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Wer und was ist Gott? (Zweiter Teil)
Fortgesetzt von Wer und was ist Gott? (Erster Teil)
Die materielle Schöpfung erscheint real
Die Schöpfung ist materiell, sichtbar und erscheint daher real. Unser modernes Bildungswesen hat sich völlig dem Materialismus verschrieben. Im modernen wissenschaftlichen Weltbild hat das Unsichtbare, das Geistliche, keinen Platz. Und dabei sind all unsere scheinbar unlösbaren Probleme und Weltübel im Kern geistlicher Natur.
Im bereits zitierten ersten Kapitel des Römerbriefs heißt es im
28. Vers sinngemäß: „Sie haben sich keine Erkenntnis Gottes bewahren wollen“. Wenig oder nichts wird über Gott gelehrt; schon in der Grundschule heißt das erkenntnistheoretische Grundkonzept – der Zugang zum Wissen – ist Evolution.
Nimmt es da wunder, dass auch die Gelehrten nicht wissen, wer und was Gott ist? Sie glauben, was man sie gelehrt hat.
Bei Abfassung dieses Manuskripts habe ich gerade meine zweite viertägige Besuchsreise in Beijing (Peking) hinter mir, als erster religiöser Führer der christlichen Welt, der eingeladen wurde, in der chinesischen Hauptstadt vor großen Menschengruppen zu sprechen. Bei meinem ersten Besuch sprach ich mit Tan Zhen-lin, dem Vizevorsitzenden des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses; jetzt, auf meiner zweiten Reise, habe ich mit Deng Xiaoping gesprochen, dem unbestritten ersten Mann Chinas.
Ich sprach bei diesem Besuch also mit dem höchsten Regierungsvertreter, der zur Zeit das Denken und die Glaubensvorstellungen von mehr als einer Milliarde Menschen – fast einem Viertel der Erdbevölkerung – formt und prägt. Von der Einwohnerzahl her ist China die größte Nation der Welt. In der Frühzeit herrschte in China der Ahnenkult. Dann kam der Konfuzianismus mit seinem Rivalen Taoismus. Später wurde aus Indien der Buddhismus eingeführt, dann das Christentum. Heute ist das Land kommunistisch – atheistisch.
Chinas Führer stellten sich mir als sehr freundliche, herzliche und höfliche Menschen dar – aber zu erfahren, wer und was Gott ist, zählt im Augenblick gewiss nicht zu ihren Hauptinteressen. Ich habe nicht versucht, ihnen zu sagen, wer und was Gott ist; aber vor zwei umfangreichen Führungsgremien habe ich angekündigt, was Gott nun bald tun wird – und habe auf vorliegendes Buch hingewiesen, das ich gerade schreibe.
Indien ist die zweitgrößte Nation. Was weiß sie darüber, wer und was Gott ist? Nichts!
Das drittvolkreichste Land ist Russland. Dort hat einmal das russisch-orthodoxe Christentum vorgeherrscht, und heute herrscht dort der Atheismus.
Ich richte oder verurteile diese Menschen nicht – ich gehe davon aus, dass sie es ebensogut meinen wie alle anderen. Auch Gott richtet sie jetzt nicht – wie ich später noch darlegen werde. Und er verurteilt sie auch nicht. Er liebt sie und wird sie zu gegebener Zeit alle zum ewigen Heil berufen. Aber es bleibt festzustellen: Sie wissen nicht , wer und was Gott ist.
Im alten Ägypten betete man die Götter Isis und Osiris an, in Griechenland und Rom mythologische Götter wie Jupiter, Hermes, Dionysos, Apoll, Diana und viele andere. Aber auch diese Völker wussten nicht und wissen heute nicht, wer und was Gott ist. Woran liegt das?
Warum bewusst unwissend?
Im Zitat aus dem ersten Kapitel des Römerbriefes habe ich bereits einen Grund angeführt: Man wollte keine Erkenntnis des wahren Gottes. WESHALB NICHT? Woher die bewusste Unwissenheit? An anderer Stelle im Römerbrief (8, 7) heißt es klar und deutlich, der fleischliche Mensch sei von Natur aus Gott gegenüber feindlich eingestellt. Das heißt nicht unbedingt aktive, absichtliche, bösartige Feindschaft. Die meisten Menschen zeigen eine eher passive Feindseligkeit Gott gegenüber: Sie denken normalerweise einfach überhaupt nicht über Gott nach. Kommt das Gespräch auf Gott, bringt sie das in Verlegenheit, und sie suchen oft das Thema zu wechseln. Wahrscheinlich ist ihnen ihre eigene feindselige Einstellung Gott gegenüber gar nicht bewusst. Doch genau das ist psychologisch der Grund, weshalb sie nicht gern darüber sprechen. Mit anderen Worten: Die Menschen empfinden im Durchschnitt eine unterschwellige passive Feindseligkeit Gott gegenüber. Ohne sich dessen genau bewusst zu werden, wollen sie, dass Gott „seine Nase nicht in ihre Angelegenheiten steckt“. Außer in Notzeiten: da rufen sie ihn um Hilfe an.
Geistliches – Unsichtbares – ist ihnen ein Mysterium. So real diese Dinge sind, sie verstehen sie nicht, weil sie sie nicht sehen können. Sie bleiben ihnen ein tiefes Geheimnis, und daher leugnen sie deren Existenz.
Diese bewusste Ignoranz hat ihre Gründe. Zwei Gründe, die wir aus der Bibel wissen. Einmal, was vorgeschichtlich geschah, und zum zweiten, was Gott nach der Sünde Adams einleitete. All dies (es wird in den nächsten beiden Kapiteln zur Sprache kommen) ist samt der Ursache der heutigen eskalierenden Weltübel klar und deutlich vom allmächtigen Gott in seinem Wort, der Heiligen Schrift, offenbart. Wir gehen darauf im Folgenden noch ausführlich ein.
Zunächst aber: Was offenbart die Bibel über das Wer und Was Gottes? Nur in diesem inspirierten Buch, und nirgendwo sonst, offenbart sich Gott. Im Großen und Ganzen hat die Menschheit aber Gott nie geglaubt – das heißt, nie das geglaubt, was er sagte! Mit Adam und Eva, dem ersten geschaffenen Menschenpaar, sprach Gott persönlich, von Angesicht zu Angesicht. Dann ließ er es zu, dass Satan an sie herantrat. Satan kam an Adam über dessen Frau heran. Unsere Ureltern schenkten Satan Glauben, als er sagte: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben“, nachdem Gott gesagt hatte: Ihr müsst des Todes sterben, wenn ihr von der verbotenen Frucht esst.
Als Jesus viertausend Jahre später auf Erden predigte, glaubten nur hundertzwanzig Menschen, was er sagte (Apostelgeschichte 1, 15), obschon er vor Tausenden von Zuhörern seine Botschaft von Gott verkündete.
Kein Wunder dann, dass außer der kleinen und verfolgten Kirche, die Jesus im Jahre 31 gegründet hat und deren Beginn jene hundertzwanzig Menschen waren, nicht eine einzige der zahlreichen Sekten, Religionen und Konfessionen Gott glaubt, glaubt, was er in seinem Wort sagt. Und Gottes Wort offenbart deutlich, wer und was Gott ist! Für ihre Ignoranz gibt es Gründe. Das wird im Folgenden noch klar werden.
Also, wer und was ist Gott? Wie offenbart er sich? Im zitierten Wort des Apostel Paulus an die Athener Intellektuellen kam schon zum Ausdruck: Gott ist der Schöpfer, der den Menschen konzipiert, gestaltet, geformt und erschaffen hat.
Bei Jesaja spricht Gott in wörtlicher Rede: „Mit wem wollt ihr mich also vergleichen, dem ich gleich sei? … Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt“ (Jesaja 40, 25-26).
In einer neuzeitlicheren Übersetzung: „Wem wollt ihr mich also gleichstellen, dass ich ihm gleich wäre? … Hebt eure Augen zum Himmel empor und schauet: Wer hat diese da geschaffen? Er ist es, der ihr Heer [die Sterne] nach der Zahl herausführt, der sie alle mit Namen ruft, vor dem wegen der Größe seiner Macht und Stärke seiner Kraft kein einziges [Gestirn] ausbleibt“ (Menge-Bibel).
Gott selbst fordert hier die Skeptiker auf: „‚Tragt eure Rechtssache vor!‘ spricht der Herr; ‚schafft eure Beweismittel herbei!‘ gebietet der König Jakobs. ‚Sie mögen sie herbeischaffen und uns das kundtun, was sich ereignen wird: von dem Früheren berichtet uns, wie es damit gestanden hat, damit wir darauf achten und erfahren, wie es in Erfüllung gegangen ist. Oder lasst uns das Zukünftige vernehmen: gebt an, was späterhin eintreten wird, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid! Ja, leistet irgend etwas Gutes oder Böses, damit wir staunen und es miteinander prüfend ansehen! Seht! Ihr seid nichts, und euer ganzes Tun ist nichtig …‘“
(Jesaja 41, 21 bis 24, ebenfalls Menge). Diese Bibelstellen zeigen Gottes Macht, aber nicht, was Gott ist; sie lassen ihn nicht real werden. Das müssen andere Bibelstellen tun.
Gott, Schöpfer des Universums
Gott ist der Schöpfer aller Dinge – des gesamten Kosmos: der Sterne, der Galaxien im endlosen Raum, unserer Erde, des Menschen und all dessen, was auf der Erde ist.
Das ist es, was Gott ist – seine Tätigkeit: erschaffen! Er konzipiert, formt, gestaltet. Er gibt Leben! Er ist der große Geber. Und sein Gesetz – seine Lebensweise – ist der Weg des Gebens, nicht des Nehmens, wie ihn unsere Welt beschreitet.
Aber wie sieht Gott selbst aus? Wer ist Gott? Da gibt es Gottesbilder ohne Zahl. Manche stellen sich Gott lediglich als das Gute oder das gute Wollen im Menschen vor – als Teil eines jeden Menschen also; andere sehen ihn konkret als Bildnis oder greifbares, von Menschen gemachtes Götzenbild aus Gold und Silber oder aus Holz geschnitzt, aus Stein oder anderen Materialien gehauen. Man denke an den Tanz der Israeliten ums goldene Kalb, das sie für Gott oder ein Abbild Gottes hielten, während Mose am Berg Sinai mit Gott sprach.
Viele glauben an Gott als ein einzelnes, allerhöchstes Wesen. Einige denken, er ist ein Geist.
Vorherrschend im traditionellen Christentum ist das Bild vom dreieinigen Gott – Gott als Trinität, in drei Personen: Gottvater, Gottsohn und Heiliger Geist. Das Wort „Trinität“ oder „Dreieinigkeit“ kommt in der Bibel überhaupt nicht vor, und die Bibel lehrt dieses Dogma auch nicht. Darüber später mehr. ▪
Fortgesetzt in Wer und was ist Gott? (Dritter Teil)