Melissa Barreiro/The Trumpet
Was passiert, wenn England die EU verlässt?
Wenn die Europäische Union die Briten verärgern will, dann leistet sie eine hervorragende Arbeit. Im Oktober, nachdem die Berechnung des Bruttoinlandsproduktes auf eine neue Berechnungsmethode umgestellt wurde, entschieden EU-Beamte, dass Großbritannien wohlhabender sei als es dachte. Schlagartig überreichten sie Großbritannien eine unerwartete Rechnung über $ 2,7 Milliarden, einschließlich einer Nachzahlung für das EU-Budget. Dann übten andere EU-Staats- und Regierungschefs öffentliche Kritik an London wegen Nichtbefolgung der liberalen EU-Einwanderungspolitik. Und im November wurde Jean-Claude Junker – ein Mann der offen demokratische Normen mit Füßen tritt, z. B. mit der Aussage im Jahr 2011 „Ich bin für geheime Verhandlungen in dunklen Räumen“ – zum Präsidenten der Europäischen Union eingesetzt.
Großbritanniens schwelender Unmut über die EU kochte über.
Seit Großbritannien sich im Jahre 1973 mit Europa verbündete, erlebte es rhetorische Kämpfe, politische Sackgassen und finanzielle Katastrophen. Anstatt eine Einheit zu bilden und mit Europa zu verschmelzen, hat seine Verbundenheit mit dem Kontinent nur Reibungen verursacht. Dennoch ist es standhaft Teil der EU geblieben.
Aber die Zeichen nehmen zu, dass diese Beziehung in einer Sackgasse angekommen ist. Heutzutage scheint es, dass alle paar Monate größere Probleme mit Europa auftauchen und jedes einzelne Problem eine noch leidenschaftlichere Reaktion entfacht als das vorherige. Und im Jahre 2014 sandte die britische Wählerschaft eine starke Botschaft, dass sie bereit sei, den Status quo zu beenden.
Bei der Europawahl im Mai 2014 war es das erste Mal seit 1910, dass sowohl die Arbeiterpartei als auch die Konservative Partei eine landesweite Wahl verloren. Die UKIP (Partei für die Unabhängigkeit des Vereinigten Königreichs) gewann 26,8 Prozent der Stimmen, gefolgt von Labour und den Konservativen, wobei beide jeweils zirka 25 Prozent erzielten.
Aber die UKIP hat bei EU-Wahlen stets relativ gut abgeschnitten. Daher taten viele Leute diesen Erfolg als Strohfeuer ab – als Gipfel des dramatischen Aufstiegs der UKIP, die dann aber bis zu den britischen Unterhauswahlen 2015 in der Versenkung verschwinden würde.
Diese Ansicht wurde im Herbst widerlegt. Am 9. Oktober gewann zum ersten Mal ein UKIP Mitglied eine Wahl für einen Sitz im britischen Parlament. Dann, am 20. November, wurde ein zweites Mitglied hineingewählt. „Ein Erdbeben mit dem Namen UKIP trifft Großbritannien“, lautete der Titel der Reportage im Wall Street Journal. In beiden Fällen waren es prominente Politiker, die von der Konservativen Partei übergelaufen waren. Ihre Siege verhalfen der UKIP zu nationalem Ansehen. Die UKIP war auch nahe daran, Sitze zu gewinnen, die zuvor von Kandidaten der Labour Party eingenommen wurden. Viele Experten sagen voraus, dass sie bei der nächsten Wahl etliche Sitze einnehmen wird.
Großbritannien erlebt einen gewaltigen politischen Kurswechsel.
Der Kurswechsel ist so dramatisch, dass der US-Think-Tank Stratfor – eine Organisation, die nur selten auf parteiinterne Nationalpolitik fokussiert ist – bemerkte, dass „der schnelle Aufstieg“ des UKIP-Chefs Nigel Farage „in der britischen Politik das ganze britische politische Spektrum in Richtung einer euroskeptischeren Position gerückt hat und keine der Volksparteien unempfindlich ist gegenüber dem Einfluss der UKIP. … Großbritanniens traditionelles Parteiensystem, dominiert von den Tories [Konservativen] und von Labour, wird 2015 einem harten Test unterzogen werden“ (15. Okt. 2014).
Während das Jahr 2015 über Großbritanniens Beziehung zur EU anbricht, ist eines klarer geworden als je zuvor: Großbritannien ist so weit in Richtung EU-Integration gegangen wie es ihm jemals möglich sein wird. Und die Kluft zwischen den Inseln und dem Kontinent erweitert sich schnell.
Warum ist das Vereinigte Königreich stets das widerspenstige Mitglied, das immer sein eigenes Ding durchziehen will? Andere EU-Mitgliedsländer haben auch Probleme mit Brüssel – aber keines ist so scharf darauf es zu verlassen wie Großbritannien.
Was wir sehen, ist in Wirklichkeit Ausdruck eines grundlegenden und historischen Unterschieds zwischen dem britischen Volk und den Völkern auf dem europäischen Festland. Das Verständnis dieses Unterschieds kann begreiflich machen, wie unüberbrückbar diese Unterschiede, die zwischen den beiden zu erkennen sind, tatsächlich sind. Und darüber hinaus kann es helfen, uns die erwartete Richtung zu zeigen, die Europa einschlagen wird – was unserer Erwartung nach geschehen wird – sobald das Vereinigte Königreich ohne Belang ist.
Die maßgebliche Natur dieses Unterschieds kann man am besten verstehen, indem man das heutige europäische Einigungsprojekt in seinem historischen Zusammenhang betrachtet.
Der Traum von Rom
„Einst gab es einen Traum, der Rom hieß“, sagte der römische Kaiser Mark Aurel in dem Film Gladiator. „Man konnte ihn nur flüstern. Ein lautes Wort und er würde verfliegen, so zart war er. Und ich fürchte, dass es den Winter nicht überstehen wird.“ Aber diese erdichtete Fassung von Mark Aurel war falsch. Dieser Traum war nicht zerbrechlich. Vielmehr war er einer der beständigsten Träume in der
gesamten Geschichte.
Im fünften Jahrhundert soll Athaulf (auch Athavulf), König der Westgoten – einer der germanischen Stämme, der dem Römischen Reich im Westen ein Ende bereitete – gesagt haben: „Anfangs habe ich sehnlichst gewünscht, dass der römische Name ausgelöscht und das ganze römische Territorium in ein Reich der Goten umgewandelt werde.“ Aber der Traum von Roms absoluter Monarchie und der Vision eines vereinten Europas unter einem Kaiser, einem Gesetz und einer Kirche war zu stark. Also beschloss Athaulf: „Ich habe deshalb den sichereren Weg des Strebens nach der Pracht der Wiederherstellung und Erhöhung des römischen Namens durch gotische Lebenskraft gewählt.“ So begannen der König der Westgoten und seine germanischen Brüder ein Muster, welches bis heute fortdauert: die wiederholte Inanspruchnahme des Mantels eines wiederauferstandenen Roms.
Die letzten 1500 Jahre der europäischen Geschichte können zusammengefasst werden als die wiederholten Versuche einer Wiederbelebung des Römischen Reichs. Tyrannen und Könige von Karl dem Großen bis Napoleon und von den Habsburgern bis Mussolini, sie alle behaupteten, die neuen römischen Kaiser zu sein. Der Titel des deutschen Königs, Kaiser, ist nur eine germanisierte Form des Wortes Caesar. Roms Gesetz, Brauchtum und Religion sind der Standard für einen Kontinent geworden.
Die Europäische Union ist keine Ausnahme. Einer ihrer Gründungsväter, Otto von Habsburg, sagte: „Die [europäische] Gemeinschaft lebt überwiegend vom Erbe des Heiligen Römischen Reichs, wobei der Großteil der davon lebenden Menschen jedoch nicht weiß, wovon sie leben.“ Die Boulevardpresse vergleicht die EU immer mehr mit dem mittelalterlichen Heiligen Römischen Reich – so formuliert, weil alle seine Herrscher den Traum, der Rom war, teilten.
Aber es gab einen kleinen Winkel im Reich, der nie an diesen Traum glaubte. Selbst nach 350 Jahren römischer Besatzung wiesen die Einwohner die Idee, dass sie Römer wären, zurück.
Großbritannien war bereits damals anders als der Rest von Europa, und so ist es heute. Dieser Unterschied ist der Schlüssel zum Verständnis der Zukunft der EU, wenn Großbritannien wieder einmal zum Austritt tendiert.
Das nicht-so-römische Großbritannien
Die Briten „mögen innerhalb des Römischen Reichs gewesen sein. Aber sie waren außerhalb des erlauchten Kreises des Römertums“, schreibt Historiker David Starkey in seiner Geschichte über Großbritannien, Crown and Country. „Sie waren Untertanen und Ureinwohner. Sie waren keine Römer.“
Das Römische Reich war voll von Galliern, Spaniern und sogar Deutschen, die in hohen Ämtern dienten und sich selbst als vollwertige Römer sahen, obwohl deren Heimatland nicht einmal Teil des Imperiums war. Aber wenn überhaupt, dann waren nur wenige Briten unter ihnen.
„Was immer auch der Grund war … die Briten damals blieben halb losgelöst vom Imperium, genau wie die Briten heute halb losgelöst sind von der Europäischen Union“ schließt Starkey.
Norman Davies, ein Historiker mit sehr unterschiedlichen politischen Tendenzen und einer anderen Ansicht der Geschichte als Starkey, kommt zu demselben Schluss. „Es besteht kaum ein Zweifel, dass der römische Lebensstil nur von einer Minderheit der Gesamtbevölkerung adoptiert wurde“, schreibt er in seinem Buch The Isles: A History.
So gut es durch die Nebelschwaden der Zeit erkennbar ist, stießen die Briten die römischen Invasoren im Jahre 410 n. Chr. aus dem Land und schrieben dann an den Kaiser, um eine rechtliche Sanktion ihrer Handlung zu erhalten. Sie erhielten diese. „Es war ein einzigartiges Ereignis in der Geschichte des Römischen Reichs; es basierte weder auf einem Präzedenzfall noch hatte es irgendwo Parallelen“, schreibt Paul Johnson in The Offshore Islanders. „Zum ersten Mal hatte eine Kolonie auf legale Weise ihre Unabhängigkeit wiedergewonnen; und es sollte die letzte Gelegenheit bleiben bis zum 20. Jahrhundert, bis die „Offshore Islanders“ mit der verfassungsmäßigen Demontage ihres eigenen Imperiums begannen.“
Nach der Plünderung Roms im Jahre 410 n. Chr. wurden Britannien und der Großteil von Westeuropa von germanisch-sprechenden Barbaren überrannt. Doch die Briten verhielten sich anders als die Europäer. In Europa verlief das Leben nach dem Fall von Rom im Wesentlichen wie zuvor. Die Menschen wohnten in den gleichen Dörfern und Städten, hatten Gottesdienste unter den gleichen Bischöfen, dienten denselben Herren und sprachen dieselbe Sprache. Das Einzige, was sich verändert hatte, war die entfernte Gestalt an der Spitze des Reiches. Die germanischen Invasoren „teilten und lokalisierten“ die römische Herrschaft, „aber sie bewahrten so viel wie möglich an Reichtum, Prunk und Autorität“, schreibt Starkey.
„In Britannien war es eine andere Geschichte“, setzt er fort. „Hier markierte der Fall von Rom das Ende des Römertums“. Als die Barbaren nach Britannien kamen, versuchten sie nicht, ein neues Rom zu errichten.
Alles, was in Britannien römisch war, wurde ausgelöscht“, sagt er.
„Warum ausgerechnet die Angelsachsen sich so anders verhalten haben als ihre germanischen Stammesangehörigen jenseits des Ärmelkanals, ist schwer zu sagen“, schreibt er.
„In Britannien, einzigartig in Westeuropa, gab es einen Neuanfang. Zusammen mit ihrer neuen Sprache brachten die Angelsachsen eine neue Gesellschaft, neue Götter und eine neue, völlig unterschiedliche Reihe politischer Werte. Und daraus sollten sie eines Tages eine Nation und ein Imperium gründen, das mit Rom konkurrieren würde. Eine Version ihrer Sprache sollte Latein als gemeinsame Sprache ersetzen; englisches Gewohnheitsrecht sollte das römische Gesetz als das vorherrschende Rechtssystem anfechten; und sie sollten in einer freien Marktwirtschaft eine neue Form des Geschäftslebens entwickeln, das menschlichen Wohlstand und Wohlergehen verändern sollte.
Von größter Bedeutung ist vielleicht, sie sollten eine neue Politik erfinden, die von Teilnahme und Zustimmung abhängig ist, anstatt der von oben-nach-unten-Autokratie Roms. Es ist eine Geschichte auf die man stolz sein kann und in deren Zentrum eine einzige Institution liegt: die Monarchie“ (ebd.).
Das Schicksal des modernen Rom
Diese beiden konkurrierenden Systeme haben erhebliche Auswirkung auf das Europa von heute. Dass sich die Geschichte auf so direkte Weise wiederholen konnte, nachdem 2.000 Jahre vergangen sind, ist erstaunlich. Im groben Überblick über die Differenzen unter den englischen Führern, ob die Legionen im Halbdunkel der letzten Jahre des antiken Roms hinausgedrängt werden sollten oder nicht, können wir ein Spiegelbild von Großbritanniens gegenwärtigen Debatten über seinen Platz in der EU erkennen.
Aber es gibt wichtige Unterschiede. In den Tagen Roms war Britannien eine unwichtige Provinz-Insel am äußersten Ende des Reiches. In der EU hingegen ist Großbritannien ein bedeutender und einflussreicher Nachbar. Es ist nicht so einflussreich wie es gerne sein möchte, und bei weitem nicht so mächtig wie es einst war, aber es ist gewiss keine lediglich europäische Kolonie.
Die Mitgliedschaft in der EU ist für Großbritannien in vielfältiger Weise schlecht gewesen, aber ein Vorteil hat sich dennoch herausgeschält: Die solide Präsenz dieses gegensätzlichen britischen Systems hat die Entwicklung der EU in eine moderne Verkörperung des Heiligen Römischen Reichs verlangsamt. Nun aber, wo Großbritannien in Richtung Austritt schlendert, verschwindet mit ihm auch sein Einfluss auf Europa. Das gibt dem Kontinent die Freiheit, sein Zusammenwachsen zu einem neuen Römischen Reich zu beschleunigen.
Großbritannien ist nicht das einzige EU-Mitglied, welches von diesen römischen Traditionen frei geblieben ist. Skandinavien z. B. wurde niemals in den Machtbereich Roms oder des Heiligen Römischen Reichs hineingezogen. Die Niederlande waren ein Gründungsmitglied der EU, doch hat es eigentlich niemals den Traum von Rom geteilt. Zusammen mit Großbritannien haben diese Nationen geholfen zu verhindern, dass Europa einmal mehr den Weg zum Heiligen Römischen Reich einschlug. Aber mit nachlassendem britischem Einfluss fehlt ihnen die Macht es weiterhin zu tun.
Romano Prodi, einer der älteren EU-Staatsmänner, beschreibt die Auswirkung von Großbritanniens Flirt mit einem Austritt. „Frankreich wird immer orientierungsloser und Großbritannien verliert in Brüssel täglich an Macht nachdem es die Entscheidung getroffen hatte, ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft abzuhalten,“ schrieb er in einem Artikel für die italienische Zeitung Il Messaggero (23. Nov. 2014).
Das Ergebnis von diesem Rückzug ist eine neue Machtstruktur, die sich rund um Deutschland bildet.
„Deutschland übt eine nahezu alleinige Macht aus“, fuhr Prodi fort. „Die neuen Männer an der Spitze der EU – Kommissionpräsident und Ratspräsident – bewegen sich in Deutschlands Einflussbereich, und vor allem gibt es eine sehr starke (deutsche) Präsenz unter den Direktoren, Kabinettchefs und ihren Stellvertretern. Die Bürokratie passt sich dem neuen Kräfteverhältnis an.“
Der internationale Wirtschaftsredakteur vom Telegraph, Ambrose Evans-Pritchard, bezeichnete zu Recht das, was Prodi beschreibt: „ein wiederhergestelltes Heiliges Römisches Reich, regiert von Berlin.“ Während Großbritannien sich in Richtung EU-Austritt bewegt, lässt Europa noch einmal den Traum von Rom aufleben.
Aber Evans-Pritchard macht klar, dass er nicht glaubt, dass dieses neue Heilige Römische Reich eine funktionsfähige Zukunft für Europa sein kann. „Wenn Herr Prodi weitgehend richtig liegt – und ich vermute, dass er es ist – wird der britische Austritt aus der EU eine instabile Kettenreaktion beschleunigen und letztlich bewirken, dass das ganze Projekt aus den Fugen gerät“, schrieb er. „Es ist einfach undenkbar, dass die EU als ein wiederhergestelltes, von Berlin regiertes Heiliges Römisches Reich bestehen kann ohne zumindest der Ausstrahlungskraft und Hoheit, die den mittelalterlichen Hohenstaufen [eine Dynastie, die das Heilige Römische Reich regierte] von Rom zuteilworden war“ (24. Nov. 2014).
Mit anderen Worten, Europa kann als deutschgeführtes Heiliges Römisches Reich ohne die moralische und religiöse Unterstützung der Katholischen Kirche, die es im Mittelalter hatte, nicht existieren. Evans-Pritchard glaubt nicht, dass es diese Unterstützung erhalten und infolgedessen die ganze Sache auseinanderfallen wird.
Der fehlende Bestandteil
Seine Analyse verfehlt den Punkt nur geringfügig und spiegelt sehr weitgehend wider, was Herbert W. Armstrong, Chefredakteur der Klar und Wahr (Vorgänger der Posaune), in seinem Buch Die USA und Großbritannien in der Prophezeiung schrieb: Europas „führende Politiker sprechen immer wieder von einer politischen Union – was auch bedeutet, eine militärische Union. Bis jetzt konnten sie keine vollständige politische Union herbeiführen aber das wird durch die ‚guten Dienste‘ des Vatikans ermöglicht werden, der allein das Symbol der Einheit sein kann, auf das Europa blicken kann.“
Diese Situation dauert bis heute an. Wie inzwischen gut dokumentiert worden ist, führten die europäischen Spitzenführer den Euro, Europas gemeinsame Währung, deshalb ein, um jene Länder, die den Euro verwenden, zu zwingen, sich zu einer politischen Union zu vereinigen. Das ist noch nicht geschehen. So schlimm die Eurokrise auch war, sie war ein unzureichender Impulsgeber. Der fehlende Bestandteil in der Formel ist der Vatikan. Und es gibt Anzeichen, dass er nicht mehr lange fehlen wird.
„Und eine zweitausendjährige Geschichte verbindet Europa mit dem Christentum“, erklärte Papst Franziskus im Europaparlament in Straßburg am 25. November 2014. Franziskus war nach 26 Jahren der erste Papst, der vor diesem Parlament sprach, und seine Rede war von häufigen Beifallsausbrüchen begleitet. „Diese Geschichte ist zum großen Teil erst noch zu schreiben“, appellierte er. „Sie ist unsere Gegenwart und auch unsere Zukunft. Sie ist unsere Identität. Und Europa hat es dringend nötig, sein Gesicht wiederzuentdecken, um – nach dem Geist seiner Gründungsväter – im Frieden und in der Eintracht zu wachsen, denn es selbst ist noch nicht frei von Konflikten.“
So wie Männer wie Prodi und Evans-Pritchard erkennen, wird sich eine EU ohne Großbritannien und dieser eigenständigen, antirömischen Tradition, in Richtung der Entwicklung eines neuen, deutsch-geführten Heiligen Römischen Reichs bewegen. Dieses würde ohne die Katholische Kirche auseinanderfallen. Das allerdings wird die Kirche nicht geschehen lassen. Wenn erst einmal die EU-Eliten verzweifelt genug sind, um dem Vatikan eine stärkere Rolle in der Union zu geben, wird der moralische und religiöse Einfluss des Vatikans zum Tragen kommen. Bis das geschieht mag die EU einem Zusammenbruch nahe kommen, aber der Traum von einem vereinten Europa – einem neuen Rom – ist zu stark um so schnell zu fallen.
Warum dieser Unterschied?
Kehren wir wieder zu der Frage zurück: Warum teilt Großbritannien nicht diesen Traum? Warum muss das Vereinigte Königreich aus dem Weg gehen damit diese Einheit zustande kommen kann? Warum gibt es immer noch, nach 2000 Jahren, diesen krassen Unterschied zwischen der britischen und römischen Lebensart? Dieser Unterschied kann nicht bloß auf einen Zufall der Geographie zurückzuführen sein. Es ist etwas Tieferes.
Herbert W. Armstrong fand diese tiefere Dimension in der Bibel, wie er es in seinem Buch Die USA und Großbritannien in der Prophezeiung erklärt hat. Es ist die biblische und prophetische Identität des britischen Volkes – sowie die der europäischen Völker, insbesondere der Deutschen. Dieser Schlüssel erschließt die Ursache für den grundlegenden Unterschied zwischen Großbritannien und dem Europa, das danach strebt, Rom wieder auferstehen zu lassen. Und er erschließt auch die tiefere Bedeutung der britischen und
europäischen Geschichte.
In diesem Buch beweist Herr Armstrong, dass Großbritannien, Amerika und einige andere europäische Nationen tatsächlich von Abraham abstammen. (Sie sind die modernen Nationen Israels.)
Wegen seiner Verheißungen an Abraham – und nicht wegen irgendwelcher besonderen Fähigkeiten oder Tugenden der Briten – gab Gott den Briten ein weltbeherrschendes Imperium. Um das zu verwirklichen, musste er sie bewahren und vom europäischen Kontinent absondern. Parallel dazu spielte das mehrfach auferstandene Römische Reich eine gesonderte Rolle in seinen Plänen. Keine der beiden Menschengruppen ist besser als die andere. Sowohl Großbritannien als auch Europa sind sündigende Menschen, die in einer Welt leben, die von Gott nichts wissen will. In der kommenden von Gott regierten Welt sind die Nachkommen Israels und Deutschlands (Assyrien) Seite an Seite unter den führenden Nationen der Welt verzeichnet (Jesaja 19, 24-25).
Aber heute erlaubt Gott ein Wiederaufleben des Heiligen Römischen Reiches, um das moderne Israel zu bestrafen – hauptsächlich Großbritannien, Amerika und die Juden im Nahen Osten. Diese Nationen haben eine lange Geschichte mit Gott, wie in der Bibel ausführlich beschrieben ist. Sie erhielten von ihm eine riesige Fülle an Segnungen. Trotzdem sind sie zutiefst sündige Nationen geworden, die viele andere Nationen in einen Lebensweg geführt haben, der Elend und Hoffnungslosigkeit bringt.
Das ist der letzte Grund, warum sich Großbritannien und die EU nicht vermischen können. Großbritannien stammt vom biblischen Israel ab, von Gottes eigener Nation, während das Heilige Römische Reich das System ist, das Gott verwenden wird, um die Nachkommen von Israel zu strafen.
Das ist der Grund, warum „Großbritannien diesem“ von Herbert Armstrong beschriebenen „bald kommenden, wiederauferstandenen ‚Heiligen Römischen Reich‘, eine Art von bald kommenden ‚Vereinigten Staaten von Europa‘, ein Zehnstaatenbund, der aus aus der heutigen Europäischen Gemeinschaft entstehen oder ihre Nachfolge antreten wird, nicht angehören wird.“ (Geheimnis der Zeitalter; bestellen Sie Ihr kostenloses Exemplar). Dies erklärt, warum die Kräfte in Großbritannien, die den Ausstieg aus der EU propagieren, an Boden gewinnen und warum die UKIP eine Kraft sein wird, die bei der britischen Unterhauswahl am 07. Mai im Auge zu behalten ist. Und es enthüllt auch, warum wir eine weitere Verhärtung der Standpunkte unter den Europäern gegenüber Großbritannien zu
erwarten haben.
Bereits im Jahr 1956 schrieb Herr Armstrong: „Deutschland ist das wirtschaftliche und militärische Herz Europas. Wahrscheinlich wird Deutschland die kommenden Vereinigten Staaten von Europa anführen und beherrschen. Aber Großbritannien wird kein Teil davon sein!“
Herbert Armstrong verstand diesen verlorenen Hauptschlüssel. Die daraus resultierende Erkenntnis ermöglichte ihm, Großbritanniens gegenwärtige Existenzangst über seine EU-Mitgliedschaft vorauszusagen – 50 Jahre im Voraus.
Dieses Verständnis erschließt mehr als 2000 Jahre europäischer Geschichte. Und, was noch viel wichtiger ist, es entschlüsselt das Vorhaben, das Gott hier auf Erden ausarbeitet; das Evangelium, das Christus gebracht hat; und die welterschütternden Ereignisse der kommenden Jahre.
„Es gibt eine direkte und äußerst wichtige Verbindung zwischen diesem wahren Evangelium, das Christus lehrte, und der Vereinigung von 10 Nationen in Europa“, schrieb Herr Armstrong in der Plain Truth vom März 1973. „Die Prophetie steht in direktem Zusammenhang mit dem wahren Evangelium.“
Dieses Verständnis des Hauptschlüssels geht weit über das bloße Erschließen der Geschichte einer kleinen Insel vor der Nordwestküste Europas und ihrem Platz in der EU hinaus. „… ein ganzes Drittel der Offenbarung unseres Schöpfers an die Menschheit [die Bibel] ist Prophezeiung, d.h. die Beschreibung zukünftiger Ereignisse. Diese zukünftigen Ereignisse offenbaren die Bestimmung des Menschen, das große Vorhaben Gottes, das schließlich verwirklicht werden wird“, schrieb Herr Armstrong in seinem Buch Die USA und Großbritannien in der Prophezeiung. „Diese vorausgesagten künftigen Ereignisse offenbaren das großartige Vorhaben, das letztendlich ausgearbeitet und zu seiner Vollendung gebracht wird.“
Das Verstehen dieses Hauptschlüssels erschließt das große Vorhaben, das in den Weltereignissen ausgearbeitet wird. Dieses Verständnis nicht zu haben, kann sich niemand leisten. ▪