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Das Erstgeburtsrecht und das Zepter (Dritter Teil)
Fortgesetzt von Das Erstgeburtsrecht und das Zepter (Zweiter Teil)
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as das Erstgeburtsrecht einschloss
Nun werden wir gleich sehen, welche Segnungen mit dem Erstgeburtsrecht verbunden waren:
„Und Isaak, sein Vater, sprach zu ihm: Komm her und küsse mich, mein Sohn! Er trat hinzu und küsste ihn. Da roch er den Geruch seiner Kleider und segnete ihn und sprach: Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch des Feldes, das der Herr gesegnet hat. Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde [die fruchtbaren Gebiete der Erde] und Korn und Wein die Fülle. Völker sollen dir dienen, und Stämme sollen dir zu Füßen fallen. Sei ein Herr über deine Brüder, und deiner Mutter Söhne sollen dir zu Füßen fallen. Verflucht sei, wer dir flucht; gesegnet sei, wer dich segnet!“ (Vers 26-29).
Wir müssen uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass dies materielle Verheißungen sind, die einem bestimmten Volk gegeben wurden. Nicht ein Satz davon bezieht sich auf die Erlösung. Nationaler Wohlstand – Regen, Korn und Wein im Überfluss, die Fettigkeit der Erde – Wachstum und Besitz. Alles bezieht sich ausschließlich auf dieses gegenwärtige physische Leben.
Als Esau zurückkam und sah, dass Jakob ihm zuvorgekommen war, stieg Bitterkeit in ihm auf. Vergeblich bat er seinen Vater, auch ihn zu segnen – Isaak konnte nicht rückgängig machen, was geschehen war. Statt dessen prophezeite er Esau:
„Siehe, du wirst wohnen ohne Fettigkeit der Erde und ohne Tau des Himmels von oben her. Von deinem Schwerte wirst du dich nähren, und deinem Bruder sollst du dienen. Aber es wird geschehen, dass du einmal sein Joch von deinem Halse reißen wirst“ (1. Mose 27, 39-40).
Daraufhin heißt es: „Und Esau war Jakob gram …„ (Vers 41).
Prophezeiungen für die Türkei
Viele der Nachkommen Esaus sind heute bekannt als die Türken. Denken wir daran, dass alle Prophezeiungen, die sich auf Edom bzw. Esau beziehen, im allgemeinen dem türkischen Volk gelten.
In seiner Prophezeiung sagte Isaak voraus, dass für Esaus Nachkommen die Zeit käme, da sie das Joch Israels von ihrem Hals reißen würden. Das ist eingetroffen. Das Volk Israel wurde später wegen seiner Sünden aus dem Land der Verheißung, das ihnen laut Erstgeburtsrecht gehörte, vertrieben. Die Türken kamen in Palästina zur Macht (Osmanisches Reich) und waren vier Jahrhunderte lang im Besitz dieses Landes, bis England es im Jahre 1917 annektierte. Die Nachkommen Esaus waren stets an diesem Land interessiert, das einen Hauptbestandteil des Erstgeburtsrechts darstellte. Die Türken haben sich wirklich „vom Schwerte genährt“.
Die Lehre für uns
Was können wir aus der Geschichte mit Jakob und Esau lernen? Gott hatte Jakobs Mutter schon vor dessen Geburt offenbart, dass Jakob das Erstgeburtsrecht erhalten sollte. Anstatt jedoch zu warten, bis Gott dieses Versprechen auf seine Weise einlöste, griffen Jakob und seine Mutter zu Lüge und Täuschung, um das Erstgeburtsrecht zu gewinnen.
Darin ist eine Lektion für uns enthalten. So wie Isaak in gewissem Sinne symbolisch ist für Christus, so ist Rebekka in gewissem Sinne symbolisch für die Kirche, in der noch immer Schwachheit und Fleischlichkeit wohnen.
Wir haben es manchmal allzu eilig. So kann es sein, dass wir Gott um Dinge bitten, die er in seinem Wort zugesagt hat, ihm dann aber vorschreiben möchten, wie und wann er sein Versprechen einlösen soll. Wir müssen lernen, geduldig und vertrauensvoll zu warten. Er tut alles auf seine Weise, zu seiner Zeit. Und er sagt uns unmissverständlich, dass unsere Wege nicht seine Wege sind. Sobald wir dem Allmächtigen etwas anvertrauen, dürfen wir nicht nur das Vertrauen haben, sondern müssen dem Allerhöchsten die nötige Achtung zollen, dass wir die Angelegenheit ganz in seinen Händen lassen.
Hätte Jakob die Angelegenheit nicht selbst in die Hand genommen, dann wäre ihm das Erstgeburtsrecht zweifellos auf legitime Weise zugefallen. So aber hatte Jakob, dessen Name „der Verdränger“ oder „der Hinterlistige“ bedeutet, mit viel größeren Schwierigkeiten zu kämpfen als seine Vorfahren, bevor er schließlich Gottes Segen erlangte.
Erst nach Jahren schwieriger Prüfungen und nachdem er schließlich die ganze Nacht mit Gott gerungen (1. Mose 32, 24-29) und sich zu seinem Namen – Jakob, der „Verdränger“ – bekannt hatte, gab Gott Jakob seinen Segen; er nahm seinen schmachvollen Namen von ihm und gab ihm den neuen Namen „ Israel “, was soviel bedeutet wie „Überwinder“ oder „Gottesstreiter“.
Wir sehen, dass die Verheißungen jeweils auf einen einzigen Menschen übertragen wurden – von Abraham auf Isaak, von Isaak auf Jakob. Zunächst deutete nichts darauf hin, dass die Nachkommen Abrahams zu einem großen Volk werden sollten. Erst zur Zeit Jakobs fing diese Entwicklung an. Drei Generationen lang hatte es sich um ein „Ein-Mann-Volk“ gehandelt; doch Jakob hatte zwölf Söhne, und durch sie nahm das zukünftige große Volk und die zukünftige Völkergemeinschaft ihren Anfang.
Ruben verliert das Erstgeburtsrecht
Der nächste rechtmäßige Erbe des Erstgeburtsrechts war Ruben, der älteste Sohn Jakobs bzw. Israels und dessen erster Frau Lea. Doch wie Esau, so verlor auch Ruben dieses Recht. Statt dessen wurde es Joseph zugesprochen, dem elften Sohn Jakobs, dem Erstgeborenen Rahels. Rahel war die zweite Frau Jakobs, die er von Anfang an wirklich geliebt hatte.
Wie gesagt, das Erstgeburtsrecht stand eigentlich Ruben zu, nicht Joseph. In 1. Chronik 5, 1-2 erfahren wir, warum es auf Joseph übertragen wurde: „Die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels – denn er war zwar der Erstgeborene, aber weil er seines Vaters Bett entweihte, wurde sein Erstgeburtsrecht gegeben den Söhnen Josephs, des Sohnes Israels, doch wurde er nicht in das Geschlechtsregister als Erstgeborener aufgezeichnet; denn Juda war mächtig unter seinen Brüdern, und einem aus seinem Stamm wurde das Fürstentum [„Zepter“] gegeben, Joseph aber erhielt das Erstgeburtsrecht .“
Hier ist nun der Zeitpunkt, an dem die beiden Teile der Verheißung an Abraham getrennt wurden – einmal das Erstgeburtsrecht, bei dem es um materielle, volksbezogene Versprechen geht, und zum anderen das „Zepter“, das die geistlichen und die auf das Königtum bezogenen Versprechen umfasst.
Halten wir also fest, dass das Erstgeburtsrecht (Besitz des verheißenen Landes, zahlreiche Nachkommenschaft, Wohlstand des ganzen Volkes und internationale Vorrangstellung) jetzt auf Joseph und dessen Söhne überging.
Das Erstgeburtsrecht wurde nicht allen Stämmen Israels als Erbe gegeben. Es ging nicht an den Stamm Juda, die Juden! Vielmehr wurde nur ein Teil der Israeliten, nämlich die Nachkommen Josephs, als Erbe dieser großen nationalen Verheißungen bestimmt.
Die nationalen Verheißungen bezüglich der zahlreichen Nachkommenschaft („viele Samen“) wurden also einem ganz anderen Stamm zugesprochen als die Verheißung des „einen Samens“, Christus, der aus dem Stamme Juda hervorgehen sollte. Diese Tatsache der zwei unterschiedlichen Verheißungen, die in diesem Kapitel betont wurden, sollten inzwischen jedem Leser vollkommen klar sein.
Behalten Sie das fest im Gedächtnis. Es ist einer der hochwichtigen Schlüssel zum Verständnis der Bibel.
Vor seinem Tode lebte Jakob mit seinen Söhnen in Ägypten. Sicher kennen Sie die Geschichte, wie Joseph von seinen Brüdern als Sklave nach Ägypten verkauft wurde und wie er dort zum Premierminister, zum nächstwichtigen Mann nach dem Pharao, aufstieg. Gewiss erinnern Sie sich an den biblischen Bericht über die sieben fetten und die sieben mageren Jahre, als unter Josephs Leitung in Ägypten große Nahrungsspeicher gebaut wurden. Bekanntlich reisten dann Josephs Brüder auf der Suche nach Nahrungsmitteln nach Ägypten, wo sie Joseph nicht als ihren Bruder erkannten. Joseph schickte sie zurück und gebot ihnen, auch ihren Vater und Bruder Benjamin nach Ägypten zu bringen, bevor er ihnen schließlich unter dramatischen Umständen seine wahre Identität offenbarte.
Diese Geschichte weist gewisse Parallelen mit unserer Zeit auf. Auch heute ist die wahre Identität Josephs, genauer gesagt, der Nachkommen Josephs, seinen Brüdern und der übrigen Welt verborgen, doch bald wird sie erneut offenbart werden. ▪
Wird fortgesetzt...