Ihr kostenloser Newsletter

Der Zweite Weltkrieg und Hitlers Papst (Erster Teil)

Wikimedia Commons

Der Zweite Weltkrieg und Hitlers Papst (Erster Teil)

Das Heilige Römische Reich in der Prophezeiung - Kapitel sieben

Fortgesetzt von Napoleon – ein Sohn Roms (Zweiter Teil)

Als Benito Mussolini 1922 Italiens Premierminister wurde, begann er unverzüglich, sein Regime als das Heilige Römische Reich zu bezeichnen.

1929 unterzeichnete er ein Abkommen mit dem Vatikan, worin der römische Katholizismus zur einzigen staatlich anerkannten Religion im faschistischen Italien erklärt wird. Diese Vereinbarung, bekannt als die Lateranverträge, begeisterten Papst Pius XI., der Mussolini einen „von der Vorsehung gesandten Mann“ nannte. Die Verträge erfreuten auch Kardinal Eugenio Pacelli, der im Februar 1930 zum Staatssekretär des Vatikans aufstieg und der spätere Papst Pius XII. wurde.

Die Lateranverträge weckten auch das Interesse einer anderen aufsteigenden autoritären Person in Europa: Adolf Hitler.

Der Zweite Weltkrieg, der zehn Jahre später seinen Anfang nahm, markierte den Höhepunkt der sechsten Wiederauferstehung des Heiligen Römischen Reichs. Es gibt heutzutage keinen Mangel an Fakten und Zahlen über den Zweiten Weltkrieg und es fehlt auch nicht an Nachforschungen und Büchern von intelligenten Historikern, die all diese Informationen entschlüsseln. In Buchläden und Onlineshops wimmelt es nur so von Büchern mit allen Einzelheiten über die Ursachen des Krieges, den Grad der Zerstörung, den versuchten Völkermord an den europäischen Juden und vielen anderen Aspekten dieses Teils der Geschichte.

Trotz aller Aufmerksamkeit bleibt unter vielen zeitgenössischen Historikern ein gemeinsamer weißer Fleck hinsichtlich des Zweiten Weltkriegs bestehen.

Wir haben die kritischen Beiträge untersucht, die der Vatikan und verschiedene katholische Persönlichkeiten zu den Unterfangen Karls des Großen, Otto des Großen und Napoleons beitrugen. Wir haben gesehen, wie sich der Vatikan an fast allen diesen überaus blutigen und zerstörerischen Konflikten in Europa beteiligt hat. Und betrachtet man diese Vergangenheit im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg, so stellt sich zwangsläufig die Frage:

Hat der Vatikan auch Adolf Hitler und Nazideutschland während des Krieges unterstützt und stillschweigend gebilligt?

Hitler und der Vatikan

Nur ein paar Tage nachdem Mussolini im Februar 1929 die Lateranverträge unterzeichnet hatte, pries Adolf Hitler das Abkommen in einem Artikel des Völkischer Beobachter, der Zeitung der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei. Hitler hatte zu dieser Zeit kein politisches Amt inne, aber die nachfolgenden Ereignisse enthüllen, dass er bereits den Tag erwartete, an dem er eine Art deutscher Mussolini werden würde – mit der Macht, sein eigenes Konkordat mit dem Vatikan auszuhandeln.

Wie schon Karl der Große und die Kaiser des Heiligen Römischen Reichs vor ihm, wusste auch Hitler, dass er die Unterstützung des Vatikans brauchte, wenn er die absolute Herrschaft über Deutschland und dann über Europa und den Rest der Welt erringen wollte.

Robert G. L. Waite zitiert in seinem Buch The Psychopathic God – Adolf Hitler (Der psychopathische Gott – Adolf Hitler) eine vielsagende Feststellung Hitlers: „Vor allem habe ich viel von dem Jesuitenorden gelernt“ (Hervorhebung durchgehend hinzugefügt).

Hitlers Persönlichkeit und Führerschaft waren stark von den katholischen Jesuiten beeinflusst. „Mit Sicherheit erinnert der Eid des absoluten Gehorsams dem Führer gegenüber stark an den besonderen Eid, den die Jesuiten dem Papst schwören“, schrieb Waite. „Außerdem sprach Hitler von seiner Elitetruppe SS, die das geheiligte Symbol und eine schwarze Uniform trug, als seine Ordensgemeinschaft der Gesellschaft Jesu. Er befahl den SS-Offizieren, die „geistlichen Exerzitien“ von Ignaz von Loyola zur Übung in der strengen Disziplin des Glaubens zu studieren.

Adolf Hitler lernte viel vom Vatikan und seiner Arbeitsweise.

Aber Hitler hat nicht bloß einige Praktiken von der katholischen Kirche übernommen. Wie schon seine Vorgänger im Heiligen Römischen Reich, vertraute er auf die moralische und geistliche Unterstützung und den Schutz des Vatikans, während er seine düsteren und hochtrabenden Ziele verfolgte.

Das geschichtliche Geschehen ist unglaublich – und stark verurteilend.

Während der 1920er Jahre widmeten sowohl Papst Pius XI. als auch Eugenio Pacelli Deutschland sehr viel Aufmerksamkeit, als es sich vom Ersten Weltkrieg erholte (Pacelli war damals Erzbischof und von 1917 bis 1929 als päpstlicher Nuntius zunächst in Bayern und ab 1920 auch als Nuntius von Deutschland und ab 1925 apostolischer Nuntius von Preußen akkreditiert; er verlagerte seinen Amtssitz nach Berlin). Infolge des Ersten Weltkriegs war der Vatikan überaus besorgt, dass der sowjetische Kommunismus in Europa eindringen und anfangen könnte, das „Christentum“ zu untergraben. Wie schon so oft in der Vergangenheit brauchte der Vatikan ein Werkzeug, mit dem er sich selbst und das katholische Europa verteidigen konnte. Adolf Hitler war noch jung und unerfahren, aber da war etwas Ungewöhnliches und Spezifisches an ihm. Pius XI. und Pacelli erkannten frühzeitig, dass er genau der Mann sein könnte, den sie brauchten.

Erzbischof Pacelli tat wahrscheinlich mehr als jeder andere außerhalb Deutschlands, um Hitler an die Macht zu bringen. Er unterstützte die nationale Koalition der Katholiken mit den Nazis, die für Hitler den Weg zum Reichskanzler ebnete. Anschließend wies er die Deutsche Zentrumspartei, die entscheidende Kraft des politischen Katholizismus, sowie andere deutsche Parlamentarier an, für das Ermächtigungsgesetz zu stimmen, das Hitler quasi diktatorische Macht verlieh.

Dieser Geschichtsverlauf ist in Hitler’s Pope (Hitlers Papst) nachgezeichnet, ein Bestseller von John Cornwell. Cornwell, ein frommer Katholik, wollte zunächst ein Buch über Pius XII. schreiben, nachdem er sich über Anschuldigungen, Pius hätte Hitler und das dritte Reich unterstützt, geärgert hatte. Man gewährte Cornwell während seiner Recherchen für das Buch Zugang zu den Archiven des Vatikans. Warum auch nicht? Der Mann beabsichtigte, ein Buch zur Verteidigung des Vatikans zu schreiben. Aber nach Auffindung der Fakten änderte sich Cornwells Ansicht. Der gewissenhafte katholische Historiker war schockiert und erstaunt darüber, was er las. Die Kritiken an Pius XII. waren gerechtfertigt – in Wirklichkeit war es noch schlimmer, als viele wussten.

Pacelli wurde im Februar 1930 in den Vatikan zurückberufen und zum Kardinalstaatssekretär ernannt. Er verbrachte wochenlang in der Gesellschaft von Monsignor Ludwig Kaas, einem deutschen katholischen Priester und Vorsitzenden der Deutschen Katholischen Zentrumspartei. Zusammen schmiedeten sie Pläne für ein Konkordat zwischen Deutschland und dem Vatikan und diskutierten Möglichkeiten, in Berlin eine Regierung an die Macht zu bringen, die einem solchen Konkordat positiv gegenüberstehen würde. Als Hitler und die nationalsozialistische Partei Anfang der 1930er Jahre immer populärer wurden, ermutigten Papst Pius XI. und Kardinal Pacelli Ludwig Kaas und die Führung der Zentrumspartei, die Vorteile einer Zusammenarbeit mit den Nazis zu erkunden.

Der Vatikan war also zweifelsohne daran beteiligt, Hitler zur Kanzlerschaft zu verhelfen.

Die Einmischung des Vatikans führte im Januar 1933 zu dem Ergebnis, dass die Regierungskoalition in Deutschland zerbrach. Der Abgeordnete der Katholischen Zentrumspartei Franz von Papen überredete den Staatspräsidenten Paul von Hindenburg, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen, gestützt von einer Koalition der NSDAP und der katholischen Zentrumspartei. Von Papen sollte Vizekanzler werden.

Hitler war nun Kanzler, aber er hatte noch nicht die Befugnis, das von Pacelli gewünschte Konkordat zwischen Nazi-Deutschland und dem Vatikan abzuschließen.

Das änderte sich am 23. März 1933 mit Hitlers Erhalt der Machtvollkommenheit, nachdem die Parlamentarier sowohl des Reichstages als auch des Reichsrates das Ermächtigungsgesetz verabschiedet hatten. Mit diesem Gesetz wurde die Weimarer Verfassung geändert und das deutsche Kabinett, das unter der totalitären Herrschaft Hitlers stand, ermächtigt, Gesetze ohne die Zustimmung des Parlaments zu verabschieden. Befreit von der deutschen Verfassung konnte jetzt Hitler sein Nazireich bauen.

Hitler belegte kommunistische und viele sozialdemokratische Abgeordnete mit einem Abstimmungsverbot über das Ermächtigungsgesetz. Trotzdem brauchte er Unterstützung, um die anderen Parteien und Abgeordneten zu überzeugen, dem Gesetz mit „JA“ zuzustimmen. Glücklicherweise hatte er Ludwig Kaas, den Führer der Deutschen Katholischen Zentrumspartei – ein katholischer Priester und enger Freund von Kardinal Pacelli – auf seiner Seite. Kaas überredete Abgeordnete von seiner eigenen Partei und auch von anderen Parteien, dem Ermächtigungsgesetz zuzustimmen. Am Tag der Abstimmung hielt dieser einflussreiche Politiker und katholische Priester sogar eine Rede im Reichstag, in der er sich für dieses Gesetz aussprach.

Auch Hitler sprach an diesem Tag. In seiner Botschaft pries er die katholische Kirche und unterstrich ihre Bedeutung in der deutschen Geschichte. Es war offensichtlich, dass Hitler und Kaas übereingekommen waren, dass Kaas das Ermächtigungsgesetz unterstützen und andere überreden würde, dafür zu stimmen und er im Gegenzug von Hitler bevorzugt behandelt würde, wenn dieser erstmal Diktator geworden war.

Wie oft hören Sie heutzutage noch Jemanden darüber reden?

Am Tag nach Unterzeichnung des Ermächtigungsgesetzes, wodurch Hitler diktatorische Macht verliehen wurde, reiste Ludwig Kaas nach Rom, um laut seiner Worte „die Möglichkeiten für ein umfassendes Einvernehmen zwischen Kirche und Staat zu erkunden.“ Seine „Erkundungen“ waren erfolgreich. Weniger als vier Monate später unterzeichnete Nazi-Deutschland einen Vertrag – den ersten des Dritten Reichs – mit dem Vatikan!  

Fortgesetzt in Der Zweite Weltkrieg und Hitlers Papst (Zweiter Teil)

DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH IN DER PROPHEZEIUNG

Das Heilige Römische Reich hat grundlegende und tiefgreifende Beiträge zur westlichen Zivilisation geleistet – aber seine vielen Wiedergeburten waren auch von schmerzlichen und katastrophalen Folgen begleitet. Europäische Staats- und Regierungschefs haben sich zum Ziel gesetzt, den zersplitterten europäischen Kontinent zu vereinen, indem sie das Vermächtnis dieser außergewöhnlichen Kirche-Staat-Beziehung wiederbeleben. Eine der großen Lektionen dieses Reiches ist, dass es immer wieder zurückkommt. Es gibt jedes Mal eine andere Auferstehung. Das Heilige Römische Reich ist nicht nur ein Relikt der Geschichte. Es ist im Begriff, eine zentrale Rolle im Weltgeschehen zu spielen. Wenn man die Natur und den Charakter dieser mächtigen Institution verstehen lernt, dann verrät es einem genau so viel über die Zukunft wie auch über die Vergangenheit.