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Wird das Coronavirus die EU ruinieren?
„Das Coronavirus könnte die EU zerbrechen“, erklärte Politico . „Da die Grenzen überall in Europa geschlossen werden, setzt das Coronavirus den Ansprüchen der EU ein Ende, ein Superstaat zu werden“, schrieb der Telegraph . „Das Coronavirus stellt Europas Zusammenhalt, seine Allianzen und sogar seine Demokratie auf die Probe“, schrieb die New York Times .
Wird die Europäische Union – das große politische Experiment, Duzende von Ländern zusammenzuschweißen – an dem Coronavirus scheitern?
Diejenigen, die diese Frage mit ja beantworten, könnten Recht haben. Das Coronavirus offenbart einige gewaltige Schwachstellen in der EU. Die Posaune hat immer die Entwicklung eines europäischen Superstaates vorhergesagt. Beweist nun die Reaktion der europäischen Regierungen auf das Coronavirus, dass wir damit falsch lagen?
Die Finanzkrise
Italien ist Europas angeschlagenste Volkswirtschaft. Nach manchen Maßstäben ist es die Volkswirtschaft mit den viertgrößten Schulden der Welt. Dann wurde es als erstes Land in Europa von dem Coronavirus ruiniert. Tausende starben. Das ganze Land wurde in den Sperrmodus versetzt. „Es scheint, als hätte covid-19 die Eurozone absichtlich genau da getroffen, wo es am meisten weh tut – in Italien“, schrieb Jeremy Warner im Telegraph (10. März).
Italiens Bankaktien gingen baden. „Wahrscheinlich müssen die Banken gerettet werden“, sagte Professor Nicola Borri von der Luiss Universität. „Die Wirtschaft wurde praktisch gestoppt. Wir werden wahrscheinlich enorme Zahlungsverzüge erleben. Es ist klar, dass Italiens Banken schwer getroffen werden“ (New York Times, 17. März).
Der frühere stellvertretende Direktor des Internationalen Währungsfonds in Europa Ashoka Mody hat die Warnung ausgesprochen, Italien werde zwischen 500 und 700 Milliarden Dollar brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Dagegen erscheint jede frühere finanzielle Rettungsaktion der EU winzig klein.
Und Italien ist nicht das einzige Land, das schwer getroffen wurde. Nachdem hunderte von Menschen in Spanien und Frankreich gestorben waren, begannen die Gegenmaßnahmen auch dort, diese hochverschuldeten Länder zu beschädigen. Und der stark gebremste Welthandel schadet auch dem drittgrößten Exportland der Welt: Deutschland.
Manche Prognostiker sehen schon eine noch nie dagewesene Wirtschaftskrise voraus. Wirtschaftswissenschaftler der Oxford Universität meinten, die Wirtschaft der Eurozone könnte dieses Jahr um 10 Prozent schrumpfen. David Owen von der Gruppe der Investmentbanken Jefferson sagte, sie könnte im zweiten Quartal sogar um 15 Prozent schrumpfen. Das wäre noch schlimmer als die Weltwirtschaftskrise, die Europa in den 1930er Jahren völlig umkrempelte.
Führungskrise
Zu Beginn des Ausbruchs des Coronavirus hinterließ Chinas Regierung einen schlechten Eindruck, weil sie die Nachrichten über das Virus gewaltsam unterdrückte. Als sich dann in Europa die Todesfälle häuften, erzählte China eine neue Geschichte: Sie sagten, Europa habe keinen starken Anführer. Die Schwäche der europäischen Regierungen ermögliche es dem Virus, sich auszubreiten, während Chinas autoritäres Regime sofort Maßnahmen ergriff, um die Krankheit unter Kontrolle zu bringen.
Diese Geschichte übersieht viele unerfreuliche Tatsachen: die Plumpheit und Brutalität, mit denen die Regierung den Leuten ihre Politik aufzwingt und die Tatsache, dass sie uns möglicherweise über die Anzahl der Todesfälle in China anlügt. Aber sie enthält auch ein Körnchen Wahrheit: Europa war tatsächlich schwach und geteilt und sein Mangel an einer starken Führung hat das Problem nur noch verschlimmert.
Diejenigen, die sich eine stärkere Politik und Führung in Europa wünschen, haben die Situation schnell zu ihrem Vorteil genutzt. Der italienische Anführer der extremen Rechten, Matteo Salvini sagte, die Schuld an der Krise habe der italienische Premierminister Giuseppe Conte und forderte ihn auf zurückzutreten. Eine weitere extreme Rechtspartei, die „Brüder Italiens“, wurde gegründet, als die Notlage entstand. Zusammen könnten diese beiden Parteien genug Sitze bekommen, um eine Koalitionsregierung anzuführen.
Die Partei des französischen Präsidenten Emmanuel Macron erlitt eine Schlappe bei den Kommunalwahlen zugunsten der grünen und der sozialistische Partei. Die rechtsextreme Nationale Front blieb bei ihrem bisherigen Wahlergebnis. Aber das politische Bild ist noch nicht klar, denn das war nur die erste von zwei Wahlrunden und die zweite Wahl wurde abgeblasen – wegen des Coronavirus.
Überall in Europa nehmen die extremistischen Parteien zu, aber bisher ist noch keine an der Regierung. Wie viel Schaden das Coronavirus auch immer anrichten mag, diese Parteien werden den etablierten Anführern die Schuld an allen Misserfolgen zuschieben und erklären, sie hätten es ja viel besser machen können.
Jedes Land für sich
EU-Beamte reden viel von „Solidarität“ und „Kooperation“. Sie sagen, die EU sei nicht dafür da, „engstirnige nationale Eigeninteressen“ zu vertreten. Sie sei eine Gemeinschaft von Ländern, die für die Besserstellung Europas und der Menschheit zusammenarbeiten. Das Coronavirus entlarvt diese Lüge. Wenn viel auf dem Spiel steht, arbeitet sofort jedes Land nur noch für sich allein.
Als in Italien Not am Mann war, bat es um Materiallieferungen für die medizinischen Notfälle. Kein europäisches Land reagierte; stattdessen horteten sie ihre eigenen Ressourcen. Deutschland verbot die Ausfuhr von medizinischen Masken und anderer Schutzausrüstungen, allerdings gaben sie dann später doch nach. China errang einen diplomatischen Sieg in den Medien, als es eine 34 Tonnen schwere Lieferung nach Italien schickte.
In Europas angeblich grenzenlosem Schengen-Raum wurden die Grenzen geschlossen. Österreich riegelte sich nach Italien ab, Deutschland schloss die Grenzen nach Österreich, Frankreich und zur Schweiz. Auch Spanien schloss seine Grenzen.
Die Italiener sind wütend. Achtundachtzig Prozent sind der Ansicht, die EU habe nicht genug getan, um ihnen zu helfen. Im vergangenen November sagten weit weniger als die Hälfte der Italiener, die Mitgliedschaft in der EU sei ein Nachteil für das Land. Inzwischen glauben das zwei Drittel.
Kein Wunder, dass die Leute begonnen haben, die Todesanzeige der EU zu schreiben. Bei dem mindesten Problem benimmt sich die EU nicht wie ein Superstaat, sondern wie Schulkinder in der Kantine, wenn das Essen zur Neige geht.
„Geschmiedet in der Krise“
Aber Todesanzeigen wurden auch früher schon oft geschrieben. Die EU ist auch mit der Finanzkrise 2008 und mit der Flüchtlingskrise 2015 fertig geworden. Aber anstatt einen Zerfall auszulösen, haben diese Herausforderungen nur zu noch größerer Einigkeit geführt.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Euro. „So viel politisches Kapital wurde für die europäische Währungsunion aufgewendet“, schrieb Warner, „und so viele Schmerzen wurden ertragen, damit er funktionierte. Daher können es die Politiker nicht zulassen, dass eine Abschaffung erfolgreich durchgeführt wird, da sie beim letzten Mal schon gescheitert ist, auch wenn er es eigentlich nicht verdient zu überleben. Sie haben zu viel in den Euro investiert, um ihn jetzt wieder fallen zu lassen – daher ist er dazu verdammt, weiterzuwanken, ganz gleich, was das Coronavirus ihm noch alles antun wird“ (Telegraph, 10. März).
Die führenden europäischen Politiker sahen sich schon oft mit derselben Entscheidung konfrontiert: Entweder zulassen, dass der Euro zusammenbricht oder alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um ihn zu stützen. Jedes Mal haben sie sich für letzteres entschieden, auch wenn sie immer nur das allermindeste getan haben.
Eine Gruppe von sich gegenseitig bekriegenden Ländern zu einem Superstaat zusammen zu schweißen, ist eine äußerst schwierige Aufgabe. Die Gründerväter Europas wussten, dass es schwierig sein würde, den nationalen Regierungen einen Teil ihrer Macht wegzunehmen und sie einer gemeinsamen Autorität zuzuführen. Sie wussten, dass die Bevölkerung der Nationalstaaten diese Macht nur abgeben würden, wenn sie dazu gezwungen würden – durch Krisen.
Jean Monnet, einer der Gründer Europas, schrieb: „ Europa wird in Krisen geschmiedet werden und es wird die Summe der Lösungen sein, die gegen diese Krisen gefunden werden.“ Der frühere deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble sagte 2011: „Krisen repräsentieren gute Gelegenheiten. ... Europa hat in Krisenzeiten immer Fortschritte gemacht. Manchmal braucht man ein bisschen Druck, damit gewisse Entscheidungen getroffen werden.“
Während der gegenwärtigen Coronavirus-Krise haben einige führende Politiker dieselbe Ansicht vertreten. Robert Holzmann, der Chef der österreichischen Zentralbank und Vorstandsmitglied der Europäischen Zentralbank sagte dem Der Standard: „Jede Wirtschaftskrise ist eine Säuberung. Man kann sie ausnutzen, um nachher stärker aus ihr hervorzugehen.“
Im Moment ist die Eurozone ein Krisenherd. Europa steckt in einem Stadium auf halbem Weg zum Superstaat. Anders als die EU haben die amerikanischen Bundesstaaten viele Möglichkeiten, ihre Ressourcen zur Bekämpfung einer Krise zu bündeln. Zum Beispiel zahlen alle Amerikaner ihre Steuern in eine gemeinsame Bundeskasse ein. Die amerikanische Bundesregierung kontrolliert die Banken in allen Staaten und garantiert bestimmte Geldmittel in einer Notsituation. In Europa fehlt eine solche Absicherung. Die Eurozone hat eine gemeinsame Währung, aber es gibt keine gemeinsamen Bundessteuern und nur eine relative schwache Bundesregierung.
Mit dem Coronavirus könnte sich das ändern. Es könnte Europa am Ende dazu zwingen, endlich die noch fehlenden Schrauben und Muttern des Superstaates anzubringen. Dem früheren Europabeamten Bernard Connolly zufolge wussten die Politiker sehr wohl, dass die Einführung des Euros ohne diese anderen Regierungsorgane Wirtschaftskrisen auslösen würde – und trotzdem führten sie die gemeinsame Währung ein. Er schrieb: „Der Zweck der Krise wird sein“, sagte [Romano] Prodi, damals Kommissionspräsident, 2002, „der EU zu erlauben, mehr Macht für sich selbst zu gewinnen“ (Telegraph, August 2007). Diese Politiker verließen sich darauf, dass die durch den Euro provozierte Krise den nötigen Druck liefern würde, diesen Superstaat zu erschaffen.
Wir erlebten, wie dieser Prozess nach der Finanzkrise 2008 ablief. Griechenland, Zypern und auch andere Regierungen mussten einen Großteil der Kontrolle über ihre Wirtschaft abgeben, um ein Rettungspaket von der EU (größtenteils von Deutschland) zu bekommen. Aber dieser Prozess ist noch unvollständig und die Coronavirus-Krise könnte Europa zu einer weitreichenderen Integration veranlassen.
Wir sind bereits dabei, das zu erleben. Als die Europäische Zentralbank (ezb) sich mit Italiens unmittelbar bevorstehendem Zusammenbruch konfrontiert sah, kündigte sie am 18. März die größte Gelddruckaktion an, die je stattgefunden hat. Die Chefin der ezb Christine Lagarde verkündete: „Unsere Verpflichtung dem Euro gegenüber sind keine Grenzen gesetzt. Wir sind entschlossen, das volle Potential unseres Instrumentarium zu nutzen, das uns zur Verfügung steht.“
Lagarde ließ durchblicken, dass die ezb das bisherige Regelwerk nicht mehr berücksichtigen und Staatsanleihen zu kaufen werde. Ambrose Evans-Prichard vom Telegraph schrieb: „Es hat 20 Jahre gedauert, aber jetzt hat die Eurozone endlich ihre eigene Version der US-Notenbank“ (19. März).
Starke Führung
Das Coronavirus ist auch dabei, Europa an eine viel stärkere und autoritärere Regierung zu gewöhnen. In Frankreich, Italien und Deutschland patrouillieren Soldaten auf den Straßen. In Spanien überwachen Polizeidrohnen die öffentlichen Bereiche, steuern jede Menschenansammlung an und schicken die Leute nach Hause. Überall auf dem Kontinent stehen die Menschen praktisch unter Hausarrest.
Ob das Coronavirus nun so drastische Maßnahmen rechtfertigt oder nicht, sie bringen jedenfalls eine erhebliche Gefährdung der Bürgerrechte mit sich. Zeit Online veröffentlichte einen Artikel mit dem Titel „Ausgangssperre in Österreich: davon träumen die Autokraten“, in dem es heißt: „Österreich hat die Bürgerrechte wegen des Coronavirus stark eingeschränkt. In dieser Situation ist das verständlich, aber es ist auch gefährlich. ... Plötzlich werden Maßnahmen salonfähig, von denen Alleinherrscher und Diktatoren nur träumen können: Ausgangssperren, Aufhebung der Versammlungsfreiheit und eine größtmögliche Kontrolle des öffentlichen Lebens“ (16. März).
Dieser Autor warnte davor, dass die Europäer jetzt vielleicht „eine Einschränkung der Freiheiten eher als vorher hinnehmen könnten und dass das Verlangen nach dem sprichwörtlich starken Mann, der endlich etwas unternimmt, stärker werden wird“ (Hervorhebung hinzugefügt). Wenn Sie die Posaune oder Plain Truth (Klar und Wahr) gelesen haben, springt Ihnen das Wort „starker Mann“ ins Auge. Wir haben nämlich schon seit 80 Jahren vorhergesagt, dass ein „starker Mann“ die Kontrolle über ein vereintes Europa übernehmen wird.
Der Kommentator der Financial Times Gideon Rachman sagte, dass Chinas neueste Story – die Führung eines starken Mannes habe die Chinesen vor größerem Unglück gerettet – globale Auswirkungen haben könnte. „Wenn das an Zugkraft gewinnt, werden die geopolitischen Auswirkungen des Coronavirus anhalten“, schrieb er. „Die Ansicht, dass China im Begriff ist aufzusteigen und der Westen sich im Niedergang befindet, wird neue Anhänger bekommen. Und die Argumente für den Autoritarismus und gegen die Demokratie werden mit zunehmender Verwegenheit vorgebracht werden – sowohl in China als auch im Westen“ (17. März).
Die Europäer beginnen bereits, ihre Regierungen in Frage zu stellen. Einer Studie der Cambridge Universität im Januar zufolge haben die etablierten Parteien überall auf dem Kontinent viele Wähler an die Splitterparteien verloren und können nur noch schwer Regierungskoalitionen bilden, die dann auch unzulänglich regieren, wodurch sie dann noch mehr Wählerstimmen verlieren. Der Bericht stellt fest: „Europas durchschnittliches Niveau an Zufriedenheit verschleiert eine starke und weiter zunehmende Spaltung des Kontinents in eine ‚Zone der Verzweiflung‘ quer über Frankreich und Südeuropa und eine ‚Zone des Wohlbehagens‘, die sich über Westdeutschland, die Niederlande und Skandinavien erstreckt.“
Warum Europa um seine Vereinigung ringt
Der bereits verstorbene Herbert W. Armstrong, der Gründer des Magazins Plain Truth hatte eine erstaunliche Erfolgsbilanz bei seinen Vorhersagen der Ereignisse in Europa. Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg, als Deutschland noch in Schutt und Asche lag, sagte Herr Armstrong voraus, dass Deutschland wieder aufsteigen und eine Union von mehreren Ländern beherrschen würde. Man könnte das die Schlüsselprophezeiung seiner 50 Jahre langen Zeit als Prediger nennen.
Bedenken Sie, wie zersplittert Europa und wie schwach das Nachkriegsdeutschland zu dieser Zeit noch waren. Es war doch recht unwahrscheinlich, dass Deutschland wieder zum führenden Land Europas werden würde. Trotzdem sagte er seinen Hörern am 9. Mai 1945, einen Tag nach Deutschlands Kapitulation, dass Deutschland als Teil einer „Europäischen Union“ wieder auferstehen würde.
Als die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft in den 1950er Jahren noch in den Anfängen steckte, wusste Herr Armstrong bereits, dass das die erste Stufe der letzten Wiederauferstehung der Heiligen Römischen Reiches war. Plain Truth schrieb 1967 vor mehr als einem halben Jahrhundert: „Wenn 300 Millionen Europäer vereinigt würden und mit einer Stimme sprechen könnten, würde das jede Macht der heutigen Welt übertreffen. ... Mit einer Sache können wir rechnen. Das ist so sicher, dass Sie darauf wetten können: Der Ruf nach einer politischen Union in Europa wird immer lauter werden und es wird nicht lange dauern, bis wir erleben werden, wie sich der gemeinsame Markt weiterentwickeln und sich in die Vereinigten Staaten von Europa verwandeln wird.“
Herr Armstrong wusste, dass es eine Europäische Union geben würde. Und so geschah es. Er sagte voraus, dass Ost- und Westdeutschland sich vereinigen würden. Diese Vorhersage erfüllte sich nur wenige Jahre nach seinem Tod, als die Berliner Mauer am 9. November 1989 fiel. Herr Armstrong sagte auch voraus, dass Europa eines Tages eine gemeinsame Währung haben würde. Das wurde am 1. Januar 2002 Wirklichkeit, als der Euro eingeführt wurde. Er sagte, Deutschland werde eine Union europäischer Staaten beherrschen – und genau das erleben wir heute.
Wie konnte er das so genau vorhersagen? Weil er sich auf die Bibel stützte. Viele Bibelstellen beschreiben eine Weltmacht, die mehrere Male aufsteigt und wieder untergeht. Offenbarung 17 porträtiert diese Macht als ein Tier, ein Symbol für ein Imperium. Dieses Tier wird von einer Kirche geführt, die in der Bibel als Frau symbolisiert wird.
Die Prophezeiungen beziehen sich auf die wiederholen Versuche, das römische Reich in Europa aus seinen Ruinen wiederauferstehen zu lassen, um eine Macht wiederzubeleben, die einen Großteil des Kontinents unter einem Imperium vereinigt.
„Es wird eine Wiederauferstehung dieses alten römischen Reiches geben. Nicht viele Leute glauben das, weil die Menschen längst nicht mehr daran glauben, dass die Bibel wirklich meint, was sie sagt“, sagte Herr Armstrong in seinem Radioprogramm Die Welt von morgen vor mehr als 50 Jahren. „Sie müssen nur lange genug leben, um das zu erleben und dann werden Sie erfahren, dass Gott sprach, als Er sagte, dieses Reich würde kommen.“
In Offenbarung 17 steht, dass dieses Tier zehn Hörner hat. Es wird erklärt: „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie für eine Stunde Macht empfangen zusammen mit dem Tier. Diese sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier“ (Verse 12 und 13).
Das ist ein vereinigter europäischer Superstaat, regiert von Königen und nicht von gewählten Repräsentanten – geeint unter einem übergeordneten starken Mann. Genau in diese Richtung treibt die Coronavirus-Krise Europa – wie es bereits bei früheren Krisen geschah.
Aber was ist mit den inneren Auseinandersetzungen unter den europäischen Ländern, dem Konzept „Jedes Land für sich“ zur Problemlösung? Herr Armstrong sagte immer, der Prozess zur Bildung dieses Superstaates sei schwierig. In der Novemberausgabe 1965 des Plain Truth schrieb er, es sei „eine harte und ernste Tatsache“, mit der die europäischen Länder zurechtkommen müssen: „Die europäischen Länder sind absolut nicht in der Lage, sich durch eigene politische Manöver zu vereinigen“, schrieb er. „Mehr als 31 Jahre lang hat Plain Truth gesagt, Europa werde sich vereinigen. Und ebenfalls seit über 31 Jahren haben wir gesagt, diese Länder könnten sich nicht einig werden.“
Die Prophetie der Bibel lässt klar erkennen, dass die europäischen Länder noch einige Traumata vor sich haben. Sie spricht von einer Macht mit zehn Königen (Länder oder Ländergruppen). Die EU hat gegenwärtig 27 Mitgliedsländer – 19 davon in der Eurozone. Nur eine größere Krise könnte diese Zahl verringern. Der Chefredakteur der Posaune Gerald Flurry schrieb im Februar 2019: „Deutschland wird diese Krise benutzen, um Europa dazu zu zwingen, sich enger zu vereinigen. Bei diesem Prozess werden einige der Länder der Eurozone zum Austritt gezwungen werden. Wenn das geschieht, werden die Experten sagen, die europäische Vereinigung sei gestorben und die Europäische Union sei gescheitert. Hören Sie nicht auf Sie!“
Vielleicht wird die EU noch mehr gespalten und funktionsgestört, bevor diese Macht in Erscheinung tritt. Und auch wenn diese Macht sich uns zeigt, enthüllt die Bibel, dass es immer noch eine ernste Spaltung geben wird.
Was als nächstes kommt
Daniel 2 beschreibt diese selbe europäische Macht mit anderen Symbolen. Hier wird eine riesige menschliche Statue beschrieben, die aus vier Teilen besteht, von denen jeder ein anderes Imperium darstellt.
Ihre Beine bestehen aus Eisen – sie symbolisieren das römische Reich. Aber dieses Reich wurde im Laufe der Geschichte mehrmals wiederbelebt. Die siebte und letzte Wiederauferstehung dieses Imperiums wird von den Füßen dieser Statue symbolisiert. Diese Füße haben zehn Zehen – ein weiteres Symbol für die zehn Könige, die sich zusammenschließen werden. Aber dieses Imperium ist nicht aus reinem Eisen geschmiedet, sondern aus einer Mischung – „teils von Eisen und teils von Ton“ (Daniel 2, 33).
Die Bibel erklärt diese Symbolik. Vers 41 lautet: „ Dass du aber die Füße und Zehen teils von Ton und teils von Eisen gesehen hast, bedeutet: Das wird ein zerteiltes Königreich sein; doch wird etwas von des Eisens Härte darin bleiben, wie du ja gesehen hast Eisen mit Ton vermengt“... „Und dass du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt, bedeutet: Sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander vermischen, aber sie werden doch nicht aneinander festhalten, so wie sich Eisen mit Ton nicht mengen lässt“ (Vers 43). „Und dass die Zehen an seinen Füßen teils von Eisen und teils von Ton sind, bedeutet: Zum Teil wird‘s ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein“ (Vers 42).
Das beschreibt ein Zweckbündnis, eine Scheinehe. Stolze und unabhängige Länder sehen sich durch Krisen gezwungen, sich zu vereinigen. Sie vereinigen sich nur für kurze Zeit. Es ist aber keine stabile Union. Jedes Land behält einige seiner individuellen Loyalitäten.
Doch Europa muss selbst diese spärliche Einheit erst mal erreichen. Wie kann es das schaffen? Es braucht ein gemeinsames Selbstverständnis und ein gemeinsames Ziel, das für alle Mitglieder der Union gilt. Die EU hat das mit ihrer gemeinsamen Flagge, Hymne und durch Gespräche über Solidarität versucht. Aber die gegenwärtige Krise beweist, dass das keinen Erfolg hatte. Es braucht mehr.
„Jahrelang hat Plain Truth gesagt, diese Länder werden einsehen müssen, dass sie unfähig sind, sich selbst politisch zu vereinigen – einen gemeinsamen politisch- militärischen Anführer zu wählen, dem alle vertrauen“, schrieb Herr Armstrong. „Am Ende werden sie sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass sie nach einer höchsten Autorität suchen müssen, der sie alle vertrauen! Diese höchste Autorität kann kein Politiker und auch kein General sein... Die einzig mögliche Alternative ist ein religiöser Anführer!“ (Plain Truth, November 1965).
Europa hat versucht, sich ohne die Hilfe der Religion (der katholischen Kirche) zu vereinigen, aber das hat nicht funktioniert. Seine Reaktion auf die Coronavirus-Krise zeigt, wie sehr es diese Hilfe braucht. Herr Flurry erklärte 2006, wie das geschehen wird: „Im Laufe der ganzen europäischen Geschichte hat die Übereinstimmung der Ziele von Kirche und Staat dabei mitgeholfen, die Spaltung Europas zu überwinden. Karl der Große hat gezeigt, wie stark Europa sein konnte, als er eine Partnerschaft zwischen Deutschland und der römisch-katholischen Kirche einging und das Heilige Römische Reich etablierte. Dieses Reich ist seit dieser Zeit schon mehrmals wiederauferstanden.
„Aber diese Vereinigung von Kirche und Staat war nicht immer eine glückliche Ehe. Für gewöhnlich wurden die beiden durch eine Krise zusammengeführt – durch eine Notsituation. ...
„Herbert W. Armstrong glaubte, dieselbe Konstellation würde sich auch in unserer Zeit ergeben – dass die europäischen Länder sich wegen einer Krise plötzlich vereinigen würden und dass die römisch-katholische Kirche eine wichtige Rolle bei der Lösung dieses Notfalles spielen würde. In Krisenzeiten hat die Religion die Möglichkeit, die Leute zusammenzubringen! ...
„Es kommen Krisen zustande, die zu dieser ‚Notsituation‘ führen, woraufhin Europa sich an das neuerlich erstarkte Deutschland wendet und am Ende Kirche und Staat zusammenbringt – sei es nun auf Grund der schwächelnden US-Wirtschaft oder wegen einer Gefahr, die sich im Nahen Osten zusammenbraut“ (Posaune, April 2006).
Es bleibt uns noch ein langer Weg bis zu dem in der Bibel prophezeiten, europäischen Superstaat. Einige Einzelheiten wie die zehn Könige, der starke Anführer und die Rolle der katholischen Kirche haben sich noch nicht erfüllt. Aber das Coronavirus weist auf zukünftige Krisen hin, die Europa sicherlich der Macht näher bringen werden, die in der Bibel beschrieben ist.
Wir müssen das weiter beobachten. Nicht nur, weil die Bibel prophezeit, dass diese heranwachsende Supermacht sich auch auf Ihr Leben auswirken wird, sondern auch aus einem sogar noch wichtigeren Grund. Wenn Sie beobachten, dass diese Prophezeiungen sich in allen Einzelheiten in den täglichen Nachrichten als wahr erweisen, werden sie erkennen, dass die Bibel tatsächlich von Gott inspiriert wurde – ein Buch, auf das Sie sich in allen Einzelheiten und unter allen Umständen verlassen können.