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Warum die zehn Stämme ihre Identität verloren (vierter Teil)
Fortgesetzt von Warum die zehn Stämme ihre Identität verloren (Dritter Teil)
N
ur für Israel?
Nun gibt es natürlich immer wieder Menschen, die Gott nicht gehorchen wollen und die deshalb nach Ausreden suchen. So wird im Falle des Sabbatgebots mancher einwenden: „Aber hier handelt es sich doch um einen Bund zwischen Gott und Israel! Er betrifft nur die Nachkommen Israels. Wir Christen brauchen uns um diesen Bund nicht zu kümmern.“
Es gibt zwei Widerlegungen dieses Einwandes. Wer nach diesen Widerlegungen immer noch auf seinem Ungehorsam besteht, begibt sich in die Gefahr, schließlich im feurigen Pfuhl zu enden!
Hier nun die erste Widerlegung: Niemand kann leugnen, dass das Volk Israel bedingungslos daran gebunden ist, den Sabbat für immer zu halten, und zwar ununterbrochen durch alle Generationen hindurch. Israels Nachkommen leben auch heute. Für sie ist dieser Vertrag auch heute noch bindend. Außerdem muss jeder zugeben, dass die Erlösung durch Christus auch den Juden und Israeliten offensteht. Das Evangelium ist „eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Griechen“ (Römer 1. 16).
Demnach kann ein Jude ein bekehrter Christ sein. In der Tat bestand die Urgemeinde fast ausschließlich aus Juden. Ein Mensch mit jüdischer Abstammung aber, selbst wenn er ein Christ ist und zur Kirche Gottes gehört, ist daran gebunden, Gottes Sabbat zu halten, denn der Sabbatbund gilt für alle Nachkommen Israels auf ewig.
Gibt es etwa zwei Arten von Christen? Sollte es für einen jüdischen Christen Sünde sein, den Sabbat zu brechen, während es für alle anderen Christen Sünde ist, ihn zu halten? Müssen jüdische Christen sich am Sabbat versammeln, während alle anderen Christen am Sonntag zusammenkommen? Wie ist das also: Gibt es zwei Arten von Christen? Lesen wir Galater 3, 28-29: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Knecht noch Freier, hier ist nicht Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal einer in Christus Jesus. Seid ihr [Paulus schreibt hier an Heiden] aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben.“
Da also der Sabbat für den jüdischen und israelitischen Teil der Kirche Gottes heute bindend ist und da es in der Gemeinde keine Unterschiede gibt – wir sind alle eins in Christus –, ist das Sabbatgebot auch für Nichtisraeliten bindend.
Und nun zur zweiten Widerlegung jenes Einwands, der Sabbat sei nur für die Nachkommen Israels bindend, nicht aber für uns heute:
Die Menschen in den Vereinigten Staaten sowie in den verschiedenen Ländern des Britischen Commonwealth und der Staaten Nordwesteuropas sind die Nachkommen der zehn Stämme des Hauses Israel. (Vergessen wir nicht: Das jüdische Volk ist nur das Haus Juda.)
Wenn nun der Sabbat Gottes Zeichen ist, mit dem er sein Volk Israel kenntlich macht, warum halten dann diese Völker den Sabbat nicht?
Die Antwort auf diese Frage ist zugleich die Antwort auf eine andere Frage: Warum werden die zehn Stämme des Hauses Israel als „die zehn verlorenen Stämme“ bezeichnet? Warum glauben die Nordwesteuropäer, sie seien Nichtisraeliten? Warum kennen sie ihre wahre Identität nicht?
Wir kommen nun zu einer erstaunlichen Wahrheit.
Es liest sich spannender als ein Roman. Hier haben wir es mit Tatsachen zu tun, die jahrhundertelang verborgen waren und erst in unserer Zeit ans Licht gekommen sind. Warum wird der Sabbat gering geschätzt und spöttisch als „jüdisch“ bezeichnet? Warum glaubt die Welt, dass alle Israeliten Juden seien, dass die Gesamtheit der Israeliten durch die Juden verkörpert werde?
Warum sind die meisten Menschen so überrascht, wenn sie erstmals hören, dass die Juden nur eine kleine Minderheit der Israeliten sind?
Israel verlor das ZeIchen
Es gibt keine Stelle in der Bibel, an der auch nur ein einziger der zehn Stämme des Hauses Israel als „Juden“ oder „jüdisch“ bezeichnet wird. Wie bereits ausführlich dargelegt, bezieht sich der Name Juden nur auf die Angehörigen des Hauses Juda. Die Juden sind Israeliten, gewiss – aber nur ein Teil der Israeliten sind Juden.
Nach dem Tode Salomos hatten sich die zehn nördlichen Stämme von Juda getrennt und Jerobeam zum König erhoben. Dieser fürchtete nun, sein Volk könnte, wenn es zur Feier der jährlichen Feste nach Jerusalem ginge und dort mit den Juden unter König Rehabeam zusammenträfe, seinen Abfall bereuen und wieder zu Rehabeam zurückkehren. Um dies zu verhindern und um seine eigene Position zu sichern, traf er einige einschneidende Sofortmaßnahmen.
Bekanntlich war es der Stamm Levi, der die Priesterschaft stellte. Die Leviten verkörperten die Führungsschicht in Israel; sie waren die Gebildetsten. In materieller Hinsicht sollten sie sich eines Einkommens erfreuen, das dreimal so hoch war wie das der anderen Stämme. Sie lebten nämlich vom Zehnten. Was tat nun Jerobeam? Er enthob die Leviten kurzerhand ihres Amtes und setzte besonders primitive und unwissende Menschen als Priester ein, die gut im Zaume zu halten waren. Auf diese Weise gebrauchte er die Religion als Instrument zur Sicherung seiner Macht, wie dies bei den heidnischen Königen immer üblich war. Daraufhin gingen viele, wenn nicht die meisten Leviten ins Königreich Juda zurück. Seitdem werden die Leviten zu den Juden gezählt.
Außerdem stellte Jerobeam für sein Volk zwei große Götzenbilder zur Anbetung auf. Überdies befahl er, dass die Herbstfeste von nun an im achten Monat an einem Ort seiner Wahl zu halten seien statt im siebenten Monat in Jerusalem, wie Gott das angeordnet hatte (1. Könige 12, 28- 32). Und nicht genug damit: Jerobeam verlegte auch noch den Sabbat vom siebenten auf den „achten“ Tag, also auf den Tag, der dem siebenten Tag folgt und der in Wirklichkeit natürlich der erste Tag der Woche ist. Damit verlegte er den Tag der Anbetung so, dass er mit dem heidnischen Tag der Sonne zusammenfiel, dem heutigen Sonntag.
Während der Regierungszeit von 19 Königen aus neun aufeinanderfolgenden Dynastien machten sich die zehn Stämme des Hauses Israel beständig dieser beiden Hauptsünden Jerobeams schuldig: Sie trieben Götzendienst und brachen den Sabbat. Einige spätere Könige führten weitere üble, sündhafte Bräuche ein.
In den Jahren 721-718 v. Chr. bewirkte Gott dann zur Strafe die Eroberung des Königreiches Israel und die Versklavung Israels durch die Assyrer. Die Israeliten wurden von ihren Bauernhöfen und Städten zur Südküste des Kaspischen Meeres nach Assyrien verschleppt und mussten dort als Sklaven leben.
Das Haus Juda dagegen geriet nicht vor 604 v. Chr. in Gefangenschaft.
Erst zwei oder drei Generationen nach der Gefangennahme Israels stieg Babylonien zur Grossmacht auf und errichtete das erste Weltreich. Unter Nebukadnezar fielen die Chaldäer (Babylon) schließlich auch in Juda ein (604-585 v. Chr.).
Vor 604 v. Chr. verließen die Assyrer ihr Land nördlich von Babylon und zogen nordwestwärts: durch das heutige Georgien, die Ukraine und Polen bis ins Gebiet des heutigen Deutschland. Das deutsche Volk stammt von ihnen ab.
Mit den Assyrern nahmen die zehn Stämme Israel den Weg nach Nordwesten, jetzt allerdings nicht mehr als Gefangene oder Sklaven. Sie zogen etwas weiter als die Assyrer: nämlich nach Westeuropa, nach Skandinavien und bis auf die Britischen Inseln.
Doch warum spricht man heute immer noch allgemein von den „zehn verlorenen Stämmen“? Die Antwort lautet: Weil sie ihr nationales „Zeichen“ verloren haben. König Jerobeam hatte den Tag der Gottesverehrung vom siebenten auf den ersten Tag der Woche verlegt – auf den Tag der Sonne, den Sonnentag. Alle nachfolgenden Könige Israels behielten diesen Brauch bei.
Solange die zehn Stämme im Heiligen Land geblieben waren und sich Königreich Israel genannt hatten, blieb ihre nationale Identität trotz des Sabbatbruchs gewahrt. In der assyrischen Gefangenschaft jedoch verschwand ihr nationales Zusammengehörigkeitsgefühl immer mehr. Schließlich hatten sie ja weder eine eigene Regierung noch einen eigenen König, sondern waren bloße Sklaven. Bald hatten sie sogar die hebräische Sprache aufgegeben, wie das in der Bibel prophezeit war, und statt dessen eine germanische Sprache angenommen. Damit aber verloren sie ihr letztes nationales Kennzeichen.
Nach vielen Generationen nannte sich der Stamm Joseph – aufgeteilt in die beiden Stämme Ephraim und Manasse – „Britisch“, ein Wort, das durchaus einige hebräische Merkmale aufweist, wie wir gesehen haben.
Der Stamm Ruben siedelte sich im heutigen Frankreich an. Auch seine Angehörigen wissen nicht mehr, von wem sie eigentlich abstammen; dabei weisen die Franzosen auch heute noch einige der charakteristischen Merkmale ihres Vorfahren Ruben auf. Heute weist eine unserer kostenlosen Broschüren in französischer Sprache die Abstammung und die Identität dieses Volkes nach. Tausende von Franzosen erfahren nunmehr erstmals, wer sie ihrer Herkunft nach eigentlich sind.
Die zehn Stämme des Hauses Israel haben das entscheidende Kennzeichen ihrer Herkunft verloren, nämlich Gottes Sabbat. Das ist der Grund, warum ihre heutigen Nachkommen nicht wissen, dass sie Israeliten sind. ▪
Wird fortgesetzt...