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Das Erstgeburtsrecht und das Zepter (Erster Teil)
Fortgesetzt von Israel wurde nationale Größe versprochen – die Juden haben sie nie erlangt. Warum? (Vierter Teil)
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ir kommen nun zu einer äußerst wichtigen Unterscheidung, die bisher nur sehr wenige richtig verstanden haben. Ganz wenige haben in der Tat jemals bemerkt, dass die an Abraham ergangenen Verheißungen zweifach waren. Die Verheißung an Abraham umfasst nämlich zwei Aspekte; die Bibel selbst unterscheidet ganz klar diese beiden Elemente der Verheißung.
Die geistliche Seite der Verheißung, nämlich die Verheißung des „einen Samens“, des Messias, und der Erlösung durch ihn, wird in der Bibel als das Zepter bezeichnet. Die materielle, das Volk betreffende Seite der Verheißung aber, die sich auf viele Völker, auf Reichtum, Wohlstand und Macht und auf den Besitz des heiligen Landes bezieht, wird in der Bibel Erstgeburtsrecht genannt.
Durch Abstammung, nicht durch Gnade
Was bedeutet nun der Begriff „Erstgeburtsrecht“? Das Erstgeburtsrecht ist ein natürliches Recht oder Privileg, das durch die Geburt bzw. Abstammung erworben wird. Es ist etwas, das einem durch Geburt zusteht oder zufällt. Es hat nichts mit einem Gnadenakt zu tun, der einem als unverdiente Gabe gewährt wird. Das Erstgeburtsrecht hat also lediglich mit der Abstammung zu tun. Es verschafft Anspruch auf Besitztümer, die sich durch Geburt dem Recht entsprechend vom Vater auf den ältesten Sohn weitervererben.
Der Begriff „Zepter“ dagegen versinnbildlicht ein königliches Amt, königliche Macht; ein Zepter zeugt von Herrschaft und höchster Gewalt. In der Verheißung an Abraham bedeutet Zepter die königliche Linie unter Abrahams Nachfahren, die zu Christus führt; durch ihn bringt sie Gnade für alle.
Wir haben gesehen, dass beide Elemente der Verheißung, sowohl das Erstgeburtsrecht als auch das Geschenk der Gnade, Abraham bedingungslos zugesprochen wurden. Und die gleichen Zusagen bezüglich des Zepters und des Erstgeburtsrechts erhielten später auch Isaak und Jakob. Aber von da an – und diese Tatsache sollte uns die Augen öffnen – treten diese beiden Aspekte der Verheißung getrennt voneinander auf. Die Verheißung des Zepters, also der königlichen Linie, die in Christus gipfelt, und die Verheißung der Gnade durch ihn wurde an Juda weitergegeben, einen der Söhne Jakobs. Juda ist der Stammvater aller Juden. Das Erstgeburtsrecht dagegen wurde nicht den Juden versprochen. Es wurde nie den Nachkommen Judas zugesagt.
Überzeugen Sie sich selbst davon, dass Juda nicht das Erstgeburtsrecht erhielt! Lesen Sie die betreffenden Stellen in Ihrer eigenen Bibel:
„Es wird das Zepter von Juda nicht weichen …“ (1. Mose 49, 10).
„Joseph aber erhielt das Erstgeburtsrecht“ (1. Chron. 5, 2).
Das Zepter ging an Juda und blieb auch bei den Juden. König David war aus dem Stamme Juda. Alle auf ihn folgenden Könige seiner Dynastie waren aus dem Hause David, vom Stamme Juda. Auch Jesus Christus war aus dem Hause Davids geboren, aus dem Stamme Juda.
Was jedoch die meisten Menschen nicht wissen, ist, dass nur ein Teil der „Kinder Israel“ Juden waren.
Jawohl, lesen Sie das noch einmal: Nur ein Teil der Israeliten waren Juden!
Darauf werden wir aber erst im sechsten Kapitel näher eingehen. Jedenfalls wurden nur die Angehörigen dreier Stämme (Juda, Benjamin und Levi) als Juden bekannt. Alle Juden sind Israeliten, doch die meisten Israeliten sind keine Juden!
Die Verheißung des Erstgeburtsrechts ging also nicht an die Juden. Das Zepter dagegen – die Verheißung des Messias und der Gnade – wurde auf den Stamm Juda übertragen. „Das Heil“, sagte Jesus, „kommt von den Juden“ (Johannes 4, 22). Der Apostel Paulus schrieb, dass das Evangelium von Christus „eine Kraft Gottes [ist], die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich [zuerst] und auch die Griechen“ (Römer 1, 16). Die Verheißung der Gnade wurde also über Juda weitergetragen.
Im Gegensatz zu diesem allgemein bekannten Sachverhalt sind die Verheißungen, die in der Bibel als das „Erstgeburtsrecht“ bezeichnet werden, von den meisten Menschen überhaupt nicht verstanden worden. Nur wenige sind sich der Tatsache bewusst, dass Gott außer den Verheißungen des Zepters Abraham auch andere Versprechen gegeben hat.
Das Erstgeburtsrecht ging nie an die Juden
Das „Erstgeburtsrecht“, diese großen materiellen und nationalen Versprechen, wurden also niemals den Juden gegeben. Die entscheidende Tatsache, die immer wieder übersehen wird, besteht darin, dass Joseph das Erstgeburtsrecht erhielt. Wie wir später sehen werden, waren weder Joseph noch seine Nachkommen Juden.
Dieses Wissen um das Erstgeburtsrecht ist der Drehpunkt dieser ganzen Wahrheit, der sich als der Schlüssel zum Verständnis aller Prophezeiungen erweisen wird! Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass Sie dies klar verstehen!
Wie bereits dargelegt, schließt das „Erstgeburtsrecht“ nur das ein, was einem durch die Geburt zufällt. Niemand aber kann aus seiner Geburt ein Recht auf das ewige Leben herleiten. Andernfalls bedürfte es ja keiner Gnade. Erlösung geschieht aus Gnade durch unverdiente Vergebung, als Gabe Gottes, als unverdiente Gunst. Nur materiellen Besitz können wir durch ein Geburtsrecht erlangen. Wenn sich ein solches Erstgeburtsrecht von Generation zu Generation an eine ständig wachsende Nachkommenschaft weitervererbt, dann entwickelt es sich schließlich zu einem nationalen Erbe. Doch wie gesagt, es überträgt lediglich materielle Besitztümer sowie die damit verbundene Macht und den entsprechenden gesellschaftlichen Rang, jedoch keine Segnungen geistiger Art. Das Erstgeburtsrecht ist eine Angelegenheit der Abstammung, nicht der Gnade.
Ein weiterer Unterschied zwischen Erstgeburtsrecht und Gnadenverheißung („Zepter“) ist folgender: Das Erstgeburtsrecht wird normalerweise vom Vater auf den ältesten Sohn übertragen. Es gibt keine Bedingungen, die der Erbe erfüllen muss. Der Sohn muss nichts tun, um sich des Erbes als würdig zu erweisen. Er erhält dieses Recht einzig und allein deswegen, weil er als erster Sohn seines Vaters geboren wurde. Er hat auf dieses Recht Anspruch, ohne es sich verdient oder sich seiner würdig erwiesen zu haben. Er könnte sich jedoch disqualifizieren und so das Erstgeburtsrecht verlieren oder erst gar nicht erhalten.
Das Geschenk ewigen Lebens dagegen, gewährt durch Gnade, ist an Bedingungen geknüpft. Weder Sie noch ich haben ein Recht auf das Geschenk des ewigen Lebens. Niemand hat ein Recht darauf, als ein Sohn Gottes geboren zu werden und ein Mitglied der Gottfamilie zu werden. Bedenken wir doch, wohin es führen würde, wenn dem nicht so wäre! Selbst der schlimmste Verbrecher könnte sagen: „Hör zu, Gott! Ich hasse dich. Ich weigere mich, dir zu gehorchen. Aber ich verlange von dir die Gabe des ewigen Lebens! Es ist mein Recht! Ich will in deine göttliche Familie hineingeboren werden – ich will die ganze gewaltige Macht eines Sohnes Gottes besitzen. Ich will Uneinigkeit in deine Familie hineinbringen und Streit, Feindschaft, Hass und Unglück unter all deinen Kindern heraufbeschwören. Ich verlange diese Macht als dein mir zugestandenes Geschenk, als mein Recht, damit ich diese Macht für meine eigenen Zwecke missbrauchen kann!“ ▪
Wird fortgesetzt...