, dass der von den Demokraten geführte Kongress die Angelegenheit des „Völkermordes“ in einem hinterlistigen Versuch, die Türkei zu entfremden, den Präsidenten zu ärgern und den Irak-Krieg zu torpedieren, propagierte.
Ist es wirklich möglich, dass diese Nation – worüber sich nur wenige Amerikaner Gedanken machen – den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage im Irak ausmachen könnte?
Wer wusste, dass die Türkei so wichtig war?
Am Scheideweg
Das unmittelbare Geschrei, das gerade diese Kernfrage umgibt, ist ein bedeutsames Symbol davon, wie sehr diese historische Schlüssel-Nation zu neuer Bedeutung in der modernen Geopolitik aufsteigt.
Die Türkei sitzt direkt am Scheideweg eines sich entwickelnden Kampfes der Kulturen. Ihre Bevölkerung ist fast zur Gänze moslemisch, aber ihre Verfassung ist streng säkular. Es ist eine Demokratie und eine verfassungsmäßige Republik, doch seit 1960 haben ihre militärischen Führer vier ordnungsgemäß gewählte Regierungen gestürzt, weil sie zu religiös waren. Sie ist mit dem Nahen Osten als Mitglied der Organisation der islamischen Konferenz verankert und gleichzeitig innerhalb der NATO an den Westen geschweißt. Darüber hinaus ist seit einer Generation ein Grundsatz ihrer Außenpolitik ihre Bewerbung für die Mitgliedschaft in der Europäischen Union gewesen.
Die USA sind bei dem Versuch, dieses komplexe geopolitische Rätsel in den Griff zu bekommen, nicht alleine. Auch andere Nationen rund um den Globus kommen zu der Erkenntnis, dass, trotz all ihren Widersprüchen und nach Jahrzehnten der Ruhe, seit das Osmanische Reich am Ende des ersten Weltkriegs zusammengebrochen ist, die Türkei sich zu einem äußerst bedeutsamen Global Player entwickelt. Während die Welt zunehmend in regionale Blöcke zerbricht – die Vereinigten Staaten, der Nahe Osten, Europa, Asien – bleibt die Türkei eine individuelle Einheit, deren Wert für all diese Mächte rapide zunimmt.
Diese außergewöhnliche Position, die sich soeben vor unseren Augen entwickelt, scheint die Türkei für die einzigartige Rolle, die diese in der biblischen Endzeit-Prophezeiung spielt, perfekt vorzubereiten.
Warum die Welt Notiz nimmt
Die Türkei zieht das Interesse aus mehreren Gründen an.
Erstens, es boomt ihre Konjunktur – sie ist eine der am schnellst wachsenden der Erde. Seit 2002, unter der Führung der Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP), hat sich die Wirtschaft umgestaltet. Sie ist jetzt die größte moslemische Wirtschaft, und die größte in der Region. Die Türkei ist ein Mitglied der G-20, eine Gruppe der 20 größten Weltwirtschaften. Sie spielt ihre Karten weise, reduziert Handelsbeschränkungen mit moslemischen Staaten, während sie gleichzeitig Beziehungen zu europäischen und anderen Nationen pflegt.
Wie Dr. George Friedman es formuliert: „Die Neigung Griechenlands, Armeniens, Syriens, des Irak und Iran, der Türkei gegenüber feindlich gesinnt zu bleiben, verringert sich in dem Ausmaß, wie die türkische Wirtschaft wächst. Ideologie und Geschichte sind sehr reale Dinge, aber ebenso die wirtschaftliche Macht einer dynamischen Wirtschaft“ (Stratfor, 31. Juli).
Natürlich bedeutet eine beachtliche türkische Wirtschaft ein beachtliches türkisches Militär. Sie ist bereits die zweitgrößte Streitmacht innerhalb der NATO nach den USA, mit über einer Million uniformierten Armeeangehörigen. Diese Tatsache hat verschiedene Auswirkungen bezüglich des Machtgleichgewichts im Nahen Osten und anderswo.
Zweitens, die Türkei tritt bequem in eine fertige Rolle als unerlässlicher Energiemittelpunkt, der Europa, den Nahen Osten und Zentralasien verbindet.
Sie ist eines der geographisch strategisch wichtigsten Länder in der Welt – eine buchstäbliche Brücke zwischen den Kontinenten. Im Westen grenzt die Türkei an Griechenland und Bulgarien – EU-Länder; im Süden an Syrien, Irak und Iran, moslemische Staaten des Nahen Osten; und im Osten an Armenien, Georgien und Aserbaidschan – ehemalige Sowjet-Republiken. Sie ist verbunden mit dem Mittelmeer, dem Schwarzen Meer und der Ägäis und umfasst die lebensnotwendigen Meeresstrassen des Bosporus und der Dardanellen, die Zentralasien mit dem Mittelmeer verbinden. In einer zunehmend von Energiepolitik angetriebenen Welt wandelt sich ihr einzigartiger Standort in wertvolle Energietransitstrecken für mehr und mehr Staaten.
Durch Russlands aggressive Übernahme der globalen Öl und Erdgasmärkte, suchen verstimmte Kunden, besonders jene in Europa, eifrig nach Energie aus anderen Quellen. Die Türkei befindet sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, mit bedeutenden Erdölleitungen, die quer durch ihr Land gelegt werden, dabei russisches Gebiet völlig umgehend. Sie beweist sich als ein geschätzter Mittelsmann für Energie, nicht nur für die ehemaligen Sowjet-Republiken Kasachstan und Aserbaidschan, sondern auch für den Irak und den Iran. Zusätzlich baut die Türkei in Vereinigung mit ausländischen Anlegern und Gesellschaften neue Erdölraffinerien, die ihren Wert noch mehr steigern. Analytiker sagen, dass sich die nationale Kapazität der Raffinerien innerhalb von nur wenigen Jahren verdoppeln würde.
Diese Realität scheint für Ankaras außenpolitische Interessen maßgeschneidert zu sein, weil die hungrigste Entität nach nicht-russischer Energie zufällig dieselbe ist, wofür die Türkei so schwer gearbeitet hat, um ihr zu gefallen: Europa.
Natürlich ist auch Russland, dessen monopolistische Energie-Tendenz durch die Aktivitäten der Türkei untergraben wird, durch die ganze Situation schwer beunruhigt. Darüber hinaus führt Russland einen heftigen Kampf gegen ein starkes islamisches Eindringen an seiner südwestlichen Grenze, insbesondere gegen das von moslemischen Separatisten in Tschetschenien – und es besitzt Beweise, dass die Türkei tschetschenische Terroristen in ihrem Kampf für Unabhängigkeit finanziell unterstützt und ausgebildet hat.
Ein dritter Grund für die wachsende Bedeutung der Türkei ist – wie im Oktober mehr als genügend offenkundig wurde – ihre Rolle im sich entfaltenden Drama, das die Zukunft des Irak umgibt.
Eine angespannte Allianz
Der Irak-Krieg hat böses Blut zwischen den USA und der Türkei erzeugt. Die Türken haben lange mit einer starrköpfigen kurdischen Bevölkerung, angeführt von der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), in ihrer südöstlichen Region gekämpft. Diese Terroristengruppe versucht, einen unabhängigen kurdischen Staat aus dem Gebiet in der südöstlichen Türkei sowie aus Teilen von Syrien, dem Irak und dem Iran, herauszuschneiden. Welche Unterschiede diese vier Nationen auch immer haben, sie sind einig in ihrer Entschlossenheit, Kurdistan nicht Wirklichkeit werden zu lassen.
Die Tatsache, dass die USA die irakischen Kurden durch die Beseitigung Saddam Husseins stärkten, brachte das amerikanisch-türkische Bündnis ins Wanken. Im Jahre 2003 weigerte sich Ankara schlichtweg, die USA von türkischem Gebiet aus in den Irak einmarschieren zu lassen – eine grobe Brüskierung von einem NATO-Verbündeten. Fügen Sie dem eine historische Wendung des Blattes hinzu: Mit einer wachsenden Wirtschaft und einem stärker werdenden Militär ist die Türkei einfach nicht mehr so abhängig von den USA, wie sie es einmal war. In der Tat, seit die USA im Irak Stellung bezogen haben, sind sie sehr von der Türkei abhängig geworden: 70 Prozent seiner für den Irak bestimmten Luftfracht und 33 Prozent seines Treibstoffes kommen durch die Türkei, und sie verwenden hauptsächlich die Incirlik Luftwaffenbasis für das Auftanken von Einsatz- und Frachtflügen sowohl in den Irak als auch nach Afghanistan.
Das Ergebnis ist, dass sich die Türkei sehr ermutigt fühlt, Washingtons Wünsche zu ignorieren und das zu tun, was es glaubt, tun zu müssen, um seine eigenen Interessen zu wahren.
Jüngste Ereignisse heben hervor, wie gewaltig diese Änderung eigentlich ist.
In einem Angriff im Oktober töteten PKK-Rebellen 13 türkische Soldaten; das türkische Volk forderte wütend Vergeltung. Die Regierung bombardierte und beschoss den Nordirak und anschließend genehmigte das Parlament Pläne dafür, eine Bodeninvasion zu beginnen.
All das Getue bringt die USA in eine schwierige Situation. Der kurdische Norden war seit Saddam Husseins Vertreibung im Jahre 2003 der stabilste Teil des Irak und Washington würde das lieber durch nichts umstoßen wollen. Eine Unterstützung der Türkei könnte sehr leicht eine Entfremdung der kurdischen Alliierten bewirken, die die USA dort gewonnen haben, und die ganze Situation könnte den Irak weiter destabilisieren – etwas, das die USA und die irakischen Führer unbedingt vermeiden wollen.
Aber das Erstaunliche ist, die Türken kümmert das überhaupt nicht. „Wir brauchen von niemanden Rat bezüglich des nördlichen Iraks und des Einsatzes, der dort durchgeführt wird“, sagte Premierminister Tayyip Erdogan. Reuters berichtete, dass die breite Masse in Istanbul diese Erklärung bejubelte, und abermals jubelte, als er sagte, dass die USA „Zehntausende von Kilometern gekommen sind und den Irak angegriffen haben ohne irgendjemand um Erlaubnis gefragt zu haben.“
Inmitten dieser Entwicklungen hätte das Timing für den „Völkermord“-Beschluss des US-Kongress-Ausschusses nicht schlechter sein können. Die Türkei stieß sich an diesen Aussagen, rief ihren Botschafter aus den USA zurück und drohte, seine Türen für amerikanische Truppen zu schließen. Antiamerikanische Demonstrationen ergossen sich auf die Straßen, laut der Jerusalem Post. „Alle Aussichten sind schlecht … und die Beziehungen zu den USA sind bereits auf einem Tiefststand“, sagte Semih Idiz, der Experte für türkische Außenpolitik,.
Das Weiße Haus antwortete damit, dass es auf vollen Schadens-Kontrollmodus schaltete: Es erließ öffentliche Erklärungen, die die Maßregel verurteilten, es entschuldigte sich im Grunde genommen bei den Führern der Türkei, und es überzeugte den Kongress schließlich davon, die Resolution zu Fall zu bringen. Die Schärfe der Reaktion offenbarte nur, wie verzweifelt die USA die Kooperation der Türkei braucht, um die Krise im Irak auf eine für ihre eigenen nationalen Interessen geeignete Art zu lösen. Aber die USA sind nicht das einzige Land in dieser Situation. So befindet sich auch der andere ausländische Hauptspieler in diesem Theater: der Iran.
Verschiebung in Richtung Islamisierung
Praktisch gesehen, die Hauptsorge Washingtons ist, während es eine Reduzierung seiner Präsenz im Irak in Erwägung zieht, alles zu versuchen um den Iran daran zu hindern, dass er nicht nur den Irak, sondern praktisch den ganzen Nahen Osten einfach übernehmen wird. In der Türkei sieht es sein nahe liegendstes Mittel, die es als regionales Gegengewicht zum Iran hat.
Zufällig haben alle diese Spannungen zwischen Ankara und Washington die historisch argwöhnische Beziehung der Türkei zum Iran leider gestärkt.
Etwas anderes, das diese Beziehung stärken könnte – und das Gleichgewicht innerhalb mehrerer dieser prekären Situationen merklich ändern könnte, in denen die Türkei eine Rolle spielt – geschah am 28. August, als das türkische Parlament einen ehemaligen Islamisten ins Präsidentenamt wählte.
Der neue Präsident, Abdullah Gül, ist ein kleines Rätsel. Er war Kabinettsmitglied in einer der islamischen Regierungen, die das Militär in den 1990er Jahren enthob – und trotzdem ist er ein führender Unterstützer bei der Bewerbung seiner Nation um die EU-Mitgliedschaft gewesen. Seine Sympathie für Europa besänftigt sicher die Generäle und militärischen Kommandanten der Nation, aber seine Religion kratzt weiterhin an ihrer glühenden Loyalität gegenüber den säkularen Idealen, die 1923 durch Mustafa Kemal Atatürk, dem Gründer der Nation, institutionalisiert wurden. Seine politische Partei, die AKP, stammt aus der islamistischen Bewegung und unterhält panislamische Beziehungen überall in der Region. Das türkische säkulare Militär vermutet, dass sie eine verhüllte islamische Agenda beibehält.
Stratfor bemerkte, dass, weil der Präsident die Richter wählt und dadurch den Richterstand beherrscht, mit Gül als Präsident, „zum ersten Mal seit der Gründung der türkischen Republik vor mehr als 80 Jahren, eine im Islam verwurzelte politische Macht im Grunde genommen alle zivilen Schlüsselstellungen des Staates kontrolliert“ (29. August, meine Betonung). Stratfor erwartet, dass die AKP trachten wird, ihre neue Macht als Ausgangsstellung zu verwenden, um die Nation weg vom Säkularismus und in Richtung einer freieren Religionsausübung im öffentlichen Leben zu bewegen; es erkennt eine gewisse künftige Dramatik, da die AKP gezwungen ist, „panislamische Angelegenheiten gegen türkische nationalistische Ziele abzuwägen“ (ibid.). Obwohl diese Analyse vermutlich übertrieben ist hinsichtlich der Einschätzung, wie stark die Türkei sich unter Präsident Gül verändern wird, so wären wir nicht überrascht, zu sehen, wie die Nation eine freundlichere Wirtschafts- und Außenpolitik in Richtung der führenden arabischen und moslemischen Energieproduzenten in der Region in Angriff nimmt.
Jede Veränderung innerhalb der Türkei, weg von der Säkularität hin in Richtung Islam, könnte dazu beitragen, das Kräftegleichgewicht im Nahen Osten zu verändern – am meisten zugunsten des Iran.
Ein Albtraum für Israel?
Im Jahre 1996 schloss die Türkei mit Israel einen gegenseitigen Verteidigungspakt, dem Analytiker auf Jahre hinaus zuschrieben, zur relativen Stabilität der Region beizutragen. Der Islamic Affairs Analyst ging sogar soweit, zu behaupten, dass Israels Feinde die Türkei genügend respektierten, und so das nationale Überleben des jüdischen Staates gesichert war, solange der Pakt bestand.
Ereignisse in den letzten paar Jahren haben jedoch gezeigt, dass die abschreckende Wirkung der Türkei, welche sie auch immer gehabt haben mag, in gewissem Maße geschwächt wurde: der Iran und Syrien haben mit wenig Skrupel Streitkräfte im Libanon und innerhalb Israels gegen den jüdischen Staat losgelassen. Aber mit der neuen islamischen Führung der Türkei könnte sich dieser Trend noch verschlimmern.
Jede weitere Schwächung der rückhaltenden Wirkung der Türkei auf die Iranische Macht ist ein Albtraum für Israel, für dessen Eliminierung der Iran sich bekanntlich stark macht.
Spannungen zwischen Washington und Ankara wegen des Irak haben bereits eine Tür für die islamische Republik geöffnet. Das Misstrauen zwischen der Türkei und dem Iran hat in letzten Jahren nachgelassen, und die Beziehungen haben sich verbessert. Die Tatsache, dass die Türkei jetzt von einem Moslem – obgleich Sunnit – anstatt von einem Säkularisten regiert wird, schmerzt sicher nicht.
Umso kooperativer diese zwei Nationen sind, desto mehr Spielraum werden die Türken dem Iran wahrscheinlich geben, ohne sich unmittelbar bedroht zu fühlen, während Teheran seinen regionalen Ambitionen nachgeht.
Achten sie auf diese Kooperation und wie sie zunehmen wird – und auf den Iran, wie er noch unverschämter werden wird.
Unerwiderte Liebe
Welchen Nutzen zieht die Türkei aus diesem Handel? Wenn nichts anderes, so erhält sie iranische Energie – Energie, die sie nach Europa weiterleiten kann.
Die beiden Länder haben soeben eine Erdölpipeline vervollständigt, die pro Tag 500.000 Barrel iranischen Öls in die Türkei pumpt. Und die Turkish Petroleum Corp. hat angekündigt, dass sie beabsichtigt, 3,5 Milliarden Dollar in das iranische South Pars Erdgasfeld zu investieren. Dieses Projekt würde den Bau der Transportmittel einschließen, um das iranische Gas durch die Türkei nach Europa zu transportieren. Die USA können, obwohl sie sehr gegen diesen Handel sind, nur wenig tun, um ihn zu verhindern.
Auch unter einem islamischen Präsidenten scheint es letztlich Europa zu sein, dem die Türkei am meisten gefallen möchte. Ankara betrachtet den Iran einfach als einen praktikablen Partner bei der zunehmenden Beschaffung der Energie, die Europa dringend braucht. Radio Freies Europa berichtet, dass in den kommenden Jahrzehnten iranisches Gas Europas brauchbarste Quelle von nichtrussischem Gas sein könnte. Nichts, was die Türkei tun könnte, würde ihren Wert für die EU mehr stärken, als sein Wachstum als Energieumschlagplatz.
Selbst die Verschlechterung der türkischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten führt sie laut Semih Idiz mehr in Richtung Europa. Über die Irak-Krise sprechend, erklärte er: „Weil ihre Beziehungen zu den USA ‚spannungsgeladen’ sind, wird Ankara immer mehr erpicht darauf, den EU Anker zu ergreifen“ (Turkish Weekly, 1. September).
Präsident Gül hat seine Absicht sehr bekräftigt, mit den Plänen für den Beitritt zur Europäischen Union nach vorn zu drängen, Pläne, die weitere wirtschaftliche Reformen und verfassungsmäßige Änderungen erfordern. Sein Verbündeter, Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, ebenfalls von der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung, hat ein Fünfjahresprogramm umrissen, um die persönliche Freiheit zu verbessern, die Wirtschaft weiter anzukurbeln und vor allem die Position der Nation für die EU Mitgliedschaft zu stärken.
Die biblische Prophezeiung zeigt jedoch, dass, obwohl die Türkei ihrer Romanze mit Europa verpflichtet bleibt, alle ihre Anstrengungen zum Scheitern verurteilt sind – so wie es immer der Fall war.
Das Imageproblem der Türkei
Von der Zeit an, wo Atatürk selbst seine Landsleute namhaft aufforderte, sich „an Europa zu wenden“, hat die Türkei in unterschiedlichem Maße daran gearbeitet, sich ein westliches Image zu geben. Im letzten Jahrzehnt hat sie unermüdlich daran gearbeitet.
Trotzdem, für jedes Hindernis, das die Türkei überwindet, richtet die EU ein anderes auf. Seit 1987, als sich die Türkei um volle Mitgliedschaft bewarb, haben sich 15 andere Staaten vorgedrängt und sind anerkannt worden: Österreich, Finnland, Schweden, Zypern, die Tschechische Republik, Estland, Lettland, Litauen, Ungarn, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, Bulgarien und Rumänien. Die Türken haben miterlebt, wie die Gemeinschaft von 12 Staaten auf 27 anschwoll, während sie selbst von außen zusehen können.
Jetzt hat die Aussicht darauf, eine Energiebrücke zum Kontinent zu werden, die Hoffnungen der Türkei neuerlich aufleben lassen, die EU endlich davon überzeugen zu können, diese Liebe zu erwidern.
Diese Hoffnungen sind vergebens. Soviel sie auch versuchen mag, dies zu überwinden, die Türkei hat ohne Frage ein Imageproblem unter Europas Entscheidungsträgern – und auch unter ihren Wählern. Gerade dieses Jahr wählte Frankreich einen Präsidenten – Nicolas Sarkozy – der sich stark machte gegen eine türkische EU-Mitgliedschaft.
Warum? Warum ist Europa so dagegen, die Türken als europäische Staatsbürger zu betrachten? Nur ein wesentlicher Grund trennt die Türkei von all den anderen Nationen, denen Eintritt in die Gemeinschaft gewährt wird: Religion.
Der im Wesentlichen römisch-katholische Kontinent hat schlichtweg nicht die Absicht, 70 Millionen Moslems mit einem Schlag zu integrieren. Und die Türkei – mit seiner osmanischen Vergangenheit, die einstmals die Existenz des Katholizismus bedrohte – löst besonders unangenehme Erinnerungen in den Köpfen der Europäer aus. Wie Bernard Lewis es ausdrückt: „Es ist immer noch ein Rest von Misstrauen und zeitweise sogar Feindseligkeit [gegen die Türken] vorhanden, der tief in der europäischen christlichen Vergangenheit verwurzelt ist“ (From Babel to Dragomans).
Die Wahl eines unverkennbar islamischen Präsidenten hat Europas unausgesprochenen und doch unflexiblen Widerstand gegen die Anerkennung der Türkei nur noch verstärkt. Dennoch, angesichts des wachsenden strategischen Wertes dieser Nation für Europa, achten Sie darauf, wie die EU weiterhin mit Anreizen ködern wird, um die Türken bei der Stange zu halten. Und so wie Europas Macht in nächster Zeit zunimmt, wird Ankaras Begeisterung für die europäische Sache mithalten.
Auf diese Weise ist der Türkei dazu bestimmt, zwischen den Welten hängen zu bleiben – immerzu suchend, immer krampfhafter bemüht, es recht zu machen.
Ein entsetzlicher Verrat
Diese Trends werden angesichts der biblischen Beschreibung über die Rolle der Türkei in den Endzeitereignissen noch bedeutsamer. Nur mit der Offenbarung von Gottes Wort können wir verstehen, warum die Türkei wahrlich von Bedeutung ist.
Die biblischen Prophezeiungen betreffend die Ereignisse im Nahen Osten sind eindeutig: Ein moslemisch-jüdischer Krieg ist im Begriff auszubrechen – initiiert von islamischen Mächten, völlig unbehindert von der Türkei oder sonst jemanden. Diese Feuersbrunst wird eine Serie von Ereignissen auslösen, die zum zweiten Kommen von Jesus Christus führen wird.
Wenn die Moslems sich anschicken, Jerusalem zu plündern, wird das einen vereinten europäischen Block von Nationen anspornen, einzugreifen. Dieser Block wird Jerusalem mit Armeen umstellen – die als „Friedenstruppen“ erscheinen – sich aber schnell in eine tödliche Kriegsmaschine verwandeln werden (Lukas 21,20). Es werden nicht nur Araber oder Moslems sein, die unter ihren Händen leiden; diese europäische Macht wird ihre volle Kraft gegen die Nationen von Israel richten, einschließlich Amerika und Großbritannien. Dieses entsetzliche Doppelspiel wird in Hesekiel 23 erörtert. Viele in der Umgebung von Jerusalem werden in der Falle sitzen!
Der Prophet Obadja berichtet von einer außergewöhnlichen Prophezeiung über „Edom“, dessen moderne Nachkommen die Türken sind. (Bestellen Sie eine Gratiskopie des Trumpet-Artikels vom Dezember1997 „Turkey: An Act of Revenge!“ für eine ausführliche Erklärung dieser Prophezeiung). Sie zeigt, wie die Türkei – die den Fluchtweg über Land, den Gülek Gebirgspass, besitzt – jene Israelis, Amerikaner und Briten, die zu entkommen versuchen, tatsächlich verraten und sie an ihre Bezwinger ausliefern wird. Dies ist ein letzter Akt eines Versuchs der Türkei, getreu der jetzigen Form, die Gunst Europas zu gewinnen!
Die Beschreibung dieser Ereignisse zeigt mehrere Dinge, die die Bedeutung der heutigen Schlagzeilen erläutern.
Zum Einem, die Tatsache, dass jene Gefangenschaftsflüchtlinge sich auf die Türkei verlassen, deutet stark darauf hin, dass die Allianzen der Türkei mit den USA und mit Israel wenigstens dem Namen nach weiterhin bestehen.
Zum Zweiten, der Verrat kann bedeuten, dass wir erwarten können, dass sich noch mehr Spannung innerhalb dieser Bündnisse entwickelt, ähnlich jener, die wegen der „Völkermord“ Frage und der Kurdensituation im Irak aufgekommen ist. Obwohl die USA immer noch die Unterstützung des säkularen türkischen Militärs genießen, breitet sich der Antiamerikanismus aus und wächst innerhalb der türkischen Medien und unter dem türkischen Volk – eine Tatsache, die die USA, weil sie die Hilfe der Türkei mit aller Entschlossenheit beibehalten wollen, bereit sind zu übersehen.
Und zum Dritten, für die Türkei werden die Beziehungen zu Europa weiterhin vor allen anderen außenpolitischen Überlegungen Vorrang haben.
Demnach, basierend auf der biblischen Prophezeiung, erwartet die Posaune letztendlich, dass die jüngsten Ereignisse, die die Türkei in die Schlagzeilen gebracht haben, diese einzigartige Position lediglich festigt, die diese Nation in der modernen Geopolitik bereits einnimmt. Sie mögen die Vereinbarungen der Türkei mit den USA und Israel belasten, aber sie werden diese nicht zerstören. Sie mögen die Zusammenarbeit der Türkei mit moslemischen Staaten steigern und dadurch das Kräftegleichgewicht zugunsten des Irans verschieben, aber diese Kooperation wird kein Bündnis im großen Stil werden. Und das wichtigste ist, sie werden Europas Entschluss stärken, die Türkei auf Armeslänge zu halten, aber nichts tun, um den ewigen Vorsatz der Türkei, in Europas Bett zu kommen, zu beeinträchtigen.
Und wie Obadjas Prophezeiung offenbart, wird die Bereitschaft dieser Nation, alles zu tun, um dieser Ambition zu dienen – einschließlich Verrat – zu ihrem Ruin führen. ▪