Luther’s 95 Theses by Keren Tan on flickr/CC by 2.0/Cropped from the Original
Die Habsburger Dynastie – ein Weltreich (Zweiter Teil)
Fortgesetzt von Die Habsburger Dynastie – ein Weltreich (Erster Teil)
Das Werkzeug des Vatikans
Karl V. erreichte den Höhepunkt der Macht in der Zeit, wo die spanische und römische Inquisition in Europa wütete. Auch wenn die spanische Inquisition in den Tagen seiner Großeltern Ferdinand und Isabella ihren Anfang genommen hatte, brachte Karl sie auf ein neues Niveau. Er wurde zu einer tödlichen Waffe der katholischen Kirche.
Zunächst erzwang die Inquisition die Konvertierung von Juden und Muslimen. Alle Juden wurden im Jahr 1492 aus Spanien ausgewiesen. Dann wurde die Mehrheit der Morisken – zwangskonvertierte in Spanien lebende Mauren – ermordet, weil sie den Islam im Geheimen weiter ausübten.
Karl V. wurde 1516 König von Spanien (bekannt als Karl der I. von Spanien). Im Jahr darauf verfasste Martin Luther seine 95 Thesen und die protestantische Reformation begann. Die spanische Inquisition wurde aggressiv auf ganz Europa ausgeweitet und während der protestantischen Reformation zu ihrer vollen Raserei gebracht. Die Inquisition erwies sich als eine wirkungsvolle Waffe gegen die Reformation.
Viele Tausende in ganz Europa wurden zu dieser Zeit zum Katholizismus zwangskonvertiert, oder sie wurden von der Kirche gefoltert und hingerichtet. John Dowling schrieb im Jahr 1871 in seinem Buch The History of Romanism (Die Geschichte des Romanismus): „Seit der Geburt des Papismus … wurden nach vorsichtigen Schätzungen seriöser Historiker mehr als 50 Millionen Menschen wegen des Vergehens der Ketzerei von papistischen Häschern abgeschlachtet …“ Halleys Bibelhandbuch bestätigt diese Zahlen: „Historiker schätzen, dass im Mittelalter und in der Frühen Reformationszeit mehr als 50 Millionen Märtyrer umgekommen sind.“
Das ist mehr als das Doppelte der Bevölkerung Australiens, gefoltert und getötet deswegen, weil sie nicht zum Katholizismus übertreten wollten.
Karl V. kämpfte mit aller Macht gegen den Protestantismus. Im Jahr 1545 saß er dem Konzil von Trient vor, das die katholische Gegenreformation einleitete. Diese Reformation war die Reaktion des Vatikans auf die protestantische Reformation und wurde sehr brutal durchgeführt; Folter und Inhaftierung wurden angewendet, um abtrünnige Katholiken in den Schoß der Kirche zurückzuführen. Deutschlands protestantische Fürsten bildeten die Schmalkaldische Liga, die von Karl V. im Jahr 1547 zerschlagen wurde.
Karl war jedoch zu sehr mit anderen Kriegen beschäftigt, um verhindern zu können, dass der Protestantismus in Deutschland erstarkte, obwohl er hart kämpfte, dessen Verbreitung zu verhindern. Um das Jahr 1547 waren die Lutheraner in Deutschland so mächtig geworden, dass er sich zu deren Anerkennung gezwungen sah.
Karl V. dankte im Jahr 1556 ab. Nach seiner Regierungszeit kam es zu einer Aufteilung des Reiches zwischen der spanischen und der österreichischen Linie der Habsburger. Die österreichische Linie der Habsburger hatte weiterhin Anspruch auf den Titel „Römischer Kaiser deutscher Nation“ wie ihre Vorfahren fünf Jahrhunderte zuvor, abgesehen davon, dass sie nicht mehr nach Rom pilgerten, um vom Papst gekrönt zu werden. Das Amt des Kaisers wurde im Habsburger Adelsgeschlecht erblich.
Im frühen 17. Jahrhundert begann die Macht und Stärke des Habsburgerreichs – die vierte Wiederauferstehung des Heiligen Römischen Reichs – zu schwinden. Die protestantische Reformation hatte die einst so mächtige Kirche von Rom erheblich geschwächt. Die weltliche Macht begann sich nach Frankreich zu verlagern.
Die vierte Wiederbelebung des „Heiligen“ Römischen Reichs lag in seinen letzten Zügen, aber die unvermeidliche fünfte Wiederauferstehung war schon unterwegs! ▪
Fortgesetzt in Die Habsburger Dynastie – ein Weltreich (Dritter Teil)