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Was geschieht nach dem Niedergang einer Supermacht?
Was geschieht, wenn eine Supermacht stirbt? Was geschieht, wenn die geopolitische Ordnung, die die Welt für mehrere Jahrzehnte stabilisiert hat, zerfällt?
Wir sind alle drauf und dran, das aus erster Hand zu erfahren.
Während des größten Teils des letzten Jahrhunderts waren die Vereinigten Staaten von Amerika der weltgrößte Einzel-Garant für globale Stabilität gewesen. Ohne die amerikanische Macht in den beiden Weltkriegen wären Großbritannien, Frankreich und der Rest Europas unter die Stiefel einer von Deutschland geführten militärischen Machtübernahme geraten. Nach dem Zweiten Weltkrieg stimulierte Amerika die schnellste Wachstumsperiode in der Geschichte Europas, indem es massive Hilfe bereitstellte, die den verwüsteten Kontinent zu Kooperation und Wohlstand vorantrieb. Amerika baute auch das vom Krieg zerrüttete Asien wieder auf und stabilisierte es, wobei es maßgeblich Japan, Südkorea, den Philippinen, China, Indien, Taiwan und anderen Nachbarvölkern half, sich zu erholen. Gleichzeitig kontrollierte Amerika den sich ausbreitenden Kommunismus in Osteuropa und überall in Asien, wirkte sowjetischer Aggression entgegen und brachte schließlich ein weiteres totalitäres Imperium mit globalen Ambitionen zu Fall.
Pax Americana – so wurde der Zeitraum relativen Weltfriedens genannt, den die vorherrschende amerikanische Macht geschaffen hat. Sie hatte die Vorherrschaft in der westlichen Hemisphäre für den größten Teil des 20. Jahrhunderts. Sie herrschte seit dem Zweiten Weltkrieg überall in der westlichen Welt, was auch treffend als „der lange Frieden“ bezeichnet wird. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 waren die Vereinigten Staaten die alleinige Supermacht, die über weitere zwei Jahrzehnte, die frei von größeren Kriegen zwischen den Großmächten waren, den Vorsitz führte.
Jetzt aber gesellt sich die Pax Americana zur Pax Britannica und Pax Romana: Sie ist Geschichte.
Amerikas Fähigkeit, andere Nationen zu beeinflussen, ist ruiniert. Seine Glaubwürdigkeit ist zerbrochen worden. Sein Wille, politische Veränderung in anderen Nationen zu bewirken, ist gebrochen, besonders wenn es dabei um große Einsätze von Soldaten geht. Die Ära der Vereinigten Staaten ist vorüber.
Sie mögen erkennen, dass Amerika einfach nicht mehr das ist, was es einmal war. Aber wahrscheinlich ist Ihnen nicht einmal die Hälfte des Ausmaßes dieses historischen Wendepunkts bewusst.
Amerikas Kritiker und Feinde sind ermutigt. Sie sind hoch erfreut, Amerikas Niedergang beobachten zu können, und arbeiten hart daran, seinen Einfluss völlig auszulöschen.
Bemerkenswert ist, dass sogar die meisten Amerikaner erleichtert sind, dass die USA ihre machtvolle Rolle aufgeben.
Die große Frage ist jetzt, was geschieht als nächstes? Die Antwort wird sich bald in das Bewusstsein eines jeden Amerikaners – und der Menschen auf der ganzen Welt – drängen.
Der entscheidende Moment
Der Rückgang der amerikanischen Macht hat Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gebraucht. Aber der vergangene November sah eine Abfolge von Ereignissen, die deren Ende effektvoll kennzeichneten.
Die Weichen hierfür wurden durch Präsident Barack Obamas Umgang mit der Syrien-Krise gestellt. Zuerst versprach er, das Regime anzugreifen, weil Bashar Assad Chemiewaffen eingesetzt hatte; dann wich er aus; dann akzeptierte er einen vorgetäuschten „Friedens“-Plan, der Assad an der Macht hielt und die verbotenen Waffen angeblich unter internationale Kontrolle setzte – ein von Russland inszenierter Plan.
Bald danach telefonierte Präsident Obama persönlich mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rouhani, was seine Ratlosigkeit bezüglich eines Atomprogramm-Abkommens mit dem Iran zum Ausdruck brachte. (Lesen Sie Gerald Flurrys Artikel „The Most Shameful Phone Call in American History“ [Der beschämendste Telefonanruf in der amerikanischen Geschichte] in der Dezemberausgabe für seine Analyse unter: www.thetrumpet.com/go/11043.) Diese Aktion sandte Schockwellen durch die Völkergemeinschaft: Amerika war das stärkste Hindernis für die größte terrorunterstützende Nation der Welt gewesen in ihrem Streben nach regionaler Dominanz und nuklearer Macht; Washingtons Entschluss, sich dieser Verantwortung zu entziehen, verändert völlig die Landschaft des Nahen Ostens und darüber hinaus. Irans primäre Nachbarfeinde, Israel und Saudi-Arabien, sind sich selbst überlassen.
Und dann kam, was die israelische Journalistin Caroline Glick als „das bedeutsamste internationale Ereignis seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1991“ bezeichnete – Washington bot Teheran eine Erleichterung der Wirtschaftssanktionen an, die es wegen seines Atomprogramms erleidet. Was machte dies so bedeutsam? Glick erklärte: „Der Zusammenbruch der Sowjetunion signalisierte den Aufstieg der Vereinigten Staaten als die einzige globale Supermacht. Die Entwicklung zu den Sechs-Parteien-Atomgesprächen mit dem Iran in Genf signalisierte das Ende der weltweiten Führungsrolle Amerikas“ (14. November 2013, Betonung hinzugefügt).
Bei den Genfer Gesprächen wurde dem Iran ein atemberaubender Vorschlag unterbreitet: Um eine Aussetzung der Sanktionen zu erreichen, war das Einzige, das er tun musste, ein provisorisches Versprechen zu geben, seine atomaren Aktivitäten bis auf sechs Monate zu verlangsamen, um einen größeren Spielraum für Verhandlungen zu bekommen. „Kein Beenden oder Aussetzen der atomaren Aktivitäten, wohlgemerkt, geschweige denn ein Niederreißen der Anlagen, sondern lediglich den Lauf auf ein Schrittempo zu verlangsamen, wenn sie bei Meile 23 ihres atomaren Marathons angelangt sind“, erklärte Bret Stephens im Wall Street Journal vom 11. November 2013. Frankreichs Außenminister bezeichnete es als „Sucker’s Deal“ und stieg aus. Auch der Iran wies den Vorschlag zurück, eindeutig davon überzeugt, er könnte ein noch besseres Angebot erhalten.
Somit kam es zu keinem Abkommen. Aber der Schaden für das amerikanische Ansehen war angerichtet.
Mit einem Aufschrei wandte sich Israel an die Welt, dass die Vereinbarung ein Wahnsinn sei. Premierminister Benjamin Netanyahu bezeichnete sie als „Geschäft des Jahrhunderts“ für den Iran und meinte „… ein schwerwiegender historischer Fehler.“
Darüber hinaus hatte US-Außenminister John Kerry israelische und saudische Beamte eigentlich belogen, indem er übertrieben hatte, was er vom Iran verlangte, und herunterspielte, was die vorgesehene Lockerung der Sanktionen betraf. Diese Täuschung zerfraß Amerikas Glaubwürdigkeit weiter und brachte Israel und Saudi-Arabien zur Überzeugung, dass sie es sich nicht länger leisten können, den USA zu vertrauen.
Noch schlimmer, Beweise brachten ans Tageslicht, dass Präsident Obama bereits begonnen hatte, nach Hassan Rouhani’s Wahl zum Präsidenten im letzten Sommer, dem Iran wirtschaftliche Erleichterung zu gewähren: Seine Regierung hörte abrupt auf, Frontfirmen strafrechtlich zu verfolgen, die die Sanktionen verletzten, indem sie mit dem Iran Geschäfte machten. Das bedeutet, dass – nachdem die USA die Vereinten Nationen massiv unter Druck gesetzt hatten, schwere Sanktionen über den Iran zu verhängen bis die UN schließlich zugestimmt hatte – die Regierung dann einseitig diese Sanktionen hinter dem Rücken der UN aufweichte! Dies ist eine absolut unbeständige Außenpolitik.
Washingtons Bereitschaft, ihre Nahost-Verbündeten zu hintergehen, um zu einer Einigung mit dem Iran zu kommen, ist ein zentraler Punkt. Er markiert das Ende des US-Einflusses in der Region. Ohne Zweifel wird es dazu führen, dass der Iran seine Dominanz festigt. Außerdem stellt es alle globalen Bündnisse Amerikas in Frage und bringt Saudi-Arabien und Israel dazu, sich um Alternativvorkehrungen zur Gewährleistung ihrer Sicherheit anzustrengen.
Die Auswirkungen werden enorm sein.
Die Fallgrube der Araber
Und dennoch sind in Anbetracht dieses Zusammenbruchs die meisten Amerikaner unbekümmert. Sie sind nicht besonders teilnahmsvoll oder gar interessiert daran, was auf der anderen Seite der Welt geschieht. 12 Jahre nach den kostspieligen Kriegen im Irak und in Afghanistan – mehr als 20 Jahre, wenn Sie bis zum ersten Golfkrieg zurückgehen – wollen nur wenige Amerikaner irgendetwas mit dem Iran zu tun haben. Im Jahr 2012 sprachen sich sieben von zehn Amerikanern gegen eine US-Militärintervention aus, und das war bevor Iran’s „gemäßigter“ neuer Präsident die politischen Gruppen und die Medien zum Schwärmen zu brachte.
Die Amerikaner wollen großteils nur, dass die Welt mit ihren Problemen sie in Ruhe lässt. Sie haben genug davon gehabt.
Diese Tatsache war offensichtlich im letzten September, als Außenminister John Kerry den Amerikanern eine Intervention in Syrien zu verkaufen versuchte. Der von der Regierung in Erwägung gezogene Angriff, versicherte er uns, würde „sehr beschränkt, sehr gezielt, sehr kurzfristig … unglaublich begrenzt“ sein. Das ist alles, was den Amerikanern zumutbar war. In Wirklichkeit zeigten Umfragen, dass sie selbst solch eine Militäraktion ablehnten: Eine Economist/YouGov-Meinungsumfrage stellte fest, dass nur 28 Prozent der Amerikaner eine Beteiligung der USA an einem Militärschlag gegen das Assad-Regime in Verbindung mit den Koalitionspartnern unterstützten.
Gewiss, die Nation sah erbärmlich schwach aus, als sie ihre Drohung, Assad für das Überqueren der roten Linie bezahlen zu lassen, nicht verwirklichte, und Syrien dann einfach den Russen überließ. Aber die meisten Amerikaner waren
trotzdem erleichtert.
Gewiss, der Irak verwandelt sich in einen Dschungel der Gewalt nach dem Abzug der US-Truppen. In den ersten 10 Monaten des Jahres 2013 wurden mehr als 7.000 irakische Zivilisten getötet, hauptsächlich dank dem Wiederaufleben der Al-Qaida im Irak. Aber die meisten Amerikaner sind einfach nur froh, dass ihre Soldaten von dort weg sind.
Gewiss, Afghanistan kehrt wahrscheinlich zur Taliban-Herrschaft zurück, sobald die Amerikaner sich von dort zurückgezogen haben. Aber sie haben genug Leben und genug Werte an diesem elenden Ort verbraucht. Langfristiger Erfolg ist unerreichbar; sie wollen die Amerikaner dort ohnehin nicht; warum überlassen sie es nicht einfach den Afghanan, die Dinge zu lösen?
Es ist nicht schwierig, dieses Denken zu verstehen: Amerika hat während der letzten 12 Jahre in dieses Theater so viel investiert, und was hat es dafür vorzuweisen?
Und die Schäden der amerikanischen Außenpolitik haben sogar noch weitreichendere Folgen im ganzen Nahen Osten.
In Ägypten öffnete Washingtons Druck, Hosni Mubarak zu entthronen, die Tür für die Machtübernahme durch die mit dem Iran alliierte Muslim Bruderschaft. Jetzt hat das Militär seine Macht wieder gewonnen und versucht, den Deckel auf dem Nach-Mubarak-Aufruhr zu halten. Inzwischen sind Ägyptens Bündnisse mit den USA und Israel in die Brüche gegangen.
In Libyen endete Amerikas Intervention, Muammar Gaddafi zu vertreiben, mit Extremisten an der Macht und einem tödlichen Terroranschlag auf Amerikas Außenstelle in Benghazi. Libyen ist jetzt ruiniert und gesetzlos, verbündet mit dem Iran und äußerst feindselig gegenüber Amerika.
Alle diese Bemühungen begannen mit einer edlen Rhetorik über die Zerschlagung des Extremismus und die Förderung der Entfaltung der Demokratie und des Friedens. Aber Amerikaner können keinen einzigen Ort benennen, wo dieses Versprechen in der Tat verwirklicht wurde. Die USA sind zum Midas im umgekehrten Sinn geworden: Alles was sie anrühren wird zu Asche.
Und nun sind die Amerikaner der Fehler müde. Die Nation hat $ 17 Billionen Schulden (offiziell – ungedeckte Verbindlichkeiten nicht eingerechnet). Warum Geld leihen, um Kriege im Ausland zu führen, die entweder schlimm enden oder die nie enden? Wir haben genug Probleme zu Hause. Was tun wir dort überhaupt, wenn es klar ist, dass unsere Gegenwart unerwünscht ist?
Das ist etwa die Ansicht einer großen Mehrheit der Amerikaner. Eine Umfrage von CNN/ORC International vom 9. September fand heraus, dass fast zwei von drei jetzt sagen, dass die USA äußerst zurückhaltend sein sollten im weltweiten Einsatz ihrer militärischen Kräfte. Nur 34 Prozent sprechen sich dafür aus, dass Amerika bereit und gewillt sein sollte, Militäroperationen durchzuführen.
Nach Ansicht der Amerikaner haben sie ihren Teil getan. Sie sind des Eingreifens überdrüssig. Sie sind bankrott. Sie sind krank vom kämpfen. Sie haben es satt, keinen Nutzen von all der Mühe und den Ausgaben zu sehen. „Je mehr humanitäre Krisen sich entwickeln, desto weniger sind wir davon überzeugt, dass wir die Dinge durch ein Intervenieren besser machen könnten“, schrieb Victor Davis Hanson, „oder, selbst wenn wir es könnten, dass jene, von denen wir dachten, dass wir ihnen helfen, tatsächlich glauben würden, dass wir es taten.“
Diese Kriegsmüdigkeit hat Amerikas wachsende Tendenz, den Rest der Welt einfach zu ignorieren und seine Aufmerksamkeit auf sich selbst zu richten, beschleunigt und verstärkt. Können Sie diese Trendumkehr sehen? Die Stimmung der amerikanischen Öffentlichkeit ist klar. Welcher amerikanische Politiker würde dagegen etwas unternehmen?
Deshalb können Sie sicher sein, dass dies keine Abnormität ist. Amerikas globale Rolle hat sich für immer verändert.
Ein Schwenk nach nirgendwo
Amerikas Impuls, sich von der Welt zurückzuziehen, ist überall, wohin Sie auch blicken, offensichtlich.
Die Obama-Administration sagte im Jahr 2011, dass sie ihre Aufmerksamkeit vom Nahen Osten weg und auf Asien richten würde. Doch all ihre Signale verraten ihren Wunsch, sich auch von dort zurückzuziehen.
Anstatt wie versprochen die Hilfe für diese Region anzukurbeln, sank die US-Auslandshilfe für Asien im Zeitraum 2012-2013 um 19 Prozent gegenüber dem Stand von 2009-2010, gemäß den Zahlen des Außenministeriums. Der militärische Hauptbestandteil des Schwenks war eine Vereinbarung zur Stationierung von 2.500 US-Marines in Australiens nördlichster Stadt Darwin bis zum Jahr 2016; bis jetzt sind lediglich 200 Soldaten dort für einen sechsmonatigen Turnus eingetroffen. Der Präsident versprach, die Zahl zu erhöhen, aber viele Leute haben ihre Zweifel.
Im Oktober sagte Präsident Obama Besuche in vier asiatischen Ländern ab und verpasste wegen des US-government shutdown (Stilllegung der Regierung) zwei regionale Gipfeltreffen. Des Weiteren wurde eine amerikanisch-japanische Truppenübung in Japan abgelehnt. Über diesen Trend berichtend, schrieb Joseph de Courcy: „Die Glaubwürdigkeit des Schwenks der USA nach Asien wird, so wie die Glaubwürdigkeit seiner Nahostpolitik, offen bezweifelt. Auch die wirtschaftliche Komponente des Asien-Schwenks der USA sieht nicht überzeugend aus“ (Courcy’s Intelligence Brief, 10. Oktober 2013). Nachdem Herr Obama seine Reise abgesagt hatte, sagte Singapurs Stratege Barry Desker, dass sich unter asiatischen Staatenlenkern ein Konsens bildet, dass „sie keine bedeutsame Verlagerung von US-Truppen in diesen Teil der Welt haben werden.“
Eine andere riesige Entwicklung erfolgte im Oktober: Das Pentagon kündigte leise an, dass alle US-Truppen das Transitzentrum in Manas, Kirgisistan, bis zum Juli 2014 verlassen werden. Seit ihrer Errichtung im Jahr 2001 ist diese Basis eine Schlüsseleinrichtung für das US-Militär gewesen, mit etwa 1.500 Luftwaffensoldaten, die die Flugzeuge aller US- und Koalitionsstreitkräfte auftanken und abfertigen, die entweder in das Einsatzgebiet Afghanistan fliegen oder von dort kommen. Es war die größte Manifestation der amerikanischen Stärke in Zentralasien. Jetzt ist sie im Begriff zu verschwinden.
Warum stimmte Kirgisistan dafür, die Amerikaner trotz der riesigen Gewinne, die es aus Washington erzielte, rauszuschmeißen? Russland. Die Russen boten Kirgisistan ein 1,1 Milliarden Dollar Waffenpaket als Gegenleistung für die Aufkündigung und ließen auch einen Großteil seiner Staatsschulden nach. Es ist kein Zufall, dass das kirgisische Parlament, das für die Beendigung von Amerikas Mietvertrag gestimmt hatte, diese Entscheidung nur wenige Tage nach dem Besuch Vladimir Putins getroffen hatte. Dies war ein großer Sieg für Moskau, das in Zentralasien zunehmend selbstbewusster geworden ist.
Und auch der chinesische Staatspräsident Xi Jinping besuchte kürzlich Zentralasien, was nach Meinung von Beobachtern einen Meilenstein in Chinas Hinwendung zu dieser Region markierte. Der eurasische Experte Alexandros Petersen nannte Chinas aufkeimende Fokussierung auf dieses Gebiet „eine der tiefstgreifenden geopolitischen Tendenzen des frühen 21. Jahrhunderts. Sowohl Moskau als auch Peking bewegen sich sehr rasch, um die Lücke zu füllen, die die USA in dieser ressourcenreichen Region hinterlassen, und Amerika befindet sich nicht in der Lage, sie daran zu hindern. Erwartet tatsächlich jemand, dass Washington sich auf eine Konfrontation mit China einlässt, dem es $ 1,3 Billionen schuldet? Die beste Strategie, die Amerika entworfen hat ist die, Japan bei dessen Militarisierung zu unterstützen, so dass Japan sich mit Peking auseinandersetzen kann.
Eine ähnliches Konzept verfolgt Washington in Bezug auf die Unsicherheit in Europa: sich zurückziehen und hoffen, dass ein wirtschaftlich und militärisch dominierendes Deutschland in der Lage sein wird, die Stellung zu halten.
Und vergessen Sie nicht den strittigen Raketenverteidigungsschild. Jahrelang leistete Russland heftigen Widerstand gegen US-Pläne, das in Europa stationierte Verteidigungssystem zu vervollständigen, besonders in seiner letzten Phase, die modernisierte Abfangjäger in Polen und der Tschechischen Republik einsetzen würde. Bei einer Besprechung im März 2012 nahm ein Livemikrophon auf, wie Präsident Obama zu Russlands Dmitry Medvedev sagte, dass er nach seiner Wiederwahl „mehr Flexibilität“ haben würde, diese letzte Phase abzulehnen. Und tatsächlich, sobald er seine zweite Amtszeit gesichert hatte, nutzte er rasch diese erhöhte Flexibilität; im März 2013 brach Washington diese letzte Phase ab. Viele Nationen in der Region erschraken wegen dieser Kapitulation der USA vor Russland.
Von Schauplatz zu Schauplatz wird die postamerikanische Welt zur Realität.
Freier Fall
„Die amerikanische Außenpolitik befindet sich in einem beispiellosen freien Fall“, schrieb der Analyst Daniel Pipes, „mit einem kraftlosen und verstörten Weißen Haus, der Außenwelt kaum Beachtung schenkend, und wenn sie es tut, handelt sie auf eine widersprüchliche, schwache und seltsame Art. Würde jemand etwas so Erhabenes wie eine Obama-Doktrin herauslesen, dann dies: ‚Brüskiere Freunde, verhätschle Opponenten, werte amerikanische Interessen ab, suche den Konsens und handle unberechenbar‘“ (12. November 2013).
Innenpolitisch baut Herr Obama noch nie da gewesene Macht auf für sich. Aber in der internationalen Arena wurde er zum schwächsten Präsidenten der Nachkriegsära. „Sogar der seiner Situation nicht gewachsene Jimmy Carter hatte mehr Einfluss auf die Außenpolitik als Barack Obama“, schrieb Forbes am 30. Oktober. „Diplomaten sind zum Beispiel immer noch verwundert darüber, wie wenig Vorbereitungsarbeit Obama vor internationalen Konferenzen leistet. Er trifft mit keiner nennenswerten Agenda ein, noch sucht er im Vorhinein den Austausch mit den anderen Staatsführern, um eine Übereinstimmung zu erzielen. Er zeigt sich praktisch nur. Dies ist wohlüberlegt. Der Präsident … will [Amerikas] Fußabdruck auf der Weltbühne reduzieren, auf etwas in der Größe von Belgien oder Albanien.“ Das ist ein Ziel, das der Präsident mit unübersehbarem Erfolg erreicht.
Ja, Amerika besitzt immer noch unübertroffene militärische Stärke, aber es hat keinen Willen, sie anzuwenden. Anstatt genügend Macht auszuüben, um Nationen zu stabilisieren und dauerhafte Änderungen zu festigen, tritt das moderne Amerika zögerlich auf. Washingtons Verlangen, die verchiedenen streitenden Stimmen in der Völkergemeinschaft zu besänftigen, wird von seiner Willenlosigkeit, Krisenherde mit Gewalt zu stabilisieren, unterminiert. Der naive Wunsch, jede Kritik von den UN zu vermeiden, übertrumpft den Wunsch, Feinde zu besiegen. Was einst Entschlossenheit war, wurde zur Entschuldigung. Aus Entschuldigung wurde jetzt Rückzug und Einsparung. Amerikas Wille ist unbestreitbar zerbrochen.
Die Menschen können die Obama-Regierung wegen ihrer schwachen Außenpolitik kritisieren. Sie können darauf hinweisen, wie Amerikas Ansehen in der Welt während seiner Präsidentschaft gesunken ist; dass er den Irak aufgegeben hat und Afghanistan aufgibt; dass er nichts bezüglich Benghazi tat; dass er wegen Syrien stolperte. Die Wahrheit ist jedoch, dass er in ungefährer Übereinstimmung mit der zunehmend isolationistischen Auffassung einer wachsenden Anzahl von Amerikanern handelt. Er gibt dem amerikanischen Volk im Grunde genommen das, was die meisten von ihnen fordern.
Das Ende der Ära des Friedens unter amerikanischer Führung hat zahlreiche Menschen rund um den Erdball ermutigt und auch viele Amerikaner erleichtert.
Aber welche Art von Ära kommt als nächstes?
Was geschieht nach
der Pax Americana?
Vor der Pax Americana war die Pax Britannica, das Jahrhundert, das dem ersten Weltkrieg voranging, während dem Großbritannien die Meere und den Großteil der Welt beherrschte. Die Übergabe des Stabs von einer zur anderen war vielleicht der glatteste, nahtloseste Wechsel der Supermächte aller Zeiten. Tatsächlich haben sogar Historiker Schwierigkeiten, genau festzulegen, wann das geschah; einige sagen, dass es inmitten des 2. Weltkriegs war, als die amerikanischen Truppen jene der Engländer zahlenmäßig überstiegen. In vielen Außenstationen des Britischen Imperiums rund um den Globus trat Amerika ganz einfach ein, nahm diese in Besitz, und hielt mit nur sehr geringer Unterbrechung die Ordnung und Stabilität aufrecht.
„In der Zukunft wird sich niemand die Mühe machen, zwischen dem durch das Britische Imperium geleiteten und durch die Amerikanische Republik geführten Zeitraum der englischsprachigen Dominanz zwischen dem späten 18. und dem 21. Jahrhundert zu unterscheiden“, schrieb der Historiker Andrew Roberts. „Man wird verstehen, dass im majestätischen Lauf der Geschichte sie so vieles gemeinsam hatten – und so vieles, das sie von allen anderen trennte – „dass sie als eine einzelne historische Entität betrachtet werden müssen“ (A History of the English-Speaking Peoples Since 1900).
Wie glatt und nahtlos denken Sie, wird der nächste Wechsel der globalen Dominanz sein?
Ein Blick auf die Mächte, die bei Amerikas Nichtanwesenheit zur Übernahme bereit stehen, macht schnell klar: Zwei Jahrhunderte von angloamerikanischer Herrschaft sind im Begriff, von etwas abgelöst zu werden, das sehr unterschiedlich ist.
Aus historischer Sicht ist der Untergang eines Imperiums eine gefährliche Zeit. Wie Roberts warnte: „Die kostspieligsten Kriege in der modernen Geschichte haben sich immer dann ereignet, wenn es Unklarheit darüber gab, wer die vorherrschende Macht der Welt ist“ (ibid).
World Politics Review, eine Website, deren Absicht es ist, Berufsdiplomaten über entscheidende internationale Trends und Ereignisse zu informieren, führte am 14. November einen Artikel mit dieser Schlagzeile: „Wenn nicht Amerika im Nahen Osten führt, werden es andere tun.“ „Die Debatte darüber, ob Amerika die unersetzbare Nation der Welt ist, wird weitergehen, aber wenn es um den Nahen Osten geht, wartet niemand auf die Antwort,“ sagte der Artikel. „Washingtons schrittweiser aber stetiger Rückzug von seiner einst unerschrockenen Einflussnahme in der Region hat eine Hektik bei zweitrangigen Mächten ausgelöst, das entstandene Vakuum zu füllen.
So wie die USA sich zurückhalten, erhöhen andere Nationen ihr Profil … je passiver die USA werden, desto herausfordernder werden andere.“ Das ist genau die Art von Wettbewerb, die zunehmend die postamerikanische Weltpolitik beherrscht.
Soweit es die globale Stabilität betrifft, schrumpft Amerika in einer schlimmen Zeit zu einer Macht in der Größenordnung Albaniens. Der Nahe Osten ist ein schreckliches Durcheinander. Irans Macht wächst. Massenvernichtungswaffen verbreiten sich und fallen in die Hände von immer mehr Tyrannen und Terroristen. Der Islamismus wird sich in Nordafrika ausbreiten. Die Unbeständigkeit in Europa wird im gleichen Maß zunehmen, wie Deutschlands Macht wächst. Der Streit um Ressourcen wird die wachsende Spannung zwischen europäischen und asiatischen Nationen anheizen. Das Wettrüsten in vielen Regionen wird explosionsartig zunehmen.
Sie können sicher sein, dass die Anzahl der Krisen ansteigen wird. Die Aufrufe zum Handeln und Eingreifen müssen zwangsläufig eskalieren. Und weil Amerika nicht mehr derjenige ist, der vortritt, ist die Machtposition zu haben, sowohl innerhalb der Regionen als auch global. Es wird grässlich sein. Wir lassen eine komfortable Ära westlicher Dominanz zurück und betreten eine neue und unsichere Ära gewalttätigen Wettbewerbs um die Vormachtstellung zwischen erbarmungslosen Feinden.
All dieser „pax“ kommt unter das Fallbeil.
Die Zeiten der Heiden
Das wirklich bemerkenswerte daran ist, dass diese grausame Ära ausdrücklich von Jesus Christus prophezeit wurde.
Obwohl diese Tatsache heute von vielen Christen ignoriert wird, ist die Bibel ein Buch voller Prophezeiungen, vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung. Es gibt so viel davon, dass es nicht möglich ist, wirklich daran zu glauben, dass die Bibel das Wort Gottes ist, wenn man die Prophezeiungen nicht studiert.
Während Christi Predigeramt fragten seine Jünger: „Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?“ (Matthäus 24, 3). Jesus korrigierte sie nicht und sagte ihnen nicht, dass die Welt, wie wir sie kennen, niemals enden würde. Stattdessen antwortete er, indem er seine Jünger warnte, sich vor bestimmten Ereignissen zu hüten, wenn das Ende des Zeitalters käme (Matthäus 24; Markus 13; Lukas 21). Er schloss mit den Worten: „So seid allezeit wach und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allen, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn“ (Lukas 21, 36).
Fast ein Drittel der Weltbevölkerung bezeichnet sich als Christen. Es sollte also kaum ungewöhnlich oder unorthodox erscheinen, Jesus bei seinem Wort zu nehmen. Tun Sie es?
Bei einem dieser konkreten Zeichen sagte Christus, das Volk von „Jerusalem“ werde „fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind “ (Vers 24).
Wer sind die Heiden? Wenn wir tun wollen, was Jesus Christus sagte und auf dieses Zeichen achten wollen, müssen wir es wissen.
Die übliche Meinung, dass jeder Nicht-Jude ein Heide sei, ist falsch. Im ersten Buch der Bibel, 1. Mose 49, sind die 12 Stämme Israels aufgelistet und ihr Schicksal in „den letzten Tagen“ prophezeit. Das bedeutet, dass diese 12 Stämme heute existieren müssen, als separate einzelne Entitäten. Die Identität der Juden – die Nachkommen von Juda – ist wohlbekannt. Aber was ist mit den anderen Stämmen?
Das Buch von Herbert W. Armstrong Die USA und Großbritannien in der Prophezeiung beweist aus der Bibel, dass die modernen Identitäten dieser Stämme die Vereinigten Staaten und Großbritannien sowie auch andere englischsprachige Nationen einschließen. Wenn Sie diese Wahrheit nicht nachgeprüft haben, ist es äußerst wichtig, dass Sie dieses Buch lesen, um es für sich zu beweisen.
Die Nation Israel teilte sich nach dem Tod von König Salomo in zwei separate Königreiche. Die nördliche Nation wurde als Israel bekannt und die südliche als Juda. Das Königreich Israel ging in Gefangenschaft im Jahre 721 v. Chr. Aber Bücher der Bibel, die lange nach diesem Ereignis geschrieben wurden, beinhalten Warnungen sowohl für Israel als auch für Juda vor einer bevorstehenden Gefangenschaft.
Was ist der Sinn dabei? Warum Warnungen an Israel mehrere Hundert Jahre nach dem Ereignis?
Jeremia 5, 11-15 zum Beispiel erwähnt ausdrücklich sowohl Israel als auch Juda, und warnt Israel, dass es gefangen genommen wird von „… einem Volk, dessen Sprache du nicht verstehst, …“ Diese Textstelle verwendet Israel eindeutig nicht als Oberbegriff für die Juden: Israel und Juda werden gesondert erwähnt. Jeremia 11, 10 u. 17; 12, 14; 13, 11-14; 19, 3; 30, 3; 32, 30-32; 33, 4 u. 14 geben alle ähnliche Warnungen. Doch das Buch wurde 100 Jahre nachdem Israel in Gefangenschaft ging geschrieben. Die Kleinen Propheten enthalten ähnliche Botschaften. Auch die Propheten, die lebten, nachdem Juda aus Babylon zurückgekehrt war, warnten vor einer zukünftigen Gefangenschaft für Israel und Juda.
Warum? Das Buch Jeremia erklärt ausdrücklich, dass es für „die letzten Tage“ geschrieben wurde (Jeremia 30, 1-3 u. 24). Die einzige Erklärung ist, dass Israel aus der Gefangenschaft kommen wird und in der Endzeit erneut erobert wird.
Christus prophezeite, dass wir in eine Zeit eintreten würden, wo Amerikas und Großbritanniens globaler Einfluss ausgelöscht wird, und Heiden-Mächte – das sind nicht-israelitische Nationen, näher beschrieben in anderen Prophezeiungen – unvorstellbares Chaos auf der Erde anrichten werden. Jerusalem, die tatsächliche Stadt, die sich im heutigen Juda befindet, wird „zertreten werden von den Heiden“. Offenbarung 11, 2 zeigt auch, wie die Heiden die „heilige Stadt“ für 42 Monate oder 3½ Jahre „zertreten werden“. Aber die Bibelprophezeiung verwendet Jerusalem, die Hauptstadt des alten Israel auch, um das ganze moderne Israel – vornehmlich die Amerikaner und die Briten – zu versinnbildlichen.
Diese seismische Verschiebung in der geopolitischen Dynamik – weg von Amerika und in Richtung einer Schar von Nicht-Israeliten, heidnischen Mächten, begleitet von einer Eskalation an brutaler Gewalt und Krieg – sind letztendlich gute Nachrichten. Es ist eines der Zeichen, das Jesus Christus von seiner nahe bevorstehenden Rückkehr gab!
Die Dunkelheit und das Böse, die im Begriff sind, diesen Globus zu überfluten, künden die wunderbarsten Nachrichten in der Menschheitsgeschichte an!
In dieser Ausgabe erläutert die Posaune dieses Zeichen: die geopolitische Verschiebung zugunsten der wachsenden heidnischen Mächte dieser Welt. Wir sehen uns genau an, wohin die Umgestaltung des Nahen Ostens führen wird (Seite 7). Wir werden prüfen, was wir erwarten können, wie ein postamerikanisches Europa in der vor uns liegenden Zeit aussehen wird (Seite 10). Wir werden zeigen, wie die asiatische Landschaft verwandelt wird, wenn die einheimischen Mächte dieses Kontinents wieder die Überhand gewinnen werden (Seite 14). Wir werfen einen unerschrockenen Blick darauf, was diese Welt erwarten sollte, wenn die frühen Hinweise, die wir heute sehen, in ihrem vollen Umfang explodieren. Wir werden sehen, wie alle diese Ereignisse sich bereits perfekt aufstellen, um sich in genauer Übereinstimmung nach der prophetischen Vorlage der Bibel zu entfalten.
Und wir erörtern die Hoffnung physischen Schutzes, den Gott denen gewährt, die ihr Vertrauen in ihn setzen – und der viel größeren Hoffnung einer neuen Welt, regiert von Gott, die beginnen wird, wenn die Finsternis gewichen ist.
Aber welch eine Finsternis! Bald werden wir auf die Schwierigkeiten zurückblicken, die heute Schlagzeilen machen, und erkennen, dass sie, wie Jesus Christus es bezeichnete, „nur der Anfang der Wehen“ waren.
Die Zeit für Selbstzufriedenheit ist vorbei.
Die Zeiten der Heiden sind hier. ▪