REESE ZOELLNER/DIE POSAUNE
Warum wir ein Biblisch-Archäologisches Institut gründen
Seit vielen Jahren verfolge ich mit großem Interesse das Gebiet der biblischen Archäologie, insbesondere die Archäologie des antiken Jerusalem. Ich studiere die Bibel seit mehr als 50 Jahren und habe über praktisch alle wichtigen biblischen Personen, Ereignisse und Zeitabschnitte ausführlich geforscht und geschrieben.
Für einen Studierenden der Bibel gibt es nur wenige Erfahrungen, die inspirierender sind, als greifbare Beweise zu sehen – antike Mauern, Tonartefakte, Ostraka und Siegel – die die biblische Geschichte bestätigen. Aus diesem Grund ist die biblische Archäologie für mich eine der spannendsten wissenschaftlichen Disziplinen, die wir betreiben können. (Vor einigen Jahren erfuhr ich, dass ich ein Nachfahre König Davids bin, was mein persönliches Interesse an diesem wichtigen Gebiet noch verstärkt).
Leider ist das Gebiet der biblischen Archäologie heute von Kontroversen und Spannungen geprägt. Wissenschaftler und Gelehrte sind sich uneins über die Rolle der Bibel in der Archäologie und darüber, ob sie bei Ausgrabungen in Israel überhaupt verwendet werden sollte. Allzu oft wird ein Archäologe, der sich auf die Bibel beruft, als religiöser Eiferer abgestempelt, und seine Wissenschaft wird als voreingenommen betrachtet. Viele glauben, dass sich Wissenschaft und Bibel gegenseitig ausschließen – dass die Verwendung der Bibel als historische Quelle die Wissenschaft illegitim macht.
Diese Ansicht ist nicht nur falsch, sie ist auch unwissenschaftlich. Die Wahrheit ist, dass eine gute Archäologie alle Beweise berücksichtigt, einschließlich der detaillierten Geschichte, die in der Bibel dokumentiert ist, und sie geht dahin, wohin die Beweise führen. Es ist auch richtig, dass gute Bibelforschung bedeutet, zu prüfen und zu untersuchen, was man studiert.
Es gab eine Zeit, in der Wissenschaft und Bibel problemlos nebeneinander existierten. Viele der größten Wissenschaftler und Akademiker der Welt – Größen wie Sir Isaac Newton, Samuel Morse und Blaise Pascal – waren bibelgläubig. Die meisten der großen Universitäten, darunter Harvard, Princeton, Yale und Oxford, wurden auf einem starken biblischen Fundament gegründet.
Es ist weder vernünftig noch wissenschaftlich, zu sagen, dass sich Wissenschaft und Bibel gegenseitig ausschließen. Doch genau das wird den zukünftigen Wissenschaftlern in unseren Schulen und Universitäten beigebracht. Und das hat bereits viele unserer wissenschaftlichen und archäologischen Einrichtungen infiziert
Auf dem Gebiet der biblischen Archäologie sind heute die biblischen Minimalisten tonangebend, die die Bibel diffamieren und meinen, dass sie in der Archäologie nicht verwendet werden sollte.
Bemerkenswerterweise hat sich diese Skepsis entwickelt, obwohl die archäologischen Entdeckungen – die die biblischen Aufzeichnungen belegen und somit verantwortungsbewusste Wissenschaftler dazu verpflichten, die biblische Geschichte in der archäologischen Praxis zu nutzen – in einem noch nie dagewesenen Ausmaß zugenommen haben. Wenn man die heute verfügbare Technologie, die fortschrittliche Methodik bei Ausgrabungen und die wachsende Zahl von Artefakten, die mit der Bibel in Verbindung gebracht werden und die die Rolle der Bibel bei archäologischen Ausgrabungen unterstreichen, bedenkt, müssten wir uns eigentlich in der Blütezeit der biblischen Archäologie befinden!
Doch bedauerlicherweise befindet sich die biblische Archäologie in einem Zustand der Unsicherheit und des Niedergangs.
Der kränkelnde Zustand der biblischen Archäologie bereitet mir seit vielen Jahren Sorgen. Ich habe dieses Thema bei einigen Gelegenheiten mit Dr. Eilat Mazar, einer biblischen Archäologin, diskutiert, bevor sie im vergangenen Mai verstarb. Meine Mitarbeiter haben es mit anderen Wissenschaftlern und Akademikern sowohl in Amerika als auch in Israel besprochen, darunter auch mit dem verstorbenen Hershel Shanks, dem Gründer der Biblical Archaeology Review und einem großartigen Verfechter der biblischen Archäologie.
Im September letzten Jahres besuchte Chefredakteur Brad Macdonald eine Archäologiekonferenz in New Mexico. Auf dieser Konferenz hielt Dr. William Dever, ein hoch angesehener Wissenschaftler auf diesem Gebiet, einen Vortrag, in dem er den sich verschlechternden Zustand der biblischen Archäologie insbesondere in Amerika beklagte. Dr. Dever berichtete, dass Universitäten Archäologieprogramme schließen, Schlüsselpositionen in archäologischen Abteilungen unbesetzt bleiben, Studenten das Interesse an diesem Fach verlieren und dass einige archäologische Institute ihre Identität verloren haben.
Ich glaube nicht, dass die Situation im Staat Israel auch so schlimm ist, obwohl wir ähnliche Geschichten gehört haben.
Soweit ich das beurteilen kann, befindet sich das Fachgebiet der biblischen Archäologie in einer Identitätskrise. Wenn sich nicht bald etwas ändert, wird es dieses wichtige Studiengebiet schon bald nicht mehr geben. Nach jahrelangem Nachdenken fühle ich mich gezwungen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um diesen düsteren Trend zu stoppen.
Aus diesem Grund haben wir vor kurzem das Armstrong Institut für Biblische Archäologie (aiba) gegründet. Ich möchte Ihnen gerne von unserem neuen Institut berichten.
Warum AIBA?
AIBA ist eine gemeinnützige, akademische und pädagogische Einrichtung mit Sitz in Jerusalem, Israel.
Oberstes Ziel des Instituts ist es, die biblische Archäologie Israels einem möglichst großen Publikum, insbesondere der israelischen Bevölkerung, zugänglich zu machen. Eines unserer Hauptziele ist es, die Bibel als glaubwürdige und wesentliche historische Quelle für die archäologische Praxis zu fördern.
Wie ich bereits erklärt habe, sind wir der Meinung, dass Wissenschaft und Bibel miteinander vereinbar sind und harmonieren können. aiba schätzt die Wissenschaft und die wissenschaftliche Methode sehr. Meine Mitarbeiter sind bestrebt, mit dem höchstmöglichen wissenschaftlichen Standard zu arbeiten. Wir sind der Meinung, dass die Nutzung aller verfügbaren Instrumente für eine exakte Wissenschaft auch die Hinzuziehung der biblischen Geschichte einschließt.
Wir planen, die biblische Archäologie Israels über verschiedene Plattformen zu verbreiten und zu fördern.
Als erstes werden wir die Zeitschrift Watch Jerusalem (nur in Englisch erhältlich) mit einem neuen Namen – Let the Stones Speak (Lasst die Steine sprechen) – weiter herausgeben. Ich glaube, dass es sowohl in Israel als auch in der Welt einen dringenden Bedarf und ein starkes Interesse an einer Zeitschrift gibt, die die biblische Archäologie energisch unterstützt und fördert. Wir hoffen, dass wir diese Zeitschrift umfangreicher machen können, sobald unsere Mitarbeiter und Ressourcen wachsen.
Zweitens können Besucher auf der neuen Website des Instituts, ArmstrongMazar.com, auf wissenschaftliche Berichte zugreifen, gut geschriebene Artikel lesen, informative Videos und Dokumentarfilme ansehen, Archäologie-Podcasts anhören, interaktive Karten und Illustrationen studieren und Online-Ausstellungen besichtigen. Alle unsere Forschungsarbeiten sowie regelmäßige Updates zu unseren archäologischen Ausgrabungen und Aktivitäten werden auf dieser Website veröffentlicht. (Die Website ist bereits online, also besuchen Sie sie bitte).
Drittens wird das Armstrong Institut für Biblische Archäologie öffentliche Seminare sponsern, archäologische Ausstellungen in Jerusalem und in ganz Israel veranstalten und private Führungen durch das antike Jerusalem, vor allem durch das Ophel-Areal und die Stadt Davids, durchführen. Diese Führungen sind jetzt schon verfügbar: Um eine Führung zu buchen, besuchen Sie die Website und klicken Sie auf die Registerkarte Führungen.
Und schließlich wird aiba auch weiterhin archäologische Ausgrabungen in Jerusalem unterstützen und daran teilnehmen. Wie viele unserer Leser wissen, haben wir seit 1968 an archäologischen Ausgrabungen in Jerusalem, in der Stadt Davids und auf dem Ophel mitgearbeitet. In den letzten 15 Jahren haben wir die Arbeit der verstorbenen Frau Dr. Mazar in Jerusalem mit Dutzenden von Studenten des Herbert W. Armstrong College unterstützt, die als freiwillige Helfer und Mitarbeiter bei den Ausgrabungen tätig waren.
aiba mag neu sein, aber unsere Präsenz auf dem Gebiet der biblischen Archäologie ist es nicht. Wir haben nicht nur an mehreren Ausgrabungen auf dem Ophel und in der Stadt Davids teilgenommen, sondern auch zwei große Ausstellungen in Amerika veranstaltet: Die Siegel der Häscher des Jeremia entdeckt und Die Siegel von Jesaja und König Hiskia entdeckt. Beide Ausstellungen stellten die Weltpremiere bedeutender archäologischer Entdeckungen aus dem Ophel und der Stadt Davids dar.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben wir gute Beziehungen zu mehreren wichtigen Organisationen in Israel aufgebaut, darunter die Hebräische Universität, die Israelische Altertumsbehörde, die Stiftung City of David und die Israel Exploration Society. Wir sind dankbar für die Unterstützung, die wir von diesen Institutionen erhalten haben, und werden ihre verschiedenen Aktivitäten und Programme auch weiterhin unterstützen.
Warum Scheu vor der Bibel haben?
Viele Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Bibel größtenteils Fiktion ist; einige sagen, dass ihre Autoren ihre Personen und Geschichten von anderen Kulturen kopiert haben. Viele glauben, dass wir nur eine Handvoll Artefakte haben, die die biblischen Aufzeichnungen bestätigen. Aus diesen und anderen Gründen sind viele Archäologen und Wissenschaftler der Meinung, dass die biblische Geschichte in der archäologischen Praxis nicht verwendet werden sollte.
Dieser Mangel an Vertrauen in die Bibel ist bemerkenswert. In den letzten 150 Jahren wurden buchstäblich Hunderte von biblisch bedeutsamen Artefakten gefunden, und die meisten davon wurden in den letzten Jahrzehnten freigelegt. Heute sind Dutzende von biblischen Persönlichkeiten – Könige, Fürsten, Pharaonen, Hofbeamte, Propheten – durch archäologische Ausgrabungen nachgewiesen worden, nicht nur in Israel, sondern im gesamten Nahen Osten und darüber hinaus.
Die Archäologie bestätigt zahlreiche biblische Figuren und untermauert ganze Passagen und wichtige Merkmale der in der Bibel enthaltenen historischen Aufzeichnungen!
Nehmen wir das Beispiel von König Hiskia, einem der großen Monarchen Judas. Die Archäologie über König Hiskia ist ein gutes Beispiel dafür, wie Wissenschaft und Bibel zusammenarbeiten, um unser Verständnis zu verbessern – und dieses Beispiel zeigt, worum es bei dem Armstrong Institut für Biblische Archäologie wirklich geht.
Im Jahr 2015 enthüllten Dr. Eilat Mazar und ihr Kollege, der Epigraphiker Reut Ben-Aryeh, die Identität eines Siegels, einer Bulla, die wir 2009 bei Ausgrabungen am Ophel entdeckt hatten. Der Text auf dem Siegel lautete: „Gehörte Hiskia, [Sohn von] Ahas, König von Juda“.
Diese elektrisierende Entdeckung machte weltweit Schlagzeilen. Die Hiskia-Bulla ist der einzige Siegelabdruck eines judäischen Königs, der jemals bei einer wissenschaftlichen archäologischen Ausgrabung gefunden wurde. Sie ist ein Beweis für die Gültigkeit der biblischen Aufzeichnungen. Wir waren begeistert und fühlten uns geehrt, den Fund bekannt zu machen, indem wir diese Bulla zusammen mit einigen anderen verwandten Artefakten in unserem Auditorium in Edmond, Oklahoma, ausstellten.
Dieses winzige Tonsiegel ist jedoch bei weitem nicht das einzige Zeugnis, das wir von König Hiskia haben. Vielleicht sind Sie ja schon einmal durch den Hiskia-Tunnel gelaufen, einen 533 Meter langen Verbindungskanal, der die Gihon-Quelle mit dem Teich Siloam verbindet. Hiskia ließ diesen Tunnel während der assyrischen Invasion in Juda im achten Jahrhundert v. Chr. graben. In Tel Lachisch haben Archäologen die massive Belagerungsrampe freigelegt, die die assyrische Armee benutzte, um die befestigte Stadt zu plündern. Im antiken Ninive haben Archäologen Tonprismen gefunden, die die Feldzüge Sanheribs in Juda zur Zeit Hiskias buchstäblich dokumentieren. Von König Sanherib ist überliefert, dass er sagte: „Was Hiskia betrifft, so habe ich ihn wie einen Vogel im Käfig in seiner Königsstadt Jerusalem eingesperrt.“ Wir haben auch die riesigen Wandreliefs, die ebenfalls in Ninive gefunden wurden und die die Belagerung von Lachisch durch König Sanherib darstellen.
Erst im Juli vergangenen Jahres wurde bei Ausgrabungen an der Ostseite der Davidstadt ein weiterer Abschnitt einer Mauer aus der Eisenzeit freigelegt. Die Archäologen, die die Mauer ausgegraben haben, gehen davon aus, dass sie zu den Befestigungsanlagen gehörte, die König Hiskia errichten ließ, als er sich auf die Invasion der Assyrer vorbereitete.
Nur in diesem Beispiel haben wir gleich mehrere Artefakte, die bei wissenschaftlichen Ausgrabungen an verschiedenen Orten entdeckt wurden und mit den biblischen Aufzeichnungen übereinstimmen, die ein bemerkenswert genaues Verständnis der assyrischen Invasion in Juda vermitteln!
Können Sie sehen, wie gut die Bibel und die Wissenschaft miteinander vereinbar sind? Ohne die Wissenschaft könnte man den biblischen Bericht leicht als bloßen Mythos betrachten. Andererseits könnten diese Relikte der Vergangenheit allein – ohne die in den Büchern der Könige, der Chronik und Jesaja aufgezeichnete Geschichte – nicht das reichhaltige, detaillierte Verständnis der Invasion Judas durch Assyrien vermitteln.
Dies ist ein klares Beispiel dafür, wie Wissenschaft und Bibel zusammenwirken können, um unser Verständnis der Geschichte Israels zu verbessern.
Dies ist auch ein Beispiel dafür, was wir mit unserem neuen Institut vorhaben: aiba wird Wissenschaft und Bibel zusammenbringen, um unser Verständnis der Geschichte zu erweitern.
Einige Bibelskeptiker mögen sich dieser Annäherung an König Hiskia widersetzen. Aber denken Sie darüber nach: Ist es wirklich unwissenschaftlich oder vorurteilsbehaftet, der biblischen Geschichte nur wissenschaftliche Beweise gegenüberzustellen? Wäre es nicht eher unwissenschaftlich und voreingenommen, wenn wir bei unserer Analyse der Hiskia-Bulla, des Hiskia-Tunnels, der Belagerungsrampe bei Lachisch, der assyrischen Wandreliefs und Prismen die in der Bibel aufgezeichnete Geschichte kategorisch ignorieren würden?
In Wahrheit liefert die biblische Überlieferung einen unschätzbaren Kontext und ein Verständnis für die klaren Beweise, die aus den antiken Steinen Israels hervorgehen. Immer wieder erweisen sich diese beiden Quellen als zwei Erzähler, die dieselbe Geschichte erzählen – die großartige Geschichte des Volkes Israel.
Die Mazar-Methode
Ich möchte Ihnen nun ein wenig über die Wissenschaftler erzählen, die uns gelehrt haben, die Archäologie auf diese Weise anzugehen. Ihre Anleitung und ihr Beispiel waren so wesentlich, dass ich es für wichtig hielt, sie in den Namen unseres neuen Instituts aufzunehmen.
Von 2006 bis zu ihrem Tod am 25. Mai 2021 haben wir Seite an Seite mit Frau Dr. Eilat Mazar an ihren Ausgrabungen in Jerusalem gearbeitet. Davor hatte der Vorgänger unseres Werks, der verstorbene Herbert W. Armstrong, seit 1968 mit Eilats Großvater, Prof. Benjamin Mazar, zusammengearbeitet. Unser archäologisches Erbe in Jerusalem reicht mehr als 50 Jahre zurück.
Es gibt einige sehr talentierte Archäologen auf der Welt, insbesondere in Jerusalem, aber ich glaube, dass Dr. Mazar eine von den besten war. Viele Faktoren müssen zusammenkommen, um einen herausragenden Wissenschaftler oder Gelehrten auszumachen. So ein Mensch muss intelligent sein. Er braucht eine gute Arbeitsmoral und die Bereitschaft, zu arbeiten und Opfer zu bringen. Ein besonderes Talent oder eine besondere Fähigkeit für diese Arbeit ist ebenfalls unerlässlich. Eilat verfügte über all diese Eigenschaften und hatte ein besonderes Talent für Ausgrabungen.
Doch was Dr. Mazar wirklich auszeichnete, war ihre wissenschaftliche Integrität und Objektivität sowie ihr Mut, der Wissenschaft zu folgen, auch wenn ihr das gegen den Strich ging oder sie sich unbeliebt machte.
Ist das nicht das Kennzeichen eines großen Wissenschaftlers oder Gelehrten? Er ist unvoreingenommen und vorurteilsfrei. Er zieht alle Beweise in Betracht und geht den Hinweisen nach, auch wenn sie seinen eigenen Erwartungen oder Annahmen widersprechen. Die Eigenschaft, die Dr. Mazar in Wirklichkeit als große Wissenschaftlerin auszeichnete, war ihre Bereitschaft, die Vorurteile ihres Fachgebiets beiseite zu lassen und die biblischen Aufzeichnungen als die unschätzbare Quelle der Geschichte zu betrachten, die sie ist.
In der Archäologie gibt es viel Raum für Interpretationen. Steine und alte Mauern sind leblos und stumm. Sie sprechen nicht buchstäblich mit dem Archäologen, um ihre Geschichte zu enthüllen. Ruinen und Artefakte müssen interpretiert werden. Sie müssen im Zusammenhang mit ihrer Umgebung und ihrer Zeitperiode sowie vor dem Hintergrund anderer Ausgrabungen und Funde in der Region und im ganzen Land analysiert werden. Und im Land der Bibel müssen die Artefakte vor dem Hintergrund der Bibel interpretiert werden.
Ein Wissenschaftler darf nicht einen Teil dieser Beweise vernachlässigen und sich nur auf seine eigene private Interpretation stützen. Seine Sichtweise muss sich an der Wissenschaft orientieren und mit ihr im Einklang stehen. Sie muss sich auf Beweise stützen und auf der Botschaft aufbauen, die die Artefakte, Ruinen und der historische Text vermitteln. Je mehr dies der Fall ist, desto besser kann die wahre Geschichte dieser antiken Relikte ans Licht gebracht werden.
In diesem Sinne sprechen die Steine einer Ausgrabung tatsächlich. Sie bilden den wissenschaftlichen Rahmen für die Interpretation, die sich daraus entwickelt.
Die Aufgabe des Archäologen besteht also darin, die Steine sprechen zu lassen - den Steinen zuzuhören.
Frau Dr. Eilat Mazar hat uns darin ein hervorragendes Beispiel gegeben.
Eilat war eine biblische Archäologin. Manche meinen, dieser Begriff bezeichne einen Bibelfritzen, der die wissenschaftliche Methode missachtet und in jedem Eimer Schutt die Bibel zu erkennen glaubt. So wollen viele Journalisten und sogar einige Kollegen Eilat charakterisieren.
Aber das ist nicht wahr. Eine biblische Archäologin zu sein bedeutete lediglich, dass Dr. Mazar die Bibel als ein weiteres Werkzeug in ihrer Archäologie betrachtete. Eilat glaubte wie ihr Großvater, dass die hebräische Bibel eine authentische historische Aufzeichnung von Menschen, Orten und Epochen in Israel enthält.
Dr. Mazar entwickelte ihre Interpretationen, indem sie auf die Steine hörte (wissenschaftlich) – und auf die biblischen Aufzeichnungen. Heutzutage sind nur noch eine Handvoll Archäologen bereit, den biblischen Aufzeichnungen Beachtung zu schenken.
Eilat hielt die Bibel nie für wichtiger als die Wissenschaft. In der Tat war sie überhaupt nicht religiös. Aber sie war bereit, die Bibel in ihrer Archäologie zu verwenden und sie nutzte die biblische Geschichte ohne Umschweife für die Interpretation ihrer Archäologie.
Wenn man es so sieht, wenn man die biblische Geschichte als ein weiteres Werkzeug für das Streben nach Verständnis betrachtet, ist das Gebiet der biblischen Archäologie nicht im Geringsten umstritten. Und das sollte sie auch nicht sein. Es ist bedauerlich, dass die Rolle der Bibel in der Archäologie so umstritten geworden ist. Ich glaube, dass uns das nur daran hindert, eine wirklich bemerkenswerte Geschichte aufzudecken.
Beide Seiten tragen dafür eine gewisse Verantwortung. In den Anfängen der biblischen Archäologie waren einige Archäologen mehr durch religiöse Überzeugungen als durch die Wissenschaft motiviert. Obwohl sie aufrichtig und fleißig waren, haben diese Leute einfach keine exakte Wissenschaft betrieben. Dies führte dazu, dass einige von ihnen vorschnell falsche Schlüsse zogen oder bestimmte Stätten und Artefakte falsch identifizierten. Einige frühe biblische Archäologen neigten mehr dazu, das zu sehen, was ihre religiösen Überzeugungen erhofften, als das, was die Wissenschaft offenbarte. Einige von ihnen ließen nicht die Steine sprechen.
Um die Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts begann man, die Arbeit der frühen biblischen Archäologen neu zu bewerten. Das war vernünftig. Einige ihrer Schlussfolgerungen mussten geprüft, in Frage gestellt und revidiert werden. In der Zwischenzeit sorgte die Entwicklung neuer Technologien und Methoden für ein genaueres wissenschaftliches Verständnis.
Leider dauerte es nicht lange, bis die Bibelkritiker begannen, einige der gleichen Fehler zu begehen, die auch die von ihnen kritisierten Leute gemacht hatten. Viele von ihnen ließen sich bei ihrer Kritik an den frühen Bibelwissenschaftlern von ihrer Abneigung gegen die Religion und die Bibel, anstatt von der Wissenschaft, leiten. So vertraten sie eine völlig unwissenschaftliche Auffassung von der Bibel und ihrem Platz in der Archäologie. Viele lehnten die Bibel als Quelle der Geschichte und als notwendiges Werkzeug der Archäologie rundweg ab.
Genau wie die Personen, die sie als Bibelfundamentalisten kritisierten, haben auch die Bibelskeptiker die Steine nicht sprechen lassen!
Dr. Eilat Mazar und eine Handvoll anderer Wissenschaftler vermeiden heute die Gefahren, die von diesen beiden Extremen ausgehen. So arbeitet auch die aiba.
Hoffnung in der Archäologie
Das Land Israel befindet sich wie Amerika, Großbritannien und viele andere in einer Art Identitätskrise. Unsere Nationen verlieren aus den Augen, wer sie sind, und vergessen unsere einzigartige Geschichte. Immer mehr Menschen verzweifeln an der Zukunft.
Eine der Lösungen für dieses Problem ist meiner Meinung nach das Studium der Geschichte. In der Geschichte liegt oft eine große Hoffnung. Und wenn es um die nationale Geschichte geht, hat kein Land oder Volk auf der Erde eine so reiche und gut dokumentierte Vergangenheit – und eine so hoffnungsvolle – wie Israel.
Heute findet man diese antike Vergangenheit vor allem an zwei Stellen: In der Bibel und in den antiken Stätten und Ruinen, die über ganz Israel verstreut sind.
Das Ziel der biblischen Archäologie ist es, diese Geschichte auszugraben und zu verstehen. Wenn wir das tun, wächst nicht nur unser Wissen und unser Verständnis von Israels antiker Vergangenheit, sondern auch unsere Hoffnung. Und genau darum geht es dem Armstrong Institut für Biblische Archäologie: Um Bildung, Wissenschaft, biblische Geschichte und Hoffnung.
Unsere neue Bibliothek
Als Dr. Eilat Mazar im vergangenen Mai starb, hinterließ sie eine prächtige Bibliothek mit rund 4000 Büchern und Forschungsmaterialien. Eilat erbte viele ihrer Bücher und andere Gegenstände, darunter auch Möbel, von ihrem Großvater, Prof. Benjamin Mazar, dem ehemaligen Präsidenten der Hebräischen Universität und einem Mann, der dank seiner Pionierrolle in vielen israelischen Institutionen als einer der Gründerväter Israels angesehen werden kann.
Wenn ein Gelehrter stirbt, ist es üblich, dass seine Forschungsbibliothek zusammengefasst und versteigert wird. Viele Institutionen und wohlhabende Sammler sind bereit, viel Geld zu zahlen, um die persönliche Bibliothek eines angesehenen Wissenschaftlers zu erwerben.
Letzten Sommer fragten wir die Familie von Dr. Mazar nach ihren Plänen für ihre Bibliothek und erkundigten uns nach deren Erwerb. Nach einigen kurzen Gesprächen erklärte sich Eilats Familie bereit, uns die Bibliothek zu verkaufen. Dank der unermüdlichen Bemühungen von Avital Mazar (Eilats Schwester) und Eilats Kindern, die Bücher zu katalogisieren und zu bearbeiten, konnten wir die Bibliothek im November in Besitz nehmen.
Zusätzlich zur Mazar-Bibliothek erwarben wir weitere 4000 archäologische und geschichtliche Bücher und Forschungsmaterialien von der Hebräischen Universität in Jerusalem. Wir sind dankbar für die Unterstützung durch die Hebräische Universität.
Damit verfügt das Armstrong Institut für Biblische Archäologie jetzt über eine Forschungsbibliothek mit etwa 8000 Bänden. Etwa die Hälfte der Bücher ist in englischer Sprache, der Rest ist überwiegend hebräisch, einige sind auch in Deutsch, Französisch und anderen Sprachen.
Unsere neue Forschungsbibliothek befindet sich derzeit in einer unserer Liegenschaften in Jerusalem. Wir hoffen, sie in ein neues Büro in Jerusalem zu verlegen, wo wir die Bibliothek für die Öffentlichkeit und für andere Wissenschaftler und Forscher öffnen wollen.
Mit redaktioneller Unterstützung von Brad Macdonald