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Napoleon – ein Sohn Roms (Zweiter Teil)

Die Posaune

Napoleon – ein Sohn Roms (Zweiter Teil)

Das Heilige Römische Reich in der Prophezeiung - Kapitel sechs

Fortgesetzt von Napoleon – ein Sohn Roms (Erster Teil)

Napoleons katholische Waffe

Genau wie die „heiligen“ römischen Kaiser vor ihm, nutzte Napoleon die katholische Kirche als Hilfsmittel, um sein grandioses Ziel, die Wiederbelebung des Glanzes Roms, zu erreichen. „Napoleon versuchte nicht, der Religion zu dienen, sondern sie zu benutzen“, schrieb John Vidmar in The Catholic Church Through the Ages: A History (Die katholische Kirche im Verlauf der Zeitalter: Eine Geschichte).

Unter Napoleon wurde die Kirche zu einem wichtigen Werkzeug der Staatsregierung. Napoleon würde die Bischöfe ernennen, der Papst würde das absegnen und die Bischöfe würden die Priester in den Gemeinden bestellen. Allen Geistlichen wurden vom Staat Gehälter gezahlt und die Glaubensausübung fand unter staatlicher Kontrolle statt. Viele haben das vergessen, aber das war in vielerlei Hinsicht ein festes Kirche-Staat-Verhältnis.

Während der Französischen Revolution war die katholische Kirche weitgehend vom öffentlichen Leben ausgeschlossen worden. Religiöse Symbole wurden beschlagnahmt, Kirchenglocken abgenommen und sogar einige Kirchentürme wurden abgerissen. Die Regierung versuchte, den Sonntagsgottesdienst abzuschaffen, indem sie die zehn-Tage-Woche einführte – also nur alle zehn Tage einen Ruhetag zu halten.

Anfangs setzte Napoleon den Widerstand der Revolution gegen die Kirche fort. Seine Armeen inhaftierten Kardinäle und nahmen sogar Papst Pius VI. gefangen. Nachdem Pius VI. jedoch im Gefängnis verstorben war, kam Napoleon zu demselben Schluss wie bereits vor ihm Justinian, Karl der Große, Otto und die Habsburger: Um ein Maximum an Macht zu haben, brauchte er die moralische und geistliche Absicherung durch die katholische Kirche.

So führte Napoleon die Kirche beim französischen Volk wieder ein. „Die Vorteile für die französische Regierung lagen auf der Hand“, schrieb Vidmar, aber „auch die Kirche profitierte davon. Revolutionäre Sekten wurden eingestellt, ebenso wie die ‚verfassungsmäßige‘ Gottesverehrung“. Das Recht des Papstes auf die kanonische Einsetzung der Bischöfe wurde anerkannt und die materielle Versorgung des Klerus sichergestellt. … Die Kirche würde das Recht behalten, Liegenschaften zu besitzen, religiöse Orden zu bilden und ihre eigenen Angelegenheiten zu regeln.“

Paul Johnson vermerkte auch Napoleons positiven Einfluss auf die katholische Kirche. „Daher haben wir das Paradoxon, dass die Erschütterung, die das römische Christentum zu verschlingen drohte, damit endete, indem ein sterbendes Papsttum mit einem neuen Lebenszyklus ausgestattet wurde“, schreibt er. „Und das demgemäß wiedergeborene Papsttum kehrt zu einem antiken Thema, aber mit moderner Orchestrierung, zurück: Populistischer Triumphalismus“
(A History of Christianity).

Nachdem sie jahrzehntelang gegen den Protestantismus gekämpft und auch die Wellen der Revolution überlebt hatte, die über Europa geschwappt waren, war die katholische Kirche plötzlich wieder eine einflussreiche Macht in der Welt.

Um mit der Kirche Frieden zu schließen, unterzeichnete Napoleon das Konkordat von 1801 mit Pius VII. Dieses Abkommen machte viele der Rückschläge, die die Revolution der Kirche zugefügt hatte, wieder rückgängig. Es proklamierte den Katholizismus als die Religion der großen Mehrheit der französischen Staatsbürger. Auch garantierte das Konkordat den Katholiken Religionsfreiheit, brachte diese Religion aber auch unter eine Art staatliche Kontrolle, indem es festlegte, dass Bischöfe der Regierung einen Treueeid schwören mussten.

Aber Napoleon konnte es sich nicht leisten, die Protestanten zu verstimmen. Das Konkordat machte den Katholizismus keineswegs zur einzig zugelassenen Religion. Und es erlaubte auch all jenen, die während der Revolution Grundbesitz von der katholischen Kirche erhalten hatten, diesen zu behalten.

Genau wie bei Karl dem Großen, war der Papst auch an der Krönung Napoleons eng eingebunden. Aber für Napoleon war es schwer zu akzeptieren, dass ihm irgendjemand Befehle erteilte. Er verfasste die Choreographie seiner Krönung selbst. Anstatt sich für die Zeremonie auf den weiten Weg nach Rom zu machen, ließ er den Papst zu sich kommen. Und als für ihn der Moment gekommen war, zum Kaiser gekrönt zu werden, nahm Napoleon selbst die Krone vom Altar und setzte sie sich auf den Kopf.

In seinem Buch Napoleon beschreibt Paul Johnson, wie wichtig der Titel des Kaisers für Bonapartes Erfolge war. Kaiser zu werden, schreibt Johnson, „wurde zum Grundbaustein einer wachsenden Struktur von Trabantenkönigreichen, Fürstentümern und Grafschaften, von Medaillen, Ehren und Sternen, von Protokollen und Privilegien, die von dem neuen Kaiser geschaffen und nach seinem Willen verliehen und häufig auch widerrufen wurden.“

Napoleon mag kein glühender Katholik wie Karl der Große gewesen sein, aber er kannte die Geschichte. Er wusste, dass er die Unterstützung der Römisch-Katholischen Kirche brauchte, um seinen Traum von einem vereinten europäischen Reich verwirklichen zu können. Und die Kirche, nach größeren Rückschlägen während der Reformation und der Französischen Revolution, sah Napoleon als ein Mittel, ihre Position und ihre Macht wiederherzustellen.

Natürlich war vieles so wie bei den früheren Kaisern; auch Napoleons Beziehung mit der Katholischen Kirche war von kurzer Dauer. Napoleon verkrachte sich mit der Kirche, als der Vatikan schließlich seiner herrischen Einflussnahme auf ihre Angelegenheiten überdrüssig war. Am Ende wurde Napoleon exkommuniziert. Seine Reaktion war die Verhaftung von Papst Pius VII. Trotz dieses Zerwürfnisses stand der Papst letztendlich Napoleon bei, als dieser schließlich besiegt und von den Briten gefangengenommen wurde; er richtete sogar an die britische Regierung ein Schreiben mit der Bitte, Napoleon besser zu behandeln.

Am Ende seiner Herrschaft gab Napoleon mit Bedauern zu, dass er die Kirche manchmal mit zu harter Hand behandelt hatte, und sich die katholische Macht nicht besser zu seinem Vorteil nutzbar gemacht hatte. „Ich hätte die religiöse Welt genauso beherrschen sollen wie die politische“, schrieb er, „und Kirchenkonzile einberufen sollen wie Konstantin.“

Napoleons Erfolge

Wie die früheren Wiederauferstehungen des Reiches, so war auch Napoleons Herrschaft von nahezu andauernden Konflikten, Zerstörung und Tod beherrscht. In seinem Buch Napoleon’s Wars (Napoleons Kriege) weist Charles Esdaile eine Reihe von Ursachen für diese Kriege aus – aber, schreibt er: „Der Hauptgrund war Napoleons eigene Aggressivität, Selbstsucht und Machtgier. …“

„Napoleon Bonaparte war nicht nur der oberste Kriegsherr – ein Mann, der ohne Kriege und Eroberungen ein Nichts gewesen wäre – sondern er war zu keiner Zeit imstande, sich selbst dieselben Grenzen zu setzen wie es die anderen Herrscher und Staatsmänner getan hatten, die die Auseinandersetzungen des 18. Jahrhunderts führten“, schreibt Esdaile.

Es war „die Entschlossenheit des Kaisers, keine Kompromisse einzugehen, bei jeder möglichen Gelegenheit seine Muskeln spielen zu lassen und die Dinge bis aufs Äußerste zu treiben“, was zu den Napoleonischen Kriegen führte, sagt Esdaile. Sie waren ungemein blutig. Die Franzosen erfanden während der Revolution das Konzept der allgemeinen Wehrpflicht, und Europa war zum ersten Mal in seiner Geschichte in einen Krieg verwickelt, in dem die Nationen auf beiden Seiten Soldaten zwangsweise eingezogen hatten. Das Ergebnis war katastrophal. Etwa vier Millionen Menschen kamen ums Leben, eine für diese Zeit unfassbar große Zahl.

Im Spanischen Erbfolgekrieg – der hundert Jahre früher stattgefunden und ungefähr gleich lang wie die Napoleonischen Kriege gedauert hatte – wurden etwa ein Dutzend größere Schlachten gefochten. Während der Napoleonischen Kriege waren es mindestens vierzig. Soldaten waren nicht mehr länger eine knappe Ressource, deren Ausbildung viel Zeit und Geld kostete; ihr Leben konnte jetzt billiger weggeworfen werden.

Aber Napoleons Regentschaft war nicht von langer Dauer, und er reichte auch nicht seine Macht an einen Nachfolger weiter. Sie endete mit seiner Niederlage in Waterloo. Einmal mehr ging das Tier in den Untergrund. 

Fortgesetzt in Der Zweite Weltkrieg und Hitlers Papst (Erster Teil)

DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH IN DER PROPHEZEIUNG

Das Heilige Römische Reich hat grundlegende und tiefgreifende Beiträge zur westlichen Zivilisation geleistet – aber seine vielen Wiedergeburten waren auch von schmerzlichen und katastrophalen Folgen begleitet. Europäische Staats- und Regierungschefs haben sich zum Ziel gesetzt, den zersplitterten europäischen Kontinent zu vereinen, indem sie das Vermächtnis dieser außergewöhnlichen Kirche-Staat-Beziehung wiederbeleben. Eine der großen Lektionen dieses Reiches ist, dass es immer wieder zurückkommt. Es gibt jedes Mal eine andere Auferstehung. Das Heilige Römische Reich ist nicht nur ein Relikt der Geschichte. Es ist im Begriff, eine zentrale Rolle im Weltgeschehen zu spielen. Wenn man die Natur und den Charakter dieser mächtigen Institution verstehen lernt, dann verrät es einem genau so viel über die Zukunft wie auch über die Vergangenheit.