Wo Putin das Sagen und Biden das Nachsehen hat
Amerika engagiert sich wieder mehr im Nahen Osten. Doch die Kräfteverhältnisse haben sich längst zugunsten Russlands verschoben.
Schon seit einigen Jahren ist es offenkundig: Die USA verlieren das Interesse am Nahen Osten. Geostrategisch wie politisch und wirtschaftlich spielt die Krisenregion, dieses Dauer-Ärgernis, keine besondere Rolle mehr. Für die Supermacht haben die Rivalität mit China und Russlands Provokationen einen wesentlich größeren Stellenwert. Doch nun kehrt Amerika in den Nahen Osten zurück. Mit viel Geld, Gesprächen und Waffen will Präsident Joe Biden wieder mehr Stärke zeigen.
Das Engagement ist allerdings weniger einer neu entdeckten Zuneigung für die Weltgegend geschuldet, als vielmehr Pekings und vor allem Moskaus energischem Auftreten. Die Vereinigten Staaten können ihrem Selbstverständnis nach nicht einfach einem Wladimir Putin das Feld überlassen. Da muss gegengehalten werden. Allerdings dürfte es für eine klare Kräfteverschiebung zu spät sein.
Im Nahen Osten haben sich Israel und die mit den USA verbündeten arabischen Herrscher längst anders orientiert: Richtung Moskau. Gerade die Ukraine-Krise hat ihnen nochmals vor Augen geführt, dass auf Amerika kein Verlass ist. Es kommt in diesen Zeiten darauf an, sich mit dem Kreml gutzustellen. Nur so lässt sich etwas erreichen.
Die Vereinigten Staaten führen nun schon seit zwei Jahrzehnten Krieg gegen den Terrorismus. Es wurde amerikanisches Blut im Wüstensand des Iraks vergossen, in Häusern in Afghanistan, in den Bergen des Jemen, in der Wildnis Pakistans und in den Gewässern um das Horn von Afrika. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Amerika diesen Krieg jemals erfolgreich zu Ende bringen könnte.
Manche Beobachter stellen offen die Frage, ob die Vereinigten Staaten, die drei Jahrzehnte lang die einsame Supermacht der Welt waren, jemals wieder einen Krieg gewinnen werden.
Bemerkenswert war, dass ein Nachrichtensprecher mutig verkündet hatte, Amerika habe bereits seinen letzten Krieg gewonnen – damals in den 1950er Jahren. Er behauptete, der zweite Weltkrieg sei der letzte militärische Sieg der Vereinigten Staaten gewesen.
Die Philadelphia Posaune ist von Anfang an bei dieser Voraussage geblieben. Es ist eine unerfreuliche Realität, der wir ins Auge sehen müssen, doch es ist die Realität und wir müssen mit ihr fertig werden.
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