Rod Long/Unsplash
Warum die zehn Stämme ihre Identität verloren (erster Teil)
Fortgesetzt von Erstgeburtsrecht 2520 Jahre vorenthalten (vierter Teil)
S
chon viele haben sich gefragt, warum wohl die Nachkommen der „verlorenen zehn Stämme“ heute nicht mehr wissen, wer sie eigentlich sind und was ihre wahre Herkunft ist. Diese Frage kann jetzt beantwortet werden.
Die zehn Stämme des Nordreiches – das „Königreich Israel“ – gelten in der Geschichte als ein verschollenes Volk.
Geht man den historischen Aufzeichnungen nach, dann könnte man fast meinen, die Erde habe sich geöffnet und dieses Volk verschlungen.
Die Berichte reichen nur bis zur Gefangennahme Israels durch die Assyrer in den Jahren 721-718 v. Chr.; damals wurden die Israeliten aus ihren Städten, Dörfern und Ansiedlungen im nördlichen Teil Palästinas in die Sklaverei nach Assyrien verschleppt, in ein Gebiet südlich des Kaspischen Meeres. Als schließlich 604-585 v. Chr. auch das Südreich Juda von den Babyloniern unter Nebukadnezar gefangengenommen wurde, waren die zehn Stämme Israels mit den Assyrern nach Nordwesten gezogen.
Gänzlich verschollen
Wie weit sie nach Nordwesten gingen und wo sie sich endgültig niederließen, darüber gibt es keine genauen Aufzeichnungen. Was schließen nun die Historiker und Theologen daraus?
Sie nehmen irrtümlich an, dass die Israeliten mit den Juden gleichzusetzen sind und dass die über dreizehn Millionen Juden, die es heute gibt, die Gesamtheit aller heutigen Israeliten darstellen. Einige Theologen behaupten, dass die in den Jahren 721-718 v. Chr. in assyrische Gefangenschaft geratenen zehn Stämme später zusammen mit den Juden nach Jerusalem zurückgekehrt sind. Diese Vorstellung aber ist völlig falsch, wie wir gesehen haben. Nur ein Teil des Hauses Juda kehrte zurück, und dieser Teil bestand ausschließlich aus Angehörigen der drei Stämme Juda, Benjamin und Levi, wie die Geschlechtsregister in Esra und Nehemia beweisen.
Weil sie ihre Identität nie verloren haben, gelten die Juden als das Volk Israel, und zwar als das ganze Volk Israel. Es gibt einen Grund dafür, warum die Juden ihre Identität behielten, während das Haus Israel seine Identität verlor.
Gott hatte mit Israel einen ganz besonderen, ewigen Bund geschlossen, bei dem er diesem Volk ein Erkennungszeichen gab.
Ein besonderer Bund
Es ist im Allgemeinen wenig bekannt, dass der ewige Gott mit seinem Volk noch einen anderen, besonderen, ewig bindenden Vertrag abschloss, bei dem es um ein Erkennungszeichen, ein Identitätsmerkmal ging.
Wir müssen uns klarmachen, dass dieses Volk Israel damals das einzige Volk der Erde war, das Gott als sein Volk ausgesondert hatte.
Bekanntlich lehnten schon Adam und Eva die Frucht vom „Baum des Lebens“, dem Symbol für den Heiligen Geist Gottes und für die Gotteskindschaft, ab. Ihre Nachkommen gingen noch weiter in die falsche Richtung, so dass bereits zur Zeit Noahs die Erde voll war von Verbrechen und Gewalttätigkeit.
Schon bald nach der Sintflut folgten die Menschen dem abtrünnigen Nimrod (1. Mose 10, 8-12; 11, 1-9). Dessen Mutter Semiramis, die zugleich auch seine Frau war, begründete die falschen Religionen dieser Welt. Durch diese falschen Religionen wurde die ganze Menschheit verführt. Die Irrlehren der Semiramis zeigten sich im Laufe der Geschichte in den verschiedensten Formen und Variationen; sie tauchten unter jeweils anderem Namen in allen Völkern auf. In den Grundzügen jedoch handelte es sich immer um die gleichen Irrlehren. Auf diese Weise verlor schließlich die ganze Welt das Wissen vom wahren Gott. Dieses religiöse System unter seinen verschiedenen Namen und Ausprägungen hat die Welt auch heute noch fest im Griff.
Dank des Gehorsams von Abraham, Isaak und Jakob erwählte Gott das Volk Israel zu seinem Volk. Er rief sie aus der Sklaverei heraus und offenbarte ihnen seine Wahrheit – die wahre „Religion“, nämlich die Bestimmung, die er der Menschheit zugedacht hat, und die Lebensweise, die dieser Bestimmung entspricht.
Diese Wahrheit und diese Lebensweise, die Gott offenbart, gelten aber nicht nur für das alte Israel, sondern für alle Völker zu allen Zeiten. Gott erwählte Israel, damit es ein lebendiges Beispiel für alle Völker wäre. Es sollte der Menschheit den richtigen Weg, den Weg Gottes, vorleben.
Als Jesus dann später kam, wollte er die Wahrheit und den Weg, den Gott dem Volke Israel offenbart hatte, keineswegs aufheben. Auch wollte er keine neue Religion bringen. Vielmehr kam er, um mehr Wahrheit zu offenbaren, und zwar die Wahrheit vom kommenden Reich Gottes und das Wissen, wie wir in dieses Reich hineingeboren werden können.
Es stimmt, dass dem Israel des Alten Testaments gewisse Opferbräuche und -riten gegeben waren, die lediglich dem Zweck dienten, das Volk an seine Sünden zu erinnern (Hebräer 10, 1-4; 9, 10). Sie waren vorläufiger Ersatz für Christus, und mit Christi Kommen hatten sie ihren Zweck erfüllt und konnten wegfallen. Gottes Weg und Wahrheit dagegen bleiben in Ewigkeit.
Mit seinen Weisungen an Israel hat Gott für alle Zeiten offenbart, welchen Weg die Menschen gehen müssen – auch die Menschen unserer Zeit!
So ist denn auch jener besondere, ewige Bund, der das Volk Gottes kennzeichnet, für alle gültig, die mit Gott versöhnt sind als sein Volk. Er ist bindend für alle Christen.
Was das für ein besonderer, ewig gültiger Vertrag war, das erfahren wir in 2. Mose 31, 12-17. Dieser Vertrag steht in engem Zusammenhang mit einem der beiden Testgebote, für deren Verletzung Israel aus dem verheißenen Land vertrieben und ihm das Erstgeburtsrecht vorenthalten wurde.
Das Erkennungszeichen
„Und der Herr redete mit Mose und sprach: Sage den Kindern Israel: Haltet meinen Sabbat“ (2. Mose 31, 12-13).
Hier sehen wir, welcher Tag der „Tag des Herrn“ ist. Gott nennt den Sabbat „meinen Sabbat“. Die Sabbate sind seine Sabbate, nicht Israels Sabbate, nicht unsere Tage. Es sind weder „jüdische“ noch „christliche“ Sabbate, sondern Tage „des Herrn“. Der Sabbat umfasst einen bestimmten Zeitabschnitt. Diese Zeitspanne gehört nicht uns, sondern Gott. Das gilt für uns heute genauso wie für das alte Israel. Wenn wir diese Zeit für uns selbst verwenden, für unsere eigenen Zwecke, sei es für Arbeit, Vergnügen oder was auch immer, dann stehlen wir diese Zeit von Gott.
Gott gebot den Israeliten: „Haltet meinen Sabbat!“ Schon in 2. Mose 20, 8 hatte er befohlen, diesen Tag heilig zu halten. Gott heiligte diese Zeit und befiehlt uns, sie heilig zu halten – nicht zu entheiligen, was ihm heilig ist.
Weiter sagte Gott im Hinblick auf den Sabbat: „… denn er ist ein Zeichen zwischen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht, damit ihr erkennt, dass ich der Herr bin, der euch heiligt“ (2. Mose 31, 13).
Dieser Vers ist von außerordentlicher Bedeutung und Tragweite. Und doch lesen die meisten Menschen darüber hinweg, ohne die grundlegende Wahrheit zu erkennen, die darin enthalten ist. Der Zweck des Sabbats besteht in folgendem: „… denn er ist ein Zeichen.“
Was versteht man unter einem „Zeichen“?
Wenn man durch die Hauptstraße eines Geschäftsviertels geht, dann sieht man überall Zeichen – Schilder mit Symbolen oder Aufschriften, die ganz bestimmte Firmen oder Unternehmen kenntlich machen sollen.
Das Wort, das Mose im hebräischen Urtext gebrauchte und das von Luther mit „Zeichen“ übersetzt wurde, ist owth, was Signal, Fahne, Leuchtfeuer, Monument, Zeugnis, Wunder, Markierung, Schild oder auch Merkmal bedeuten kann. Eine Fahne z. B. ist das Kennzeichen für einen bestimmten Staat. Auch ein Merkmal ist ein sichtbares Zeichen, an dem man etwas Bestimmtes erkennt. Ein rotes Kreuz beispielsweise kennzeichnet den Sanitätsdienst.
Gott gebot seinem Volk, seinen Sabbat als ein Zeichen zu halten. Dieser Tag ist ein Erkennungszeichen „zwischen mir und euch“, also zwischen Gott und seinem Volk. Und was soll durch den Sabbat angezeigt werden? „… damit ihr erkennt, dass ich der Herr bin, der euch heiligt.“ ▪
Wird fortgesetzt...