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Napoleon – ein Sohn Roms (Erster Teil)

Jacques-Louis David

Napoleon – ein Sohn Roms (Erster Teil)

Das Heilige Römische Reich in der Prophezeiung - Kapitel sechs

Fortgesetzt von Die Habsburger Dynastie – ein Weltreich (Dritter Teil)

Die meisten Geschichtsbücher lehren, dass das Heilige Römische Reich mit Karl dem Großen begann und mit den Habsburgern irgendwann im sechzehnten Jahrhundert endete. Es wird allgemein angenommen, dass die protestantische Reformation der Beziehung Kirche-Staat ein Ende setzte. Die Französische Revolution Ende des achtzehnten Jahrhunderts, durch die die katholische Kirche unterdrückt wurde und es schließlich zu einer Entchristianisierung kam, wird ebenfalls als Sargnagel der Kirche angesehen.

Es besteht kein Zweifel daran, dass Einfluss und Ansehen der Kirche durch diese beiden Ereignisse zumindest zeitweise gesunken waren. Aber es ist ein Irrtum anzunehmen, dass das Heilige Römische Reich, die zyklische Reinkarnation der Kirche-Staat-Allianz, mit Auslaufen des 18. Jahrhunderts endete.

Zur Wende des 19. Jahrhunderts, im Kielwasser der Französischen Revolution, verbündete sich ein weiteres Imperium mit dem Vatikan und machte sich den Traum Karls des Großen von einem wiederauferstandenen Römischen Reich zu eigen. Diese Wiederauferstehung, die fünfte seit Justinian, kam jedoch nicht aus Österreich oder Deutschland, sondern aus Frankreich.

Der Kaiser der fünften Erscheinungsform des Heiligen Römischen Reichs war ein vom Vatikan bestätigter Mann, der das Vermächtnis Roms verehrte: Napoleon Bonaparte.

„Ich bin ein römischer Kaiser“

„Wenn wir über Napoleons historische Referenzen nachdenken, so ist das erste, was uns einfällt, Rom“, schreibt Thierry Lentz, Direktor der Stiftung Napoleon. „Es ist wahr, dass der Kaiser der Franzosen in hohem Maße mit der vorherrschenden römischen Sitte vertraut war“ (Hervorhebung durchgehend hinzugefügt).

Im Jahre 1810 sagte Napoleon selbst: „Ich bin ein römischer Kaiser. Ich stamme von der besten Linie der Cäsaren ab – von den Cäsaren, die aufbauen.“

Obwohl Napoleon mehr als 1.300 Jahre nach dem Niedergang Roms auf der Bildfläche erschien, bestand sein größter Ehrgeiz darin, das Römische Reich wiederauferstehen zu lassen. Das ist genau das, wie wir noch im neunten Kapitel sehen werden, was der Prophet Daniel und der Apostel Johannes prophezeiten – nämlich, dass jede Wiederauferstehung eine Wiederbelebung des Römischen Reiches sein würde.

Sie können wahrscheinlich schon erraten, welche historische Persönlichkeit Napoleon am meisten bewunderte und sich für seine Strategie zur Erschaffung eines europäischen Reiches zum Vorbild nahm. „In einer Gesellschaft, in der die Geschichte die Grundlage allen Denkens und auch des Handelns war, konnte das Reich nicht ohne historische Wurzeln sein“, schrieb Lentz. „Diese Wurzeln wurden dann vor allem nach dem Vorbild Karls des Großen kreiert.“

Wie schon Karl V. und Otto der Große vor ihm, hielt auch Napoleon Karl den Großen für die höchste Verkörperung des wiederbelebten Römischen Reiches. Er wusste, dass der beste Weg, das Römische Reich wiederzubeleben jener war, dem Beispiel Karls des Großen zu folgen. Tatsächlich ist die Ähnlichkeit Napoleons mit Karl dem Großen auffallend. Beide Männer setzten ihre ehrgeizigen Pläne mit Waffengewalt durch. Beide waren skrupellos. Beide legten großen Wert auf Kultur und Bildung und förderten diese. Und wie das schon bei jeder neuen Erscheinungsform des Römischen Reiches der Fall war, verließ sich auch Napoleon auf die katholische Kirche, von der er die für die Erfüllung seiner eitlen Träume nötige moralische und geistliche Legitimierung erhielt.

Napoleon machte den Adler mit gespreizten Flügeln, Legionsadler von Rom und Reichsymbol von Karl dem Großen, zu seinem Hoheitszeichen. Eine seiner ersten Handlungen als Kaiser war eine Pilgerreise nach Aachen, wo sich die Residenz und die Grabstätte Karls des Großen befinden. Während seines Aufenthaltes dort empfing er eine Delegation der Fürsten der Rheinprovinzen, die Napoleon als den „ersten unserer römischen Kaiser, der den Rhein überquerte, um die Barbaren hinauszutreiben“, feierten.

Während Napoleons Regentschaft war Karl der Große mehr als alle anderen historischen Persönlichkeiten omnipräsent!

Genau wie Karl der Große wusste Napoleon, dass er die Unterstützung der katholischen Kirche brauchte. Und die Kirche war eifrig bemüht, sich seiner zu bedienen. Als Napoleon am zweiten Dezember 1804 Kaiser wurde, wurde seine neue Krone die Krone Karls des Großen genannt.

Statuen und Bilder Karls des Großen waren während der ganzen Zeremonie überall vorhanden. Sogar auf dem Zepter war eine kleine Statue von Karl. Es heißt, dass die Hand der Gerechtigkeit und das Schwert, das in der Zeremonie benutzt wurden, ebenfalls von Karl dem Großen stammten. Nach der Krönung erklärte Napoleon: „Ich habe ihn erreicht; nicht den Thron Ludwigs XVI., sondern den Thron Karls des Großen“.

Sechs Monate nach dieser Krönung wurde Napoleon in Mailand zum König von Italien gekrönt, genau wie Karl der Große zum König der Lombarden ernannt worden war. Der Präsident des Wahlausschusses in Tortona sagte zu ihm: „Sie haben das Frankenreich erneuert und diesen Thron Karls des Großen, der unter den Ruinen von zehn Jahrhunderten begraben lag.“

Die Buchregale sind übervoll mit Bänden, die den Charakter, die Führerschaft und die Leistungen Napoleon Bonapartes beschreiben. Führende Geschäftsleute, Politiker und Militärschüler studieren sein Leben und Werk, um Lektionen zu sammeln und ihre Karriere zu fördern. Bonaparte ist eine der meiststudierten historischen Persönlichkeiten unserer Zeit. Aber die bedeutendste Wahrheit über Napoleon ist die am wenigsten wahrgenommene – nämlich, dass das Napoleonische Frankreich die fünfte Wiederauferstehung des prophezeiten Römischen Reiches war. 

Fortgesetzt in Napoleon – ein Sohn Roms (Zweiter Teil)

DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH IN DER PROPHEZEIUNG

Das Heilige Römische Reich hat grundlegende und tiefgreifende Beiträge zur westlichen Zivilisation geleistet – aber seine vielen Wiedergeburten waren auch von schmerzlichen und katastrophalen Folgen begleitet. Europäische Staats- und Regierungschefs haben sich zum Ziel gesetzt, den zersplitterten europäischen Kontinent zu vereinen, indem sie das Vermächtnis dieser außergewöhnlichen Kirche-Staat-Beziehung wiederbeleben. Eine der großen Lektionen dieses Reiches ist, dass es immer wieder zurückkommt. Es gibt jedes Mal eine andere Auferstehung. Das Heilige Römische Reich ist nicht nur ein Relikt der Geschichte. Es ist im Begriff, eine zentrale Rolle im Weltgeschehen zu spielen. Wenn man die Natur und den Charakter dieser mächtigen Institution verstehen lernt, dann verrät es einem genau so viel über die Zukunft wie auch über die Vergangenheit.