Vatican City by Giuseppe Milo on flickr/CC by 2.0
Neues oberstes Ziel des radikalen Islam: Rom
„Tod für Amerika“, tönt der übliche Refrain der radikalen Islamisten. Sie betrachten Amerika als den „großen Satan“ und Israel als den „kleinen Satan.“ Ihre Führer fantasieren davon, New York zu zerstören und Jerusalem zu überrennen. Aber der Islamische Staat (IS) hat einen anderen Schwerpunkt für das nächste große Ziel im globalen Dschihad.
Als am 29. Juni 2014 der IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi die Bildung eines „Kalifats“ durch seine Gruppe bekanntgab, gab es keine solchen Sprechchöre. Nach wie vor hasst er die Juden, und Amerika wurde kurz erwähnt, aber keines von beiden war sein größtes, langfristiges Ziel.
„Muslime, eilt in euren Staat“, rief Baghdadi. „Ja, es ist euer Staat. Eilt, weil Syrien nicht für die Syrer ist, und der Irak nicht für die Iraker ist. … Das Land ist für die Muslime, alle Muslime. … Dies ist mein Rat an euch. Wenn ihr euch an ihn hält, werdet ihr Rom erobern und die Welt besitzen, so Allah es will. (Hervorhebung des Autors).
Bald danach debütierte der IS sein modernes, professionell aussehendes Hochglanzmagazin, Dabiq. Einmal mehr zeigte sich, dass er nicht auf die Zerstörung Amerikas fokussiert war, sondern dass sich die gesamte IS-Philosophie um einen Krieg mit Europa und Rom dreht.
Laut der prophetischen Texte dieser Gruppe ist Dabiq der Schauplatz einer entscheidenden Schlacht zwischen dem Islam und Europa im nördlichen Syrien. Der erste Artikel des Magazins beschreibt wie „die Römer“ in die Nähe von Dabiq vorrücken werden. Eine Armee von Muslimen aus Medina wird diese Römer besiegen, sagt der Artikel. „Dann werden sie Konstantinopel erobern“ (jetzt Istanbul, die ehemalige Hauptstadt der Türkei). Im Artikel steht, dass im darauffolgenden Kampf Jesus vom Himmel herabkommen und die islamischen Armeen zum Sieg führen wird. „Der hadith [Tradition] zufolge wird die Gegend [von Dabiq] eine historische Rolle in den Schlachten spielen, die zur Eroberung von Konstantinopel und danach von Rom
führen“, heißt es im Artikel.
Der Rest des Magazins erklärt, warum Muslime sich bedingungslos Baghdadi unterwerfen und gegen andere Autoritäten rebellieren müssen und erklärt auch die Notwendigkeit der Gründung des Kalifats. Das Kalifat, heißt es, ist nur ein Schritt auf dem Weg zur Konfrontation mit Europas Armeen. „Möge Allah diesen Kalifats-Staat beschützen und ihn weiterhin leiten, bis seine Legionen die Armeen der Kreuzzügler bekämpfen, welche sich nahe Dabiq versammeln werden“, schließt sein Leitartikel.
Den syrischen Präsident Bashar Assad zu besiegen, Syrien zu erobern und große Teile des Irak einzunehmen, das sind laut dem Artikel lediglich die notwendigen Vorbereitungen auf diesen Zusammenstoß mit Europa. Sowohl im Dabiq Magazin sowie in Baghdadis Ansprache werden die Feinde der IS meistens als „Kreuzzügler“ beschrieben. Die Zeitschrift macht klar, dass es die amerikanischen Truppen im Irak zu den Streitkräften der Kreuzzügler zählt; dennoch ist es eine auf Europa konzentrierte Sprache – ein Abweichen von den weniger spezifischen Begriffen wie „Ungläubige“ oder „Heiden“, die man gewöhnlich in radikal islamischen Tiraden hört. Die Kreuzritter kamen aus Europa, angefeuert vom Papst in Rom.
Letzten Endes könnte der IS lediglich ein Strohfeuer sein. In Mali zum Beispiel, machten radikale Islamisten atemberaubende Eroberungen nur um zu zerfallen, sobald sie die Aufmerksamkeit der Welt gewonnen hatten. Aber der radikale Islam wird die Länder, die der IS eingenommen hat, nicht aufgeben, selbst wenn die Gruppe besiegt wird. Diese Fokussierung auf Europa als Feind wird fortdauern und durch deren Annahme werden die in dieser Gegend bereits weit verbreiteten Überzeugungen wahrscheinlich durch den IS widergespiegelt. Die Sprache, deren sich der IS bedient ist nicht neu; andere Prediger haben ähnliche Aussagen gemacht. Schließlich ist Rom das Zentrum des Katholizismus, des größten Religionsrivalen des Islam. Der IS ist bloß eine der ersten Gruppen, die mit Europa als seinen
Hauptschwerpunkt zur Prominenz aufstieg.
Die Bibel sagt einen letzten Zusammenstoß zwischen einem vom Vatikan geführten Europa und dem vom Iran geführten radikalen Islam voraus. Heute sehen wir eine radikale islamische Gruppe, die ihren Willen, gegen Europa – „die Römer“ und „die Kreuzfahrer“ zu kämpfen, kundtut.“ Radikale Muslime sehen diesen Zusammenprall als einen bedeutenden Teil ihrer Version vom Ende der Welt und vom Triumph des Islam, deshalb trainieren sie Kämpfer, um diese Kreuzfahrer-Staaten anzugreifen. Solch ein Angriff könnte Europas Meinung über den Islam und den Nahen Osten revolutionieren, genauso wie der 9/11-Angriff Amerika verwandelt hat. Dies könnte die Schlacht herbeiführen, auf die die radikalen Islamisten hoffen. ▪